„PIA WILLI. Kunst und Kloster“

Sr. Pia Willi
Über die Heiligdreikreuzkirche, den Friedhof und den Eingang der Klosterkirche gelangt man in die historischen Innenräume des Klosters mit dem ruhigen Innenhof. Es wurde ein Kinderpfad eingerichtet, indem das Museum spielerisch erforscht werden kann.Die Gäste können auf verschiedenen Stockwerken einen Teil aus Sr. Pia Willi‘s vielfältigen Werkbestand, der aus über 150 Zeichnungen, Aquarellen und Grafiken, bis hin zu über 90 Stickentwürfen für Engadinertrachten und 45 Kartenmotiven mit Szenen aus dem Klosterleben reicht, bestaunen.
In einem Interview, welches in der Ausstellung gezeigt wird, erzählt Sr. Pia Willi von ihrer Studienzeit und den Beweggründen ihres Eintrittes ins Kloster St. Johann.
Sie war von 1986 bis 2012 Priorin, von 2013 bis 2019 Subpriorin und feierte 2020 ihre diamantene Profess. Ihre Priorität galt immer den klösterlichen Pflichten, doch nebenbei integrierte sie ihr künstlerisches Talent in das Klosterleben. So prägten die Stickereientwürfe von Sr. Pia über vier Jahrzehnte das Brauchtum im Engadin und darüber hinaus. Schätzungsweise 800 bis 1000 Trachten mit Stickereien sind nach ihren Entwürfen entstanden. Das Herzstück der Ausstellung ist eine ausgestellte Engadiner Tracht. Typisch für diese sind Rock und Mieder aus rotem Wollstoff sowie Blumenstickereien auf schwarzer Wolle oder Seide. Bei der ausgestellten Tracht handelt es sich um eine private Leihgabe, gestickt nach Entwurf Nr. 81 von Sr. Pia 1985/86. An einer hölzernen Pinnwand erfährt man mehr über „die Pracht der Tracht“. Persönliche Beiträge über verschiedene Engadiner Trachten und eine Mitmachaktion weckt die Wissbegierde der Besucher:innen. Über einen Qr-Code gelangt man in ein digitales Trachtenarchiv. Dort kann gestöbert und die eigene Tracht hinzugefügt werden. Neben weiteren Stickentwürfen können in der aktuellen Ausstellung kunstgewerbliche Zeichnungen aus Sr. Pia Willi‘s Studienzeit bewundert werden.
Über alte knorrige Holzstiegen gelangt man in die oberen Stockwerke, begleitet von Werken aus der Sammlung von Sr. Pia Willi. In der alten Räucherkammer z.B. hängen farbenfrohe Stillleben von ihr und im obersten Stockwerk gibt die Dauerausstellung „Innenleben. Die barocken Nonnenzellen“ mit persönlichen Gegenständen und aufgezeichneten Interviews, Einblick in das Klosterleben der Schwestern.
Zurzeit leben noch acht Benediktinerinnen im Kloster St. Johann. Unter der Regie von Sr. Pia Willi wurden zahlreiche Restaurierungsarbeiten im Kloster durchgeführt. Es war nicht immer einfach, die Bedürfnisse der Klosterfrauen mit den Anforderungen der Archäologen, die Grabungen durchführten, in Einklang zu bringen. Der Stiftung Pro Kloster St. Johann war es wichtig, die Lebensumstände der Schwestern zu verbessern. Und Dank der Unterstützung zahlreicher Sponsoren ist dies gelungen. Zusätzlich dazu wollte Sr. Pia Willi als Priorin des Klosters aktiv einen Beitrag leisten. Sie begann, Karten mit Motiven und Szenen aus dem Klosterleben zu zeichnen, die schnell zu ihrem Markenzeichen wurden. Die „Willi-Karten“ erreichten in den letzten 25 Jahren eine Auflage von 7 Millionen. Sr. Pia Willi traf bei der Ausstellungseröffnung, am 25. Juni 2025, erstmals nach 20jähriger Zusammenarbeit Stefan Kürzi. Dieser arbeitet bei Multicolor Print AG (CH) und hat seit jeher die Verantwortung für den Druck der Karten, aber die Zeichnerin noch nie persönlich getroffen.
Am Ende der Ausstellung, die im Alleingang oder in einer Führung erkundet werden kann, bietet sich ein Besuch im Klosterladen an. In diesem können neben vielen verschiedenen Artikeln auch die Grußkarten von Sr. Pia Willi, erworben werden. Die Ausstellung läuft bis 6. April 2026.
Näheres zu den Öffnungszeiten und
Führungen +41 (0)81 858 61 89 oder
Sr. Pia Willi
wurde 1931 in Zürich mit bürgerlichen Namen, Johanna, geboren. Sie war das erste von vier Kindern des Kinderarztes Heinrich und seiner Frau Marie-Luise Willi. Johanna, auch Hanna oder Hanneli genannt, absolvierte ab 1950 eine fundierte Kunstausbildung an der Kunstgewerbeschule Zürich und der Kunstakademie André Lhote in Paris. An der Kunstgewerbeschule legte sie ihren Schwerpunkt auf das wissenschaftliche Zeichnen. Der Schweizer Künstler Karl Schmid war für Hanna ein prägender Lehrer. Als erste und eine von wenigen Frauen besuchte sie zudem Kurse in Schriftgestaltung, sowie Typographie mit Handsatz, einer Drucktechnik mit Bleilettern. Nach ihrem Studienabschluss 1955 arbeitete sie als wissenschaftliche Zeichnerin und illustrierte verschiedene Publikationsprojekte.
Die junge Frau verbrachte ihre Ferien häufig in Disentis (CH). Die barocke Architektur des benediktinischen Mönchsklosters regte sie zu einer Serie von Zeichnungen an. In Disentis empfing sie ihre Berufung und klopfte 1958 erstmals an die Pforte des Klosters in Müstair. Sie erhielt den Namen Schwester Maria Pia und legte 1963 die ewigen Gelübde ab.

Zeichnungen von Sr. Pia Willi

Räucherkammer

Bilder und Orgelklänge begleiten die Gäste durch die Stockwerke

Im Klosterladen sind Karten mit Motiven aus dem Klosterleben von Sr. Pia Willi erhältlich
