Leserbriefe 21-2025
Versteckte Kamera am Meraner Bahnhof?
Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Barbara Schöneberger am Meraner Bahnhof Kameras für die Sendung „Verstehen Sie Spaß“ installiert hat. Denn anders lassen sich die dortigen Vorgänge kaum erklären.
Ein paar Beispiele:
Am Dienstag, 16. September, fährt mein Zug aus dem Vinschgau mit leichter Verspätung um 11.45 Uhr in Meran ein. Eine Durchsage informiert uns, dass der Anschlusszug nach Bozen nicht – wie üblich – auf Gleis 4 wartet, sondern auf Gleis 1. Da die Zeit schon knapp ist, laufe ich mit Schwung zum Gleis 1. Wie ich gemeinsam mit anderen die Treppe hinaufhechle, höre ich schon das dreifache Piepsen für den geschlossenen und abfahrenden Zug. Und siehe da, wie ich als Zweiter des Sprintrennens den Zug erblicke, fährt er mir vor der Nase ab. Schlussendlich komme ich mit einer halben Stunde Verspätung in Bozen an.
Donnerstag, 18. September: Dieses Mal nehme ich einen Frühzug, um pünktlich zu einem Termin nach Sterzing zu kommen. Genug Zeit zum Umsteigen ist eingeplant – doch der Zug um 7.16 Uhr fällt schlicht aus. Ich wende mich an den Lokführer. Er erklärt, es habe ein Problem mit der Brandschutzanlage gegeben. Einen direkten Zug zum Brenner gibt es nicht – also Umsteigen mit Wartezeit in Bozen und Ankunft mit einer Stunde Verspätung.
Am 29.09. probiere ich erneut mein Glück. Dieses Mal komme ich um 14.15 Uhr von Bozen kommend am Bahnhof in Meran an. Das Gleis ist wiederum ungünstig: Der Zug fährt auf Gleis 1 ein, während der Anschluss nach Mals auf Gleis 5 startet. Also wieder Sprint – Treppe runter, Treppe rauf – leider wieder umsonst. Ich sehe den Hintern des Zuges, wie er sich gemächlich aus dem Bahnhof von Meran Richtung Vinschgau in Bewegung gesetzt hat.
Sollte meine Schöneberger-Theorie falsch sein, dann bleibt nur eine Feststellung: der Zugbetrieb am Bahnhof Meran ist der Beweis, dass mangelnde Koordination, keine Absprachen zwischen den Linienbetreibern und der fehlende Wille, den Fahrgast zu informieren und ihm weiterzuhelfen, auch als „öffentliche Dienstleistung“ durchgehen können.
Wenn jegliche Planbarkeit der eigenen Termine unmöglich wird, hilft auch das „Ruhig Blut“, wie von Erwin Bernhart in der letzten Ausgabe des Vinschgerwind propagiert, nicht weiter – das können nur jene predigen, welche die öffentlichen Verkehrsmittel nur von außen sehen.
Von den Verantwortlichen hört man Ausreden und Beschwichtigungen. Unternehmer wie ich, die auf öffentliche Verkehrsmittel setzen, werden nicht selten süffisant belächelt. Und, liebe Politiker/innen und Entscheidungsträger/innen: tröstet uns nicht mit der bevorstehenden Elektrifizierung, denn kundenfreundlichere Abläufe am Bahnhof Meran und im Vinschgerzug werden dadurch nicht von allein entstehen. Diese hätte man in den letzten 20 Jahren ohne großen Aufwand schaffen können. Geschehen ist in dieser Hinsicht jedoch gar nichts.
Walter Gostner, Mals.
Sozialarbeiter auf vier Pfoten – und jetzt Steuerzahler?
Die geplante Hundesteuer in Südtirol wirkt wie ein Lückenbüßer – ein politischer Schnellschuss, der mehr Hilflosigkeit als Klarheit zeigt und den Medien ein willkommenes Ablenkungsthema bietet. Dabei leisten Hunde längst mehr für diese Gesellschaft, als mancher Sitzungssaal je erträumt: Sie holen ihre Menschen aus der Einsamkeit, bringen sie an die frische Luft, fördern Bewegung, beugen Depressionen vor und sparen damit unserem Gesundheitssystem beträchtliche Summen. Kurz: Sie sind Sozialarbeiter auf vier Pfoten – ehrenamtlich, zuverlässig und ohne Bürokratie. Und nun sollen ausgerechnet diese stillen Helfer und ihre Halter zur Kasse gebeten werden. Ironischer geht’s kaum: Statt Anerkennung gibt es eine Rechnung. Hunde sind nicht das Problem, sondern Teil der Lösung – leise, treu und ohne Quittung zu stellen. Eine Steuer, die diese Arbeit bestraft, schadet am Ende nicht nur Hund und Halter, sondern uns allen.
Kofler Josef, Latsch
Zweisprachigkeitspflicht
Ein weiterer Beweis wie die italienischen Koalitionspartner der derzeitigen Landesregierung denken betreffend dem Recht zum Gebrauch der deutschen Muttersprache. Jetzt zeigt der Teufel, Orginalton Herr Zeller, den SVP-Größen Kompatscher, Stauder und Steger sein wahres Gesicht und Gedankengut, schon einmal wollte diese politische Gesinnung unserem Volk die Muttersprache verbieten, während des Faschismus unter der Herrschaft von Benito Mussolini. Das Recht auf unsere deutsche Muttersprache lassen wir uns von niemanden verbieten auch nicht von den Herren Bianchi, Galateo und Gleichgesinnten. Auch wenn das diesen Herren nicht gefällt, dann sollen sie wieder dorthin zurück kehren von wo sie gekommen sind, denn Süd-Tirol ist nicht Italien.
Elmar Karl Müller, Naturns
...diese Investitionen würden sich rentieren...
Letztes Mal wandte sich auf diesen Seiten eine besorgte Mutter in einem Leserbrief an die LehrerInnen, diese mögen von ihren Protestmaßnahmen absehen, es gehe ihnen doch gut. Auf den ersten Moment bin ich versucht, ihr zu entgegnen, dass auch der Lohn der Lehrer durch die Inflation geschrumpft ist und dass die Regierung keineswegs beabsichtigt, diesen Kaufkraftverlust voll auszugleichen. Hier geht es ihnen wie vielen Arbeitnehmern in Südtirol. Dabei sollte es die gesellschaftliche Norm sein, dass Arbeitnehmer einen vollen Ausgleich der Inflation erhalten. Und das werden wir so lange nicht erreichen, wie Arbeitnehmer sich gegeneinander ausspielen lassen.
Aber ich verstehe die Schreiberin des Leserbriefes: Keine Mutter wird es kalt lassen, wenn dem eigenen Kind etwas genommen wird. Kein Vater will sein Kind traurig und enttäuscht sehen.
Und doch möchte ich dazu einladen, die Situation von einer anderen Perspektive aus zu betrachten. Es geht nicht nur um Gehälter. Was wäre nämlich, wenn der Lehrerprotest Erfolg hätte? Dann bekäme die Schule mehr Geld. Dann hätten sehr unruhige Klassen öfter eine zweite Lehrperson im Unterricht. Die SchülerInnen könnten viel eher jene individuelle Förderung erhalten, die sie brauchen. SozialpädagogInnen könnten den Klassen tatsächlich genügend Zeit widmen, Schwächere besser unterstützt werden. Unterm Strich würden diese Dinge wiederum allen zugutekommen: Oft gehen SchülerInnen im Trubel unter, den nicht selten jene machen, die mit der Schule oder ihrem Alter nicht zurechtkommen. Viel Lernen, viel wertvolle Förderung entgeht Kindern und Jugendlichen in Unterrichtsstunden, die von Störungen durchsetzt sind.
Und ja, wenn auch die Gehälter anstiegen, würde Südtirol nicht noch mehr professionell ausgebildete, junge Lehrpersonen verlieren, die nach dem Studium in Nordtirol bleiben, wo sie schon lange weit besser verdienen.
All diese Investitionen würden sich rentieren, weil mehr junge Menschen mehr aus sich machen könnten, weil weniger von ihnen an sich oder ihrem Umfeld scheitern würden. Es würde einen Unterschied machen, für sie selbst, für ihre Mitmenschen, selbst für die Betriebe im Land. Kinder nicht optimal zu fördern können wir uns eigentlich gar nicht leisten.
Vielleicht wird es am Ende den Einsatz wert gewesen sein, den die SchülerInnen heute - unfreiwillig - zahlen: ein Jahr ihrer Schulkarriere ohne Ausflüge.
Tobias Lechthaler, Lehrer, Latsch
Liebe Eltern, was soll/muss Schule leisten?
Und was ist uns das wert?
Antwort auf den Leserbrief (Vinschgerwind Nr. 20 02.10.2025) einer besorgten Mama aus dem Schulsprengel Latsch:
Die besorgte Mutter aus dem Schulsprengel Latsch stellt einige Prozentzahlen in den Raum, die den Eindruck erwecken, die Lehrpersonen kriegten den Hals nicht voll. Betrachtet man allerdings die Situation im Detail ergibt sich ein ganz anderes Bild. Darauf möchte ich nun nicht genauer eingehen nur ein Beispiel: Verdoppelung der Außendienstzulage, WOW! Das Doppelte von 2,80 € ist wirklich viel!
Die besorgte Mama möchte nur Gleiches mit Gleichem verglichen wissen. Zu Recht! Wenn die Gehälter unterschiedlicher Berufsgruppen miteinander verglichen werden, so muss man der Gerechtigkeit und Transparenz halber auch den Ausbildungsweg mitberücksichtigen: Eine Verkäuferin, eine Friseuse ... sind vom ersten Arbeitstag an pensionsversichert und erhalten ein Gehalt, wenn auch ein geringes. Eine angehende Lehrperson hat einen Ausbildungsweg von 10 Jahren zu absolvieren (5 bis zur Matura und 5 bis zum Master). 10 Jahre in denen sie kein Gehalt bezieht und nicht pensionsversichert ist. Selbst wenn eine Friseuse in dieser Zeit nur 1000 € brutto verdient, sind das 120.000 € brutto, während die Lehrperson zwar auch eine „Lehrzeit“ macht, aber eben nichts verdient sondern nur Spesen hat. Hier hinkt also der Vergleich der besorgten Mama schon gewaltig.
Zudem führt die besorgte Mama 17 Wochen Ferien ins Feld, toll! Fakt: Lehrpersonen stehen 30 Tage Urlaub zu. Die restlichen Schulferien sind unterrichtsfreie Zeit, das heißt aber nicht, dass Lehrpersonen da nicht arbeiten. Bereits vor ca. 20 Jahren wurde die Arbeitszeit der Lehrpersonen erhoben und es wurde nachgewiesen, dass Lehrerinnen nicht
weniger sondern im Durchschnitt eher etwas mehr als andere Angestellte arbeiten, trotz langer unterrichtsfreier Zeit. Die Arbeitsbelastung ist in diesem Beruf nur sehr ungleich übers Jahr verteilt. Das will aber niemand wahrhaben. Und ja, es gibt auch Kolleginnen, die weniger Zeit für allfällige Vor- und Nachbereitung usw. aufwenden. Dazu möchte ich mich nicht weiter äußern, nur so viel: Schlaumeier gibt es in jeder Berufsgruppe und auf jeder Ebene, leider ist es ihnen egal, dass das zu Lasten anderer geht.
Die besorgte Mama fragt außerdem, was wäre, wenn Friseusen oder Verkäuferinnen protestierten. Dafür hätte ich vollstes Verständnis! Jede Arbeit sollte angemessen entlohnt werden! Dabei ist auch der Ausbildungsweg zu berücksichtigen. Wollen sich die Arbeitnehmerinnen und Angestellten wirklich gegenseitig die Brosamen, die die Führungsriege ihnen zugesteht, streitig machen? Warum ging kein Aufschrei durch die Gesellschaft als im Frühjahr und Sommer über die Gehaltsanpassungen, Nachzahlungen usw. für Führungskräfte und daran gekoppelt die Politikergehälter berichtet wurde? Da ging es um Summen, die mehr als das Jahresgehalt einer Friseuse ausmachen. Sind die noch zu rechtfertigen? Womit? Mehr Arbeitszeit? Mehr Verantwortung? ... Der Tag hat für alle 24 Stunden und die Verantwortung wurde bisher, in meiner Wahrnehmung, im öffentlichen Bereich nur selten wirklich eingefordert. Politiker und Führungskräfte sollen gut verdienen, dabei sollten sie aber stets das Gemeinwohl und die Verhältnismäßigkeit vor Augen haben.
Ich habe 29 Jahre an der Mittelschule Latsch unterrichtet und meine überwiegend positiven Erinnerungen sind manchmal an Ausflüge geknüpft, vor allem aber an Erlebnisse und Gespräche mit Schülerinnen und Eltern
im Schulalltag. Im Laufe der Zeit ist an der MS Latsch die Ausflugstätigkeit immer weiter angestiegen. Aus dem, was ein unterrichtsergänzendes Angebot sein sollte, leiten nun offensichtlich einige Schülerinnen und Eltern ein Recht auf Ausflüge ab. Diese Erwartungen sind zu hinterfragen. Ich stimme hier Landesschuldirektorin Frau S. Falkensteiner und Dir. S. Saurer voll und ganz zu: Es ist ein guter Zeitpunkt um viele Veranstaltungen und Erwartungen zu überdenken. Schule ist ein Ort des gemeinsamen Lernens, das jeden Tag in einem Klima des gegenseitigen Respekts und der Wertschätzung stattfinden sollte. Dazu können unterrichtsergänzende Tätigkeiten beitragen aber es gibt auch viele andere Aspekte.
Dem abschließenden Wunsch von Frau Dir. Saurer im Interview mit dem Vinschgerwind kann ich mich nur anschließen: Wir brauchen Zeit, Vertrauen und Wertschätzung ... (Interview in derselben Ausgabe)
Maria Luise Muther, Lehrerin in Pension,
die sich nach wie vor für Schule und
Bildung interessiert
P.S. Es steht allen frei sich für diesen Beruf zu entscheiden. Wenn er so attraktiv ist, warum machen das nicht mehr Menschen? Es ist ein schöner aber herausfordernder Beruf!
HAIKU – Gedicht
Beim Nachlesen* -
fremde Sprachen zwischen
Apfelbäumen.
*das Entnehmen letzter Früchte
©Helga Maria Gorfer
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