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Vinschgau

Leben retten

von Angelika Ploner
Organspende ist der schönste Akt der Menschlichkeit. Einerseits. Zum anderen ist die Wahrscheinlichkeit, dass man ein Organ braucht, vier Mal höher als dass man als Spender eines gibt. Diese Botschaft gab Gustav Kofler am vergangenen 3. Oktober 2025 den zahlreich Erschienenen mit auf den Weg. Ein hochkarätiges Podium und viele Ehrengäste hatte Kofler, der Präsident von Nierene, ins CulturForum nach Latsch geholt.
veröfftl. am 13. Oktober 2025

BildungsbotschafterInnen aus dem Vinschgau und Burggrafenamt bei der „Apsis“ der Laaser Pfarrkirche begleitet von Susanne Saewert und Brigitte Schönthaler (hockend) tauschen sich bei Literatur und Marmor aus

Es gibt mehrere Möglichkeiten, seinen Willen zur Organspende zu deponieren: über den Hausarzt, den Sanitätsbetrieb oder über die Identitätskarte. Südtirol hat über die Möglichkeit, die Bereitschaft zur Organspende in der Identitätskarte vermerken zu lassen, viele erreicht. Wichtig ist, und das wurde mehrmals im Laufe des Abends betont: „Redet zu Lebzeiten über Organspende, aber auch über Patientenverfügung und Sachwalterschaft.“
Langwierig und schwierig ist der Weg bis man ein Organ bekommt. Martina Pedross aus Latsch, zeichnete ihren Weg zu ihrer Lebertransplantation, auf. Mit 15 litt sie erstmals unter starkem Juckreiz. Erst Jahre später, mit über 20, kontrollierte ein Hautarzt ihre Blutwerte und stellte sehr schlechte Leberwerte fest. Die Diagnose: PSC, eine Leberkrankheit bei der sich erst die Gallengänge entzünden, die Gallenflüssigkeit nicht mehr abfließen und ein Gallenstau zur Vernarbung der Leber führt. Pedross wurde zuerst in Innsbruck, später in München, wo sie in der Nähe mit ihrem Lebensgefährten wohnt, betreut. Mit 26 Jahren wurde sie auf die Transplantationsliste gesetzt. „Dann ging die Prozedur los. Alles wurde durchgecheckt, um abzuklären, ob ich gesund genug für eine Transplantation bin, aber auch, ob ich wirklich eine Leber brauche.“ Von Woche zu Woche verschlechterte sich ihr Zustand. Martina Pedross war so gelb im Gesicht, „dass ich ausschaute wie die Simpsons.“ Weit schlimmer aber war der Juckreiz. „Das war eine Qual, das Bett war vom Aufkratzen morgens blutig.“ Und trotzdem nahm sie sich vor, jeden Tag so normal wie möglich weiterzuleben, „immer in Bereitschaft, sollte das Handy klingeln und der Anruf für eine Transplantation kommen.“ Im Mai 2024 war es soweit. „Die Leber ist in einer Box gekommen“, erinnert sie sich. „Dann bin ich erst zwei Tage später aufgewacht.“ Ein Leck und eine schwere Abstoßung kamen dazu. Die Behandlung hatte Fieber und Übelkeit zur Folge. „Aber dann ging es aufwärts.“
Fachreferate von Silvia Baumgartner, Direktorin für Notfall-, Anästhesie und Intensivmedizin am LKH Bozen und Elisabeth Morandell, Ärztin an der Nephrologie am LKH Bozen flankierten die Lebensgeschichte von Pedross. Morandell: „Die durchschnittliche Wartezeit auf eine Niere beträgt 3 bis 5 Jahre.“ Silvia Baumgartner erklärte den Hirntod. Dieser ist Voraussetzung zur Organspende, ist gesetzlich genau geregelt und lässt absolut keinen Handlungsspielraum zu.
„Wir haben erlebt, dass es für viele ein kleiner Trost ist, wenn der Angehörige nicht mehr lebt, mit den Organen zumindest anderen ein neues Leben geschenkt werden kann.“ Eine Betroffene aus dem Publikum sagte: „Ein Organ ist das größte Geschenk, das man bekommen kann.“