Tramin, 27. Oktober 2025
Aquaponik trifft auf Insektenzucht: Solos und Reploid eröffnen erste Insektenmastanlage Südtirols
Mit der Eröffnung der ersten Insektenmastanlage Südtirols setzen das Aquaponik-Unternehmen Solos und das Biotechnologieunternehmen Reploid einen weiteren Meilenstein für die regionale Kreislaufwirtschaft.
Im Rahmen des von IDM Südtirol koordinierten Interreg-Projekts CEFoodCycle wird ein neuer Schritt in
Richtung nachhaltiger Ressourcennutzung und lokaler Wertschöpfung vollzogen.
Das gemeinsame Ziel: Lebensmittelnebenprodukte sinnvoll verwerten, anstatt sie als Abfall zu behandeln. In der neuen Anlage werden organische Reststoffe künftig in hochwertiges Tierfutter auf Basis von Insektenproteinen verwandelt – eine ökologische Alternative zu Fischmehl, das bislang als Futtermittelstandard galt. Damit schließt sich ein weiterer Kreislauf in der nachhaltigen Fischzucht und Landwirtschaft.
Solos-Geschäftsführer Matthäus Kircher sprach bei der Eröffnung von einem „weiteren Meilenstein in der Unternehmensentwicklung“, der die bisherige Forschung des Unternehmens auf die nächste Ebene hebe. Die derzeit durchgeführten Kleinversuche im Rahmen des Interreg-Projektes FISH sollen nun im größeren Maßstab umgesetzt werden, um die lokale Kreislaufwirtschaft messbar zu stärken. Besonders erfreulich sei, so Kircher, dass es gelungen sei, nach Wasser- und Nährstoffkreisläufen sowie grüner Energieerzeugung nun auch den Futterkreislauf in das System von Solos zu integrieren.
REPLOID Group AG Vorstand Dr. Philip Pauer sprach bei der Eröffnung darüber, dass es zukunftsweisende Einrichtungen dieser Art dringend braucht, daher freue er sich besonders, dass Italien eines der ersten Länder ist, das neue Maßstäbe in der nachhaltigen Lebensmittelproduktion setzt. Regionalität verbinde, so verbinde man nun auch regional gewonnenes Fischfutter aus Insektenprotein, mit der Fischzucht in Kombination mit dem Gemüseanbau und ermöglicht somit eine ressourcenschonende schnell skalierbare Gesamtlösung für die Region. Dieser Ansatz orientiere sich konsequent an den natürlichen Bedürfnissen der Region und nicht an industriellen Standardisierungsanforderungen. So entstehen regionale Kreislauf-Produkte von außergewöhnlicher Qualität, die sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Vorteile vereinen. Diese Zusammenarbeit repräsentiere ein Engagement für hohe Innovationskraft, regionale Wertschöpfung, ökologische Verantwortung und die Unabhängigkeit der Lebensmittelproduktionen.
Auch Petra Untermarzoner, Projektleiterin des CEFoodCycle-Programms bei IDM Südtirol, betonte die Bedeutung der Anlage für die gesamte Region. Mit der Umsetzung dieses Projekts könne die Lebensmittelverschwendung in Südtirol deutlich reduziert werden, erklärte sie. Zugleich sei die Anlage ein Paradebeispiel dafür, wie Forschung, Wirtschaft und Nachhaltigkeit zu einer gelebten Kreislaufwirtschaft zusammenfinden. Als erste Einrichtung dieser Art in Italien setze sie ein starkes Signal für zukunftsfähige Produktionsmodelle.
Von Seiten der Abteilung Europa der Autonomen Provinz Bozen hob Direktorin Martha Gärber die europäische Dimension des Projekts hervor. In ihrer Abteilung investiere man gezielt in die Zukunft des Landes – mit Mitteln aus der europäischen Kohäsionspolitik, die Innovation und Vernetzung fördern sollen. Dieses Projekt sei ein hervorragendes Beispiel für zukunftsfitte Ansätze, die ökologische und soziale Verträglichkeit mit Ressourcenschonung verbinden. Gärber verwies zudem auf die Stärke des Alpenraums: reich an Biodiversität, Herausforderungen und innovativen Köpfen, die Spitzentechnologien hervorbringen
– Solos und Reploid seien Teil dieser Elite. Nur durch Zusammenarbeit könne Europa resilient und
zukunftsfähig gestaltet werden, so Gärber.
Unterstützt wird das Projekt außerdem vom Partnerunternehmen Ecorott aus Auer sowie dem NOI Techpark in Südtirol. Gemeinsam schaffen sie die Basis für ein Netzwerk, das Innovation, Kreislaufdenken und regionale Zusammenarbeit vereint.
Im Kern eint alle Beteiligten eine gemeinsame Überzeugung:
Die Kreislaufwirtschaft ist einer der zentralen Innovationstreiber der Zukunft und Schlüsselelement in der
Transformation hin zu einer nachhaltigen und verantwortungsvollen Wirtschaft.
Wenn Unternehmen, Forschung und Politik ihre Kräfte bündeln, entstehen neue Synergien, die nicht nur
Abfälle vermeiden, sondern ganze Wertschöpfungsketten neu denken.