Gastbeitrag von David Schönegger- skepTisch
Brauche ich zusätzliche Vitamine?“ Das ist eine Frage, die sich auch Südtiroler:innen stellen und dann zu Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) greifen. Ob in Kapselform, als Brausetabletten oder kleine Fläschchen - das Angebot ist groß. In Deutschland und Österreich wächst der Absatz, von Vitamin- und Mineralstoffpräparaten jährlich, sodass NEM bereits einen beträchtlichen Anteil am Umsatz in den Apotheken ausmachen. Die deutsche Verbraucherzentrale gibt an, dass 51% der deutschen Bevölkerung glauben, dass Nahrungsergänzungsmittel die Gesundheit fördern. Doch tun sie das wirklich?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) weist darauf hin, dass der Großteil der Deutschen gut mit Vitaminen versorgt sei und in den meisten Fällen eine Ergänzung durch Vitamin- und Mineralstoffpräparate keinen zusätzlichen Nutzen bringt. Das bestätigt auch die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Allerdings verweisen sowohl die DGE als auch die AGES auf Ausnahmen in besonderen Lebenssituationen. Dazu zählen zum Beispiel Schwangerschaft oder Hochleistungssport. In diesen speziellen Fällen sollten die Vor- und Nachteile mit dem Arzt oder der Ärztin des Vertrauens besprochen und individuelle Entscheidungen getroffen werden.
Leider findet man viele Anbieter, auf deren Internetseiten Vitaminpräparate als Allheilmittel angepriesen wer-den. Ob für stabile Knochen, glatte Haut, ein starkes Immunsystem oder mehr Energie im Alltag - die Hersteller versprechen das passende Präparat. Die Wirkung ist meist nicht nachgewiesen.
Welche Probleme bringt die Einnahme von NEM mit sich?
• Wechselwirkungen mit Medikamenten: NEM können die Wirksamkeit von Medikamenten verändern. Zinkpräparate zum Beispiel beeinflussen die Wirkung einiger Antibiotika.
• Überdosierung: Ein weiteres Problem stellt die Dosierung der Präparate dar. Viele NEM sind zu hoch dosiert und überschreiten die täglich empfohlene Dosis um bis zu 300 Prozent. Während bei den wasserlöslichen Vitaminen (C, B-Vitamine) ein Überschuss meist noch über den Harn ausgeschieden werden kann, werden fettlösliche Vitamine (A, D,E,K) im Körper gespeichert. So kann ein Überschuss an Vitamin D in schweren Fällen sogar die Niere schädigen und Herzrhythmusstörungen hervorrufen.
• Mangelnde Kontrolle: Während bei Arzneimitteln vor der Zulassung Daten über ihre Wirksamkeit vorliegen müssen, ist bei NEM nur eine Registrierung notwendig.
Beliebte Präparate
Vitamin C: Eine zusätzliche Ergänzung ist nicht notwendig. Die regelmäßige Einnahme schützt nicht vor Erkältun-gen. Auch die Dauer einer Erkältung wird durch Vitamin C-Ergänzung nur unwesentlich verkürzt (von durchschnittlich 7 auf 6,5 Tagen). Bei Niereninsuffizienz ist von einer Vitamin-C-Ergänzung überhaupt abzuraten, da es sich in der Niere ablagern und diese zusätzlich schädigen kann. Der tägliche Bedarf an Vitamin C kann normalerweise zur Gänze über den Verzehr von rohem Gemüse und Obst gedeckt werden.
Magnesium: Eine zusätzliche Magnesiumzufuhr ist nicht notwendig - auch nicht zur Prävention von Muskelkrämpfen. Bei chronischen Magen-Darm-Beschwerden kann man hingegen nach ärztlicher Absprache eine ergänzende Einnahme von Magnesium erwägen.
Vitamin D: Vitamin D-Ergänzung schützt nicht vor Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Jedoch steht das Risiko, in den Wintermonaten an Atemwegsinfekten zu erkranken, im Zusammenhang mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel. Ob hier eine Ergänzung durch Präparate Schutz bietet, ist unklar. Vitamin D senkt in Kombination mit Calcium das Frakturrisiko durch Osteoporose, allerdings nur sehr gering.
Um obengenannte Risiken für Niere und Herz zu minimieren, sollte auch eine Vitamin-D-Ergänzung nur nach ärztlicher Beratung erfolgen. 5-25 Minuten in der Sonne reichen im Allgemeinen aus, um den Tagesbedarf an Vitamin D zu decken. Dabei sollten das Gesicht und größere Teile von Armen und Beinen unbedeckt sein.
Vitamin B12: Ergänzung ist unter anderem für Menschen, die gänzlich auf tierische Nahrungsmittel verzichten, sinnvoll.
„Bunte Pillen fürs gute Gewissen“, so schreibt die DGE in einer Presseaussendung. NEM sollten nicht als Ausgleich für ungesunde Lebensgewohnheiten wie Rauchen und Bewegungsmangel genutzt werden. Auf Präparate, die in der Werbung und in Apothekenschaufenstern angepriesen werden, darf und kann man gerne verzichten.
David Schönegger
Ein Dank für seine Unterstützung gilt Herrn Prof. Dr. med. univ. Ramon Tasan vom Institut für Pharmakologie, Medizinische Universität Innsbruck
Schlanders/Vinschgau - Mit einem großen Stand am Plawennpark, mit viel Personal und mit vielen Blutdruckmessgeräten machten das Weiße Kreuz Schlanders und das Krankenhaus Schlanders auf den Hypertonietag aufmerksam. Am 19. Mai nahmen viele Schlanderser und Auswärtige die Gelegenheit wahr, sich gratis den aktuellen Blutdruck messen und bei Bedarf beraten zu lassen. Die Mitglieder des Weißen Kreuzes Schlanders und die Helfer aus dem Krankenhaus hatten alle Hände voll zu tun.
„Die Leute sollen sich öfters den Blutdruck messen lassen, denn hoher Blutdruck kann auf Dauer verschiedene Krankheiten auslösen“, sagen unisono der Primar der Inneren Medizin Oreste Pieramico, der ärztliche Leiter des Krankenhauses Schlanders Robert Rainer und der Facharzt Stefano Barolo.
Nach einer zweijährigen Pause war die Sensibilisierungsveranstaltung wieder gut besucht und prominente Testimonials, wie Olympiasieger Gustav Thöni, dem ehemaligen Generaldirektor Andreas Fabi und dem Schlanderser BM Dieter Pinggera, unterstützten das Anliegen.
Doktor Barolo wies darauf hin, dass es am Krankenhaus Schlanders eine Blutdruckambulanz mit einem entsprechend verantwortlichen Arzt gebe - eine in Südtirol einmalige Einrichtung. Man solle doch öfters den Hausarzt konsultieren oder in die Blutdruckambulanz ins Krankenhaus Schlanders kommen. Denn ein hoher Blutdruck auf Dauer ist ein Problem. Mit regelmäßiger Blutdruckmessung und entsprechenden Ratschlägen könne sehr viel Prävention betrieben werden. Weniger Fett, weniger Salz - ist schon ein guter Anfang. (eb)
St. Martin im Kofel - Am Samstag, den 25. Juni 2022 findet die traditionelle Wallfahrt von St. Martin im Kofel nach Unser Frau in Schnals statt. Im Namen der Bürger von St. Martin wird dieser Termin bekannt gegeben, damit sich jeder und jede Interessierte diesen Termin vormerken kann. Eingeladen sind all jene, die Andacht, einen Rosenkranz, gutes Schuhwerk und Grundkondition mitbringen.
Die Wallfahrt, Start 8.30 Uhr, führt von St. Martin im Kofel (mit der Bahn erreichbar) über das Niederjöchl zur Penauder Alm (kleine Stärkung) bis nach Unser Frau (Ankunft ca. 19.00 Uhr), wo die Wallfahrt mit einer Abendmesse abgeschlossen wird. Für die Rückkehr steht ein Bus bereit.
Bei unseren Vätern diente die Wallfahrt zur Abwendung vor allem von Naturkatastrophen. Heute dient die Wallfahrt unter anderem auch zur Danksagung an den eigenen Schutzengel und gleichzeitig als Bitte um weiteren Beistand vor allem bei der harten und gefährlichen Arbeit am Berg. Darüber hinaus kann jeder in das Rosenkranzgebet seine Anliegen einschließen. Sollten die Witterungsbedingungen die Wallfahrt am 25. Juni nicht zulassen, wird die Wallfahrt verschoben.
Musik/Joyful Singers - Sie sind im Vinschgau bekannt: die „Joyful Singers“. Mit seinen Konzerten lockt der Chor rund um Chorleiter Dr. Pasquale Bonfitto Musikbegeisterte aus nah und fern an und überrascht die Besucher immer wieder aufs Neue mit Interpretationen verschiedener Welthits. Die Mitglieder stammen aus dem ganzen Vinschgau und der Chor freut sich stets über die Aufnahme neuer Sängerinnen und Sänger.
Alles begann im Jahr 2005: Beate Pirhofer leitete damals den Jugendchor, zwei Jahre später fungierte Maret Wallnöfer als musikalische Leiterin. Ab Oktober 2009 sangen im Chor auch Erwachsene mit. Später übernahm Luzia Tscholl die Leitung und der Chor erhielt jenen Namen – nämlich „Joyful Singers“ – der mittlerweile allen Musikfreunden im Vinschgau und über die Talgrenze hinaus ein Begriff ist. Mit Karl Heinz Vater begann im Herbst 2015 eine zweijährige intensive Probenzeit. Seit September 2017 ist Dr. Pasquale Bonfitto, ein hervorragender Organist und Musiker, der musikalische Leiter dieses einzigartigen Chors. Bonfitto investiert viel Energie und Zeit in das Projekt: Er stellt stets wunderbare Programme für die Konzerte zusammen und komponierte sogar ein eigenes Lied für die Joyful Singers. Die Proben ließ Bonfitto auch während der Coronapandemie nicht ausfallen: so „traf“ man sich online über Instagram und probte fleißig weiter.
Schon in Kürze findet das nächste Konzert statt. Am Samstag, den 11. Juni entführen die Joyful Singers zusammen mit einer Band und mit „Rudé da chant Engiadina“, einem Gastchor aus der Schweiz, die Besucher um 20 Uhr im Culturforum von Latsch in die wunderbare Welt der Musik.
Man darf gespannt sein, welche musikalischen Überraschungen sich der Chor dieses Mal hat einfallen lassen. (sam)
Kolping im Vinschgau - Vor kurzem las ich in den Kolping Nachrichten folgende Notiz:
„Völlig unvorbereitet habe ich meinen Ehemann Bernd im Alter von nur 53 Jahren verloren. Ich komme damit noch immer nicht wirklich klar und habe festgestellt, dass ich den Gedanken dafür schön finde, dass es irgendwo in der Welt jemanden gibt, der mit seinem Namen etwas Positives verbindet.“ So schreibt das Kolpingmitglied Christine aus Hamburg. Die Idee von Christine war es, einen Tief- Brunnen in Afrika zu spenden, der ihren Mann gewidmet ist. „Bernd liebte das Wasser, er war leidenschaftlicher Taucher.“ Schnell war für seine Ehefrau Christine klar: ich finanziere einen Tief-Brunnen in Uganda. Der kostet rund 3.000 €und verändert das Leben zahlreicher Menschen, die dadurch endlich Zugang zu sauberem Wasser erhalten. Frau Christine setzte den Plan um: nach sechs Wochen Bauzeit, konnte der Tiefbrunnen im April in Uganda feierlich eingeweiht werden. Jetzt fließt in einem Dorf in Uganda frisches Wasser für zahlreiche Menschen – zu Ehren des viel zu früh verstorbenen Kolpingmitgliedes Bernd aus Hamburg.
Mich hat diese Nachricht angeregt darüber nachzudenken, ob so etwas nicht auch für uns nachahmenswert wäre. Es stellt sich oft die Frage: wie kann die Erinnerung an einen geliebten Menschen wach gehalten werden und bleiben. Vielleicht denken wir darüber mal nach?! Meint…..
Otto von Dellemann
Mut zur Innovation hat der dynamische 28-jährige Chefkoch Thomas Ortler, der trotz beruflichen Aufwind am Boden geblieben ist. Ortler hat einen Master in Wirtschafts- und Sozialgeschichte und verbindet sein Studium mittlerweile mit seiner Leidenschaft - dem Kochen.
von Christine Weithaler
Schon beim ersten Schritt in das Lokal überrascht ein besonderes Ambiente. Gekonnt wurde mit Licht, Farben und Stoffen dem historischen Gewölbe des „Flurinsturm“ neues Leben eingehaucht. Man hat das Gefühl zu Hause zu sein und dies ist das Ziel des jungen Gastronomen und Chefkochs Thomas Ortler. Der Gast soll sich als Teil des Hauses fühlen. Von Gault & Millau als Entdeckung des Jahres 2021/2022 ausgezeichnet, bereitet er im Restaurant „Flurin“ in Glurns seit drei Jahren individuelle Menükreationen zu. Als Vierjähriger stellte er sich einen Stuhl an den Herd und mit elf Jahren bekochte er seine ganze Familie. Diese lebt in dritter Generation in Glurns und kommt nicht aus der Gastronomie. Nach dem Besuch des Realgymnasiums in Schlanders und einem Auslandsjahr in England studierte er Geschichte in Berlin und Wien. Dort machte er seinen Master in Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Bei einem Sommerjob in einer Berliner Küche merkte er, welch tolle Dynamik und Energie hinter dem Kochen steckt. Er meldete sich bei einer Agentur für Köche und wirkte neben seinem Studium bei Aufträgen verschiedenster Catering Services mit. Per Zufall sah Paco Pérez das Können und bot Thomas eine freie Stelle in seinem Sternelokal in Berlin an. So kam er zum Kochen. In Wien arbeitete er im Fine Dining Restaurant von Konstantin Filippou. Thomas dachte daran, noch mehrere solcher Stationen in den verschiedensten Lokalen zu machen. Doch es kam anders als gedacht. Leonard Prieth, ein Kollege von Thomas Vater, bot ihnen den „Flurinsturm“ zum Kauf an. Thomas hat als Student der Geschichte eine Vorliebe für die historische Struktur und so nahm er die Gelegenheit und Herausforderung an. Das Gesamtprojekt Flurin startete 2018. Thomas und sein Vater arbeiteten eng mit den Architekten zusammen, brachten eigene Ideen ein und viele Vorhaben konnten Schritt für Schritt umgesetzt werden. So befindet sich im Erdgeschoss die Bar mit Restaurant. Im ersten und zweiten Stock finden zwei Zimmer und vier Suiten Platz. Im noch fertig zu stellenden Turm finden immer wieder Events wie Konzerte und Lesungen statt. Seine Leidenschaft lebt Thomas in der Küche aus. In dieser werden regionale und saisonale Produkte aus nächster Umgebung zu Degustationsmenüs verarbeitet. Die Speisekarte wird den vorrätigen Nahrungsmitteln angepasst. Thomas ist es ein Anliegen, die zur Jahreszeit vorhandenen Lebensmittel zu verwenden. Er kocht mit dem, was da ist. Man sieht und spürt die positive Energie, die Thomas und sein Team in das Gesamtprojekt „Flurin“ stecken. Das Team ist jung, er selbst, von seiner Familie abgesehen, ist der Älteste. Als unerfahrener junger Mann hat er die Herausforderung angenommen und sich in die verschiedensten neuen Aufgaben der Gastronomie eingearbeitet. Nach Thomas ist der richtige Moment eine Entscheidung umzusetzen, wenn man den Mut dafür hat. Trotz seines jungen Alters hatte er den Mut und nahm die neue Herausforderung an. Er denkt, dass sein Alter ihm ein Vorteil für die fordernde Zeit des Umbaus und den jetzigen zeitintensiven und nervenaufreibenden Aufgaben ist. Seine wenige freie Zeit verbringt er mit seiner Freundin und Familie. Er ist leidenschaftlicher Fußballfan. Er selbst spielte in einer Mannschaft. Seine zwei älteren Brüder und sein Vater nehmen die Spiele der Lieblingsmannschaft auf, warten bis nach Feierabend auf Thomas, um sie sich gemeinsam im Trikot, mit Fahnen und einem Bier anzusehen. Gerne geht er in die Berge oder fährt mit seiner Freundin irgendwohin. „Wenn es oft auch nur für kurze Zeit, so ist es wichtig sich aus dem Alltag herauszunehmen“, meint Thomas. Er spielt Gitarre und lässt es die Zeit zu, befasst er sich mit der Rolle als Historiker. Momentan arbeitet er mit dem Fotograf Udo Bernhart und dem Christian Verlag an einem Kochbuch. Im bereits erschienenen Kochbuch „Südtirol; die junge Bergküche“ des Christian Verlags findet man Rezepte von Thomas.
Die heutige Zeit der vielen Möglichkeiten, sich beruflich zu verwirklichen, schafft auch Verwirrung. Für Thomas war die Entscheidung zum Lebensprojekt „Flurin“ und damit ein klares Ziel vor Augen zu haben, eher eine Erleichterung. Ist der Weg auch schwierig, so appelliert Thomas an die junge Generation, den Mut zu haben, das zu tun, was Freude bereitet. „Manchmal ist es gut, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen und sein Ziel zu verfolgen “, meint Thomas. In der nicht immer einfachen Zeit in Wien, lernte er mit den gegebenen Realitäten umzugehen, dafür zu kämpfen, um sich die positive Energie zu bewahren. Die Leidenschaft, die der junge Mann und sein Team in die alltägliche Arbeit der Gastronomie legt, wird im ganzen Haus und in der monatlich wechselnden Speisekarte sichtbar. Thomas zitiert das Korrnerliad von Luis Stefan Stecher „Die Liab tuat guat und oft ah wea“ und meint, dass wahres Glück und Hingabe auch immer einen Preis haben. Freuen wir uns auf noch viele innovative Ideen im und aus dem „Flurinsturm“.
Aus dem Gerichtssaal - Die Geschichte reicht zurück bis in die Anfänge meiner beruflichen Karriere. Die Namen der Beteiligten müssen aus Gründen der Schweigepflicht und des Datenschutzes wie üblich unerwähnt bleiben. Ludmilla ist daher ein Phantasiename. Der Ort des Geschehens war ein kleines Dorf im oberen Vinschgau. Dort lebte Ludmilla mit ihrem Mann. Sie muss ein wahrer Drachen gewesen sein. Außerdem hatte sie es, wie man damals zu sagen pflegte, „mit den Nerven“. Das war jedenfalls die Veranlassung, weshalb der Amtsarzt, wohl auch unter Mitwirkung des Mannes, ihre Einlieferung in die Nervenheilanstalt von Pergine verfügte. Damit glaubte der Mann, seine Beziehungsprobleme gelöst zu haben. Denn die Scheidung gab es damals noch nicht. Die wurde in Italien erst im Jahre 1970 eingeführt und dann auch noch unter erschwerten Bedingungen. Man musste später sogar zittern, ob sie nicht dem Fallbeil eines Referendums zum Opfer fallen würde. Denn die katholische Kirche und Teile der Democrazia Cristiana angeführt vom Langzeitpolitiker und bei jeder der vielen Regierungskrisen als obligater „Retter in der Not“ auftauchenden Amintore Fanfani, was ihm den Spitznamen „Amintore Rieccolo“ eintrug, machten gegen die „Legge Fortuna-Baslini“ mobil. Nun, der Rest ist Geschichte: das Volksbegehren auf Abschaffung der Scheidung erhielt keine Mehrheit, sogar Südtirol votierte für deren Beibehaltung.
Doch zurück zur Frau Ludmilla. Die verbrachte zwar einige Jahre in Pergine, wurde dann aber als geheilt entlassen. Und damit ging für deren Mann die Hölle erst richtig los. Denn ein Nachbar nahm sich des Falles Ludmilla an und goss kräftig Öl ins Feuer, mit dem Ergebnis, dass die Frau ihren Mann enterbte und an dessen Stelle den Nachbarn als Universalerben einsetzte. Ludmilla verstarb kurze Zeit nach dieser Testamentserrichtung. Der Mann bekam bald darauf Post vom Anwalt des Nachbarn: Er möchte das Haus verlassen, denn Ludmilla hatte ihn damit bedacht. Es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit, in dem das Testament wegen Unzurechnungsfähigkeit der Verfasserin angefochten wurde. Die eingeholten Beweise waren alles andere als eindeutig, was den Richter schließlich veranlasste, die Klage auf Annullierung der letztwilligen Verfügung abzuweisen: Die Frau Ludmilla war aus der Nervenheilanstalt als geheilt entlassen worden, somit könne man davon ausgehen, dass sie das Testament in einem lichten Augenblick verfasst hatte. Ein Glück, dass in der Klage ein Hilfsantrag eingebaut war, nämlich der auf Zuerkennung des Pflichtteilsanspruchs für den Ehemann der Frau Ludmilla.
Peter Tappeiner, Rechtsanwalt
peter.tappeiner@dnet.it
Schluderns/Obervinschgau - Jährlich verteilten die Verantwortlichen im Imker-Bezirk Obervinschgau spätblühende Sträucher und Bäume. „Besonders interessant für die Bienen ist beispielsweise die Sommerlinde, die erst zu blühen beginnt, wenn die Obstblüte bereits beendet ist, sagt Bezirksobmann Othmar Patscheider (hier vorne im Bild mit seinem Bruder Reinhard Patscheider). Viele Imker haben ihr Interesse an Spätblüher bekundet. Das unterstreicht deren Sensibilität für die Biodiversität zum Schutze ihrer Bienenvölker. (mds)
Naturns - Das Fest 25 Jahre Heimatpflegeverein Naturns-Plaus musste vom vorigen Jahr auf heuer verschoben werden. Mit einer Rückschau von Obmann Hermann Wenter, einem Vortrag der Landesvorsitzenden Claudia Plaickner und mit viel Lob wurde das Jubiläum am 22. Mai begangen.
von Erwin Bernhart
Mit der Sanierung von mehreren Kapellen, mit dem Herrichten der Lorenzi-Ruine, mit vielen Publikationen, mit zwei „Huamatfeschtlen“ in Kompatsch, mit Ausflügen und Fortbildungen, mit der Sanierung und dem Betreiben von Wassermühlen, mit einer Trachtenkammer, mit der Sanierung des k.k. Schießstandes in Tabland und des Pixnerhauses in Plaus hat Obmann Hermann Wenter am 22. Mai im Bürger- und Rathaus von Naturns Ausschnitte aus den Tätigkeiten der vergangenen 25 Jahre ausgewählt und vielen Interessierten und Mitgliedern des Heimatpflegevereines Naturns-Plaus in Erinnerung gerufen.
Was vor rund 25 Jahren mit der Idee eines Trachtenvereines begann, mündete am 12. Februar 1996 mit der Gründungsversammlung in den Heimatpflegeverein Naturns-Plaus mit dem ersten Obmann Josef Pircher. Als Vereinslokal diente der „Dorfmoarhof“.
Die 25-Jahr-Feierlichkeiten, musikalisch begleitet von Marius Aster, fanden im Rahmen der Jahreshauptversammlung statt, bei der Vizeobmann Heinz Tappeiner auf 2021 zurückblickte und Kassier Benjamin Peer den Kassabericht vortrug.
Geehrt wurden die Gründungsmitglieder und alle, die seit 25 Jahren Mitglied des Heimatpflegevereins sind.
Die Vorsitzende des Heimatpflegeverbandes Südtirol Claudia Plaickner wies in ihrem Festvortrag darauf hin, dass der Verband verstärkt Aufklärung in den Reihen der Jugend und vor allem in den Schulen angehen will. Man wolle für kulturelle Belange sensibilisieren. Schwerpunkt ihres Vortrages waren dann die Ergänzungen des Verbandes zu den Zielen gegen den Klimawandel: Plaickner sprach sich gegen eine Zersiedelung aus, forderte, dass so viel wie möglich saniert und so wenig wie möglich neu gebaut werden soll. Aufklärung solle gemacht werden und dem Klimawandel ohne soziale Gerechtigkeit zu begegnen gehe nicht. Plaickner forderte eine echte Verkehrswende, ein Ende der skitechnischen Erschließungen und sie sagte dem Landesrat Schuler volle Unterstützung bei Begrenzungen des Tourismus zu.
Nach der Filmvorführung „Die Jahreszeiten im Lorenziacker“ von Rudi Martin gab es Lob für den Heimatpflegeverein von LR Arnold Schuler, vom BM Zeno Christanell und vom AltBM Andreas Heidegger. Auch Wolfi Gapp, Obmann der Raika Untervinschgau, sagte weiterhin Unterstützung zu.
Hermann Wenter rief dazu auf, bei Festtagen die Tracht zu tragen, die Sonntagsgottesdienste zu besuchen und man sei für Anregungen und Rückmeldungen dankbar.
In einer Zeit, in der es immer auf Arbeit, Leistung, Geld und Erfolg ankommt, geht der Mensch vielfach verloren. Getrieben von Terminen, Wünschen und Sehnsüchten sucht er nach Orten und Zeiten der Stille. Ziel dieser Tage ist es, neben den Wanderungen, in Schweigen, Stille und Gespräch Orte und Momente der Ruhe zu entdecken und sich auf die Suche nach sich selbst zu begeben.
Bergexerzitien von FR, 24. - DI, 28.06.2022 mit Prior P. Philipp und Wanderführer Gerhard Malloth; Anmeldeschluss: FR, 10.06.2022; Info: 0473 843980, info@marienberg.it