Schluderns - Der 43-jährige Harald Thanei hat zu Beginn des Jahres 2020 die Führung der Freiwillige Feuerwehr von Schluderns (mit 54 aktiven Männern) als Kommandant übernommen. Er löst Richard Obwegeser ab, der die Wehr 15 Jahre lang geleitet hat.
Im Vorstand wird Thanei unterstützt von Bernd Stecher (Stellvertreter), Friedhelm Ruepp (Schriftführer), Oswald Eberhöfer (Kassier), Adolf Gruber (Gerätewart), Peter Hilber und Umberto Ceccarelli (beide Gruppenkommandanten), Sebastian Wegmann und Rudi Platter (beide Zugkommandanten) sowie Andreas Blaas und Matthias Wagmeister (beide Gruppenkommandanten). Seit seiner Wahl zum Kommandanten war Thanei bereits bei drei Brandeinsätzen gefordert, so beim Stadelbrand in Prad/Agums, beim Brand eines Holzlagers bei Lichtenberg und bei einem Buschbrand bei Spondinig.
Der Vinschgerwind hat mit dem neuen Kommandanten gesprochen.
Vinschgerwind: Sie lösen Richard Obwegeser ab, der 15 Jahre lang als Kommandant tätig war. Welche Prioritäten setzen Sie?
Harald Thanei: Es musste respektiert werden, dass Richard nach der langen Zeit als Verantwortungsträger nicht mehr zur Verfügung stand. Ich empfand es als Ausschussmitglied und langjähriger Feuerwehrmann als meine Pflicht, das Amt zu übernehmen. Ich werde an bisheriges anknüpfen und mein Beste geben, um Menschen und Tieren zu helfen, sowie Sachen zu schützen. Ein wichtige Aufgabe ist, mich um eine effiziente und funktionierende Ausrüstung zu kümmern und auch um regelmäßige Schulungen.
Wichtig ist mir die Pflege der Kameradschaft, die Einbindung der Ehrenmitglieder, der Patinnen und der Veteranen. Der Rat und die Hilfe langgedienter Feuerwehrmänner sind für die Wehr sehr wertvoll, und ich möchten nicht darauf verzichten. Sehr wichtig ist mir das Vereinslebens im Dorf generell. Und ich werde mich für eine gute und konstruktive Zusammenarbeit mit allen anderen Vereinen einsetzen.
Vinschgerwind: Was planen Sie in Sachen Jugendarbeit?
Harald Thanei: Zuerst werde ich mich bemühen, in meine neue Aufgabe hinein zu wachsen. Dann werde ich – immer in Absprache mit meinen Vorstandsmitgliedern - neue Aktivitäten planen, auch im Jugendbereich.
Vinschgerwind: Wie muss sich die Freiwillige Feuerwehr bei Einsätzen in Corona-Zeiten verhalten?
Harald Thanei: Verhalten müssen wir uns wie alle anderen. Sollte es zu einem Einsatz kommen, sind wir aufgefordert die Schutztücher zu verwenden, die vom Land verteilt worden sind, sowie Helme, Brillen und Handschuhe zu tragen. Zur Not haben wir auch noch Atemschutzmasken. Derzeit bemühen wir uns aber um effiziente Schutzmasken. Sollte ein Corona-Patient zu bergen sein, besteht die Abmachung, dass uns das Weiße Kreuz Schutzkleidung zur Verfügung stellt.
Interview: Magdalena Dietl Sapelza
Nachgedacht - Als ich am 2. Fastensonntag mit den Pfarrgemeinden Prad und Lichtenberg die Messe feiern durfte, ahnte ich, dass es wohl vorerst die beiden letzten öffentlich gefeierten sein werden. Wenige Stunden später kam das Dekret aus Bozen, einen Tag später die völlige Stilllegung aus Rom. Wer hätte das noch vor zwei Monaten gedacht? Europa, oder eigentlich die ganze Welt wird heruntergefahren und kommt zum Stillstand. Es braucht jetzt einen langen Atem und viel Disziplin. Von übelster Sorte war das Verhalten einiger weniger Verantwortungsloser zum Beispiel im gar nicht so weit entfernten Ischgl. Ein Infizierter wurde verschwiegen, der dann zahlreiche weitere Menschen ansteckte. Aus fragwürdigen profitorientierten Motiven wurden Krankheit und Tod billigend in Kauf genommen. Darum kümmert sich jetzt der Staatsanwalt.
In der Seelsorge ist derzeit viel zu tun und vor allem anderes. Seit über einer Woche können unsere Gottesdienste über „Livestream“ mitverfolgt werden. Im kleinsten Kreis feiern wir Messe für die Pfarrgemeinde und die Zusehenden. Sie sind herzlich eingeladen mitzufeiern:
www.kath-richterswil.ch, dort einfach dem Link folgen. Auch ein virtuelles Fürbittbuch wartet auf Ihre Fürbitten. Auch die Predigten sind verfügbar.
Für die Wirtschaft, die Gastronomie oder den Handel sind die Folgen des momentanen Stillstandes noch gar nicht abzusehen. Trotzdem beobachte ich eine positive Veränderung in mehrfacher Hinsicht. Immer wieder finden sich Menschen in unseren Kirchen zum Gebet ein, schreiben eine Bitte ins Fürbittbuch. Man hat wieder Zeit füreinander, alles geht ruhiger und langsamer vor sich. Der sogenannte „Osterstress“, der längst im Gange wäre, fällt dieses Jahr aus. Wenn es gelingt, diese Zeiten trotz aller katastrophalen Begleitumstände auch konstruktiv zu nutzen, dann können folgende Überlegungen hilfreich sein. Ist es wirklich sinnvoll, dass alles immer grösser, perfekter und schneller werden muss? Muss es wirklich sein, dass wir beispielsweise vor Weihnachten und Ostern in einen völlig überflüssigen Dauerstress geraten? Was macht im Leben wirklich Sinn, was trägt wirklich? Sind das nicht letztlich unsere Beziehungen, unsere Freundschaften, die vor lauter unnötigem Stress viel zu kurz gekommen sind? Die Welt nach „Corona“ könnte in vielen Teilen eine bessere sein, vorausgesetzt wir stellen uns diesen Fragen.
Euch allen Gottes Segen in dieser unsicheren Zeit, Euer Don Mario.
Entspannungstipps von Astrid Fleischmann - Tipp I - Wirbleibenzuhause“ Übungen, die gut tun
„WirbleibenZuhause“ - da fällt einem schon mal die Decke auf den Kopf oder der Kragen platzt. Kennst du das? Ich schon! Eine Krise wirft das Gewohnte erbarmungslos über den Haufen. Eine Krise fordert uns heraus, nagt an unseren Nerven, kostet Kraft. Gerade in schweren Zeiten wie der aktuellen Coronakrise ist es wichtig, dass wir gut auf uns achtgeben.
Einige meiner persönlichen kleinen Hilfen, die mir guttun, teile ich mit. Vielleicht hast du ja Lust?
Unsere Ängste und Sorgen werden kleiner, wenn wir uns mit ihnen auseinandersetzen – egal in welcher Form. Und nur 15 Sekunden in uns hineinlächeln stärkt uns und unser Immunsystem. Klingt einfach, ist einfach und es hilft. Probier’s aus und lass dich überraschen!
Übung 1 - für dich allein oder mit der ganzen Famillie
Wenn dich Unruhe und Wut anspringen, dann spring du auch! Wut und Unruhe geben sich in diesen Tagen auch bei dir öfter mal die Türklinke in die Hand. Es ist ein ständiges Hin und Her. Gefühlswellen brechen über dir herein. Dann hilft nur eins. Bewegung! Ich powere mich in solchen Momenten aus. Wie? Ganz einfach!
Du brauchst:
Musik
Einen Raum für dich allein
Welche Musik du hörst entscheidest du. Ideal ist natürlich Musik, die es in sich hat und die richtig schwungvoll ist. Du findest sicher deinen passenden Song.
Du wählst entweder einen Song für dich oder schaltest einfach das Radio an und lässt dich von dem Rhythmus mitnehmen, der gerade den Ton angibt.
Einfach Tanzen
Jetzt bewege dich. Bewege dich einfach so, wie es sich für dich gut anfühlt. Vielleicht bist du anfangs noch etwas zögerlich? Vielleicht denkst du, was soll das Ganze bringen? Tu’s einfach! Dreh dich im Kreis, breite die Arme aus als möchtest du davonfliegen oder balle die Fäuste und schlage um dich. Vielleicht magst du klatschen und springen. Tanze frei von der Leber weg, so wie es dir gefällt. Locke das Kind in dir heraus und tanze, wie du es schon lange nicht mehr getan hast.
Vielleicht erinnerst du dich an eine Situation bei einer Party oder in der Disco, wo jemand einen voll peinlichen Tanz abgeliefert hat? Genau das darfst du jetzt machen. Das Gute ist – keiner sieht’s. Und es fühlt sich super an, oder?
Wenn du magst, kannst du auch laut mitsingen. Das stärkt sogar deine Persönlichkeit.
Astrid Fleischmann
www.creaktiv.it
Fürstenburg/Vinschgau - Interessante Einblicke in die Tätigkeiten zweier Organisationen erhielten die 32 Teilnehmer des 17ten Treffens des Wirtschaftsbeirates der Raika Obervinschgau am Dienstag (03.03.) in der Fürstenburg. Der Begriff „Freiheit bzw. Grenzen der Freiheit“, über den Direktor Markus Moriggl einleitend und abschließend laut nachdachte, passte gut zu den Vorträgen. Zu dem Zeitpunkt waren dem Direktor die, aus gesundheitspräventiven Gründen (Koronavirus) unvorstellbaren, einschneidenden Eingriffe in die Bewegungs- Handels- und Gewerbefreiheit noch nicht bekannt.
Vinterra
Im ersten Teil stellten die Präsidentin Martina Hellrigl und der Geschäftsführer Peter Grassl die Sozialgenossenschaft VINTERRA vor. Sie berichteten von den Erfolgen der Vergangenheit, den bevorstehenden Projekten, den aktuellen Herausforderungen sowie über die Schwerpunkte und Visionen für die Zukunft. Das zentrale Anliegen der Genossenschaft ist, die Arbeit auf Grundlage sozialer, ökologischer und ökonomischer Grundsätze zu gestalten. Das Ziel der Vinterra ist die Schaffung attraktiver, rentabler und zukunftsfähiger Arbeitsplätze für benachteiligte Menschen. Solche Arbeitsplätze werden in der Landwirtschaft, Gastronomie, Dienstleistungen und in der Verwaltung geboten. Mit einer biologischen und nachhaltigen Wirtschaftsweise im oberen Vinschgau soll ein Zeichen gesetzt werden, wie zukunftstaugliche Landwirtschaft außerhalb von den konventionellen Monokulturen funktionieren kann. Auf 4,3 ha Ackerland werden ökologischer Gemüse- und Getreideanbau betrieben. Kunden der Vinterra sind: drei Altersheime, zwei Schulen, die Kindergärten der Gemeinde Mals, fünf Hotels und das eigene Bistro, drei Großhändler, zehn Geschäfte und eine steigende Zahl an Privatkunden. Das „Bistro Trattoria Vinterra“, seit September 2019 in Betrieb, hat 40 Sitzplätze im Lokal und 80 auf der Terrasse, ist von 8.30 – 18.00 Uhr geöffnet und kann abends für Gruppenveranstaltungen reserviert werden. Ein weiteres zentrales Standbein ist das Angebot von Dienstleistungen aller Art sowohl an öffentliche als auch an private Kunden. Dieser Bereich umfasst Arbeiten wie: Parkpflege, Pflege von Biotopen, Instandhaltung von Waldwegen, Holzarbeiten für die Produktion von Holzschindeln und von Brennholz. Damit kann die Beschäftigung ganzjährig garantiert werden. Was Vinterra alles zu bieten hat, kann man ins Detail auf ihrer Homepage nachlesen: www.vinterra.it
Bildungsausschüsse
Im zweiten Teil referierte Ludwig Fabi über die sechs Bezirksservice für die Bildungsausschüsse in Südtirol, über ihre Aufgaben und Leistungen. Sibille Tschenett, Vorsitzende vom Bildungsausschuss Mals, und Wolfgang Thöni von Graun berichteten über die Tätigkeiten, Erfahrungen und Herausforderungen in ihren Bildungsausschüssen. „Bildungsausschüsse sind Garanten für die Pflege und den Erhalt der örtlichen Bildungslandschaft.“ so Fabi, Verantwortlicher Bezirksservicestelle in Spondinig. Sie füllen die Dörfer mit Leben, mit vielfältigen Initiativen und Tragen zur Förderung und Stärkung der Gemeinschaft bei. Der Bildungsausschuss unterstützt die Vereine im Dorf und sorgt für optimale Rahmenbedingungen, damit Bildungsarbeit im Dorf gedeihen und gelingen kann. Seit nunmehr 40 Jahren seien sie eine nicht mehr wegzudenkende Größe im Dorfleben. Derzeit gibt es landesweit 135 Bildungsausschüsse mit knapp 700 ehrenamtlich tätigen Personen. Im Vinschgau sind es ca. 100 Leute in 14 Bildungsausschüssen aufgeteilt auf 16 Dörfer. Klare gesetzliche Rahmenbedingungen ermöglichen und regeln die ehrenamtliche Tätigkeit. Sie werden von den Bezirksservicestellen professionell angeschoben, koordiniert, begleitet und unterstützt. Sie bieten: pädagogisch-inhaltliche Beratung, organisatorisch-technische Betreuung sowie Netzwerkarbeit und Berichtswesen. Tschenett ist seit 1993 Vorsitzende in Mals und hat in diesen 20 Jahren große Projekte umgesetzt. Sie erinnerte an Veranstaltungen wie an den „Gabriel-Grüner-Preis“, an der „Hennaschtund“ und an den „Poetry-Slam“. Thöni berichtete von den Schwerpunkten der vergangenen Jahre im Oberland, an die Aktionstage im Oktober und an Adventsveranstaltungen im Dezember. Die heurigen Aktionstage widmen sich dem Thema „70 Jahre Seestauung“. Das Treffen wurde wiederum von Theiner Matthias moderiert. (aw)
Anita Pichler hat sich dem Tierschutz verschrieben und ist der festen Überzeugung, dass Tierschutz und Umweltschutz eng zusammen gehören. Sie sieht ihre Aufgabe darin, zu sensibilisieren und vorzuleben. Seit 2015 ist sie Vorsitzende des Tierschutzvereins Vinschgau.
von Magdalena Dietl Sapelza
Zu Tieren fühlt sich Anita von klein auf hingezogen. Sie fütterte die Kätzchen auf „Kreischtegg“ und begleitete ihren Nachbarn zur Stallarbeit. Während der Feldarbeit auf dem Hof ihres Opas beobachtete sie Schmetterlingen, Käfer und Blumen. Überglücklich war sie, als sie selbst zwei Kätzchen geschenkt bekam. Doch nachdem ein Kätzchen bereits in der ersten Nacht Opfer eines Marders geworden und das zweite nicht mehr auffindbar war, kullerten ihre Tränen. Diese trockneten erst, als das zweite Kätzchen wieder auftauchte. Ihr Vater war Lastwagenfahrer und Hausmetzger für Verwandte. Einmal war sie bei einer Schlachtung dabei. „Das war ein Schock und hat mir sehr weh getan. Ich konnte damit nicht umgehen. Und das begleitet mich bis heute“, erklärt sie.
Nach der Pflichtschule besuchte Anita das Realgymnasium in Schlanders. Nach zwei Jahren brach sie ab und lernte Verkäuferin. Eine Stelle in einer Metzgerei musste sie aufgeben, weil sie immer die Tiere vor sich sah. Gerne nahm sie daraufhin die Stelle in der Latscher Altersheimküche an. Sie begann die Ausbildung als Altenpflegerin und Familienhelferin. „Endlich wusste ich, was für mich richtig ist“, meint sie. Nach einiger Zeit im Altersheim von Naturns wechselte sie in den Bereich Hauspflege. Berufsbegleitend absolvierte sie eine Ausbildung als Freizeitgestalterin. Heute betreut sie ihre Mutter, die nach einem Schlaganfall pflegebedürftig ist.
Privat fand Anita ihr Glück mit Thomas Rinner. „Er ist meine große Liebe seit ich 15 Jahre alt war“. Sie wohnt nun mit ihm und den beiden Kindern in Latsch. Ihre Familie steht hinter ihrem Einsatz für den Tierschutz. Ihr Mitgefühl für kranke und verwahrloste Kätzchen führte Anita zum Verein „Südtiroler Tierfreunde“ und zu Tierärztinnen, die für Kastrationen der Katzenmütter sorgten. „Ich konnte nicht mit anschauen, wie elend viele Katzen lebten, die sich ungehindert vermehrten“, sagt Anita. 2007 begann sie mit dem Aufbau der Sektion Vinschgau und gründete 2015 den „Tierschutzverein Vinschgau“. Sie und ihr Team kümmern sich hauptsächlich um Katzenkolonien und um Kastration. Immer wieder nimmt Anita kranke Kätzchen bei sich auf oder solche, die niemand mehr haben will und versucht sie zu vermitteln. Wenn Tiere nicht mehr zu retten sind, gilt für sie: „Tier-Leid zu beenden, ist auch Tierschutz“.
Anita geht es längst nicht nur um Kätzchen, sondern um den Umgang der Menschen mit den Tieren generell. Es geht ihr um Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung der Konsumenten. „Diese haben den Bezug zu den Tieren deren Fleisch sie essen größtenteils verloren. Für ein Kilogramm Vollkornbrot geben sie bis zu fünf Euro aus, kaufen aber Hühnerschenkel für unter drei Euro. Die Konsumenten blenden aus, wie armselig das Huhn gehalten werden muss, damit seine Schenkel so billig verkauft werden können“, erklärt sie. „Und ein Huhn hat nicht nur Schenkel, genauso wie ein Schwein, ein Rind... nicht nur Filets hat.“ Anita möchte Initiativen ergreifen, um die Menschen zurückzubringen wo sie einmal waren, als noch alle Teile eines Tieres verwendet wurden. Und sie regt an, die kleinen Kreisläufe zu nutzen. „Mir schwirren so viele Gedanken im Kopf herum. Es treibt mich an, eine Initiative zu starten, ich weiß nur noch nicht wie“, meint sie. „Was den Tieren bei Transporten angetan wird, ist den Konsumenten kaum bewusst. Ein Irrsinn ist, dass unsere Kälber durch ganz Europa und in die Türkei gekarrt werden und wir billiges Kalbfleisch aus Argentinien kaufen. Das umzudrehen ist nicht nur Tierschutz sondern auch Umweltschutz. Es braucht ein Umdenken.“ Anita ist Vegetarierin, doch sie respektiert auch jene, die es nicht sind. „Ich versuche zu sensibilisieren, vorzuleben und freue mich, wenn ich Spuren hinterlasse. Jeder für sich kann im Kleinen etwas bewirken. Wenn ich nur einen oder zwei Menschen überzeugen kann, habe ich schon viel erreicht“, sagt sie.
Regelmäßig ist Anita in Schulen zu Gast, spricht über Schmetterlinge, Bienen, Käfer, zeigt Naturbilder, die sie als Hobbyfotografin macht. Sie lässt die Kinder bei Rollenspielen nachempfinden, wie sich das Kaninchen in einem engen Käfig fühlt. Sie spricht mit Tierhaltern und freut sich, wenn sie etwas bewirken kann. So hat ein Bauer, mit dem sie öfters über Schweine und deren Haltung diskutiert hat, seinen Schweinestall umgestaltet. Mit einer Abstufung aus Holz hat er einen trockenen Ruheplatz für die Tiere geschaffen.
Wie Tiere leben, wenn sie genügend Platz haben, beobachtet Anita täglich in ihrem kleinen Gehege auf „Ramini“, einem Stück Grund, das sie geerbt hat. Dort leben Katzen, Kaninchen, Schafe, Ziegen, Hühner... Viele der Tiere hat sie aus misslichen Situationen gerettet und gibt ihnen das Gnadenbrot. „Wir Menschen müssen uns fragen, wo sind wir hingekommen? Wann hören wir auf, Tiere und Natur zu vergewaltigen?“, sagt Anita. „Vielleicht bringt gerade die augenblicklich schwierige Zeit ein Umdenken.“
Mals/Vinschgau - Seit dem 19. März 2020 liest Toni Bernhart täglich aus den „Olt-Graunr Gschichtn“ von Elsa Patscheider. Bernhart liest die Geschichten für ältere Menschen in den Pflegeheimen Südtirols und für alle, die sich um sie kümmern. Die vorgelesenen Geschichten werden als Videos im Internet veröffentlicht. Jeden Tag kommt eine neue Geschichte hinzu.
Elsa Patscheider war die Mutter von Toni Bernhart. Sie wurde 1928 in Graun im Vinschgau geboren und wuchs dort auf. Sie war das jüngste von fünfzehn Kindern einer Bauern- und Lehrerfamilie. Das Dorf Graun wurde 1950 im Zuge der Errichtung des Reschenstausees zerstört. Patscheider war 36 Jahre lang Grundschullehrerin, unter anderem in Astfeld im Sarntal, Taufers im Münstertal, Mals, Glurns, Laatsch und Prad. Nach ihrer Pensionierung begann sie zu schreiben. Sie schrieb im Obervinschger Dialekt. In ihrem zweibändigen Werk „Olt-Graunr Gschichtn“ (1992–1995, derzeit vergriffen) schildert sie ihre Erinnerungen an Graun, die Menschen und die Gegend. Patscheider starb 1995 in Prad am Stilfserjoch.
Toni Bernhart liest jeden Tag eine Geschichte aus „Olt-Graunr Geschichtn“ von Elsa Patscheider und veröffentlicht die Videos auf www.vimeo.com/tonibernhart
Die Videos sind frei einbettbar und über alle sozialen Netzwerke frei teilbar.
Aus dem Gerichtssaal - Den 22. Oktober 1941, einen Mittwoch, werden die Schliniger Johann Angerer und Josef Patscheider ihr Leben lang nicht vergessen haben. Die beiden damals Vierzigjährigen hatten für Deutschland optiert und standen kurz vor der Auswanderung ins „Reich“. Unter den Optanten herrschte die Stimmung: Wenn wir schon gehen müssen, dann lassen wir den „Walschen“ so wenig als möglich, weder an Wald noch an Wild, und so wurde auch auf alles geschossen. An diesem folgenschweren Tag gingen die beiden Schliniger mit geliehenen Gewehren „inni“, also in Richtung Val d’Uina ins Grenzgebiet zur Schweiz. Am gleichen Tag waren auch zwei Schweizer Grenzwächter, der Gefreite Fritz Mösle und sein Kollege Armin Kühnis, beide vom Zollposten Sur En, in der Gegend auf einer zweitägigen Diensttour unterwegs. Sie hatten auf der Lischanahütte übernachtet und setzten von dort ihren Kontrollgang in Richtung Sursass und Val d’Uina fort. Es hatte bereits geschneit. In der Nähe der kleinen Rimsseen bemerken die Grenzwächter Fußspuren und Blut im Schnee, denen sie folgen. Für sie ist der Fall klar: Da müssen Wilderer mit ihrer Beute sein. Tatsächlich gewahren sie zwei Männer, die gerade beim „Holbmittogen“ sind; eine tote Gämse liegt neben ihnen. „Halt Grenzwache“, ruft Mösle von oben und gibt einen Warnschuss ab. Die Wilderer greifen sofort nach den Waffen und gehen in Deckung. Die Grenzer nehmen die Wilderer unter Beschuss, die das Feuer erwidern. Ein Schuss trifft den Gefreiten Mösle, der die Geröllhalde bis zum Bach hinunter kollert. Die Wilderer ergreifen die Flucht, der zweite Grenzer kümmert sich um seinen schwerverletzten Kollegen, der noch auf der Stelle verstirbt.
Die Schweizer setzen bereits am darauffolgenden Tag eine Belohnung von 500 Franken für die Ergreifung der Täter aus. Schon am Samstag werden Angerer und Patscheider verhaftet und ins Gefängnis von Schlanders gebracht. Nachdem sich der Kriminalfall auf Schweizer Gebiet ereignet hatte, verlangte das Kantonsgericht von Graubünden die Auslieferung der Beschuldigten. Zumal diese, wie die italienischen Ermittler den Schweizer meldeten, noch am Sonnabend „nach längerem Leugnen die Tat gestanden“ hatten. Diese verweigerten die italienischen Behörden mit dem Hinweis, dass die beiden Schliniger auch nach ihrer Option für Deutschland immer noch als italienische Staatsbürger zu betrachten waren und der Fall daher in die Zuständigkeit der italienischen Justiz fiel. Tatsächlich fand dann auch am 20. Mai 1943 vor dem Schwurgericht in Bozen der Prozess statt, über dessen überraschenden Ausgang wir ein andermal berichten werden.
Peter Tappeiner
Rechtsanwalt
peter.tappeiner@dnet.it
Kolping im Vinschgau - Adolph Kolping sagte:“ Haben wir guten Mut und Gottvertrauen, dann werden wir sicher nicht zuschanden.“ Die Corona- Pandemie zeigt uns momentan sehr deutlich, dass das Leben leider immer wieder auch negative Überraschungen bereithält, die es gilt, möglichst offen anzunehmen. Vieles in unserem Alltag ist zurzeit ungewohnt, schränkt uns ein und macht uns unsicher oder sogar ängstlich. Ich möchte dazu einladen, in dieser Situation das Positive nicht aus dem Auge zu verlieren: Nutzen wir die Chance und tauchen ein in die großen Geheimnisse dieser Welt, nehmen wir auch das Schöne, das Wunderbare der Schöpfung wahr. Erleben wir dankbar den Zusammenhalt und die Liebe in Familie und – meist nur medial- im Freundeskreis.
Epidemien gab es auch zu der Zeit Adolph Kolpings. Die Biographien berichten, wie er einen an Pocken/Blattern erkrankten Mitgesellen pflegt und wie er während der Cholera Epidemie 1849 in Köln den Kranken als Priester beisteht.
Kranke Menschen erfreuten sich einer besonderen Fürsorge durch Kolping. Wie erwähnt, pflegte er als Theologiestudent einen an Pocken (Blattern)erkrankten früheren Schuster Mitgesellen. Als man Kolping vor der ansteckenden Krankheit warnte, war seine Antwort:“ Meine Hilfe ist hier nötig, also muss ich sie leisten.“
Das schönste und tiefste Beispiel seiner grandiosen Nächstenliebe gab Kolping aber durch seine Tätigkeit im Bürgerhospital zu Köln, während der Choleraepidemie im Jahre 1849. Als man ihn an seine Mission für die Handwerksgesellen erinnerte und die er wegen der Ansteckung aufs Spiel setze, soll er geantwortet haben:“ So einen wie mich kann unser Herrgott alle Tage haben“.
Otto von Dellemann
Die Ohnmacht ist vor dem Hintergrund der Corona-Krise groß. Der Vinschgerwind hat bei Elisabeth Hickmann, Sozialpädagogin und Systemische Therapeutin nachgefragt wie man in diesen Tagen, Wochen und Monaten Krisen bewältigen und Herausforderungen meistern kann.
Alles im Leben verändert sich. Einmal mehr wird uns das durch die weltweite Verbreitung des Corona-Virus vor Augen gehalten. Bis dato glaubten wir, dass wir und alles um uns herum sicher ist. Wir wissen alle nicht, was auf uns zukommt. Es stellen sich viele Fragen, vor allem geht es aber darum, wie wir mit dieser Unwissenheit und Unsicherheit umgehen können und handlungsfähig bleiben. Jeder Einzelne ist auf sich selber beinhart zurückgeschmissen. Die Epidemie und die damit einhergehenden lebensnotwendigen, einschneidenden Maßnahmen und Einschränkungen des öffentlichen Lebens lösen beim Einzelnen Gefühle von extremer Bedrohung und Hilflosigkeit aus. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf mögliche Gefahren. Man sorgt sich um die Familie, Angehörige, die Arbeit, um die Zukunft.
In Krisenzeiten geht es um den Zusammenbruch etablierter Bewältigungsmuster und um dadurch ausgelöste Ängste. Beides muss bewältigt werden.
Selbst wenn wir noch so sehr bemüht sind, rational und überlegt zu handeln, holen uns Ängste ein. Wie können wir damit umgehen?
- Angst ist ganz allgemein gesagt eine evolutionäre Reaktion auf eine Bedrohung. Das Beste, was man tun kann, ist über die eigenen Ängste zu sprechen. Und umgekehrt verständnisvoll zuhören. Dann können wir viel dabei lernen. So gelingt es, gelassener und entspannter zu reagieren und die schwierigen Situationen anzunehmen.
- Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Soweit das geht, die eigenen häuslichen Routinen beibehalten, den Tag strukturieren und gemeinsame Essenszeiten einhalten. Das macht Sinn und hilft gegen Angst.
- Die Enge in der Wohnung oder im Haus führt unter Umständen zu Lagerkoller. Wir Menschen haben ein besonderes Talent, mit räumlichen Einschränkungen fertig zu werden. Die Nähe zu Angehörigen kann sogar etwas Beruhigendes haben. Jeder muss aber unbedingt die Möglichkeit haben, sich zeitweise zurückzuziehen.
- Worte mit Bedacht wählen. Wir sind durch die räumliche Nähe „dünnhäutiger“; unbedachte Äußerungen, Meinungsverschiedenheiten und falsch verstandene Witze führen schneller zu Konflikten.
- Neben allen schlimmen und unangenehmen Nachrichten gibt es auch viele positive Ereignisse und gute Nachrichten von Hilfe und Solidarität untereinander.
- Die negativen, fragwürdigen Aspekte unserer bisherigen Lebensführung kommen in Krisenzeiten ans Licht und können auf den Prüfstand gestellt werden. Dies kann ein Umdenken anstoßen.
- Wir lernen gerade viel über Empathie und Zusammenhalt. Denn wenn jeder nur an sich denkt, wird es für uns als Gesellschaft schwierig, diese Herausforderung zu meistern.
- Gerade denen, die in Quarantäne oder alleine auf sich gestellt sind, aktiv zeigen, dass man sich für sie interessiert.
- Sich auf schöne Ereignisse in der Zukunft freuen. Vorfreude auf Besuche, Feste im Sommer oder die Erinnerungen an schöne Begegnungen. Das alles macht gute Laune.
- Das Leben ist, wie es ist – Die Situation ist, wie sie ist. Wir alle kennen herausfordernde Zeiten und wissen, dass wir nach einer überstandenen Talfahrt gestärkt und vielleicht sogar ein bisschen stolz hervorgehen können.
- Krise bedeutet immer auch Chance. Es bieten sich vielleicht neue, bisher ungeahnte Möglichkeiten. Wir dürfen neue Sichtweisen entwickeln und werden Lösungen finden, die wir vielleicht noch gar nicht kennen.
- Sich gerade auch in diesen Zeiten den Humor bewahren. Lachen ist gut, weil es Distanz schafft; auch zu uns selbst – so bleiben wir im Tun. Lachen ist die beste Medizin.
Mit dem Andauern der Krise wird die Belastbarkeit der Solidarität innerhalb der Gesellschaft sicher noch weiter eine Herausforderung bleiben. Es liegt an uns, ob wir es zulassen, dass die Angst uns als Gesellschaft spaltet, oder es uns gelingt, in diesem Moment noch mehr zusammenhalten.
www.beratung-hickmann.it
#ichbleibezuhause. Den letzten Vollmond habe ich in Göflan erwischt. Wenn sich demnächst nichts ändern wird, muss ich das nächste Bild vom Balkon aus schießen. Ich bin aber zuversichtlich und an Motiven wird es nicht mangeln. Bis dahin: Alles Gute an alle!
Foto und Text: Gianni Bodini - www.fotobybodini.it