Vinschgau - In den letzten Tagen sind in vielen Teilen Südtirols große Schneemengen gefallen. Zugeschneite Kamine könnten gefährlich werden, warnen die Kaminkehrer und Hafner im lvh.
Drohende Lawinengefahr, versperrte Straßen und umstürzende Bäume hielten Südtirols Zivilschutz das gesamte Wochenende rund um Maria Empfängnis in Atem. Der Obmann der Hafner im lvh Christian Gross und der Obmann der Kaminkehrer im lvh Christian Resch machen auf eine weitere problematische Situation aufmerksam: „Der Schnee kann auch für die Kamine zur Gefahr werden. Vor allem niedrige Kamine könnten verdeckt bleiben und so verstopfen. Dies hat zur Folge, dass im Kamin die Abgase nicht richtig abziehen können und sich Rauch und Gase in den Wohnräumen bilden.“ Darum sei jetzt, wo sich die Lage beruhigt hat, der richtige Moment, die Kamine zu kontrollieren. Noch gefährlicher als der sichtbare Rauch seien allerdings unsichtbare und geruchslose Gase wie Kohlenmonoxid. Können die giftigen Gase nicht mehr richtig abziehen, bleiben sie in den Räumen hängen und werden eingeatmet. „Die Gefahr wird oft unterschätzt. Es sollte allerdings niemand selbst auf das Dach steigen, sondern den Fachmann anrufen“, betonen Gross und Resch.
Aufgrund der Schneemengen sind in verschiedenen Landesteilen Bäume umgestürzt, welche wiederum die Stromversorgung gekappt haben. Rund 2.300 Haushalte blieben ohne Strom. „Durch Öfen oder Holzherde verschafft man sich eine Unabhängigkeit gerade in solchen Situationen“, unterstreichen die zwei Obmänner. Die wohlige Wärme eines mit Holz befeuerten Ofens oder Herdes könne somit auch im Falle eines Stromausfalls genossen werden.
von Pater Urs Stadelmann
Mein Ordensvater, der hl. Benedikt von Nursia (†547), ermuntert in seiner Regel die Mönche dazu, nach einer Reise nicht gleich alles den Mitbrüdern zu erzählen, was sie gesehen und vernommen haben (RB 67,5). Zu viele Neuigkeiten scheinen den Mönchen nicht unbedingt gut zu bekommen. Heute kommt die Welt in gewisser Weise online zu uns. Ohne das Kloster überhaupt verlassen zu müssen, können wir mit dem ganzen Erdball kommunizieren – ganz einfach per Mausklick. Auch hier wird ein vernünftiger Umgang mit Informationen angebraucht sein. In dieser Hinsicht von einem digitalen Netz zu sprechen, erscheint mir passend und erinnert mich an ein Wort Jesu: Im Zusammenhang vom Himmelreich erzählt er von einem Netz, in dem es gute und schlechte Fische gibt (Mt 13,47ff.). Auch im digitalen Netz wird es sich nicht viel anders verhalten. Von einem digital-guten Fisch möchte ich hier kurz berichten: Es ist bereits einige Jahre her, als ich mir in der vorweihnachtlichen Zeit einen Videoclip anschaute. Die ganze Szene spielt sich in der Wohnung einer jungen Familie ab. Die Hauptakteure sind der Vater, die Mutter und ein kleines Baby. Eine gewisse Hektik ist spürbar, denn es ist Heiligabend und bald wird der angekündigte Besuch vor der Tür stehen. Das junge Paar kümmert sich mit großem Eifer um die Vorbereitungen. Es wird gekocht, der Tisch säuberlich gedeckt und vor lauter Putzen musste sogar der kleine Schatz weichen und wurde von der Mama sorgfältig in ein Bett im Nebenraum gelegt. Gerade noch rechtzeitig konnten die letzten Dinge erledigt werden. Fein herausgeputzt und frisiert wurde der Besuch empfangen und der Abend konnte seinen geplanten Lauf nehmen. Das Essen mundete den Gästen und der Wein war gut temperiert, alles war bestens gelungen. Dann ereignete sich dennoch etwas Unvorhergesehenes: vor der Nachspeise wollten die Besucher nun doch endlich den kleinen Sprössling zu sehen bekommen. Sichtlich innerlich bewegt von der plötzlichen Erkenntnis, nun doch etwas vergessen zu haben, erhob sich die junge Mama und eilte ins Nebenzimmer. Doch was für ein Schock: das Bett war leer und das Kind verschwunden. Der Clip endete mit dem Schriftzug: „Feierst auch du Weihnachten ohne Kind?“
Ein geistreiches Video, dachte ich mir. Vor lauter Stress und Hektik wurde das Wesentliche an Weihnachten komplett vergessen: das Kindelein. Der Videoclip wollte zum Nachdenken anregen und die Frage ist vielleicht gar nicht so unangebracht, ob dies nicht auch mir passieren könnte? Ich meine, eine so starke Inanspruchnahme durch Äußerlichkeiten, dass der eigentliche Kern von Weihnachten aus dem Blickfeld verschwindet: die Menschwerdung Gottes. Im Tagesgebet des Zweiten Adventssonntags heißt es: „Lass nicht zu, dass irdische Aufgaben und Sorgen uns hindern, deinem Sohn entgegenzugehen.“ Ein anschauliches Beispiel für diese irdischen Aufgaben sahen wir im geschilderten Videoclip. Aber auch Sorgen können uns anscheinend hindern, uns in gebührender Weise auf das Weihnachtsfest vorzubereiten. Jesus sagte dazu etwas Aufschlussreiches: wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund (Mt 12,34). Ähnlich wie die Benediktsregel, verweist dieses Wort auf einen Zusammenhang zwischen dem Inneren des Menschen und dem, was über seine Lippen nach aussen gelangt. Ein alter Mönch namens Evagrios Pontikos (†399) erklärt diesen Zusammenhang zwischen Äußerem und Innerem folgendermaßen: „Das, wovon wir leidenschaftliche Erinnerungen haben, dessen Gegenstände haben wir auch vorher mit Leidenschaft aufgenommen. Und umgekehrt, jene Gegenstände, die wir mit Leidenschaft aufnehmen, von denen werden wir auch leidenschaftliche Erinnerungen haben.“ Die Dinge also, denen wir uns mit grosser Energie zuwenden, dringen letztendlich bis in unser Inneres vor, erfüllen das Herz und gelangen durch Worte nach außen. Umso mehr gilt dies von Sorgen, die uns beschäftigen und oftmals sogar quälen. Die Adventszeit kann uns dazu dienen, vermehrt auf unser Inneres zu achten um zu erkennen, wovon unser Herz überfließt. Ich persönlich mache die Beobachtung, dass in vielen Begegnungen das Gespräch früher oder später auf die eine Thematik fällt, die nach wie vor die ganze Welt in Atem hält. Das ist nicht weiter verwunderlich, sind es doch Sorgen, die uns alle betreffen. Doch was, wenn diese Sorgen so gewichtig werden, dass sie mich hindern, dem Sohne Gottes entgegenzugehen? Ich werde ehrlich eingestehen müssen, dass ich wohl gar nicht so weit entfernt bin von den jungen Eltern im Videoclip. Was habe ich denn die letzte Zeit in mich mit Leidenschaft aufgenommen, dass diese Dinge so leicht über meine Lippen fließen? Lege ich wirklich Zeugnis ab vor den Menschen von der Hoffnung, die mich erfüllt (cfr. 1 Petr 3,15)? „Wer aber von euch kann mit seinen Sorgen seiner Lebenslänge auch nur eine Elle hinzufügen?“ (Lk 12,25) fragt uns Jesus. Tatsächlich möchte ich lieber innerlich frei werden und den Rat des hl. Petrus befolgen: „Wirf deine Sorge auf den Herrn, denn ihm liegt an euch!“ (1 Petr 5,7). Und auch die Worte des hl. Paulus sollen mir wiederum Mut machen: „Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Kräfte, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm 8,38f.). Aber genau diese Liebe Gottes will uns an Weihnachten im Jesuskind begegnen, um unsere Dunkelheit zu erhellen und uns Hoffnung zu bringen – darum möchte ich wenigstens diese letzten Adventstage nutzen und achtsam sein, dass nicht auch ich das Weihnachtsfest ohne das Kind begehe.
Erzählt - Es wird erzählt, dass es einmal ein Dorf gab, in dem die Menschen alles besßen was man sich für Geld kaufen konnte. Nur eine Sache fehlte ihnen. Niemand von ihnen war mit besonderer Weisheit gesegnet worden, sie hatten aber gehört dass nicht weit ihrem Dorf entfernt in der nächst gelegenen Stadt, Weisheit auf dem Markt verkauft wurde. So schickten die Ältesten des Dorfes eine Gruppe von Jungen und Mädchen auf den Markt. Und als die Gruppe dort ankam, da fand sie bald eine ältere Frau, die ihnen sehr sehr freundlich das Kraut der Weisheit verkaufte. Sie nahm ihnen sehr viel Geld ab aber den Jungen und Mädchen wars das wert und glücklich und zufrieden mit ihrem Fund machten sie sich auf den Weg zurück in ihr Dorf. Da wurde ein rauschendes Fest gefeiert und es gab eine lange Tafel, die in der Mitte des Dorfes stand und an dieser Tafel saßen alle Bewohnerinnen und Bewohner. Und in der Mitte der Tafel auf einem Schemel stand das Kraut der Weisheit und dieses Kraut sollte später am Abend verkostet werden. Doch bis es soweit war, da wurde erst einaml gesungen, getanzt, gefeiert, gelacht, gegessen und getrunken und so ausgelassen war die Stimmung, dass niemand den kleinen Esel bemerkte, der sich von hinten der Tafel näherte. Mit festem Blick trottete er auf das Kraut der Weisheit in der Mitte des Tisches zu und als er nahe genug herangekommen war da fraß er das Kraut der Weisheit auf. (pt)
Schluderns - Warm eingepackt lauschten die Kinder hinter und vor der Haustür in die Dunkelheit hinein und warteten angespannt auf das erste Rasseln der Ketten, auf Stimmen, die das Nahen des Hl. Nikolaus, seiner Engel und der Krampusse ankündigten. Trotz Coronakrise und aller auferlegten Beschränkungen hat es sich der Nikolaus vielerorts am 5. Dezember nicht nehmen lassen, durch die Dörfer zu ziehen und die Kinder zu besuchen. So auch in Schluderns. Begleitet wurde der Nikolaus nur von einigen wenigen Schemen. Der Großteil der wolligen Gestalten musste heuer daheimbleiben. Kräftiger Schneefall begleitete die kleine Gruppe bei ihren Rundgängen und sorgte für eine einzigartig wohlige Stimmung. Der Nikolaus besuchte die Kleinen heuer nicht wie üblich in den warmen Stuben, sondern machte vor den Haustüren Halt. Mit großen Augen lauschten die Kinder dort den Worten des „Hl Mannes“ und nahmen die Geschenke in Empfang. Mit dem Nikolausbesuch wollten die Verantwortlichen in Gemeinden, des Nikolaus- und Krampusvereins sowie des Katholische Familienverband ein klein wenig Normalität in die derzeitige Pandemielage bringen und den Kleinen eine Freude machen. Dankbar für die Abwechslung waren auch die Erwachsenen, die sich ebenfalls freuten und den Nikolaus mit seinem Gefolge herzlich willkommen hießen. Bereits vor dem 5. Dezember hatten in manchen Vinschger Orten einige große und kleine Krampusse ihren Larven und Fellkleider aus dem Keller geholt und waren über Plätze und durch Gassen gehuscht – Corona hin oder her. Denn schließlich entsprach ihr Auftritt mit Maske voll und ganz den Sicherheitsbestimmungen. (mds)
Kurz notiert - Wie hoch die fachliche Anerkennung von Wissenschaftler*innen ist, kann man am Gewicht der Festschriften abmessen, die zu ihren runden Geburtstagen erscheinen. Insofern konnte sich Pater Ulrich Faust OSB damals freuen, denn die 2015 veröffentlichte Festschrift zu seinem 80. Geburtstag umfasst mehr als 600 Seiten! Pater Ulrich selbst meinte damals, dies sei zu viel der Ehre, aber diese Wertschätzung hat er durch sein bahnbrechendes Wirken besonders im Bereich der „Germania benedictina et monastica“ verdient. Als Dekan der Historischen Sektion und Redakteur ihrer verschiedenen Publikationsreihen konnte er über 25 Jahre hinweg mit großer Regelmäßigkeit wichtige Forschungsbeiträge zur Ordensgeschichte betreuen und nicht selten selbst verfassen. So bearbeitete er persönlich fünf Bände des Handbuches der Benediktinerklöster „Germania Benedictina“ und konnte seine Tätigkeit für diese umfangreiche Reihe im Dezember 2014 mit einer Neuherausgabe des zweiten Bandes „Bayern“ abschließen. (aw)
Tanas - Im Sommer 2020 war es bei uns im Vinschgau möglich den Komet „Neowise“ zu beobachten. Der Schweifstern wurde von Gianni Bodini fotografiert und in den Vinschger Impressionen ( Vinschgerwind 16/2020) gezeigt.
Eine Himmelserscheinung wie der Stern über Tanas war auch der Stern von Bethlehem. Nach dem Evangelium nach Matthäus hat er die Weisen aus dem Morgenland zum Geburtsort Jesu Christi geführt. „Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen“ heißt es im Evangelium.
Schon im 2. Jahrhundert versuchte man den Stern von Bethlehem zu deuten. Der christliche Theologe Origines vertrat als Erster die Meinung, der Stern von Bethlehem sei ein Komet gewesen. Jahrhunderte lang wurde an dieser Meinung festgehalten.
Im 17. Jahrhundert lieferte Johannes Kepler eine alternative Erklärung. Als Ursache dieser Himmelserscheinung machte er das Zusammentreffen von Jupiter und Saturn verantwortlich. Es gab aber auch noch andere wissenschaftliche Spekulationen über den Stern von Bethlehem.
Und der Stern von Tanas? Der Stern von Tanas war auf jeden Fall ein Komet. Bis weit in die Neuzeit hinein verbreiteten Kometen Angst und Schrecken. Sie galten als Unglücksbringer, als schlechtes Omen, als Vorboten für Krieg, Naturkathastrophen oder Krankheit. Jedenfalls hat man im Nachhinein zu jedem Kometen ein passendes Übel gefunden.
Aber vielleicht ist der Stern von Tanas unser Glücksbringer und beschert uns ein besseres Jahr. Frohe Weihnachten und alles Gute für das Jahr 2021 (pt)
Latsch - Josef Raffeiner wurde 1920 in Latsch geboren. Er kam 1945 aus dem Krieg zurück. Als„Schreiberling“ wie er sich selbst bezeichnete, arbeitete er bei der Gemeinde und diente dem damaligen Bürgermeister Roman Köhle als Übersetzer.
Raffeiner Josef erzählt: „Im Mai 1945 war der Krieg endlich zu Ende. Im Dorf gab es nix, es gab fast keine Wohnungen. Von 1914 bis 1947 wurden in Latsch nur zwei Häuser gebaut. In jedem Bauernhaus wo Zimmer frei waren, wurden Zimmer vermietet. Meist waren 2-3 Familien in einem Haus untergebracht. Damals gab es im Dorf noch keine Trinkwasserleitung. Es gab 5 Brunnen: Rösslbrunnen, Naglbrunnen, Rizzibrunnen, den Brunnen beim Fischböck und den am Dorfplatz.Von dort mussten die Menschen, meist waren es Kinder, in Kübeln Wasser holen, welches zum Trinken, Waschen oder Spülen verwendet wurde.
Geld war fast keines vorhanden, man konnte sich nichts leisten. Bei uns zu Hause hatten wir zu Weihnachten nur ein „Krippele“,Christbaum hatten wir keinen. Einen solchen hatten nur die „Besseren“. Die Mutter hat am nachmittag Krapfen gebacken. Bis 18 Uhr war Fasttag. Erst nach 18 Uhr gab es dann etwas Ordentliches zu essen, Fleisch und Krapfen. Da konnte man sich den Bauch so richtig vollschlagen. Die Kinder von einfachen Eltern bekamen am Hl. Abend nur Äpfel, „amerikanische Nüsschen“, höchstens ein paar Orangen. Die Kinder von wohlhabenden Eltern bekamen schon etwas mehr.
Um Mitternacht ging man zur Mette. Die Kirche war meistens überfüllt, sodass viele stehen mussten. Am Hl.Tag gingen dann nur mehr wenige in die Kirche. Nur die ganz Frommen gingen 3 mal zur Messe, zur Mitternachtsmette, dann morgens zur „Leitmess“ und um 9 Uhr zum „Rechtn Kirchn“.
Aufgezeichnet von Peter Tscholl
Geschichte - Im Jahre 2018 wurde der 200. Geburtstag des Weihnachtsliedes „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ gefeiert. Zu diesem Anlass unternahm ich einen Roadtrip (so steht dieses Wort im Duden) zu den Spuren von Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber in die Stille-Nacht-Orte im Salzburgerland. Dort herrschte eine ganz besondere Stimmung, getragen von überlieferten Bräuchen und von Menschen, die diese in Ehren halten. In Mariapfarr betrete ich die nach Weihrauch duftende Pfarrkirche und betrachte dasselbe Altarbild wie Joseph Mohr, der sich hier zu seinem Text inspirieren hat lassen. Mit einem Mal fühle ich mich um Jahrhunderte zurückversetzt. Zurückversetzt in eine Zeit, in der die Menschen kaum wussten, was sie auf den Tisch bringen sollten. Napoleon hatte Europa verwüstet, Missernten verursachten Hunger und Not. An Geschenke dachte zu dieser Zeit niemand: Gewünscht hat man sich Frieden. Wie vielen Menschen das Lied „Stille Nacht! Heilige Nacht“ tatsächlich Trost und Hoffnung spendet, wurde mir am nächsten Tag vor Augen geführt: In Wagrain ist im Pflegerschlössl das Stille-Nacht-Museum untergebracht. Eine Weltkugel veranschaulicht die wundersame Verbreitung des Liedes. An die zwei Milliarden Menschen singen das Lied jedes Jahr zu Weihnachten in mehr als 300 Sprachen und Dialekten – das ist mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung. Und das ganz ohne Twitter, Facebook und Instagram. Im Stille-Nacht-Museum in Hallein erfahre ich, dass die einfache Komposition in Kombination mit den tröstenden Worten einen wahren Geniestreich ergeben. Der junge Lehrer Franz Xaver Gruber hat den Text von Joseph Mohr an nur einem Nachmittag vertont. Das 1818 komponierte Lied wurde schon 1831 in Leipzig und 1839 in New York gesungen - vorgetragen von Tiroler Nationalsängern. Als nächstes stand Oberndorf und Arnsdorf auf dem Programm: In Arnsdorf hat Franz Xaver Gruber das Lied komponiert, in Oberndorf haben er und Joseph Mohr „Stille Nacht! Heilige Nacht“ nach der Christmette zum ersten Mal gesungen. Ehrfürchtig betrete ich die kleine Stille-Nacht-Gedächtniskapelle und ich bin nicht allein: Deutsche, Polen, Koreaner und Amerikaner drängen sich dicht an dicht an mich. Plötzlich vernehme ich die Stimme einer Frau: Sie summt die Melodie von „Stille Nacht! Heilige Nacht“. Nach wenigen Takten stimmen die Umstehenden mit ein. Immer mehr erfasst mich ein friedvolles Gefühl. Mit jedem weiteren Takt beginne ich, Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber besser zu verstehen. „Stille Nacht, heilige Nacht“ fasst in Worte, wonach wir uns alle sehnen: nach Frieden, Heimat und Geborgenheit. Dieses Lied ist ein Geschenk, das wir jedes Jahr aufs Neue erhalten. „Stille Nacht! Heilige Nacht“ wird niemals seinen Zauber verlieren.
Andreas Waldner
Mals -Der Geruch von frischer Wurst und Kraut ist für viele - vor allem der älteren Generation - eng mit dem Heiligen Abend verbunden, genauso wie der Geruch von Lebkuchen, brennenden Kerzen, Sternspritzern und Weihrauch bei der Christmette.
von Magdalena Dietl Sapelza
Fleisch stand einst nur „alle heiligen Zeiten“ auf dem Tisch. Noch bis vor wenigen Jahrzehnten schlachteten die Bauern im Dezember ein einziges Schwein. Nur auf größeren Höfen wurden mehrere Schweine gehalten, so auch auf dem „Grozzeshof“ in Mals. Dort schlachtete der „Metzger Fritz“ für seine kinderreiche Familie einen „Speckfock“ zu Weihnachten und einen „Bröckl-Fock“ zu Lichtmess. „S‘ Fockostechn isch für inz Kinder olm aufregend gweesn“, erinnert sich Walter. Bereits als Bub war er dabei, als seine Mutter Anna das Blut rührte, als das Schwein im Holztrog mit feinen Pechstücken eingerieben und mit kochend heißem Wasser überbrüht wurde. Kräftige Hände schabten mit der scheuernden Kette die Borsten ab. Die Feinrasur erledigten die „Glogg“ und das scharfe Messer, als das Schwein dann auf dem Trogbrett lag. Anschließend wurde es hochgezogen und an die Haken gehängt. Beim Aufbrechen des Tieres warf der Vater den Buben die Blase zu. Walter erhaschte sie und blies sie mit einem Futterhalm zu einem Beutel auf. Spitzbübisch ließ er die furzende „Fockaploter“ oft durch die Luft schießen und schlug die Schwestern in die Flucht. Zu Mittag verkosteten alle Helfer den „Stich“. Nach der Fleischzerlegung lagen später zwei eingesalzene Speckseiten im Keller. Mit den Schweinsrippen belegt „surten“ diese tagelang, bis sie in der Selchküche ihren Platz fanden.
Das Schwein diente in erster Linie der Speckproduktion. Das „grüne“ Fleisch bewahrte die Mutter in einer eiskalten Kammer auf und verkochte es nach und nach. Denn einst verfügte kaum jemand über einen Kühlschrank oder gar eine Tiefkühltruhe. Das manuell durch den Fleischwolf getriebene, mit Salz, Pfeffer, Knoblauch und Majoran gewürzte und geknetete, Wurstfleisch wurde in die uralte „Wurstmaschine“ geschichtet und in die Därme gefüllt. Die Spagat-Abbindung sorgten für die richtige Wurstlänge.
Jedes Schwein wurde einst vom Rüssel bis zum Schwanz verwertet. Mit den Knochen wurde Suppe gekocht, die Beinstücke gaben der Gerstsuppe ihren Geschmack und das Schweinfett dem Kraut. Geschätzt war auch die Milz. „Milzschnittensupp isch fürn Voter di Hoazatsupp gwesn“, erklärt Walter. Neben der Schweinswurst aus „gutem“ Fleisch und der Blutwurst wurde vielerorts auch die „Schublwurst“ hergestellt, in der Lunge, Leber, Herz und Nieren Verwendung fanden. „Schublwurscht hots pa inz nia gebm“, sagt Walter. Seine Mutter habe nie viele Würste machen lassen, da ihr das Fleisch zum Kochen wichtiger gewesen sei, um die hungrigen Mäuler zu stopfen. Die Wurst am Heiligen Abend hatte deshalb einen ganz besonderen Wert, genauso wie das Wiener Schnitzl, das auf dem „Grozzeshof“ nur am Christtag aufgetischt wurde. Für den Heiligen Abend „wurstet“ Walter auch heute noch nach altem Rezept mit dem Fleisch eines artgerecht gehaltenen einheimischen Schweines.
„Ma muaß di olte Wurscht-Tradition pflegn“, betont er. Und dass das immer öfter auch andere tun, zeigt sich, wenn es bei der Christmette so wie früher „wuschtelen tuat“.