Die Aussagen von Sepp Noggler im letzten Vinschgerwind haben in den Bürgermeisterkreisen hohe Wellen geschlagen. Bezirkspräsident Dieter Pinggera verteidigt die Bürgermeister und weist die Kritik „Die Bürgermeister rühren sich nicht“ weit von sich.
Vinschgerwind: „Die Bürgermeister rühren sich nicht“ hat Sepp Noggler im Wind-Interview gesagt. Das hat für Aufregung in der Bürgermeisterrunde geführt.
Dieter Pinggera: Das stimmt. Das Interview vom Sepp Noggler aber auch die Aufmachung vom Vinschgerwind haben in Bürgermeisterkreisen die Wogen hoch gehen lassen. Die Reaktionen waren unterschiedlich. Manche waren erzürnt, manche haben gesagt, dass sie das gar nicht lesen. Teile der Aussagen Nogglers sind sowohl bezirkspolitisch als auch parteipolitisch inakzeptabel und können so nicht stehen gelassen werden.
Vinschgerwind: Zum Beispiel?
Dieter Pinggera: Diese Vorgehensweise Nogglers schadet uns als Bezirk und hat nichts mit begründeter Kritik zu tun. Beispiel Trockenzonen: Das ist ein Riesenthema im Vinschgau. Ich komme gerade von einer diesbezüglichen Videokonferenz mit dem Landeshauptmann, mit Landesrat Schuler und mit Landesrat Vettorato. Dieses Thema hat heute im Vinschgau dieselbe Sprengkraft, wie sie etwa die Gesundheitsreform in der letzten Legislatur hatte. Mit dieser Klarheit haben wir Bürgermeister das Anliegen bei den zuständigen Landesräten deponiert. Wir haben eine Arbeitsgruppe eingesetzt und alles umgesetzt, was vereinbart war. Wenn ich dann lesen muss, dass wir nichts tun, dann ist das eine Frechheit! Wir müssen zusammenarbeiten. Wir hatten 4 Aussprachen, und Sepp Noggler war nur bei einer einzigen dabei. Stichwort Schülerheim Mals: Ich hatte verschiedene Aussprachen mit Direktor Werner Oberthaler, mit Gustav Tschenett, mit der Sozialgenossenschaft VISO, und wir waren einige Male bei Landesrat Achammer, bei dem wir immer wieder dieses wichtige Projekt beworben haben. Es wurden verschiedene Lösungsansätze besprochen, wie die Finanzierung über den Recovery Fund oder auch andere Investorenlösungen.
Vinschgerwind: Woran hakt’s dann?
Dieter Pinggera: Gehakt hat es wie immer am Geld. Über die ordentliche Haushaltsfinanzierung war das Heim nicht finanzierbar. Das angestrebte PPP-Projekt hat inhaltlich nie ganz überzeugt und auch rechtliche Hürden vorgefunden. Derzeit keimen wiederum bestimmte Hoffnungen über den Recovery Fund auf, aber es gibt auch einen sehr interessanten Plan B.
Vinschgerwind: Was wäre Wunsch und Ziel, wann das Heim verwirklicht werden soll?
Dieter Pinggera: Der Bau muss so schnell wie möglich angegangen werden. Die bestehende Struktur ist völlig am Ende, sowohl unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit als auch der Instandhaltung. Die Situation ist für den Betreiber nicht mehr zumutbar!
Vinschgerwind: Welche Themen stehen noch im Fokus?
Dieter Pinggera: Es gibt noch viele Themen.
Vinschgerwind: Vom Vinschgerwind kam der Vorwurf, dass die Bürgermeister in der Zuggeschichte, also bei möglichen Zugverbindungen von Mals aus, untätig sind.
Dieter Pinggera: Auch das ist völlig bei den Haaren herbeigezogen. Die Bürgermeisterrunde hat gemeinsam mit den Landeshauptleuten Durnwalder und Kompatscher sowie mit Landesrat Theiner seit der Wiederinbetriebnahme 2005 an dieser Vision gearbeitet. Bis vor kurzem gab es weder in der Schweiz noch in Nordtirol eine Resonanz. Es freut uns sehr, wenn es nun auch im benachbarten Ausland Interessen und Initiativen gibt. Ich teile hier die Vorgehensweise des Landeshauptmanns. Die eingesetzte technische Arbeitsgruppe muss eine technisch-wirtschaftliche Machbarkeit erstellen, was derzeit erfolgt. Mit allem anderen zerfleischen wir uns nur selbst.
Vinschgerwind: Wird es in der SVP-Bezirksleitung ein Donnerwetter für Sepp Noggler geben?
Dieter Pinggera: Mah, Donnerwetter. Albrecht Plangger ist von verschiedenen Bürgermeisterkollegen kontaktiert worden. Wir haben demnächst SVP-Bezirksleitung und Nogglers Aussagen werden dort sicherlich Thema sein. Mir als Bezirkspräsident geht es darum, dass wir alle zusammenarbeiten und gemeinsam an einem Strang ziehen. Ansonsten werden wir in Bozen nichts erreichen!
Interview: Erwin Bernhart
Zwei Fliegerbomben aus dem 2. Weltkrieg wurden in einem Schludernser Privatgarten gefunden. BM Heiko Hauer hat sofort die Fundstelle Absperren lassen, die örtlichen Carabinieri informiert. Zwei Experten aus Trient haben bereits einen Lokalaugenschein gemacht und die Entschärfung dürfte in dieser Woche über die Bühne gehen. Möglicherweise war es der Militärflugplatz in der Nähe, sagt BM Hauser, der als Angriffsziel in Frage gekommen ist. Fliegerbomben sind in Schluderns ansonsten geschichtlich nicht bekannt.
Weil in den Bike-trails am Sonnenberg gefallene Bäume von den Schlanderser nicht fachgerecht geschnitten wordensind, haben beherzte Latscher mit der Motorsäge nachgeholfen.
Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Hab’ gelesen, dass die Bevölkerung im Vinschgau stagniert, also dass kein Bevölkerungswachstum stattfindet. Das hat mit Abwanderung nichts zu tun. In allen anderen Landesteilen Südtirols gibt es - wenn auch geringe - Zuwächse. Zu wenig Kinder kommen nach im Vinschgau. Auch China hat Nachwuchsprobleme. Also geben die Chinesen ihre Ein-Zwei-Kind-Politik auf und lassen ab sofort auch drei Kinder zu. Allerdings haben die Chinesen damit zu kämpfen, dass Kinder teuer sind. Drei Kinder können sich nur wohlhabende Chinesen leisten. Und wohlhabende Chinesen gibt es nicht sonderlich viele. Und Wohlhabende wollen gar nicht drei Kinder. Es gibt durchaus Parallelen zum Vinschgau. Kinder sind - teuer. Also das Wohnen ist teuer, das Bauen auch, die Einkünfte nicht sonderlich hoch, die Karriereplanung geht vor... Also Bevölkerungsstillstand. Da nutzt es wohl nicht viel, eine Drei-Kind Politik zu fordern. Auf der anderen Seite werden Wachstumsraten erwartet, in der Wirtschaft, im Tourismus. Volkswirtschaftlich haben wir dann ein Problem. Die Nachfrage an Arbeitskräften steigt und die Bevölkerung sinkt. Wenn wir nicht imstande sind, mit Innovationskraft die Lebenshaltungskosten zu senken und eine familienfreundliche Gesellschaft zu schaffen, bleibt wohl nur das Fördern von Einwanderung. Sind wir in den deutschen 50er und 60er Jahren angelangt? Damals hat Deutschland Arbeitskräfte importiert, aus der Türkei, aus dem Mittelmeerraum. Für den Import heute werden wohl andere Länder in Frage kommen müssen.
pr-info DIE MARTELLER ERDBEERTAGE - Das Martelltal steht wieder ganz im Zeichen der Erdbeere. Im Rahmen der „Marteller Erdbeertage“ vom 19. Juni bis zum 3. Juli 2021 können in verschiedenen Betrieben des Tales kulinarische Köstlichkeiten rund um die Erdbeere genossen werden. Während der gesamten Erdbeertage erwartet die Besucher und Besucherinnen ein interessantes Programm, bei dem sich alles um die kleine, rote Frucht dreht. So findet beispielsweise am Sonntag, 20. Juni ein Workshop für Familien im Freizeitzentrum Trattla statt, bei dem mit Naturmaterialien aus dem Nationalpark Stilfserjoch ein Insektenhotel gebaut wird. In der darauffolgenden Woche kann man an einer geführten E-Bike-Tour durchs Beerental teilnehmen, beim Zubereiten einer Erdbeermarmelade dabei sein, auf einer geführten Wanderung auf dem Südtiroler Erdbeerweg die Natur entdecken oder den Weg der Erdbeere bis in das Geschäft miterleben. Am Sonntag, 27. Juni findet ein Markt mit regionalen Produkten im Freizeitzentrum Trattla statt. Dort wird auch der neue Gemeinschaftsstand der lokalen Produzenten aus dem Nationalpark Stilfserjoch vorgestellt.
Glurns - Nach den Pandemie-Einschränkungen der vergangenen Monate sehen die Verantwortlichen im Amateursportverein Glurns um den Präsidenten Stefan Sagmeister wieder optimistisch in die Zukunft. Zusammen mit dem FC-Südtirol organisieren sie vom 27. 31. Juli 2021 das Alperia Juniorcamp für Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 16 Jahren. Glurns zählt zu den acht „Day Camps“ im Land mit dem Südtiroler Vorzeige-Club. Die Kicker werden täglich von 9.00 bis 17.00 Uhr von qualifizierten Trainern des FC-Südtirol trainiert. Angeboten wir heuer auch ein spezialles Tormanntraining. Für Verpflegung und beste Betreuung bei anderen Freizeit-Aktivitäten sorgen viele Ehrennamtliche des Glurnser Sportvereins. „Nach dem Erfolg mit dem Milan-Camp im vergangenen Jahr haben wir entschieden, den Vinschger Kindern und Jugendlichen auch heuer wieder ein Camp anzubieten“, so Sagmeister. (mds)
Die Anmeldung erfolgt online unter fc.suedtirol.com/camp.
Informationen erteilt auch ASV-Präsident Sagmeister unter der Telefonnummer 0039 340 412 19 85
Prad - Oft scheinen Rekorde wie in Stein gemeißelt, so wie jene der Ausnahmespringerin Monika Müller aus Schlanders. Fünfzehn Jahre lang konnte niemand ernsthaft an ihren fünf Vinschger Bestmarken im Weit – Hoch- Dreisprung, 100 m Hürden und Siebenkampf rütteln. Nun wurde innerhalb einer Woche gleich zwei davon der Garaus gemacht. Und wäre der Ausnahmekönnerin Lorena Lingg aus Prad nicht auf der letzten Hürde ein Strauchler passiert so wäre auch noch Monikas Laufrekord Gesichte. 1,62 m hoch sprang die 16-jährige Oberschülerin gleich im ersten Versuch mit einem astreinen Sprung und überbot damit um 1 cm den alten Rekord von Monika Müller und um 2 cm jenen von Heike Staffler aus Goldrain, der vor fast 40 Jahren aufgestellt wurde. Lorena geht für den Lac Vinschgau an den Start und wird von ihrer Familie sehr unterstützt. Der Name Lingg ist im Vinschger Sportgeschehen weiterhin ein bestimmendes Attribut. In Reischach gelang es ihr sogar 1,66 m zu überqueren. (mt)
Mals - Badminton Turnier SuperSeries - Mehr als 160 Badmintonspieler:innen fanden sich zum 2. SuperSeries Turnier Italiens in Mals ein.
Am Wochenende - 29. und 30. Mai - fand in Mals das zweite SuperSeries Turnier Italiens des Jahres 2021 statt. Über 160 BadmintonSpieler/innen gaben sich ein Stelldichein und spielten um Qualifikationspunkte für die Italienmeisterschaft. Aus ganz Italien (von Sizilien, Sardinien bis Norditalien) kamen die besten Athleten und spielten spannende Spiele. Nach einem intensiven Wochenende standen dann die Sieger/innen aller Altersklassen fest. In der Senior-Klasse konnte die Lokalmatadorin Judith Mair (ASV Mals) den Heimvorteil nutzen und das Dameneinzel gewinnen. Im Halbfinale bezwang sie Hamza Yasmine in zwei Sätzen (21:19 25:23) und schlug im Finale die Dauerrivalin Fink Katharina in spannenden drei Sätzen (21:15 17:21 21:18). Abgerundet wurde der Erfolg in der SeniorKategorie überraschend durch den Sieg im Mixed von der erst 16-jährigen Anna Sofie De March mit Partner Tonni Zhou (beide ASV Mals) gegen Punter/Strobl (21:16 21:19). Das Damendoppel konnte die Paarung des SSV Bozen Fink/Hamza gewinnen.
Ein herausragendes Ergebnis erzielte Matthias Frank (ASV Mals) als Triple-Sieger in der Kategorie Junior. Gleiches gelang auch Sebastian Tataru (ASV Mals) in der Kategorie Under 13 (Sieger in allen drei Disziplinen).
Stefan De March
Hier die Sieger:innen in den einzelnen Kategorien aus südtiroler Sicht:
Seniorklasse
DE: Mair Judith (ASV Mals)
MX: Anna Sofie De March mit Tonni Zhou (beide ASV Mals)
DD: Fink Katharina mit Hamza Yasmine (beide SSV Bozen)
Junior
HE: Matthias Frank (ASV Mals)
HD: Matthias Frank mit Jacopo Bernardi (beide ASV Mals)
MX: Matthias Frank mit Lena Gander (beide ASV Mals)
DD: Anna Sofie De March (ASV Mals) mit Linda Bernasconi
Under 17
MX: Carolin Rauner (ASV Mals) mit Simone Piccinin
Under 15
DE: Sofia Galimberti (ASV Überetsch)
HD: Ruben Fellin mit Manuel Pircher (Sport Promotion und ASV Überetsch)
DD: Sofia Galimberti mit Anna Hell (beide ASV Überetsch)
Under 13
HE: Sebastian Tataru (ASV Mals)
DE: Julia Kostner (ASV Überetsch)
HD: Sebastian Tataru mit Francesco De Stefani (beide ASV Mals)
DD: Pia Kopania (ASV Mals)
MX: Sebastian Tataru (ASV Mals) mit Julia Kostner (ASV Überetsch)
Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Medardus, 8. Juni 2021
Die Landwirtschaft beeinflusst die natürlichen Ressourcen Landschaft, Boden, Wasser, Luft, Klima und Artenvielfalt. 37 % der Landflächen unseres Planeten werden landwirtschaftlich bearbeitet. In Südtirol beträgt die landwirtschaftliche Gesamtfläche 455.840 Hektar. Das entspricht fast 62 % der Landesfläche. Wegen der Steilheit des Geländes können nur 209.322 ha als Anbauflächen, Wiesen und Weideland genutzt werden.
Intensivierung verringert Biodiversität
Die rasche Mechanisierung, die Intensivierung und die Spezialisierung in der Landwirtschaft haben sich tiefgreifend auf die Landschaft ausgewirkt. Zahlreiche Studien zeigen, dass die Art und Intensität der Landnutzung stark auf die Biodiversität auswirken. Als Faustregel gilt, dass die Biodiversität mit zunehmender agrarischer Nutzung abnimmt.
Große Teile Südtirols sind eine Kulturlandschaft unterschiedlichen Natürlichkeitsgrades. Die Grünlandbewirtschaftung ist flächenmäßig die wichtigste Kulturform Südtirols und hat somit großen Einfluss auf die Biodiversität, besonders in den Höhenlagen von der submontanen bis zur subalpinen Vegetationsstufe (von etwa 800 bis 2.300 m MH). In Abhängigkeit von der Bewirtschaftungsintensität und den naturräumlichen Voraussetzungen gibt es eine Vielzahl an Wiesen- und Weidetypen. Auch für diese Bodennutzung gibt es eine Faustregel: Je extensiver die Bewirtschaftung, umso größer der naturkundliche Wert. Die durchschnittliche Anzahl an Arten von Gefäßpflanzen je 100 m² Fläche schwanken: In einer Fettwiese kommen 20 – 40 Pflanzenarten vor. Seltene oder gefährdete Arten sind darunter rar. Magerwiesen sind mit über 50 Arten von Gefäßpflanzen schon deutlich artenreicher. Und Magerwiesen auf kalkhaltigem Ausgangsgestein können sogar bis zu 80 Arten von Gefäßpflanzen aufweisen.
Futterbilanz in der Grünlandwirtschaft
Durch Mechanisierung und Intensivierung in der Grünlandwirtschaft wurden im letzten Jahrhundert traditionelle Wiesenformen mit höchstens drei Futterschnitten großflächig zu Intensivwiesen auch mit bis zu 5 Schnitten umgewandelt. Entsprechend stieg der Ertrag auf der bewirtschaften Fläche. Landesweit wurden aber auch in Südtirol zahlreiche Flächen brachgelegt, sodass insgesamt landesweit die Produktion an Futtergrundlage für die Viehhaltung nur leicht zunahm. Der Futterverbrauch hingegen hat sich deutlich erhöht. Auch kam es im Laufe der Jahre zu deutlichen Verschiebungen zwischen den verschiedenen Nutztierarten mit mehr Rindern und weniger Schafen und Ziegen. Züchterische Verbesserungen brachten bei den Rindern in den vergangenen 200 Jahren eine Gewichtszunahme des Durchschnittsgewichtes von 250 kg im Jahr 1850 auf heute 650 – 750 kg. Die Milchleistung einer Kuh stieg von 2050 kg im Jahr 1850 auf heute durchschnittlich 7.300 kg. Und entsprechend stieg der Energiebedarf dieser Hochleistungsrinder von 16.585 Mega Joule Netto Energie Laktation (MJ NEL) im Jahr 1850 auf aktuell 34.879 MJ. In Südtirol wird heute 47 % mehr Futterenergie verbraucht als produziert. Die viehhaltende Landwirtschaft kann ihren Futterbedarf nur durch Zukäufe decken. In der EU kommen zugekaufte Futtermittel im Falle von Getreide weitgehend aus Deutschland, Frankreich und Spanien. Rapsprodukte kommen aus Kanada, Australien, Kasachstan und der Ukraine. Soja hingegen wird vorwiegend aus Brasilien, Argentinien, den USA und Paraguay importiert. Wegen der Emissionen auf den Transportwegen ist die zukaufende Landwirtschaft damit auch an der Produktion von Treibhausgasen und an der Erderwärmung beteiligt.
Monitoring der Biodiversität in Südtirol
Die Südtiroler Landesregierung hat im Jahr 2019 ein langfristiges und systematisches Monitoring der Biodiversität in unserem Lande veranlasst. Die Datenlage zur Kenntnis und Charakterisierung der Artenvielfalt fehlt nämlich für verschiedene Bioindikatoren oder ist mangelhaft. Die Erhebung soll zeigen, wie rasch sich die Arten- und Ökosystemvielfalt ändert und wo die Änderungen besonders schwerwiegend sind. Das Langzeitprojekt umfasst alle Lebensraumtypen und wird von eurac research in Zusammenarbeit mit dem Naturmuseum Südtirol, dem Amt für Natur und der Abteilung Landwirtschaft der Autonomen Provinz Bozen durchgeführt. Dabei werden Feuchtgebiete, Fließgewässer, Wälder und subalpine Standorte beispielsweise als naturnahe Lebensräume untersucht, Siedlungsgebiete oder landwirtschaftliche Flächen (Wiesen, Weiden, Dauerkulturen im Obst- und Weinbau) hingegen als stark vom Menschen beeinflusste Lebensräume. Als aussagekräftige Indikatoren wurden für alle Lebensräume die fünf Organismengruppen der Gefäßpflanzen, Vögel, Fledermäuse, Heuschrecken und Tagfalter ausgewählt. Daneben werden Moose und Flechten, verschiedene Bodenorganismen und Bodenparameter wie pH-Wert und Phosphatgehalt erhoben. Auch die Landschaft rund um das jeweilige Untersuchungsgebiet wird kartiert. Die Düngung und die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln werden als Bewirtschaftungseinflüsse erhoben, ebenso die forstwirtschaftlichen Maßnahmen, um langfristig ein besseres Verständnis zu erlangen, wie sich diese auf die Diversität von Tier- und Pflanzengruppen und die Ökosysteme auswirken. Die Ergebnisse des Monitorings dienen der Grundlagenforschung. Sie sollen zukünftig auch Basis für politische Entscheidungen zu Landwirtschaft, Naturschutz und Raumordnung sein. Detaillierte und laufend aktualisierte Informationen zum Biodiversitätsmonitoring Südtirol finden sich auf der Webseite
https://biodiversity.eurac.edu
Val Müstair - Neuauflage und Vernissage der Broschüre «A la riva dal Rom - ein Fluss schreibt Geschichte» Die Neuauflage der Broschüre «A la riva da / Rom - ein Fluss schreibt Geschichte» macht die abwechslungsreiche Wanderung 801 von Tschierv nach Müstair zum Themenweg. An der Vernissage vom 29.5.2021 stellten die Biosfera Val Müstair und die Pro Natura Val Müstair die Broschüre vor. Anschliessend nahmen die Referenten das Publikum mit auf eine Reise zum Wasser im Val Müstair, in Graubünden und in der Welt.
Ein Fluss schreibt Geschichte
Bereits 2008 machte die erste Auflage der Broschüre «A la riva dal Rom» die bewegte Geschichte, die besonderen Lebensräume und die Sagen rund um den Rombach bekannt. Pünktlich zum zehnjährigen Jubiläum des Naturparks kommt nun die mittlerweile vergriffene, deutsche Auflage als Neufassung und in frischem Gewand heraus.
Die Pro Natura Val Müstair erkannte schon früh neben dem ökologischen auch das touristische Potential des Rombachs. Sie setzte sich für die Realisierung des Themenwegs 801 «A la riva dal Rom» ein. Heute genießen Einheimische und Gäste die Schönheit des Bachs auf der beliebten und abwechslungsreichen Wanderung von Tschierv nach Müstair. Mit der Broschüre «A la riva dal Rom - ein Fluss schreibt Geschichte» erfahren sie dabei, wie ein Moor entsteht und weshalb sich Auenlandschaften verändern, wer der Sage nach einst im einsamen Haus an der Abzweigung nach Lü lebte oder wer der Mann von l’Aqua war und wie sich die Stromgeschichte im Val Müstair entwickelte.
Die 40-seitige Broschüre ist kostenlos in der Gäste-Information (in Tschierv oder Müstair) und im Naturpark-Büro erhältlich oder digital abrufbar unter www.val-muestair.ch
Vernissage zum Thema Wasser
Die Vernissage am Samstag 29.5.2021 stieß auf großes Interesse. Rund 50 Gäste konnte die Biosfera Val Müstair und die Pro Natura Val Müstair in der Turnhalle in Sta. Maria zur Vernissage der Broschüre empfangen. Begrüßt wurden sie bereits im Foyer durch das Rauschen vom Rombach, Teil der Videoinstallation S±ROM von der Quelle bis zur Grenze und optisch darüber hinweg 2021, von Pascal Lampert. Ebenfalls ausgestellt war eine Collage der 3&4.Klasse mit Beschreibungen und Zeichnung der Lieblingsplätze der Schülerlnnen am Rom, sowie Gedichte zum Rom der 6. Klasse. Eröffnet wurde der Nachmittag mit kurzweiligen Darbietungen der 8. & 9. Klasse der Schule Val Müstair. Danach präsentierten Grettina Weber (Pro Natura Val Müstair) und Franziska Peter (Biosfera Val Müstair) die neue Broschüre. Diese baut auf die Vorarbeit der mittlerweile vergriffenen Erstausgabe, ist jedoch kürzer und in neuem Layout, hat eine detaillierte Wanderkarte integriert und berücksichtigt die Entwicklungen der letzten zehn Jahre.
Drei Perspektiven, eine Botschaft
Nun nahmen die Referenten das Publikum mit auf eine Reise vom Rom zum Kanton Graubünden und in die Welt. Pio Pitsch, Mitinitiant und ökologischer Projektleiter der Rom-Revitalisierung zeigte auf, dass der Kanton Graubünden schweizweit Vorreiter in Sachen Revitalisierung ist, gleichzeitig aber auch noch einiges zu tun bleibt. Der Wasserbotschafter Ernst Bromeis plädierte für mehr Wertschätzung des Wassers als «blaues Wunder», als Quelle des Lebens. Denn nicht immer sei es möglich, wie bei den Revitalisierungen vergangene Fehler wieder gut zu machen. Schließlich lenkte Christoph Lüthi, Leiter der Abteilung Wasser und Siedlungshygiene für Entwicklung am Wasserforschungsinstitut Eawag, den Blick auf Regionen mit Wasserknappheit, welche sich auf Grund von Übernutzung und wegen des Klimawandels weiter zuspitzen wird. Auch hier wurden neben den Problematiken Lösungsansätze aufgezeigt. Alle Referenten einte ihr Plädoyer für einen sorgsamen Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser. Sie dient uns als Lebensgrundlage, ob im Rombach oder in fernen Regionen der Welt.