Aufgesattelt
Ende Mai wird Schluderns von blondgemähnten Rossen und Menschen regelrecht gestürmt. In der kleinen Gemeinde von BM Heiko Hauser wird mit großem Pomp 150 Jahre Haflingerzucht gefeiert. Zu Recht. Denn der Schludernser Hengst „249 Folie“ gilt seit 150 Jahren als Stammvater in den Haflingerzuchtbüchern. Und Schluderns hat mit dem Ritterspiele erprobten Areal des ehemaligen Flugplatzes ein riesiges Festgelände, wie es südtirolweit nicht zu finden ist.
Aufgestiegen
Frauen an die Macht ist im Vinschgau und im benachbarten Val Müstair Realität: DieTauferer BMin Roselinde Gunsch drängt sich nach vorn und übernimmt im Juni die Bezirkspräsidentschaft, die Eyrserin Rita Egger zu Beginn des Jahres den Vorsitz im Bezirk für den Südtiroler Wirtschaftsring (SWR), die Taufererin Gerlinde Warger die Koordination der Grenzpendler:innen und Gabriella Binkert Bechetti wird im zweiten Anlauf wiederum zur Gemeindepräsidentin im Val Müstair gewählt. Die Frauen sind Netzwerkerinnen, im Vormarsch und dringen peu a peu in die männerdominierten Schlüsselpositionen vor.
Ausgestritten
Im Juni beenden die Stadtväter von Glurns einen jahrelangen, unseligen und komplizierten Rechtsstreit mit rekurrierenden Interessentschaften und Bürgern. Die Gemeindeverwaltung, so formuliert es Multigeneralsekretär Georg Sagmeister im Beschluss für den gerichtlichen Vergleich, sei immer schon vom „rechtlichen Nonsens“ überzeugt gewesen. Für die Stadtgemeinde Glurns unterschreibt der einzige Nicht-SVP-BM im Tal Erich Wallnöfer die Streitbeilegung im Juni. In Glurns herrscht demnach in Sachen Eigenverwaltung Bürgerlicher Nutzungsrechte wieder Rechtssicherheit.
Fixundfertig
Fix ist in der Gemeinde Laas nix: verpachten, verkaufen - bei der Disko Fix ist alles möglich. Ins Konzept passt schließlich BASIS Vinschgau. Für diesen Vorschlag der Bürgerliste, vorgebracht von Andrea Perger, gibt es Applaus von der SVP, allen voran BMin Verena Tröger. Ein Novum. Hannes Götsch soll das Ganze nun fixfertig machen. Alles andere als fixfertig ist die Eyrser Feuerwehrhalle, sondern wohl eher die Beteiligten rundherum. Nachbesserungen müssen gemacht werden. Alarmiert sind nicht wenige Gemeinderäte.
Ausverkauft
Schlanders mit BM Dieter Pinggera wird Negativbeispiel in Südtirol für Mischzonen unter 1.000 m2. 50-70 neue Wohnungen sollen allein in Kortsch zum Großteil auf der grünen Wiese entstehen. Ohne gefördertes oder gedeckeltes Wohnen. Die Gemeindeverwalter scheint das nicht zu interessieren. Die Devise: Tür und Tor auf für Immobilienhaie - und auswärtige Investoren. Pinggera, seit heuer Direktor des Bürgerheims und BM in Personalunion und mit zwei Gehältern ausgestattet, scheint der Bezug zur Realität abhanden gekommen zu sein. Leistbares Wohnen wird zur Farce.
Abgesägt
Den Ankündigungen vom Grauner BM Franz Prieth zu Beginn des Jahres hat man im unteren Vinschgau (zu) lange (zu) wenig Beachtung geschenkt. Prieth sagte, man wolle das Geld für das Marketing in der Ferienregion Reschenpass selbst in die Hand nehmen. Ein touristischer Alleingang, ohne Vinschgau Marketing. Die Ferienregion Obervinschgau unter TV-Präsident Lukas Gerstl hat sich dem Vorpreschen des cleveren Franz gern angeschlossen, zumal er mit dem Gerstl und mit seinem Hotelbau in Reschen in den beiden Ferienregionen vertreten sein wird. Aufgewacht sind die Untervinschger offensichtlich erst mit dem Eintritt vom Latscher BM Mauro Dalla Barba in den Bezirksausschuss. Mit der Agenda des Tourismus betraut hat Dalla Barba im Oktober zur Gegenoffensive geblasen, die Bürgermeister und die Touristiker des unteren Vinschgaus - inklusive Prad und Sulden - zusammengetrommelt und eine gangbare Marschrichtung für Vinschgau Marketing angemahnt.
Aufgescheucht
Sepp Noggler weiß, wie man aufscheucht und Aufsehen erregt. Mit der Aussage zu Beginn des Jahres, „er sei freier Abgeordneter und niemanden etwas schuldig“ scheucht Noggler talinterne Widersacher aus ihren Nestern. Noggler hat Frust abgelassen, vor allem, weil auf Befehl von LH Arno Kompatscher Arnold Schuler und nicht er zum Landtagspräsidenten gewählt wird. Der Pfeil seiner Aussage ist also für die politschachspielenden Bozner SVP-Granden bestimmt. Im Vinschgau hat man das nicht so verstanden oder es nicht so verstehen wollen. Es war der absteigende Politstern Dieter Pinggera, der scheinheilig verlauten lässt, dass man für Noggler im Wahlkampf gerannt sei und dass Noggler sehr wohl dem Vinschgau etwas schuldig sei. Zur Ordnung ruft dann im Februar SVP-Bezirksobmann Albrecht Plangger. In der Bezirksleitung habe man verstanden, so Plangger, dass das talinterne Angiften über die Presse ein Blödsinn sei. Fazit im Laufe das Jahres: Pinggera seilt sich in Richtung Seniorenheim ab und Noggler geht öffentlich ins Politkoma.
Gefragt
Die Landesregierung ist im Vinschgau heuer gefragt und gefordert. Zum Shootingstar ist der Bahn- und Straßenlandesrat Daniel Alfreider geworden. Die Straße am Reschensee, die Baustelleneröffnungen auf der Töll mit dem Kreisverkehr und mit der Radunterführung. Alfreider bringt Konkretes und mit der Umfahrung von Rabland, mit dem Ausbau der Kreuzung in Schluderns und mit der Verbauung der Latschander und mit der Bahn-Elektrifizierung Künftiges. Fleißig unterwegs ist auch Soziallandesrätin Rosmarie Pamer. Sorgen und Gedanken muss sich der Gesundheitslandesrat Hubert Messner um das Krankenhaus Schlanders machen. Unsere Titelgeschichte „Grundversorgung gefährdet“ im Oktober und der dazugehörige Kommentar haben in Bozen für Aufruhr gesorgt. LH Arno Kompatscher sagt im Mai im Vinschgewind-Interview, dass er, wenn es nicht funktionieren sollte, der Post den Vertrag kündige. Die Post allerdings funktioniert in einigen Teile des Vinschgaus immer noch nicht.
Verjüngt
„Und jetzt Joachim bist du dran“, sagt der scheidende Bauernbund-Bezirksobmann Raimund Prugger in unvergleichlichem Prugger-Charme Ende Jänner bei der BB-Bezirksvollversammlung in Schlanders. Prugger gibt den Bezirks-Bauernstab an den Latscher Obst-Biobauern Joachim Weiss weiter. Mit Weiss wird der Bauernbund etwas mehr obstbaurig als es beim den Bergbauern nahe stehenden Prugger der Fall war. Dafür lässt der neue Bauernlandesrat Luis Walcher, der den Schuler Arnold verdrängt hat, mit agrargeschwellter Brust in Schlanders vor versammelter Baurschaft verlauten: „Wenn miar Bauern zommholtn, nor kennen di ondern lai kemmen.“
Gedimmt
Mit dem ehemaligen VizeBM Othmar Thaler und mit dem Wirtschaftsexperten Gottfried Tappeiner holen sich die Gemeinde und die Fraktion Laas zwei Schwergewichte ins Marmor-Boot. Das Drängen und Stürmen der Lasa Marmo, neue Brüche und vor allem die Jennwand erschließen zu wollen, soll mit den beiden gebürtigen Laasern in moderierte, geregelte und nachvollziehbare Bahnen gelenkt werden. Thaler und Tappeiner gelingt das Fiebersenken. Die Emotionen rund um den Marmorabbau werden im Laufe des Jahres gedimmt und gedämpft.
Gesegelt
Der Prader Arnold Ortler übernimmt im Februar die Leitung des 170 Mitglieder zählenden Segelvereines Reschensee und folgt auf Renè Schöpf. Am Reschen bleibt Segeln international, obwohl der See im heurigen Sommer trockenläuft.
Bewahrt
Mit den Autoren Sebastian Marseiler und Ulrike Kindl und mit dem Zeichner Armin J. Schönthaler geht die Arunda um Hans und Ulrich Wielander gemeinsam mit dem Vinschgerwind ein Wagnis ein - das sich lohnt. Ende November erscheint in der Reihe der Kulturzeitschrift die Arunda 108 „Norggn Lorggn Fraielen“. Andere Verlage haben, so sagt es Marseiler im Nachwort, abgesagt, also den drei Autoren einen Korb gegeben, wie die Norggen aus dem Haus gescheucht. Inhalt und Erfolg der neu erzählten Sagen geben allerdings den Arundamachern Recht. Denn im Nu ist die Auflage (fast) vergriffen.
Verflixt
Die Diskussion um eine Tiefgarage unterm Kapuzineranger nimmt heuer in Schlanders Fahrt auf und bringt Wahlkampfstimmung. Mit dem Ex-Gemeindesekretär Günther Bernhart traut sich einer aus den Stauden, der das Tiefgaragenprojekt vor vielen Jahren auf seinem Schreibtisch hatte.
Gefeiert
Reinhold Messner wird im September 80. Die deutsche und die südtiroler Medienschar verneigt sich vor dem Großmeister, widmet dem gefeierten Medienstar Interviews und Reportagen. Auch der Vinschgerwind reiht sich im September unter die Gratulanten und sagt: „Wir wünschen dem Reinhold Widersprüchlichkeiten ohne Ende.“
Gebrannt
In Prad brennt’s. Auf der Suche nach einem Brandstifter ruft BM Rafael Alber Feuerwehr, Polizei und Bevölkerung um Hilfe auf. Erfolglos. Auf der anderen Seite verhindert Müllmann Martin Tappeiner eine Müllkatastrophe und im Juni ist der Müll wieder in Vinschger Hand.
Gedreht
Mitten in Ermittlungen der Umweltpolizei NOE sind in der ersten Jahreshälfte der ehemalige BM von Laas Andreas Tappeiner, Hugo Trenkwalder und Marco Burgo geraten. Der Inhalt der Big Bags vor dem Fernheizwerk in Laas ist Stein des Anstoßes. Die NOE ist der Meinung, das sei Asche und müsse entsorgt werden. Die Laaser sagen, das sei wertvolle Kohle - im doppelten Sinne.
Verändert
Im April informiert Christoph Hoppe die Belegschaften in den Werken Schluderns und Laas über Verunsicherungen auf den Märkten. In den höchsten Gremien von HOPPE wird später beschlossen, dass es an der Konzern-Spitze ab Jänner 2025 Änderungen geben soll. Der Präsident des Verwaltungsrates Christoph und der zukünftige Vorsitzende des Geschäftsleitung Christian Hoppe geben dem Vinschgerwind im November ein längeres Exklusivinterview zu bevorstehenden Veränderungen. Wir treffen auf sich sorgende und auch auf sehr optimistische Interviewpartner, die konstatieren, dass die Talsohle der Multikrise erreicht sein dürfte. „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“, zitiert darin Christian Hoppe ein Sprichwort, das den Einbau der nächsten Generation in die HOPPE-Spitze kondensiert.
Versorgt
Wir lassen im Laufe des Jahres Direktores zu Wort kommen. Im März sagt Stefan Gstrein, der Direktor der größten Schuldirektion - der Musikschule Untervinschgau, dass Musik über die Gemeindegrenzen hinausgehe. Und die Direktorin des Berufsbildungszentrums Schlanders Virginia Tanzer mahnt im Oktober: „Die Bildung müsste eines der ersten Anliegen sein, die jegliche Politiker zu verfolgen haben.“
Gebaut
Der Naturnser Tausendsassa Florian Haller beginnt im Sommer mit den Bauarbeiten an der Heilbronner Hütte am Taschenjöchl. Das Nirvana der Genehmigungsphase ist endlich vorbei. In Stilfs beginnt, dank PNRR, das Baufieber rasant zu steigen. Vor lauter Bauvorhaben wird dem dortigen BM Franz Heinisch und seinem Vize Armin Angerer mulmig zu Mute. Ende Februar genehmigt der Gemeinderat in Stilfs gleich vier Vorprojekte in schwindlig machender Millionenhöhe. Im Sommer lässt Heinisch das Zivilschutzzentrum in Sulden sanieren und kürzlich einweihen. Und im Tunnel in Kastelbell kommt Licht, denn Ende März kann endlich der Durchstich gefeiert werden.
Gebaggert
In der Gemeinde Partschins geht’s rund. Dem dortigen BM Luis Forcher ist’s gelungen, am 15. Oktober einen Grundsatzbeschluss mit nur einer Enthaltung durch den Gemeinderat zu bringen. Mit dem Beschluss, der allerhand Anhänge mit Wünschen und Begehren beinhaltet, soll die Landesregierung die „Variante Vereinsheim optimiert“ von Amts wegen in den Bauleitplan eintragen und mit einer Umfahrung für Rabland endlich Nägel mit Köpfen machen. Derweil schlägt in der Gemeinde Partschins die Stunde der Tiefbauer: Die Schlanderser Tiefbauer Franz und Alex Marx lassen ihre Bagger auf der Töll auffahren, die den dortigen Kreisverkehr vorbereiten. Der Prader Tiefbauer Michl Hofer bringt seine Geräte bei der Schleuse auf der Töll in Stellung und bereitet dort die Unterführung des Radweges vor. Und von der Hauptstraße aus noch nicht sichtbar gräbt das lokale Tiefbauerduett Fischer&Gögele den Feldweg aus. Diesen Teil hat VizeBM Walter Laimer veranlasst, der sich - aus taktischen Gründen - bei der Umfahrung Rabland enthalten hat.
