Leserbriefe Ausgabe 4-24

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Staatsrat hält am Systemfehler fest
„Der Weg geht weiter. Die Motivation, eine nachhaltige, umweltverträgliche und dem Menschen dienende Landwirtschaft zu schaffen, ist noch größer geworden. Die Gemeinde Mals bemühte sich seit 2015, die erste pestizidfreie Gemeinde Europas zu werden. 76 Prozent der 5000-köpfigen Gemeinde stimmten für biologische Landwirtschaft und Naturschutz. Dieser Aufstand gegen die Mächtigen in der Landesregierung und gegen den Bauernbund ging als „Wunder von Mals“ um die Welt und schrieb Geschichte. Ist nun diese Vision endgültig vom Acker? Was bleibt zurück? - Eine ohnmächtige Mehrheit auf ihren Trümmern der Gefühle?
Der Staatsrat in Rom hat beide Verordnungen der Gemeinde Mals zur Aufhebung und zur Abstandshaltung der Pestizide in Wohngebieten abgelehnt. Die Gemeinde Mals sei dafür nicht zuständig, hieß es. Jeder kann also weiterhin auf dem Gemeindegebiet Mals spritzen. Das Urteil ist Fakt. Fakt ist auch der Wunsch der Bürgerinnen, die ihren Enkeln eine zukunftstaugliche Welt hinterlassen wollen. Und dieser Wunsch konnte durch das Urteil nicht zu Fall gebracht werden.
Fakt ist aber auch: Luft, Wasser, Natur und Boden sind Allgemeingut. Ohne Luft lebt kein Mensch, kein Wesen auf dieser Welt, ohne Wasser auch nicht, um nur zwei Allgemeingüter zu nennen. Gewinnmaximierung bringt jedoch bei einer feststehenden Menge an Wasser, Luft und Boden nichts, weil diese Menge nicht vergrößert werden kann. Es gibt nur eine Erde und mit dieser müssen wir haushalten lernen.
Wohlstand und Wachstum sind nur möglich, wenn man Technik einsetzt und Energie nutzt. Leider wird die Ökoenergie aus Sonne und Wind aber niemals reichen, um weltweites Wachstum zu befeuern. Die Industrieländer müssen also eine Kreislaufwirtschaft anstreben, in der nur noch verbraucht wird, was sich recyceln lässt.
Ernst F. Schumacher plädierte schon 1972 für eine Rückkehr zum menschlichen Maß in der Wirtschaft, in seinem Buch „Small is beautiful. Die Rückkehr zum menschlichen Maß.“ Heute ist die Frage nach dem rechten Maß in Wirtschaft und Technik aktueller denn je. Unser Wirtschaftssystem ist leider immer noch so aufgebaut, dass Allgemeingut wie Wasser, Luft, biologische Lebensmittel gewinnorientiert und Gewinn maximierend berechnet und gehandelt werden. Nur wer Geld hat, hat Zugang zu diesen Allgemeingütern. Eine hochtechnisierte Landwirtschaft, wie wir sie haben, lässt sich nicht so leicht umstellen. Denn je technisierter, folglich kapitalintensiver, die Landwirtschaft ist, desto leichter lässt sie sich kontrollieren und ihre Verfügbarkeit zentralisieren. Perfekt für eine konservative Politik mit schnellen Lösungen.
Deshalb brauchen wir Denkrichtungen, um unseren zerstörerischen Wachstumspfad zu verlassen. Wir brauchen ein Konsum befreites Leben, damit wir eine „Kultur des Genug“ entwickeln. Denn nur mit einer „zufriedenen Genügsamkeit“ werden sich die großen Krisen unserer Zeit lösen lassen.
Was ist denn das Besondere am „Wunder von Mals“? Die Malser sind Meister im Durchhaltevermögen gegenüber einer konservativen Regierung und im Glauben, dass diese Allianz der Mächtigen zu Reformen bereit sei. Die Malser schauen in die Zukunft und spüren ihre Verantwortung für die künftigen Generationen. Heute vielleicht von Vielen als Traum oder Vision belächelt. Es braucht aber Vordenker. Und es werden immer mehr. Sie geben sich nicht ohnmächtig. Das Streben nach einer verträglichen Wirtschaftsweise und nach einem gesunden und zukunftstauglichen Leben für alle kann kein Gerichtsurteil verhindern. Vielleicht geben die Belagerungen der Bauern in der EU ihnen jetzt Recht? Das ist das Wunder.
Umweltschutzgruppe Vinschgau

 

Gemeindeversammlung vom 02.02.2024
Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger der Gemeinde Val Müstair haben anlässlich der Gemeindeversammlung vom 02.02.2024 mit grosser Mehrheit der Teilrevision der Gemeindeverfassung zugestimmt. Neu, ab Beginn der Legislatur 2025 – 2028, wird der Gemeindevorstand von 7 auf 5 Mitglieder reduziert, die Baukommission von 5 auf 3 und der Schulrat ebenfalls von 5 auf 3. Dieser Entscheid muss noch anlässlich der Urnenabstimmung vom 03.03.2024 bestätigt werden. Genehmigt wurde auch ein Kredit von Fr. 490‘000.00 für die Sanierung der Quartierstrasse Friedrich Hoppe in der Fraktion Müstair. Die Biosfera Val Müstair, als öffentlich-rechtliche Anstalt der Gemeinde Val Müstair, hat an diesem Abend ihr Programm und die Finanzierungsfrage für die neue Programmperiode 2025 – 2028 vorgestellt. Dieses Dokument ist eine Bedingung des Bundesamtes für Umwelt und dient als Grundlage für die Bewertung seitens des Bundes und des Kantons, für Ausrichtung ihrer jährlichen Unterstützungsbeiträge. Die Programmperiode 2025 – 2028 wurde, einschliesslich dem jährlichen Gemeindebeitrag von Fr. 240‘000.00, welcher auch die Grundlage für den Erhalt des Bundes- und Kantonsbeitrags bildet, einstimmig genehmigt.
Für die Gemeinde Val Müstair,Gabriella Binkert Becchetti, Präsidentin

 

„Bedrohliche Aussage“


Sehr geehrte Redaktion,
ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf die jüngsten Äußerungen des neuen Landesrats für Landwirtschaft und Tourismus lenken, wie sie in Ihrem Artikel „ Miar sain Miar - Wenn mir Bauern zusammenhalten, dann kennen die anderen nur kommen!“ wiedergegeben werden. Diese Äußerungen sind äußerst bedenklich und dürfen nicht unbeachtet bleiben. Es ist klar erkennbar, dass es sich hierbei um eine bedrohliche Aussage handelt, die nicht toleriert werden kann. Um die Tragweite dieser Drohung zu verstehen, müssen wir den Kontext, in dem sie gemacht wurde, sorgfältig betrachten.

Es ist von entscheidender Bedeutung zu betonen, dass politische Vertreter dazu verpflichtet sind, in ihrer Kommunikation respektvoll und konstruktiv zu sein, insbesondere in Bezug auf internationale Beziehungen und politische Angelegenheiten. Drohungen gegen Einzelpersonen oder Organisationen dürfen keinesfalls Teil des politischen Diskurses sein. Es ist an der Zeit, dass wir als Gesellschaft jegliche Form von Drohungen oder unangemessenem Verhalten entschieden verurteilen und uns für einen respektvollen und konstruktiven politischen Dialog einsetzen. Nur durch gegenseitigen Respekt und Zusammenarbeit können wir die Herausforderungen bewältigen, vor denen wir als globale Gemeinschaft stehen. Die Aussagen eines Landesrats sind von besonderer Bedeutung und sollten Anlass zur kritischen Überprüfung seiner politischen Agenda und Handlungen geben. Es ist wichtig, dass Bürgerinnen und Bürger wachsam sind und darauf achten, dass ihre Vertreter eine gerechte und ausgewogene Politik verfolgen, die die Interessen der gesamten Gemeinschaft angemessen berücksichtigt. Insbesondere in einem vielfältigen und multikulturellen Kontext wie Südtirol müssen politische Vertreter die verschiedenen Interessen und Bedürfnisse der Bevölkerung im Auge behalten und sich um eine inklusive und integrative Politik bemühen. Wir müssen uns gemeinsam den Herausforderungen der Bürokratie stellen und nach Lösungsansätzen suchen, um die Belastung für die Bürgerinnen und Bürger zu verringern. Ebenso müssen wir konstruktive Wege finden, um mit Umweltfragen wie dem Management des Wolfes umzugehen, die sowohl die natürliche Umwelt schützen als auch die Interessen der Landwirte berücksichtigen. Es ist bedauerlich und inakzeptabel, wenn eine Organisation, die normalerweise die Interessen ihrer Mitglieder vertritt, zu Drohungen oder Gewalt greift. Die Führungskräfte des Bauernbundes sollten sicherstellen, dass solche Verhaltensweisen nicht toleriert werden und dass die Organisation weiterhin auf rechtmäßige und respektvolle Weise für die Belange der Landwirte eintritt. Es ist an der Zeit, dass wir als Gemeinschaft zusammenstehen, um solche unakzeptablen Äußerungen und Handlungen zu verurteilen und uns für einen respektvollen und konstruktiven Umgang miteinander im Interesse aller Bürger und Bürger für unserer Heimat einzusetzen.

Mit freundlichen Grüßen
Kofler Josef - Latsch

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