Kultur: SteinNelkeFeuerRot Kunst in der Kartause

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Manfred Alois Mayr Kreuzgang Kartause - natürlich projizierte Lichtinstallation / monochrome Transparentfolien auf Glas Manfred Alois Mayr Kreuzgang Kartause - natürlich projizierte Lichtinstallation / monochrome Transparentfolien auf Glas

Die Kartause entwickelt sich immer mehr zum Treffpunkt zur anspruchsvolleren Kunstsprache. Bereits seit 1987 wurden zuerst der Kreuzgang und zunehmend weitere Räume des ehemaligen Kartäuser Klosters „Allerengelberg“ in Karthaus im Schnalstal von Mitte Juli bis Ende August zur Galerie. Heuer wurden im Rahmen von „Kunst in der Kartause“ Carmen Müller und Manfred Alois Mayr vom Kulturverein Schnals eingeladen, den Ort künstlerisch zu bespielen. Kurator der Ausstellung ist Luciano Fasciati aus Chur.
Es ist ein fantastischer Anblick, wenn man heute den Kreuzgang des Klosters betritt. Folien und Naturlicht allein ergeben ein gewaltiges Farbspiel. Das Schauen wird zum Erlebnis, es braucht keine Interpretationen.
Die Ausstellung „SteinNelkeFeuerRot“ ist auch eine Hommage an den Ort und will eine Beziehung zum Ort herstellen. Die philosophisch/poetische Titelgebung der Ausstellung nimmt Bezug auf die feurig/rote „Schnalser Nelke“. Kartäusernelken, Dianthus Cartusianorum, wurden vermutlich in den Klostergärtchen gezüchtet und im Tausch gegen Andachtsbildchen weitergegeben.
Manfred A. Mayrs natürliche Lichtprojektionen im Kreuzgang der Kartause, thematisieren die verschiedenen Zonen einer Kerzenflamme, bzw. den Dorfbrand von 1924, der fast das ganze Kloster und das Dorf zerstörte.

Carmen Müller und Manfred Alois Mayr

s26 1. EröffnungCarmen Müller und Manfred Alois Mayr sind keine Unbekannten. Carmen Müller erlangte 1978 das Diplom an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Auch Manfred A. Mayr studierte bis 1977 in Wien an der Akademie der Bildenden Künste, Grafik und Malerei bei Prof. Maximillian Melcher, wo er anschließend bis 1981 einen Lehrauftrag innehatte. Nach ihrem Wienaufenthalt wohnten beide gemeinsam bis zum Jahre 2008 in Goldrain, heute leben sie in Meran.
Carmen Müller definiert sich selbst als „Gartenforscherin“. Gärten und Pflanzen im Allgemeinen sind ihre Inspirationsquelle und Lehrmeisterinnen. Den Leitgedanken ihrer Recherche bringt Charles Jencks auf den Punkt. „Der Garten ist ein idealer Ort, um sich auf die großen Fragen einzulassen.“
Der Garten ist eine Spielwiese, wo Träume und Sehnsüchte verwirklicht werden. Viele Jahre hat sich die Künstlerin bereits mit dem Thema Garten auseinandergesetzt und ihre Installationen in sämtlichen Ausstellungen, Parkanlagen und Büchern präsentiert. Carmen Müller hat etwas von einer Botschafterin. Sie ist eine Botin, die etwas überbringt. Sie recherchiert in privaten Gärten, sucht den Kontakt zu den jeweiligen GartenpflegerInnen und läßt sich Geschichten über einzelne Pflanzen erzählen. Es geht um den Erfahrungsaustausch und um
das Wissen über Pflanzen, das über Generationen vermittelt wurde. Neben ihren malerischen Werken, integriert sie ortsbezogene Fundstücke – vom Mobiliar bis zum Myrtenkranz der Großmutter, den Hexenschnaps einer Schnalser Bäuerin, sämtliche mundartliche Pflanzennamen – in die aktuelle Installation. Ihre Gedanken, manchmal vielleicht auch mit etwas schamanistischem s26 5. Samenbriefchen 02Hintergrund, können nicht über das Denken, sondern nur über das Fühlen im Kontext erschlossen werden.

Manfred Alois Mayr ist im wissenschaftlichen Sinne ein Farb-Poet, der jegliches Material mit hoher gestalterischer Sicherheit zum Ausdruck bringt. In der Kartause versucht er mittels natürlichem Licht eine Harmonie zwischen den Objekten und dem Raum des Kreuzganges herzustellen. Auf die Frage, wie er dazu kam, antwortet er: „Ich wollte keine Tafel-Bilder hängen, sondern den Kreuzgang selbst zum Bild machen. Die Besucher sollen sich nicht vor dem Bild, sondern “im Bild” bewegen. Auch war es mir wichtig, die Mystik des Kreuzgangs zu bewahren und ohne ein physisches Objekt auf das Vorhandene zu intervenieren. Es geht mir also darum, für den geschichtsträchtigen und religiös aufgeladenen Ort mit einfachen Mitteln – d. h. mit semitransparenten Farbfolien und durch rein natürlich projiziertes farbiges Licht eine Stimmung zu erzeugen, die atmosphärisch bzw. assoziativ an die damalige Brandkatastrophe erinnert und zugleich ein mystisches Kolorit schafft. Durch die Beschäftigung mit der Geschichte des Klosters kam ich in Kontakt mit dem Feuer und somit auf die Idee der Thematisierung einer Kerzenflamme, die in der Kartause sicher auch eine große Bedeutung hatte. Das Farbspektrum der natürlichen Lichtinstallation ist also eine Ableitung der Flammenzonen einer Kerzenflamme.“

Eine optimale Konstellation

s26 IMG 9042Seit ihrer Studienzeit leben Carmen Müller und Manfred Alois Mayr jetzt schon zusammen. Man kann ihre Beziehung als eine optimale künstlerische Konstellation bezeichnen, obwohl beide eine andere künstlerische Sprache sprechen. In der Kartause kommen die zwei Welten zusammen und finden sich. Während Manfred A. Mayr sich mit anonymen Farbgebungen und Farben, auch Zufallsfarben in dem gebauten Raum beschäftigt, so beschäftigt sich Carmen Müller mit natürlichen, gewachsenen Räumen. Ihre erste gemeinsame Arbeit – eine aufwendige Grafik-Edition die sog. „Berliner Mappe“, die beide 1995 realisiert haben, ist in der Klosterzelle unter dem Titel „Augenspiel“ ausgestellt.

LR Philipp Achammer, der die 34. Ausstellung in der Kartause offiziell eröffnete, zeigte sich sehr erfreut über den „Paarlauf“, der in diesem Sommer in der Kartause stattfindet. „Kunst in der Kartause gehört zu den ganz besonderen Kunstmomenten dieses Landes“, sagt er. Bürgermeister Karl Josef Rainer sprach von einem „besonderen Kraftort“ und mit leicht ironischem Unterton fügte er hinzu „deshalb bin ich auch schon so lange hier“.
Die Kartause hat auf jeden Fall etwas Besonderes und verlangt aufgrund seiner Geschichte und allem, was hier passiert ist, eine respektvolle Annäherung und einen respektvollen Umgang. Dies ist den beiden Künstlern Carmen Müller und Manfred Alois Mayr mit ihrer Kunst mit Sicherheit gelungen.
Musikalisch umrahmt wurde der Abend von der Klarinettistin Sylvia Schweigl aus dem Passeiertal und der Saxophonistin Sonja Wallnöfer aus Tisens. Umtrunk und Buffet wurde bereitgestellt von den Gastwirten des Schnalstal, insbesondere von Erwin und Paul Grüner, den Wirten des Dorfes.
Peter Tscholl

Die Ausstellung ist zugänglich vom
16. Juni bis 20. August 2023, Montag bis Samstag
von 14.00 – 18.30 Uhr und Sonntag und Feiertag
von 10.00 bis 12.00 und 14.00 bis 18.30 Uhr.
kulturverein-schnals.it/kunst-in-der-kartause

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