Nationalpark Stilfserjoch - Der Südtiroler Landeswetterdienst - Instrumentarium der Forschung und des Zivilschutzes

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Pegelmessstelle an der Etsch bei Eyrs Pegelmessstelle an der Etsch bei Eyrs

Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Josef, 19. März 2023

In den letzten Wochen sind die Medien voll von Nachrichten zu Trockenheit, Niedrigwasserständen in Flüssen und Seen, zu bereits bestehendem und noch bevorstehendem Wassermangel und Sparaufrufen. Die italienische Regierung erwägt die Einsetzung eines nationalen Wasserkommissars.
Der letzte nennenswerte Niederschlag im Vinschgau liegt viele Wochen zurück. Vom 1. Jänner bis 11. März 2023 wurden an der Wetterstation Schlanders in fast zweieinhalb Monaten grade einmal 4,5 mm Niederschlag registriert. Und die Mehrzahl der Tage im heurigen Jänner und Februar war in ihrer Lufttemperatur überdurchschnittlich warm. Es fehlen auch die Niederschläge vom Herbst 2022. DSC 2730Im Alpenbogen sind im auslaufenden Winter 53 % weniger Schnee gefallen als im langjährigen Mittel. Seit 14 Monaten befinden wir uns fast dauerhaft im Defizit der Niederschläge. Überdurchschnittliche Wärme und unterdurchschnittlicher Niederschlag führen zur Austrocknung der Böden. Die geringen Wassermengen aus der Schneeschmelze in den Bergen lassen eine Aufstockung der Wasserreserven nicht zu. Ein Wassernotstand ist zu befürchten. Wenn nicht noch mehrere Tage mit ausgiebigen Landregen folgen, wird das Wachstum der Kultur- und Wildpflanzen geschwächt. Kreisläufe in der Trinkwasserversorgung, Landwirtschaft und Stromproduktion sind gefährdet. Wir werden unsere Einsparpotentiale noch besser nutzen müssen und insgesamt einen verantwortungsbewussten und solidarischen Umgang mit unserem Wasser beherzigen müssen.
Der Wassernotstand ist mir Anlass, im heutigen Beitrag einmal den Wetterdienst des Landes Südtirol etwas näher vorzustellen. In Zeiten des unbestreitbaren Klimawandels kommt der Aufzeichnung und Interpretation möglichst vieler wissenschaftlicher Daten und Parameter zu Meteorologie und Klimatologie große Bedeutung zu.

Der Südtiroler Landeswetterdienst
Seit dem Jahr 1996 gibt es in Südtirol einen eigenen Wetterdienst. Das Team der Wissenschaftler etsch spondinigund Techniker besteht aus den vier Meteorologen Günter Geier, Dieter Peterlin, Philipp Tartarotti und Lukas Rastner sowie dem Radartechniker Mauro Tollardo. Das Landesamt für Meteorologie und Lawinenwarnung ist der Agentur für Bevölkerungsschutz zugeordnet und räumlich im Gebäudekomplex des Zivilschutzes in der Bozner Drususstraße untergebracht.
Mit seiner personellen Ausstattung ist der Südtiroler Wetterdienst imstande, an 365 Tagen im Jahr Wetterinformationen zu liefern. Dabei wird der Wetterbericht an den Werktagen (Mo.-Sa.) jeweils um 07.30 und um 11.00 Uhr aktualisiert, an Sonn- und Feiertagen um 10.00 Uhr. Die Bezirkswetterberichte erscheinen täglich um 09.00 Uhr.

Das Netz der Messstationen
Zur Erhebung der verschiedenen Messdaten verfügt der Südtiroler Landeswetterdienst über ein Netz von Messtationen, die über das ganze Land verteilt sind. Insgesamt gibt es in Südtirol 59 amtliche Wetterstationen im Tal und 39 Wetterstationen am Berg. Die Wetterstationen liefern ihre Daten via Internet in Echtzeit an die Zentrale und die Daten können im Bürgernetz in Echtzeit auch von jedermann abgelesen und konsultiert werden.
Für die Erhebung der Wasserführung und Pegelstände an den Bächen und Flüssen in Südtirol gibt es 26 Messstationen, 6 davon an der Etsch bei Spondinig (882 m), Eyrs (873), Töll (506), Sigmundskron (275), Branzoll (226) und Salurn (210). Die Pegelstationen werden vom Landesamt für Hydrologie und Stauanlagen betrieben.

Das Messnetz im Vinschgau
DSC 3077Von den 59 Südtiroler Messstationen im Tal befinden sich 10 im geographischen Vinschgau und zwar an folgenden Orten und Meereshöhen: Langtaufers Grub (1.842 m), St. Valentin a. d. H. (1.499), Marienberg (1.310), Taufers i. M. (1.235), Sulden (1.907), Laas Eyrs (874), Schlanders (698), Schnals Vernagt (1.700), Naturns (541).
Von den 39 Südtiroler Wetterstationen am Berg sind ebenfalls 10 auf folgenden Vinschger Bergen montiert: Melag Pratznerberg (2.450 m), Graun Elferspitze (2.926), Graun Schöneben (2.040), Schleis Kloangruebes (2.460), Trafoi Zaufenkofel (2.476), Sulden Madritsch (2.825), Sulden Schöntaufspitze (3.328), Schnals Finail (1.950), Schnals Teufelsegg (3.035), Schnals Grawand (3.220).

Die Messparameter
An den Wetterstationen werden folgende Parameter erhoben und aufgezeichnet: Lufttemperatur (°C), Niederschlagssumme seit Mitternacht (mm), mittlere Windgeschwindigkeit (km/h), Windböen (km/h), relative Luftfeuchtigkeit (%), Luftdruck (hPa), Sonnenscheindauer, Globale Wärmestrahlung (W/m²). An den Wetterstationen am Berg wird zusätzlich noch die Schneehöhe (in cm) aufgezeichnet.
An den Pegelmessstellen werden erhoben: der Wasserstand (in cm), der Durchfluss (in m³/s) und die Wassertemperatur (°C).

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Es muss nicht eigens betont werden, dass sich das Messnetz des Landewetterdienstes für die Langzeitaufzeichnung langer und möglichst lückenloser Messdaten für die Klimakunde als wertvoll erweist. Und: Zum Monitoring von immer häufiger werdenden Extremereignissen beim Wetter ist das Messnetz für die Koordination von Hilfs- und Rettungseinsätzen ein wertvolles, ja unverzichtbares Instrumentarium.

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