„Nur wer fast stirbt, lebt richtig“

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Hubert Scheibe: „Kunst kann irritieren, und das hat mit Vorurteilen zu tun, wenn es kein Gespräch, keine Diskussion gibt.“ Hubert Scheibe: „Kunst kann irritieren, und das hat mit Vorurteilen zu tun, wenn es kein Gespräch, keine Diskussion gibt.“

Latsch/Spazio Rizzi - Es ist die erste größere Ausstellung von Hubert Scheibe im Vinschgau. Die Ausstellung „Nur wer fast stirbt, lebt richtig“ im Spazio Rizzi in Latsch ist ein Gesamtkunstwerk, ein Manifest. Scheibe, Jahrgang 1964, zeigt Arbeiten aus den letzten Jahren mit dem Ziel, sein zeichnerisches Konzept sichtbar zu machen.
Mitgeholfen beim Aufbau der „Petersburger Hängung“ im Spazio Rizzi hat Scheibes Freund und Wegbegleiter Toni Haller Pixner. 151 Werke wurden aufgehängt. Etwa 90 % der Werke zeigen auf irgendwelche Art und Weise Menschenantlitze, von kindlich bis ganz expressionistisch.
Hubert Scheibe ist eigentlich ein „altmodischer Maler“, also der Tradition verpflichtet. Seine Herkunft ist die klassische Moderne, wo noch der Realismus und das Menschenbild vorherrschen. Scheibe ist kein naiver Maler, er ist der Dramaturgie, dem Zugespitzten zugeneigt, wo alles auf Messers Schneide steht, ohne wenn und aber. Scheibe will den Höhepunkt haben, sonst ist eine Arbeit für ihn nix wert. Zeitweise ist er sogar unmenschlich in seiner Arbeit, weil er den Menschen oft auch so zeigt, wie er sich vielleicht nicht sehen will.
Zur Eröffnung der Ausstellung am 5. November 2022 sprach der Kunsthistoriker Heinrich Schwazer. Dabei nahm er immer wieder Bezug auf den Film „Hubert Scheibe – weil ich am Leben bin, ich bin am Leben“ von Karl Prossliner, der in Anschluss an seine Rede gezeigt wurde.
„Man erkennt deutlich eine Anlehnung an den französischen Maler Jean Dubuffet, der als oberste Maxime seiner Kunst festgelegt hat: Nur nichts richtig machen, nur nichts perfekt machen, denn der Mensch ist nicht perfekt“ sagte Schwazer. Er zitierte Scheibes Worte aus dessen Lesung im Film „Mitten im Jubiläum“ (2017) im Ost West Club in Meran: „Das Scheitern kommt, wenn ich aus dem Hinterland komm, dort, wo die Sonne aufgeht, und wenn sie aufgeht sofort untergeht“. Schwazer meinte, dass dieser Satz in Kurzform die ganze Geschichte von Hubert Scheibe erzähle. Ob er dabei dann scheitert, das ist eine spannende Frage. „Ja, natürlich sieht er sich als solcher“ sagte Schwazer „er sieht sich als Gescheiterter, aber gescheitert sind wir alle, es kommt nur darauf an, wie wir scheitern“.
Und er zitierte zum Abschluss den großen irischen Schriftsteller Samuel Beckett, der da gesagt hat: „Besser scheitern, immer wieder besser scheitern“. (pt)

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