Einmal Peking und zurück

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Hier wohnten die Athleten für ihren Aufenthalt bei den Spielen. Mehr wie ihr olympisches Dorf und die Sportstätten bekamen sie nicht zu sehen. Hier wohnten die Athleten für ihren Aufenthalt bei den Spielen. Mehr wie ihr olympisches Dorf und die Sportstätten bekamen sie nicht zu sehen.

Seraina Pazeller im Interview

„… nach einigen Tagen gewöhnt man sich aber an die „Marsmenschen“...“
Seraina Pazeller, Physiotherapeutin Swiss ski Herren über ihren Aufenthalt bei den Olympischen Spielen im Ein- Parteien- Staat China.

Vinschgerwind: Gut zurück aus China und den Olympischen Spielen?
Seraina Pazeller: Ich bin wieder gut nach Hause gekommen. Mein Aufenthalt in Peking hat sich ja nur auf 10 Tage beschränkt, also nicht zu lange. Aber es tut trotzdem gut, wieder in der mir bekannten „Welt“ zurück zu sein.
Es war aber trotz den ganzen Auflagen wieder eine schöne Erfahrung, die ich nicht missen möchte und es war auch nicht so schlimm wie im Vorfeld erwartet.

Vinschgerwind: Welcher Eindruck herrscht vor, wenn Sie zurückdenken an diese 10 Tage in China?
Seraina Pazeller: Meine Erinnerungen sind sicherlich, dass es eine spezielle Welt war, aber in erster Linie positive Erinnerungen an eine etwas andere Olympiade. Spezielle Welt immer in Bezug auf Corona und den damit verbundenen Vorkehrungen und Auflagen während und auch vor Olympia. Wir mussten bereits im Vorfeld jeden Tag einen Gesundheitsfragebogen ausfüllen, dann 2 PCR Test für den Abflug haben, wobei einer in einem speziellen Labor gemacht werden musste, und mittels App alles genau angeben, dass wir dann die 2 QR-Codes bekamen, um ohne Probleme die Reise beginnen zu können. Bei den Spielen war alles hervorragend organisiert, da kann man nichts Negatives erzählen.

Vinschgerwind: Haben Sie sich auf diese Olympischen Spiele gefreut oder eher gefürchtet? Man hörte ja so einiges vorher...
Seraina Pazeller: Im Vorfeld war Olympia gar nicht in meiner Planung, ich betreue die Mannschaft ja nur einmal im Monat und so war für mich klar, dass meine Kollegin Olympia abdeckt. Aber auf Wunsch der Athleten wurden ich dann auch für Olympia eingeplant. Am Anfang hielt sich die Begeisterung in Grenzen, aber dann freute ich mich doch! Olympia ist trotz allen Widrigkeiten etwas besonders.

Vinschgerwind: Wie war die Stimmung bei den Athleten? Waren sie entspannt, bedrückt, kritisch?
Seraina Pazeller: Die Athleten, also ich kann nur von den Athleten aus meiner zu betreuenden s47 screenshMannschaft sprechen, sind die Sache sehr entspannt angegangen. Sie haben fast alles so hingenommen und es so akzeptiert, da es auch keine andere Möglichkeit gab. Klarerweise fanden im Vorfeld immer wieder Gespräche unter den Athleten statt, bei denen die Vergabe der Olympischen Spielen an Orten wie China, wo keine oder wenige der benötigten Sportstätten vorhanden sind, sinnvoll ist oder ob es nicht andere Möglichkeiten gibt.

Vinschgerwind: Welche markantesten Unterschiede gab es denn zu anderen Olympischen Spielen?
Seraina Pazeller: Ich habe die Olympischen Spiele 2014 in Sotchi (Russland) zum Vergleich, da waren die Sicherheitsmaßnahmen sehr hoch, da sie Angst wegen eines Terroranschlages hatten, aber es war trotzdem anders als in Peking. In Peking waren wir wirklich nur im Olympischen Dorf und auf der Piste, sonst nirgends. In Sotchi konnte man auch ins nächste Dorf, wo die einzelnen Länder ihre Häuser hatten, wie eben Casa Italia, Schweizer Haus mal was anderes essen oder Siege und Medaillen feiern. In Peking ging das alles nicht und auch das olympische Dorf war viel kleiner und man konnte sich einfach insgesamt so gut wie nicht bewegen. Ein Ausbrechen aus der „Blase“ war unmöglich.

Vinschgerwind: Ist es denn nicht so, dass Olympische Spiele mit all dem Aufwand, der Umweltzerstörung, dem Gigantismus nicht mehr in die heutige Zeit passen? Wie sehen das die Athleten, Trainer und Sie?
Seraina Pazeller: Wie bereits erwähnt sprechen Athleten, Trainer und Betreuer auch darüber, ob es Orte sein müssen, wo sehr viel neu gebaut werden muss. Warum man nicht Orte nimmt, die Sportstätten nur sanieren müssten und so nachhaltigere Spiele werden würden. Am Beispiel von Sotchi habe ich 2 Jahre nach Olympia gesehen, dass das Skigebiet extrem gut genutzt wurde, obwohl es 2014 bei den Spielen bereits Stimmen gab, dass bestimmte Liftanlagen nach den Spielen abgebaut werden sollten. Sotchi ist auch aus dem Nichts entstanden für die Olympischen Spiele aber bei den Juniorenweltmeisterschaften brauchte man die Anlagen wieder. In wie weit Skisprungschanze und Bobbahn genutzt werden, ist eine andere Diskussion. Für die Athleten ist Olympia nach wie vor etwas Besonderes und für fast jeden jungen Sportler ist eine Olympiamedaille ein großes Ziel und eine besondere Leistung. Die Vergabe der Olympiaorte ist sicherlich für Athleten und Trainer ein Diskussionspunkt. Das wird aber von anderen entschieden, nicht von den Sportlern. Nachvollziehen kann man es aber wirklich nicht immer.

Vinschgerwind: Wie irreal fühlten sich diese Spiele an: Corona, Quarantäne, Überwachung? Oder gewöhnt man sich schnell daran?
Seraina Pazeller: Bei der Landung in Peking war der Flughafen komplett leer, denn der Terminal wurde für Olympia komplett abgeriegelt. Man sah nur Chinesen in Vollschutzanzüge. Das ist schon ein komisches Gefühl zuerst. Nach einigen Tagen gewöhnt man sich dann aber an die „Marsmenschen“, die Plexiglas-Abtrennungen in der Mensa und an das tägliche Testen. Da wir bei Swiss-ski im Alpinen Bereich keine positiven Fälle während der Spiele hatten, war die Situation etwas entspannter und so konnten wir die Goldmedaille von Marco Odermatt doch auch etwas „feiern“.

Interview: Karin Thöni

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