Buchbesprechung
LeUyen Pham:
Drinnen Draußen.
(Thienemann, Stuttgart 2021, 52 S.)
Aus dem Englischen von Inge Wehrmann.
Liebe Kinder, erinnert ihr euch noch an die Zeit, als alle, die sonst draußen waren, plötzlich drinnen waren? Ein Jahr ist‘s her, als eure Kindergärten und Schulen schlossen, Sportkurse ausfielen und die Großeltern nicht mehr besucht werden durften. Eine Frau aus Vietnam hat dazu ein Kinderbuch gemacht. Das Draußen zeigt sie zuerst noch bunt und mit vielen Menschen, wie wir es gewohnt waren. Dann aber schaut ein Kind aus dem Fenster, es muss drinnen bleiben. Es gibt kein Gewusel mehr auf der Straße, alles ist kahl und grau. Auf den nächsten Seiten zeigen die freundlichen Zeichnungen, dass es den Kindern auf der ganzen Welt gleich ergeht. Wir erfahren aber, dass es Menschen gibt, die immer nach draußen mussten, weil sie im Spital arbeiten, die Post verteilen, bei der Feuerwehr sind oder Lebensmittel verkaufen.
Was machen die Kinder, die zuhause bleiben? Sie spielen, musizieren, fernsehen – ihr wisst, wie ihr euch die Zeit vertreibt. Es gab einige schöne Aktionen bei uns, vielleicht habt ihr jemandem etwas gebastelt oder den Nachbarn zugewinkt? Mit Oma und Opa oder den Cousinen videotelefoniert?
Seither ist alles ein bisschen anders, die Welt hat sich wegen Corona drinnen und draußen verändert. Ihr seid gewachsen – und auch die Natur hat mit allem weitergemacht, was sie gut kann. Mit dem Frühling zum Beispiel, er ist letztes Jahr genauso schön gekommen, wie er heuer langsam kommt. Ihr werdet ihn im Haus spüren und auch drinnen in euren Herzen, wo wieder die Freude wohnen soll. Und ihr werdet ihn draußen begrüßen - mit kurzen Hosen, Fahrrädern und Fußbällen.
„Drinnen Draußen“ ist ein Bilderbuch mit wenig Text, das dabei helfen kann, mit Kindern ab 4 Jahren über Erlebtes und Gefühltes während der Pandemie zu sprechen. Vor allem ist es aber ein Bilderbuch, das Mut macht und Lust auf das pralle Leben, weil sich das Warten und Regeln-Einhalten gelohnt haben wird. Pham widmete dieses Buch „allen Pflegekräften, Ärzt*innen und allen Berufsgruppen, die sich während der Pandemie unermüdlich für andere eingesetzt haben und immer noch einsetzen.“ Die gründlich ausgearbeiteten Zeichnungen besinnen an die Gesten des Zusammenhalts während des ersten Lockdowns. Stärker wirkt doch die Botschaft, wie tapfer die Kleinen die Veränderungen durchstehen und wie sehr sie sich Unbeschwertheit verdienen.
Maria Raffeiner