Alles bereit für den Baumschläfer!

geschrieben von
Zufallsbeobachtungen von Interessierten geben wertvolle Hinweise zu seltenen Tierarten: Meldung eines jungen Baumschläfers aus dem Martelltal im Sommer 2020. Foto: Eugenio Osele Zufallsbeobachtungen von Interessierten geben wertvolle Hinweise zu seltenen Tierarten: Meldung eines jungen Baumschläfers aus dem Martelltal im Sommer 2020. Foto: Eugenio Osele

Projekt „Der Baumschläfer im Rätischen Dreieck“ - Im Juli 2020 fiel in Strada (Engadin, CH) der Startschuss für ein länderübergreifendes Projekt. In der Terra Raetica, dem Gebiet zwischen Engadin, Münstertal, Ötztal und Vinschgau, soll das spärliche Wissen zu einem besonderen kleinen Säugetier ausgebaut werden: dem Baumschläfer. Das mausgroße Nagetier aus der Familie der Bilche hat hier seine westlichste Verbreitung und gibt der Wissenschaft noch viele Rätsel auf: Mit welchen Forschungsmethoden kann man ihn nachweisen? Wo ist er verbreitet? Welche Ansprüche stellt er an seinen Lebensraum? Wie steht es um seine Gefährdung?

Welche Methode eignet sich am besten?
Arbeiten im kommenden Jahr dienen vor allem dem Finden einer geeigneten Methode zur Untersuchung des kleinen Bilchs. Die Tatsache, dass er nachtaktiv ist, sich vorwiegend in den Bäumen fortbewegt und nur in geringen Dichten auftritt, macht seine Erforschung schwierig. Verschiedene Materialien werden im Zuge des Projekts getestet: Nistkästen aus Holz und aus Holzbeton, Spurentunnel und auch Fotofallen. Erst in einem zweiten Schritt kann dann auf detailliertere Fragen wie Nutzung des Lebensraumes oder Schutzmaßnahmen eingegangen werden.

Wo sucht man Baumschläfer?
In Südtirol taucht der Baumschläfer bevorzugt in Nadelmischwäldern ab 1.000 m Meereshöhe auf, sehr gerne scheint er sich in der Nähe von kleinen Bachläufen aufzuhalten. Ende September 2020 wurden im Nationalpark Stilfserjoch in zwei entsprechenden Gebieten gemeinsam mit den Nationalpark-Förstern Untersuchungsflächen mit je 30 Nisthilfen eingerichtet: in der Umgebung des Zufritt-Stausees im Martelltal und in der Örtlichkeit Staflin oberhalb Prad. Erst kürzlich wurden in diesen beiden Gebieten die seltenen Tiere von aufmerksamen Wanderern beobachtet und dem Naturmuseum Südtirol gemeldet. Die Wahrscheinlichkeit, hier den heimlich lebenden Baumschläfer zu finden, ist daher recht groß.

Zusammenarbeit auf mehreren Ebenen
Das Projekt „Der Baumschläfer im Rätischen Dreieck“ steht ganz im Zeichen der Zusammenarbeit: Der Naturpark Ötztal in Österreich als Projektträger, die UNESCO Biosfera Engiadina Val Müstair in der Schweiz sowie der Nationalpark Stilfserjoch in Südtirol arbeiten als Projektpartner eng zusammen, gefördert vom Arbeitskreis Natura Raetica.
Auch auf eine gute Zusammenarbeit mit der Bevölkerung hoffen die Südtiroler Forscherinnen Eva Ladurner und Federica Lazzeri: Sie wissen, dass gerade bei so seltenen Tierarten wie dem Baumschläfer Beobachtungen von interessierten Personen wertvolle Hinweise liefern. Wer also das Glück hat, einen Baumschläfer oder auch seine Verwandten Siebenschläfer, Gartenschläfer oder Haselmaus zu beobachten, kann dies gerne dem Naturmuseum Südtirol unter info@naturmuseum.it oder dem Nationalpark Stilfserjoch unter nationalpark.stilfserjoch@provinz.bz.it melden.
Im Frühjahr 2021 findet in Martell im Nationalparkhaus „culturamartell“ ein Informationsabend statt, wo Interessierten die spannende Welt der heimischen Bilche und das aktuelle Forschungsprojekt vorgestellt werden. Auch die Zusammenarbeit mit den Schulen des Oberen Vinschgaus wird gesucht: Schulklassen können als sogenannte „Bilchpaten“ Untersuchungsflächen mit Spurentunneln betreuen, dadurch wichtige Daten für das Forschungsprojekt sammeln und sich gleichzeitig als Forscher ausprobieren.
Eva Ladurner

Gelesen 2703 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.