Zum siebzigsten Todesjahr von Eduard Thöny

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Als Eduard Thöny 1941 dieses sympathische Selbstporträt gemalt hat, lag seine Karriere als kritischer Zeitgeist und politischer Karikaturist, u.a. für den Münchner Simplicissimus, schon länger hinter ihm. Als Eduard Thöny 1941 dieses sympathische Selbstporträt gemalt hat, lag seine Karriere als kritischer Zeitgeist und politischer Karikaturist, u.a. für den Münchner Simplicissimus, schon länger hinter ihm.

St. Valentin/Dörfl - Zu seinem 150. Geburtstag würdigte im Frühjahr 2016 die Hofburg Brixen den Künstler Eduard Thöny (1866–1950) mit einer Ausstellung seiner Zeichnungen und Gemälde. (Siehe VINSCHGERWIND vom 26.05.2016). Heuer am 26. Juli jährte sich sein Todestag zum siebzigsten Male. Im Winter 1949 hat er das letzte Mal seine Verwandten im Dörfl in St.Valentin auf der Haide besucht. Der Karikaturist und Maler zeichnete unzählige Blätter für den „Simplizissimus“. Thönys Hauptbedeutung liegt in seinen satirischen Zeichnungen, die in zeittypisch verknapptem Stil die verschiedenen Gesellschaftsmilieus humorvoll-kritisch durchleuchten. In der „Tat“, einer sozial-liberalen Schweizer Zeitung, die von 1935 bis 1978 von der Migros herausgegeben wurde, entdeckte ich folgende Reportage von Peter Ringger, die kurz vor dem Heimgang Thönys in Holzhausen am Ammersee geschrieben wurde. „Auch Eduard Thöny hat die 84. Altersgrenze beinahe erreicht. Leicht gebückt, wenn auch in dieser Haltung noch groß wie ein Gardeoffizier, führte er mich in sein Atelier. Hier fand ich eine erhebliche Anzahl sehr schöner Ölgemälde und Aquarelle: Landschaften, Stillleben, Pferde, Tiroler Bauern, zwei Selbstporträte und eine, wie mir der Künstler erklärte, erst kürzlich vollendete Kreuzigung Christi. Das war also der Mann, der das preußische Militär mit wahrer Hassliebe so unnachahmlich karikiert hatte!
Während ich im Atelier herumkramte, saß Thöny in seinem Lehnstuhl und schenkte seine Aufmerksamkeit der sinkenden Sonne. Durch ein geöffnetes Fenster drang von ferne fröhlicher Kinderlärm. Es war Herbst, und vom Ammersee herüber wehte es kühl. „Seit 1945 betreibe ich wieder, wie in früheren Zeiten, meine Malerei. Im Zweiten Weltkrieg habe ich meine beiden Söhne verloren und die Simplizissimus - Karikaturen.“ Ich blättere in einem bei Albert Langen erschienen Album, in dem Thönys „militaristische“ Karikaturen gesammelt sind. „Beide waren Offiziere, einer ist gefallen, der andere in Russland verschollen.“ Es zog mich wieder zu seinem letzten Werk hin. Christi Kreuzigung. Ein wundervolles Bild, so sicher gemalt und so leuchtend trotz der dunklen Farben! Das Gesicht der Maria kam mir bekannt vor. Ich hatte die Frau gesehen.
Das Gespräch wanderte in die Vergangenheit zurück, ins Tirol, wo er aufgewachsen ist, und dem er sich bis ins hohe Alter hinein verbunden fühlt. Neun Jahre lang hatte er sich auf die Münchner Akademie ausbilden lassen; denn er wollte Maler werden und Maler bleiben. Aber da kam der „Simplizissimus“ dazwischen und riss auch ihn als einen der Begabtesten an die unersättliche Rotationsmaschine. Doch auch in der Karikatur bemächtigte sich Thöny des malerischsten Objektes: der in Deutschland besonders, aber auch in anderen Ländern schillernden Uniformen. Wo er auch war, in Paris, London, Wien, in Ungarn oder Nordafrika: immer wieder interessierte er sich für Pferde und Uniformen, deren Geheimnisse er entschleiert hat. Man mag das bedauern und hinter dieser Einstellung einen der typisch deutschen Charakterzüge erkennen wollen. Man kann es aber auch so auffassen, dass in jedem Menschen etwas von einer verdrehten Liebe steckt, und dass ein langes Leben in einzelnen Fällen die notwendigen Retuschen an den menschlichen Karikaturen anbringt.“
1896 erschien die erste Nummer des „Simplizissimus“ in München, der bald internationales Ansehen gewann. Im Dritten Reich ist er untergegangen und die meisten seiner Mitarbeiter waren bereits verstorben. Von seinen berühmten Zeichnern lebten bis Juli 1950 noch vier: Wilhelm Schulz, ein Landmann von Busch; der mit einer Tochter von Björsterne Björnson verheiratete Olaf Gulbransson; der Münchner Karl Arnold und unser Landsmann Eduard Thöny, wie oben von Peter Ringger beschrieben. (aw)

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