Emanuel Maeß: Gelenke des Lichts

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Emanuel Maeß Emanuel Maeß

Franz-Tumler-Literaturpreis: Die Nominierungen – Teil 3 - Maeß‘ literarisches Debüt ist ein Kunstroman auf mehreren Ebenen: Im Zentrum steht ein junger Mann, ein Lebens- und Liebeskünstler, der eine Frau namens Angelika Schmidbauer verehrt. Oder vergöttert. Engelsgleich begleitet sie ihn in seinen Gedanken und Gefühlen - es ist mehr eine platonische, gedachte und einseitige Liebesverbindung, von einer großen und einigen kleineren Ausnahmen abgesehen. Auf Usedom hat er sie als Kind bei einem DDR-Ferienlager kennengelernt, zur Oberschulzeit trifft er sie nach der Wende wieder und schreibt ihr wöchentlich einen Brief, jahrelang. Obwohl sie andere Freunde und Liebhaber hat, bleibt sie sein innerer Antrieb, auch während des Literaturstudiums in Heidelberg und Cambridge. Diese Städte durchschreitet er wie ein moderner Flaneur, immer die Natur und die Himmelsbewegungen beobachtend. Sporadisch taucht Angelika auf und er vergeht fast vor Hingabe, besonders, wenn sie wieder weg ist.
s26 MaeßUnd dann ist es ein Roman über die Kunst: Der Ich-Erzähler lässt uns in einen Kosmos voller Theorien und Persönlichkeiten aus Musik, bildender Kunst, Literatur, Philosophie und Theologie eintauchen, fast zum Schwindlig-Werden, womit er sich befassen und was er alles beackern will oder soll. Nicht alles muss verstanden sein, um bei diesem Roman auf der Fährte zu bleiben, denn oft wird er zur Abhandlung und ein Exkurs jagt den nächsten, erfüllt aber auch, und erstaunt.
Die dritte Kunst in diesem Text ist sicherlich die ausladende Sprache: Da trifft man auf raffinierte Sätze, verstaubte Wörter, Schmuckmittel. Sie sind verwinkelt, verschnörkelt, bergen Geheimnisse. Oft wollen sie mehrfach gelesen werden, an manchen Textstellen wurde wohl mit Passion gedrechselt. Besonders im ersten Teil des Romans erzählen und arbeiten Natur und Inventar mit: „Zu meiner Linken hing ein Schreibtisch seiner Schwere nach.“ „Manch müder Wolkenstreif ärgerte sich schwarz darüber […]“. Es ist noch Angelika das Du, mit dem der Erzähler in den Dialog tritt. Später in der Handlung, wenn er sich unauffällig in britischen Akademikerzirkeln bewegt und mehr und mehr nach Erkenntnis sucht, wird es abstrakter in seinen „gedachten Welten“. Zum Abheben, dieser Roman!
Maria Raffeiner

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