Glurns - Wie der Autor und ehemalige Politiker Oskar Peterlini eingangs erklärte, brauche er keine Stimmen mehr, sondern sei allein der Sache wegen der Einladung von SVP-Ortsobmann Ignaz Niederholzer gefolgt. Nämlich um sein wissenschaftliches Werk „Autonomie als Friedenslösung“ vorzustellen. Im historischen Abriss zeichnete er im Glurnser Gemeindehaus das tief in der Geschichte verankerte Streben nach Tiroler Selbstständigkeit nach. Er sprach über „die große Wunde“, die Abtrennung von Österreich, und erläuterte die Etappen der Autonomiegeschichte. Besonders betonte er die Entwicklung seit der Verfassungsreform von 2001. Landesgesetze treten seither sofort in Kraft, es bedarf keiner umständlichen Prüferei in Rom mehr. Außerdem: Es ist kein Referendum mehr über unsere Autonomie möglich, egal, wer in Rom die Regierung stellt. Peterlini streute Anekdoten aus dem Politikerleben ein. Als er den Landtag verlassen hatte, war die SVP noch auf 22 Mandate gekommen. Auf die aktuell 13 Mandate und die Rechtskoalition blickend, zollte er LH Kompatscher zwar Respekt für sein Vorhaben, weitere exklusive Zuständigkeiten erreichen zu wollen. „Wenn ihm das gelingt, ist es ein großer Wurf“, kommentierte der ehemalige Parlamentarier, „den Gang mit den Faschisten rechtfertige ich damit aber nicht.“
Am selben Abend ging es in Glurns um eine weitere Publikation: „Kann Südtirol Staat?“ Hier war Peterlini als wissenschaftlicher Beirat beteiligt. Harald Mair und Marco Manfrini, zwei der 16 Autor:innen, stellten das nach schottischem/katalonischem Vorbild entstandene „Weißbuch“ vor. Es beantwortet auf wissenschaftlicher Basis 40 Fragen rund um die Eigenstaatlichkeit. Welche Chancen sich bei einer Loslösung von Italien ergeben und welche Risiken sich zeigen würden, fächert sich verständlich formuliert auf. Dabei wolle die Gruppe nicht spalten, sondern Information und schon existente Modelle einbringen. Ihre Zukunftsvision schließe alle im Land ein und sei nicht auf eine Sprachgruppe beschränkt, sie lasse sich weder schnell noch einfach und immer nur als Teil der EU umsetzen. „Kann Südtirol Staat?“ wird im April dem Nationalrat in Wien präsentiert und erscheint bald auch in italienischer Sprache. „Zukunftsvision ist nie umsonst“, stellte Oskar Peterlini abschließend fest, schob aber dann nach: „Die Stärkung der Autonomie wäre mir lieber.“
Maria Raffeiner
Laas-Eyrs-Tschengls-Tanas-Allitz - Mit Jahresbeginn rief der Bildungsausschuss Laas-Eyrs-Tschengls-Tanas-Allitz eine Literaturrunde ins Leben. Ihr zweites Treffen fand am Donnertag 14. März in der Bibliothek Laas um 18 Uhr statt. Herbert Raffeiner las aus dem Roman von Plinio Martini „Nicht Anfang und nicht Ende“ vor. Das erste Treffen der Literaturrunde fand am 18. Jänner statt. In dieser wurde der Roman von Sepp Mall „Ein Hund kam in die Küche“ vorgestellt. Der Verein blickt auf eine rege Tätigkeit. Bereits sechs Veranstaltungen organisierte er seit Anfang dieses Jahres allein oder in Zusammenarbeit mit anderen Vereinen wie dem KFS (Katholischer Familienverband Südtirol) z. B. den Spielenachmittag für Alt und Jung Ende Februar im Kultursaal von Eyrs. Mitgestaltet wurde die Ausstellungseröffnung von Reinhold Tappeiner am 20. Jänner in Laas. Weiters organisiert der Bildungsausschuss laufend Infoabende mit den unterschiedlichsten Themen. Da waren es die Patientenverfügung mit Dr. Wunibald Wallnöfer, Lohnstreifen richtig lesen mit Dr. Linda Gasser, Arbeitsrechtsberaterin, und eine Gesprächsrunde zum vergangenen Jubiläumsjahr, 700 Jahre Erstnennung der vier Kirchen von Laas, in der Ideen gesammelt wurden, wie diese als Kraftorte geschützt werden können. Ein Highlight des heurigen 50. Jubiläumsjahres des Bildungsausschusses Laas mit Fraktionen ist die Busreise vom 24.04. – 28.04.2024 nach Potsdam und Berlin. Die nächste und dritte Literaturrunde findet am 16. Mai um 20 Uhr in der Bibliothek Laas statt. Alle Literaturinteressierten aus dem ganzen Vinschgau sind eingeladen.
Sicher wird der Ausschuss weitere Veranstaltungen über das Jahr verteilt organisieren oder mitunterstützen und so interessante Abwechslung bieten. (chw)
Lahr im Schwarzwald - Schlanders - Mit einem Kunst-Event in Lahr in Deutschland hat die Künstlerin und Modedesignerin Evgeniya Scherer ein neues Frauennetzwerk ins Leben gerufen. In ihrem Atelier der Kleiderfabrik Bonacelli waren unter den etwa 60 geladenen Gästen Sabina Mair und Alessio Nalesini aus Schlanders. Die Autorin stellte ihr Buch „Claudia de Medici – Heldin ihrer Zeit“ vor, zu dem ihr Lebensgefährte Bildillustrationen gestaltet hat. Die ehemalige Oberschullehrerin Mair suchte während des Corona-Lockdowns mit ihren Schülerinnen nach Vorbildern, die in ähnlicher Lage den Mut nicht sinken ließen, die Ärmel aufkrempelten, um etwas Gutes zu tun. „Unsere jungen Menschen brauchen Vorbilder“, so Sabina. Nach der Buchvorstellung zeigte der durch seine Mitwirkung bei zahlreichen Filmen bekanntem Künstler Alessio Nalesini seine Buchillustrationen.
Zuvor gab die Künstlerin und Modedesignerin Evgeniya Scherer den Startschuss für ein neues Frauen-Netzwerk. „Bei einer meiner letzten Modenschau wurde mir klar, dass die vielen tollen Frauen um mich herum für sich Kunstwerke sind. Manche müssen noch ins rechte Licht gesetzt werden, viele haben wenig Kontakt mit anderen Frauen. Das war der Anstoß für meine Idee“, sagte Scherer. Sie möchte keine feste Organisationsform mit Vorstand, Wahlen, Mitgliedsbeiträgen und Ähnlichem. Sie wolle ihre eigenen Kontakte nutzen und hoffe, durch deren Verbindung auf einen Vervielfältigungseffekt. Der Name des Netzwerks ist: Black Forest Power Women. „Ziel ist es, dass Menschen, insbesondere Frauen, sich positiv unterstützen und gemeinsam wachsen“. Die Gäste aus Schlanders tragen diesen Leitgedanken des neu gegründeten Vereins natürlich mit. (chw)
Prad - Im Foyer der Raiffeisenkasse Prad-Taufers sind derzeit mehrere Ölbilder von Alois Ziernheld zu sehen. Diese geben einen guten Einblick in dessen künstlerischen Schaffen der vergangenen drei Jahrzehnte . Das älteste Bild zeigt den Ortskern von Burgeis aus dem Jahre 1986, dem Heimatort des Künstlers. Er lebt seit Jahren in Prad. Naturgetreu gemalt hat er im Laufe der Jahre auch mehrere Vinschger Gletscher, wie Ortler, Cevedale, Königsspitze. Beim Betrachten der Bergriesen wird den Betrachterinnen und Betrachtern deutlich vor Augen geführt, dass diese heute wegen des Klimawandels nur noch Schatten ihrer selbst sind. Alois Ziernheld, von allen Luis Genannt, hatte erste Anleitungen zum Malen von seinem Vater Anton erhalten und sich dann als Autodidakt und bei Kursen weitergebildet. Tipps bekam er von namhaften Persönlichkeiten so beispielsweise von den Künstlern Karl Plattner und Friedmann Lysek, die sich oft in Burgeis aufhielten.
Neben seinem Beruf als Bauzeichner nutzte er jede freie Minute, um zu malen. Mittlerweile ist er im Ruhestand und nutzt seine Zeit, um im Atelier seines Hause in Prad mit unterschiedlichen Techniken gestalterisch tätig zu sein. Die Ausstellung ist noch bis zum 12. April 2024 im Raiffeisengebäude in Prad zu den Geschäftszeiten zu sehen. (mds)
Glurns - Der Wirtschaftsverband hds besucht auch in diesem Schuljahr im Rahmen einer landesweiten Informationskampagne Südtirols Mittelschulen. Die Schüler werden über die Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten, in 13 Fachberufen im Handels- und Dienstleistungssektor und insbesondere beim Verkäuferberuf informiert.
Die Verantwortliche für Jugendprojekte im hds, Elisabeth Nardin, und Kauffrau Susanne Pinggera wurden vor Kurzem in der Mittelschule Glurns von 40 Schülern der 2. Klassen sowie dem Lehrerkollegium begrüßt. Pinggera informierte über die Aufgaben und Herausforderungen des/der Verkäufers/in und die vielen positiven Seiten des Berufes. Moderne Arbeitszeiten, vielseitige Bereiche sowie spannende Aktionen zeichnen den Beruf aus.
Besonders überrascht waren die Jugendlichen darüber, wie spannend und abwechslungsreich dieser Dienstleistungsberuf ist. Dies zeigt, wie wichtig Informationskampagnen wie diese sind, um einen Einblick hinter die Kulissen zu bekommen und die positive Entwicklung dieser Branche aufzuzeigen.
Begeistert waren die Schüler vor allem über die Berufsinformationsseite myway.bz.it. Das auf der Seite integrierte Berufsprofil, eine Stärken- und Schwächenanalyse, hilft den Jugendlichen, den richtigen Beruf für sich selbst zu finden.
„Die Suche nach dem passenden Weg, nach der eigenen Berufung, ist nicht einfach und vielfach kann der Weg - auch über zahlreiche Umwege – zum Verkäuferberuf führen“, erklärt Nardin.
Partschins - HANS GLAUBER – Zum 35. Geburtstag des Ökoinstitutes Südtirol Sonderausstellung über dessen Gründer im Schreibmaschinenmuseum in Partschins.
Den für die Gründung des Ökoinstitutes und der Organisation der Toblacher Gespräche bekannten Hans Glauber (Toblach 1933 – Bozen 2008) verbindet auf den ersten Blick kaum jemand mit Schreibmaschinen. Dabei hat er in den 60er und 70er Jahren international großen Erfolg als Künstler mit seinen Fotos von Schreib- und Rechenmaschinen. Während Glauber als Wirtschaftsstatistiker für Olivetti arbeitet, entstehen zwischen 1963 und 1973 an die 150 Fotoarbeiten unter dem Titel „Aus der mechanischen Stadt“. Die mittels „Solarisation“ und anderen Techniken verfremdeten Photographien erscheinen in ihren technischen Details oft bedrohlich und düster, sind Symbole einer technisierten, zunehmend menschenfeindlich werdenden Welt.
Das Schreibmaschinenmuseum Partschins zeigt in Zusammenarbeit mit dem Museion Bozen und unter der Schirmherrschaft des Ökoinstitutes eine Auswahl der Fotoarbeiten Glaubers, die in bekannten Galerien zu sehen waren, wie dem Gewerbemuseum Zürich (1965), der Galerie nächst St. Stephan Wien (1969), dem Museo Nacional de Bellar Artes in Santiago de Chile (1972), in der Kunsthalle Basel (1973), im Johanneum in Graz (1974) uva. Kuratiert wird die Ausstellung, die vom 5. April bis 18. August zu sehen ist, von Andreas Hapkemeyer.
Bozen/Schlanders - Bei der „WillkommenSerata“ der Neumitglieder des SAAV (Südtiroler Autorinnen- und Autoren Vereinigung) am 09. Februar im Waltherhaus in Bozen waren auch zwei Vinschgerinnen eingeladen. Helga Maria Gorfer und leider verhindert, Christine Weithaler. Helga Maria Gorfer schrieb 1985 erste Haiku, vertiefte ihre Liebe und Kenntnis für das japanische Kurzgedicht beträchtlich, als sie während Corona über die Sprachstelle des SKI (Südtiroler Kulturinstitut) an das Thema herangeführt wurde. An dem Leseabend im Waltherhaus, zu dem Fachleute, Mitglieder, Freunde und Familien kamen, las sie 10 ausgewählte eigene Haiku, erklärte die wichtigsten der zahlreichen Regeln dieser Kurzgedichte und reflektierte deren Geschichte. Neben ihr lasen in der vorgegebenen Lesezeit von neun Minuten Georg Paul Aichner aus seinem Roman in Entstehung „Allerseelenjahrhundert“ und Martha Fuchs aus ihrem Manuskript mit dem Titel „Dir zu liebe will ich nicht mehr klagen“. Der 18-jährige Laurenz Koler ließ mit der außergewöhnlich präzisen Sprache seines ersten Kurzromans „Aufstehen“ aufhorchen. Irene Moroder ein weiteres Gesicht aus der Südtiroler Poetry Slam Szene las zwei Slamtexte. Der zweite Text „Il Rossetto“ war der sprichwörtliche Zweisprachigkeitstupfer des Abends. Patrizia Raffeiner, junge Weltenbummlerin in einem Haus auf vier Rädern versuchte Sinnlichkeit, Dankbarkeit und Achtsamkeit in ihren Texten zu vermitteln und dass ein kindliches Staunen im Leben von Erwachsenen einen festen Platz haben kann. Die Psychotherapeutin Christine Wagner brachte die Kurzgeschichte „Gebrochen durch zwei“ auf die Bühne der Bozner Bücherwelten. 110 Mitglieder zählt die SAAV mittlerweile. (chw)
Infos unter www.saav.it
Tartsch - Kleine Wasserlebensräume wie der Tartscherbach, ein Zulauf der Puni, weisen oft eine besonders hohe Artenzahl auf. Aufgrund der Notwenigkeit, den bereits ins Stocken gekommenen Wasserabfluss zu garantieren, musste das Bächlein auf einer Länge von etwa 250 m ausgebaggert werden. Neben der Bach- und der Marmorierten Forelle, beherbergt das idyllische Gewässer auch einen Bestand des mittlerweile selten gewordenen und streng geschützten Bachneunauges. Aufgrund der rechtzeitigen Kommunikation und Mithilfe von Seiten der zuständigen Landesämter und des Bonifizierungskonsortiums konnte der bewirtschaftende Fischereiverein Meran mit Unterstützung des Fischereiverbandes Südtirol eine Fischbergungen im Vorfeld, sowie während der Baggerarbeiten organisieren. Dabei wurden neben Forellen rund 100 Bachneunaugen geborgen und anschließend in das Gewässer zurückgesetzt. Eine besondere Überraschung für alle Beteiligten war das Auftreten von über 50 Dohlenkrebsen. Diese, im Vinschgau nahezu ausgestorbene Krebsart findet in derartigen Abzugsgräben ein Refugium und kann dank der Helfer den Tartscherbach nun weiterhin besiedeln.
Schloss Goldrain/Buchvorstellung - Das Bildungshaus Schloss Goldrain lud am 10. März um 10 Uhr zu einer Matinee. Gertrud Wellenzohn, die Direktorin, konnte dabei im Kapellenzimmer den Autor Gottlieb Pomella aus Kurtatsch und den Musiker Matteo Bodini aus Schlanders, sowie rund 30 Personen begrüßen. Der Oberschullehrer, Direktor und Publizist Pomella hat nach seiner Pensionierung angefangen Gedichte zu schreiben und zu veröffentlichen. 2020 erschien im alphabeta Verlag sein erster Gedichtband „An Land gespült“. Im letzten Jahr veröffentlichte der Verlag den zweiten Gedichtband „Glücklich gefallen“. Neben Gedichten enthält das Buch mehrere Fotos von seiner Frau Cäcilia Terzer, die sie auf den gemeinsamen Reisen in verschiedene Länder aufgenommen hat. Gottlieb Pomella las bei der Matinee abwechselnd mit der Fernsehjournalistin Cathérine Gallier aus seinem neuen Gedichtband. Es sind Naturgedichte, Liebesgedichte, Friedensgedichte, politische Gedichte und Stadtstiche, in denen Pomella seinen Alltag und seine Erfahrungen reflektiert und dazu einlädt, in dieser hektischen und schnelllebigen Zeit inne zu halten und Kraft zu schöpfen. Es sind Gedichte gegen die Oberflächlichkeit und Beliebigkeit, Hinweise auf Naturschönheiten und sanfte Aufrufe zu Humanität und Solidarität, mit klugen Sätzen und farbigen Sprachbildern. Musikalisch umrahmt wurde die Lesung mit Musik von Johann Sebastian Bach, gespielt von Matteo Bodini auf seinem Cello. Nach der Lesung führte die Publizistin Beatrix Unterhofer ein Gespräch mit Pomella über das Schreiben, seine Gedichte, den Buchtitel, seine Reisen und seinen Optimismus in einer Welt voller Krisen. (hzg)
Schlanders/Vinschgau/Südtirol - Glücklich und zufrieden mit wenig waren „die Fremmen“ damals in den 60er und 70er Jahren. Umgekehrt war man um jeden Gast sehr bemüht. Paul Rösch vom Touriseum in Meran und Patrik Rina, bekannt von Radio und Fernsehen, arbeiten derzeit am Forschungsprojekt „Tourismus in Südtirol von 1961 - 1983“ und gehen an insgesamt zehn Diskussionsabenden mit dem Touriseum on tour. Weil Zeitzeugen gelebte Geschichte sind, saßen in Schlanders am 26. März gleich mehrere am Podium: Gianni Bodini, Fotograf und kritischer Geist, Hans Staffler, viele Jahre im ehemaligen Verkehrsbüro in Schlanders tätig, Franz Angerer, Hotelierssohn aus Sulden und Thomas Rinner, Touristiker der ersten Stunde vom Camping Vermoi. Es waren Jahre des Aufbruchs damals. Die schreckliche Zeit des 2. Weltkriegs war vorbei. Der Tourismus erlebte in diesen, seinen Anfangsjahren eine Intensität, die uns bis heute prägt und wurde zur Schrittmacherindustrie. Plötzlich hieß es Zimmer frei. Aus den „Fremmen“ wurden bald die „Gescht“. „Jeder hat versucht Zimmer zu vermieten“, erinnerte sich Staffler, „es gab Etagendusche und Etagen-WC. Im Sommer wurde das Ehebett frei gemacht, um ein Zimmer mehr zu haben und man ging in den Keller zum Schlafen.“ Es gab wenige italienische Gäste, die meisten kamen aus Baden-Württenberg. In den Urlaub gefahren wurde fast ausschließlich mit dem Auto. Um den Tourismus zu professionalisieren wurde in den 70er Jahren das Bädergesetz erlassen. Das Bad im Zimmer wurde Standard. Der Werbeslogan lautete damals: Fließend Deutsch und Warmwasser.
Rösch erklärte den Anwesennden: „Der Tourismus brachte auch den ersten Emanzipationsschub. Die Frauen haben plötzlich ein Geld gehabt.“
Der ersten Campinggast im Vermoi kam am 2. Juni 1974. „In den Augen der Bevölkerung waren das Zigeuner“, erklärte Rinner, „Aber so arm wie der Vinschgau war, hat man jede Möglichkeit genutzt.“
Sulden und das Ortlergebiet waren da die Ausnahme. Angerer: „Das Flair der Grand Hotels mit Christomannus und natürlich der Bergsteigertoursimus zogen internationale Gäste an.“
Vor allem für die weichende Erben, jene, die vom Hof gehen mussten, war der Tourismus das Mittel der Wahl. Da un dort wurde ein „Pensiönchen“ und damit eine Existenz aufgebaut.
Bodini hat die Tourismusindustrie von der anderen Seite erlebt. „Wir waren nicht gemeldet, haben 10 bis 12 Stunden gearbeitet, keinen Tag frei gehabt, und trotzdem schöne Zeiten erlebt. Der Tourismus hat Wohlstand gebracht. Heute bekommen viele nie genug.“
2,2 Millionen Gäste verzeichnet der Vinschgau im Jahr. Manfred Pinzger im Publikum: „Im Vinschgau wäre noch Luft nach oben.“ (ap)