Herausgekommen sind mehrere interessante Projekte, welche am 11. April prämiert wurden und in den kommenden Jahren unter Beteiligung der Bevölkerung auch umgesetzt werden. Aber angefangen hat alles ganz anders. Nach den vorbildlichen Sanierungsarbeiten der Stadt in den 1970er Jahren wurde 2010 das Stadtentwicklungsprojekt „Glurns 2020“ in die Wege geleitet. Im Rahmen eines INTERREG IVa-Projektes mit dem Titel AdMuseum, entstand die Idee, einen Geschichte-Kunst-Weg zu entwickeln. Kunstwerke sollten auf einem Weg durch Glurns die über 700-jährige Stadtgeschichte erzählen. Ein Ideenwettbewerb sollte konkrete Vorschläge dazu liefern. Die Kunsthistorikerin und Präsidentin der Stiftung Museion, Marion Piffer Damiani und die Architektin Susanne Waiz aus Bozen wurden mit der Ausschreibung und der Koordination des Ideenwettbewerbes beauftragt. Die beiden Frauen machten dann alles etwas anders. Sie arbeiteten darauf hin, dass beim Ideenwettbewerb der Blick nicht so sehr in die Vergangenheit, sondern vor allem in die Zukunft gerichtet wird. Es sollte nicht nur die Frage „Woher kommen wir?“, sondern vor allem die Frage „Wohin gehen wir?“ thematisiert werden. Nicht Glurns als Museum, sondern als lebendige, moderne Kleinstadt, sollte das Ziel sein. Deshalb der Titel des Ideenwettbewerbs „AdOppidum“ , „In die Kleinstadt“ als Gegensatz zum Interregtitel „AdMuseum“, „In das Museum“. Der Ideenwettbewerb sollte einen Prozess in der Stadt auslösen, Möglichkeiten der Beteiligung schaffen und zur stärkeren Identifikation der Bevölkerung mit der Stadt führen. Und vor allem sollten die Ideen umsetzbar sein und nicht viel kosten. Die Ideen sollten das vertraute Stadtbild neu beleben und neu erlebbar machen. Ein Ding der Unmöglichkeit?
17 Künstler präsentieren ihre Projekte, 6 Ideen wurden prämiert, 1 Publikumspreis wurde vergeben
Ende Juli 2014 wurde der Ideenwettbewerb europaweit ausgeschrieben. Es meldeten sich 44 interessierte Künstler und nach einer Vorauswahl wurden 19 Künstler eingeladen bis Mitte September 2014 ihre Projekte abzugeben. Insgesamt 17 ganz unterschiedliche Ideen wurden präsentiert. Eine internationale Jury unter dem Vorsitz von Christoph Doswald aus Zürich prämierte sechs Kunstprojekte und schlug sie der Gemeinde zur Realisierung vor. Am 11. April wurden alle Projekte im Gemeindehaus ausgestellt und in einer Projektbroschüre von den beiden Koordinatorinnen präsentiert. Viele Künstler waren anwesend und stellten ihr Projekt selbst vor. Josef Rainer aus Bozen möchte eine handschriftliche Stadtchronik erstellen. In einem Stadtcafé würde er Alltagserlebnisse der Bevölkerung oder Gedanken über bauliche Besonderheiten der Stadt sammeln und damit eine Stadtchronik erstellen. Hans Winkler aus Berlin hat an der Außenmauer der Stadt einen Baum entdeckt. Dort möchte er eine Aussichtsplattform schaffen, um über die Stadtmauer in die Stadt zu blicken. Dieser Gesellschaftsbaum sollte nur in der Morgen- und Abenddämmerung begehbar sein. Hannes Egger aus Lana möchte in der Stadt Goldmünzen vergraben und das Gerücht verbreiten, dass es einen verborgenen Schatz in der Stadt gibt, der auf verschiedene Weise gehoben werden kann. Orgelpfeifen sollten nach Stefano Bernardi aus Bozen zum Klingen gebracht werden und zwar auf einer begehbaren Tastatur. Sven Sachsalber aus Laatsch möchte ein mittelalterliches Kuriosum in Erinnerung rufen. Für den in Glurns zum Tode Verurteilten wurde ein Kissen, ein Polster, bereitgestellt. Ein Berghof oberhalb von Glurns, heute noch Polsterhof genannt, hatte die Aufgabe dieses Kissen zu liefern. Einen „Bürgerschaftlichen Kunstverein Glurns“ will Ingrid Hora aus Berlin gründen. Der Verein soll Kunstwerke ankaufen und in privaten und öffentlichen Räumen ausstellen, d.h. zum Beispiel dass es dann beim Metzger nicht nur Fleisch und Wurst zu kaufen, sondern auch Kunstwerke zu besichtigen gibt. Das Projekt von Elisabeth Hölzl aus Meran hat zum Ziel, aus Interviews und Fotostrecken ein Archiv des Alltags, einen Stadtplan der Beziehungen zu erstellen. Spielende Kinder in den Gassen, der letzte Misthaufen im Stadtl, das Palabirn-Baum-Kataster und viele andere Dinge sollten da Eingang finden. Der Künstler Othmar Prenner, der in München und Graun lebt, nennt sein Projekt „Sichtbare Gegenwart“. An fünf Stellen in der Stadt installiert er auf poetische und humorvolle Weise überraschende „Objekte“. Auf dem Hauptplatz stellt er einen Schneemann vom letzten Winter in weißem Göflaner Marmor auf. Auf der Dachkante des Malser Tores setzt er einen rot lackierten Ball, so als hätten ihn spielende Kinder da hinaufgeschossen. Ein Baum an der Stadtmauer wirft seinen Schatten, auch nachdem die Sonne bereits untergegangen ist. Die Linie der Fensterumrandung zieht er bis zum Boden und an der Wand steht die Zussel des Bäckers. Carmen Müller aus Meran, die viele Jahre in Goldrain lebte, entdeckte an der Außenmauer einen öffentlichen Grund, den sie mit Stadtbewohnern zu einem Gemeinschaftsgarten umgestalten möchte. Das Garteln an der Stadtmauer, ein Schaugarten, der zu einem Treffpunkt und einem Ort der Begegnung wird, das möchte sie realisieren. Tomas Eller möchte an den drei Stadttoren eine Leuchtschrift installieren. In weißer Schrift soll für jeweils eine Minute ein Begriff angezeigt werden. Aus der Bevölkerung sollten die Vorschläge kommen, aber auch aktuelle Veranstaltungen in Glurns sollten so angekündigt werden. Erich Kofler Fuchsberg aus Naturns bekam den Publikumspreis. Seine Idee soll an den Salzhandel und das Salzlager in Glurns erinnern. Das Privileg der „Salzfaktorei“ ist der Hauptgrund, warum die Stadt Glurns existiert. „Salzbänke“, dargestellt durch eingefärbte Betonblöcke, die als Sitzbänke und Spielflächen für Kinder verwendet und im öffentlichen Raum aufgestellt werden, sollten daran erinnern.
Heinrich Zoderer
Die internationale Jury (bestehend aus Alois Frank (Glurns), Christoph Doswald (Zürich), Jürgen Wallnöfer (Glurns), Lisa Mazza (Bozen), Luigi Fassi (Graz) prämierte folgende sechs Kunstprojekte und schlug sie der Gemeinde zur Realisierung vor:
Carmen Müller - Meran: Garteln an der Stadtmauer (ein Gemeinschaftsgarten, ein Schaugarten auf öffentlichem Grundstück)
Elisabeth Hölzl – Meran: ---, lebt in Glurns (ein Archiv des Alltags wird erstellt)
Ingrid Hora - Berlin: Bürgerschaftlicher Kunstverein (ein Kunstverein installiert an privaten und öffentlichen Orten verschiedene Kunstwerke)
Stefano Bernardi – Bozen: Tapis sonore (eine begehbare Tastatur bringt Orgelpfeifen zum Klingen)
Tomas Eller- Wien/Langtaufers: O. T. (auf einem LED Display werden an den drei Stadttoren in weißer Schrift jeweils für eine Minute Begriffe angezeigt)
Hans Winkler – Berlin: Gesellschaftsbaum (ein Baumhaus an der Stadtmauer als Aussichtsplattform, um über die Stadtmauer in die Stadt zu schauen)
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