Statt Pachtertrag muss z.B. für die Bewirtschaftung einer Steilwiese bezahlt werden. Der Grundwert liegt bei den Talflächen bei 40 € und mehr, im Gemeindegebiet Graun hingegen nur bei lächerlichen 4 bis 5 Euros. Es gibt keine Vollerwerbsbauern mehr, weil keine Landwirtschaft in der Gemeinde eine Familie ernähren kann. Der Nebenverdienst muss dazu verwendet werden, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Auch die scheinbar großzügigen Landesbeiträge in Höhe von 30% schmelzen schlussendlich auf magere 8% zusammen, weil ja 22% als Mehrwertsteuer für die gekauften Objekte abgerechnet werden müssen. Beim Aufteilungsschlüssel für Trocken- und Wildschäden lässt man den Geschädigten wissen, dass sie die Zulassung ganz knapp verpasst hätten. Sie gehen leer aus.
Die Sicherheits-, Betriebs- und Maschinenvorschriften und andere Normen werden jedes Jahr größer, ja fast unerträglich und verursachen nur Spesen. So ist z.B. die Nachrüstung eines alten Transporters mit einem Überschlagbügel teurer als das Fahrzeug selber. Die Landschaftsform erfordert kostspielige, hangtaugliche Maschinen. Beim Beregnungsbau kosten die Grabarbeiten doppelt so viel wie auf der Ebene. Die Förderung anerkennt jedoch nur die Fläche auf dem Papier, ohne Berücksichtigung der Steilheit. Das muss zukünftig unbedingt getrennt bezuschusst werden. Der Bürokratieabbau ist bis heute nur leeres Versprechen. Die Bauern der Gemeinde müssen fast täglich scharenweise nach Mals, Schlanders oder Bozen. Eller sieht vielleicht in der Glasfaserleitung und in der Internet-Kommunikation ein wenig Abhilfe.
Eine der erwähnten, versteckten Nöte ist jene, dass kaum mehr eine Person für Führungsaufgaben in Genossenschaften, Interessentschaften, Almverwaltungen, Vereinen u.s.w. zu finden ist. Denn jeder weiß, dass er mit Übernahme eines Ehrenamtes mit einem Fuß im Gefängnis steckt.
„Wenn wir die hohe Politik schon hier haben, so wollen wir sie reden lassen. Wir hoffen, dass sie sich fest einsetzen für uns.“ Mit diesen Worten übergab Eller das Wort dem Landesrat Arnold Schuler.
Dieser zeigte sich überrascht über so viele Besucher. Sein Vortrag: „Die Zukunft der Landwirtschaft im Berggebiet“. Schon in der Vergangenheit hat es Verschiebungen der Einzelförderungen vom Obstbau zur Berglandwirtschaft gegeben. An dieser Grundausrichtung soll festgehalten werden. Die Förderpolitik der EU, des Staates und des Landes muss vereinfacht werden. So wurde bei der Maschinenförderung der Preis in die Höhe getrieben, sodass die Förderung, die eigentlich für den Bauern gedacht war, dem Hersteller und dem Verkäufer zu Gute kamen. Der Grundsatz, über die Fläche Geld zu verteilen sei richtig. „Die Berglandwirtschaft wird man künftig nicht vergessen. Ob es zur Zufriedenheit von allen sein wird, sell traue ich mir nicht zu behaupten, weil das wird schwierig, weil die Situation schwierig ist. Und die Geldmittel insgesamt auch nicht mehr werden. Wir werden so gut wie möglich schauen, dass alles weiterhin funktioniert“, versprach Arnold Schuler.
Die Bergbauern befinden sich in einer vielschichtigen Krise. Es ist in erster Linie eine Krise der Landwirtschaft. „Und die Lage wird sich weiter verschlechtern“, sagte Sepp Noggler. Milch und Fleisch (Vieh), die beiden Produkte, die dem Bergbauern in erster Linie das Überleben gestatten, sind durch die Globalisierung der Ernährungsindustrie abgewertet, die Erträge fallen. Auch der Getreideanbau ist keine Alternative.
„Der Bauernbund kann nichts austeilen“, sagte Raimund Prugger. „Der Bauernbund ist im vorpolitischen Raum tätig und sucht Problemlösungen, dass es funktioniert für die Bauern und für die Mitglieder.“
Bürgermeister Heinrich Noggler berichtet über die Verwirklichung einer Mistkompostierungsanlage im Schotterloch. Damit soll das leidige und problematische Misthaufenproblem in der Gemeinde Graun gelöst werden. Um den Bergbauern in Außer-Langtaufers unter die Arme zu greifen, hat die Gemeinde einen Unterstützungsbeitrag in Höhe von 160.000 € für eine Beregnungsanlage zur Verfügung gestellt.