Martell - Bergbauer Erich Eberhöfer aus Martell hat eine ungewöhnliche Protestaktion gestartet, um auf die zunehmende Bedrohung durch Wölfe und die Folgen für die Berglandwirtschaft aufmerksam zu machen. Aus Protest gegen das Großraubwild verzichtet er bewusst auf die Bewirtschaftung seiner Wiesen und hat seine Schafzucht aufgegeben.
„Letztes Jahr gab es mehrere Wolfrisse im Tal und auch heuer wurden Tiere gerissen“, erklärt der Landwirt. „Um meine Tiere zu schützen, habe ich beschlossen, die Schafhaltung aufzugeben.“ Anfang des Jahres trennte er sich von seiner kleinen Herde. „Solange Wölfe und Bären hier herumlaufen, ist eine sichere Tierhaltung nicht möglich“, betont er. „Herdenschutz lässt sich auf unseren Almen nicht umsetzen und meine Tiere den ganzen Sommer am Hof einzusperren, kommt für mich nicht in Frage.“
Um der Öffentlichkeit die Folgen dieser Entwicklung vor Augen zu führen, hat er nicht nur die Schafzucht eingestellt, sondern auch seine Wiesen auf einer Fläche von insgesamt vier Hektar ungemäht gelassen. Wo früher grüne, gepflegte Wiesen das Landschaftsbild prägten, breiten sich nun vertrocknetes Gras und Unkraut aus. „Ich lasse alles stehen, damit die Leute sehen, was passiert, wenn wir Bauern nicht mehr arbeiten“, erklärt Eberhöfer. (r)
Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Dass es der Prieth Franz faustdick hinter den Ohren hat und bereits in seiner ersten Amtszeit als Grauner Bürgermeister politisch ein Ausgefuchster ist, ist nicht nur im Vinschgau bekannt, sondern das ist auch bis nach Bozen durchgedrungen. Prieth ist der Meinung, dass das in der Gemeinde Graun erwirtschaftete Geld auch in Graun bleiben soll. Make Graun great again. Das gilt für die Liftanlagen, das gilt für den öffentlichen Verkehr, für den Bau des Schwimmbades usw. Und nun auch für den Tourismusverein. Prieth war und ist es, der politisch den Weg für privatwirtschaftliche Entscheidungen vorgegeben hat - die Ferienregion Obervinschgau in den Gemeinden Mals, Schluderns, Glurns und Taufers folgt diesem Weg. Verständlich ist dieser Weg aus mehreren Sichtweisen: Mit rund einer Million Nächtigungen im Obervinschgau lässt sich etwas aufbauen, die bisherige Zusammenarbeit soll verstärkt ausgebaut werden und vor allem: Die Bozner IDM hat es bislang versäumt, die Randgebiete auf die Tourismusreise mitzunehmen. Der Grauner Weg kann eine Gegenerzählung zur dolomitenlastigen IDM werden.
Aber: Der Obervinschgau löst sich mit diesem Alleingang aus der touristischen Solidargemeinschaft Vinschgau. Zu dieser hat sich vor einem Jahr auch wieder das Schnalstal bekannt. Die Gegenreaktion im Rest des touristischen Vinschgau hat lange (zu lange?) auf sich warten lassen. Nun ist sie da. (sh. Titelgeschichte)
Die Junge Generation in der Südtiroler Volkspartei (SVP) absolvierte am vergangenen Samstag ihren zweiten Schulungstermin zur Vorbereitung auf die bevorstehenden Gemeinderatswahlen in der BASIS Schlanders. “Ziel der Schulungsreihe ist es, jungen Menschen fundierte Kenntnisse über die Gemeindepolitik und deren Strukturen zu vermitteln und so das nötige Rüstzeug für eine aktive Teilnahme an den politischen Prozessen auf Gemeindeebene zu schaffen”, betont JG-Vorsitzende Anna Künig.
Der Schulungstermin, organisiert von der JG-Academy, bot den Teilnehmenden umfassende Grundlagen zur Struktur und Funktion der Gemeinde. „Es ist wichtig, dass wir junge Menschen bereits früh für die Gemeindepolitik begeistern und ihnen zeigen, wie sie ihre Ideen und Anliegen aktiv einbringen können. Nur so können wir eine lebendige und zukunftsfähige politische Kultur aufbauen“, betonten die Organisatoren der Schulungsreihe Lukas Mair und Michael Huber.
Referent Fabian Kobald vermittelte in diesem Rahmen Themen wie den Aufbau des Gemeinderats, die Bedeutung der Gemeindestatuten sowie die Funktionsweise der Gemeindeverwaltung und erläuterte die Aufgaben des Gemeindeausschusses. “Die Komplexität der Gemeindepolitik greifbar zu machen und durch praktische Beispiele aufzuzeigen, wie die verschiedenen Bereiche ineinandergreifen und Entscheidungen entstehen, das waren die Ziele dieses Termins“, erklärte Kobald.
Teilnehmerin Katharina Fleischmann zeigte sich begeistert und unterstrich den Mehrwert der Schulung: „Die Einblicke in die verschiedenen Aufgabenbereiche der Gemeinde haben mir gezeigt, wie vielseitig die Gemeindepolitik ist.“
Die Junge Generation der SVP sieht diese Schulungen als wertvollen Beitrag zur Stärkung der politischen Kompetenz junger Menschen und zur Förderung einer neuen Generation engagierter Gemeindepolitikerinnen und -Politiker, die ihre Gemeinden aktiv und zukunftsorientiert mitgestalten möchten.
Weitere Termine der Schulungsreihe sind:
16. November 2024 - Raumordnung und Gemeindeentwicklung
Februar 2025 - Leistbares Wohnen in den Gemeinden
März 2025 - Jugendpolitik und Jugendarbeit vor Ort
Mals/Catania - Catania. Die südtiroler Delegation, vertreten durch den ASV Mals, brilliert in Catania bei der 9. Auflage des „Trofeo CONI“. Alle Gruppenspiele konnten 3:0 gewonnen werden (gegen Piemont, Latium und Molise) – so auch das Halfinalspiel gegen Kampanien. Ohne Spiel- und Satzverlust kam man ins Finale gegen die Lombardei. Auch dieses Spiel gewannen die NachwuchspielerInnen des ASV Mals souverän mit 3:0. Die südt. Siegermannschaft bestand aus Gurschler Anton, Telfser Adrian, Hellrigl Franzi und Zangerle Eva Maria. Begleitet wurde das Team duch Claudia Nista. Dies das Finalergebnis gegen Lombardei:
Dameneinzel = HELLRIGL Franzi gegen Falchetti 11:5 und 11:4
Herreneinzel = Gurschler Anton gegen Scalvini 11:2 und 11:2
Mixed = TELFSER Adrian mit ZANGERLE Eva Maria gegen Bosetti/Bettinzana 11:8 und 11:4
Mit der Goldmedaille kehrte man am Sonntag aus Sizilien überglücklich zurück und es war für alle jungen Sportlerinnen Italiens ein großes sportliches Event. Insgesamt nahmen über 4.500 AthletenInnen in diversen Sportdisziplinen daran teil. Staatspräsident Matarella und CONI Präsident Malagó gaben sich auch die Ehre und gaben so dem Trofeo CONI den nötigen Stellenwert.
Stefan De March
ASV Mals – südt. Delegation
Mals - Der August war ein ereignisreicher Monat für die Sektion Volleyball des ASV Mals. Regelmäßig fanden Trainingseinheiten, Spiele und Schnupperkurse am Tartscher Bichl statt. Ein besonderer Dank geht an den ASC Tartsch für die Bereitstellung des Platzes. Ein für Mitte September dort anberaumtes Turnier wurde wegen schlechten Wetters in die Turnhalle des OSZ Mals verlegt. Den Abschluss bildete eine Marende und ein Filmabend im Sparkassensaal in Tartsch. Die gemeinsame Übernachtung dort und das Frühstück machten den Mädels viel Spaß. Die Volleyball Spielgemeinschaft U13 wird heuer durch vier Mädchen aus Prad verstärkt. Trainingsbeginn für die Gruppen U10, U12, U13 und U15 war der 16. September. Für Kinder der Jahrgänge 2016/2015 gab es eine zweiwöchige Schnupperphase mit der U10 Mannschaft. Neu im Trainerteam ist Micaela Michelini, die sich gemeinsam mit Michele Schiraldi um die Trainingsvorbereitung kümmert. Mittwochs fand für 3 Wochen Wassergymnastik im Hallenbad Mals für die U12, U13 und U15 statt, geleitet von Micaela. Michele Schiraldi hat dieses Jahr die Trainerausbildung (Allievo) der FIPAV erfolgreich abgeschlossen. Zur Vorbereitung bekamen die Mädels der U13/U15 eine Schulung im Umgang mit dem Theraband mit Michaela Abart. In der Spielgemeinschaft mit Schlanders trainieren seit August 2024 sieben Mädchen aus Mals. Sie werden diese Saison die FIPAV Meisterschaft U16/U18 bestreiten, wo die ersten Spiele schon absolviert wurden. Das Konditionstraining für drei von ihnen, die das SOGYM besuchen, begann Ende September. Die ersten Heimspiele der U10/U12 Mannschaften werden am 07.12.2024 im OSZ Mals ausgetragen. Bei einer Trainerfortbildung des VSS in Brixen mit Martin Pöder ging es kürzlich um Aufbau und Ablauf der Trainingseinheiten. Das Volleyballteam um Karin Thanei ist gut vorbereitet und freut sich auf eine erfolgreiche und spannende Saison.
Athlete Days - Bereits zum zweiten Mal fanden in der Ferienregion Reschensee die „Athlete Days“ statt, an denen Olympionikinnen und Olympioniken, Top-Athletinnen und Athleten sowie Sportlegenden und Nachwuchshoffnungen teilnahmen. Unter den Spitzensportlern befanden sich unter anderem Alexandra Burghardt aus Deutschland, der das Kunststück gelang, sowohl bei Olympischen Winterspielen (Silber im Zweierbob 2022) als auch bei den Sommerspielen (Bronze mit der 4x100m Staffel) eine Medaille zu gewinnen. Burghardt war in diesem Jahr zudem Fahnenträgerin in Paris. Mit Lara Vadlau (Segeln), Vinzenz Geiger (Nordische Kombination) und Thomas Röhler (Speerwurf) waren sogar amtierende und ehemalige Olympia-Goldmedaillengewinner zu Gast im oberen Vinschgau. Hinzu kamen noch die diesjährigen Olympiateilnehmer Mika Sosna (Diskus), Julian Weber (Speerwurf) und Yannik Wolf (100m) sowie der ehemalige Abfahrt–Vizeweltmeister von Cortina 2021, Andi Sander. Auf dem Programm standen an diesen drei Tagen der sportartenübergreifende Austausch bei interessanten Gesprächen sowie spannende Workshops für die Spitzensportlerinnen und Sportler. Aber nicht nur Sportstars nahmen die Einladung in den Vinschgau an, sondern auch die zwei prominenten TV- Gesichter Béla Réthy, der vor allem als ZDF- Fußball-Kommentator Bekanntheit erlangte, und die ZDF-Reporterin Amelie Stiefvatter reisten in den Vinschgau. Beide waren zu Gast bei den „Champions & Friends Club Days“, die vom 25. bis zum 27. September abgehalten wurden. Dort trafen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Sport, Kultur und Politik aufeinander. (sam)
Die Meraner Eishalle ist ihr zweites Wohnzimmer, hier fühlen sie sich fast wie zu Hause: Jakob Fuchs und Patrick Kuppelwieser, die sich seit ihrer Kindheit fast täglich die Schlittschuhe schnüren, gehören zu den Vinschger Nachwuchshoffnungen im Eishockey und wollen in dieser Saison mit dem HC Meran voll angreifen.
Von Sarah Mitterer
Sie sind 21 und 20 Jahre jung, kommen beide aus Latsch und üben den schnellsten Mannschaftssport der Welt – nämlich Eishockey - aus: Die Rede ist von Jakob Fuchs und Patrick Kuppelwieser. Die beiden Latscher Kufencracks stehen im Kader des HC Meran und nehmen mit den Adlern an der Alps Hockey League, einer grenzüberschreitenden Meisterschaft mit Teams aus Italien, Österreich, Slowenien und Kroatien teil.
Beide Nachwuchstalente begannen ihre Eishockeykarriere mit 5 Jahren beim AHC Vinschgau und wechselten im Jugendalter nach Meran. Während für Fuchs, der als Stürmer stets auf Torjagd ist, der Eissport von klein auf klar die Nummer 1 war, war es für Kuppelwieser, der als Verteidiger auf dem Eis steht, anfangs keine einfache Entscheidung: „Ich habe eine einjährige Pause eingelegt und mich mit neun Jahren zunächst für den Fußball entschieden, doch ich kehrte schon bald zum Eishockey zurück.“ Zunächst versuchte er noch beide Sportarten unter einen Hut zu bekommen, doch am Ende schlug sein Herz mehr für den Eissport und so nahm sein Aufstieg von den Jugendkategorien hin in die erste Mannschaft des HCM seinen Lauf. In der vergangenen Saison feierte er dort mit gerade einmal 19 Jahren sein AlpsHL-Debüt, zuvor konnte er schon etwas Erfahrung im Seniorbereich mit den Eisfix in der IHL Division I sammeln. Der um ein Jahr ältere Jakob Fuchs, der mit 15 Jahren nach Meran wechselte und sich dort vom Jugendsektor in die erste Mannschaft kämpfte, feierte ein Jahr zuvor – ebenfalls im Alter von 19 Jahren – seine Premiere im Seniorteam und will in dieser Saison endlich durchstarten: „Ich möchte mich in diesem Jahr in Meran richtig durchsetzen und auf regelmäßige Spielzeit kommen, damit ich mich gut weiterentwickeln kann!“ Angesprochen darauf, was denn die beiden Nachwuchstalente am Eishockey so fasziniert, so sind sie sich einig: „Mich fasziniert es, dass in sehr kurzer Zeit Ergebnisse komplett auf den Kopf gestellt werden können“, so Fuchs. Auch Kuppelweiser teilt diese Meinung, hinzukommen für beide noch die Schnelligkeit und Vielseitigkeit in diesem Sport sowie die körperbetonte Spielweise. Auch in Sachen „Saisonziel“ streben die beiden Nachwuchscracks dasselbe an: der Einzug in die Play-Offs soll geschafft werden und dort ist dann bekanntlich alles möglich. Man darf gespannt sein, wie sich die beiden Vinschger Eishockey-Rohdiamanten in dieser Saison entwickeln werden und was sie mit dem HC Meran erreichen werden.
Eishockey - Wer die Vinschger Nachwuchstalente live auf dem Eis sehen möchte, der sollte sich den nächsten Heimspiel-Termin der Adler notieren. Dieses findet am 16. November um 19.30 Uhr in der Meranarena statt. Zu Gast wird die kroatische Mannschaft KHL Sisak sein. (sam)
Eishockey - Der Prader Stefan Kobler ist sein einigen Jahren der Präsident des HC Meran. Zuvor war er selbst jahrelang als Spieler für die Adler im Einsatz. Thomas Mitterer aus Latsch, der im März 2023 seine Karriere beendete, fungiert seitdem als Teamleader der Adler. (sam)
Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Lukas Evangelisten, 18. Oktober 2024
Die Entwicklung der Bartgeier-Population in den Alpen, im Französischen Zentralmassiv und auf der Insel Korsika wird vom Internationalen Bartgeier Monitoring (IBM) und von der Stiftung für den Erhalt des Bartgeiers VCF monitoriert. VCF steht für Vulture Conservation Foundation.
Naturbruten
Während der Brutsaison 2024 haben in den oben genannten Gebieten insgesamt 104 Bartgeier-Paare ein Territorium besetzt. Die Verteilung dieser 104 Bartgeier-Paare war dabei folgende: 10 Territorien in den Ostalpen, 35 in den Zentralalpen, 39 in den Nordwestalpen, 14 in den Südwestalpen, 4 auf der Insel Korsika und 2 im Französischen Zentralmassiv.
Von den 104 monitorierten Paaren sind in der Brutsaison 2024 insgesamt 61 Jungvögel erbrütet und erfolgreich bis zum Flüggewerden aufgezogen worden. Bei 30 Paaren ist die Brut misslungen, 13 Paare haben nicht gebrütet. Für 19 der 104 Paare war es die erste Brut.
Die 61 Jungvögel, welche in der abgelaufenen Brutsaison 2024 ausgeschlüpft und flügge geworden sind, stammen allesamt aus den Alpen. Die 4 Bruten auf Korsika und die 2 Bruten im Französischen Zentralmassiv sind misslungen.
Freilasssungen
Die Freilassungen nicht ganz flügger Junggeier aus Zoo- und Gehegezuchten in künstliche Horstnischen wurden auch 2024 fortgesetzt. Insgesamt konnten 2024 18 Junggeier (14 Weibchen und 4 Männchen) aus 9 verschiedenen Aufzuchtsorten und Projektpartnern freigelassen werden. Die 7 Freilassungsorte waren heuer: Melchsee-Frutt (CH), Tinenca di Benifassa (Spanien), Baronnies (Frankreich), Korsika (F), Grands Causses (F), Nationalpark Vercours (F) und Berchtesgaden (D). Die Schwerpunkte der Freilassungen lagen damit in den nördlichen Voralpen, in den Westalpen und auf Korsika. Die Idee hinter dieser Standortwahl ist, die genetischen Flaschenhälse zu verbreitern und damit Inzucht zu vermeiden, und die Brücke zwischen den Bartgeier-Populationen in den Alpen und in den spanischen Pyrenäen wieder herzustellen. In den Pyrenäen ist der Bartgeier nie ausgestorben.
Weltweit ist der Bartgeier eurasisch verbreitet bis in die zentralasiatischen Steppen. Auf den anderen Kontinenten kommt er nur in Afrika und zwar in Äthiopien und in Südafrika vor. Auf den Inseln im Mittelmeer und in der Ägäis leben Bartgeier nur auf Korsika und auf Kreta.
Die Entwicklung des Bestandes
Mit 61 erfolgreich erbrüteten Bartgeiern aus Naturbruten war die Anzahl der Naturbruten im ablaufenden Jahr 2024 erfreulicherweise über dreimal so hoch wie die Zahl der Freilassungen aus Zoozuchten (19).
Nachdem der letzte Bartgeier in den Alpen 1930 abgeschossen worden war, hat 1986 das Wiederansiedlungsprojekt begonnen. Der Nationalpark Stilfserjoch hat sich in den Jahren 2000 bis 2009 am Projekt mit der Freilassung von 11 Junggeiern in die künstliche Horstnische im Schludertal in Martell beteiligt. Die erste Naturbrut in den Alpen ist 1997, 11 Jahre nach der ersten Freilassung erfolgt. Bartgeier sind bekanntlich Winterbrüter: Im ausklingenden Winter ist das Nahrungsangebot aus Fallwild am größten. Bartgeier sind Knochenfresser und Aasverwerter (Nekrophagen). Mit ihrer aggressiven Magensäure, die im pH-Wert der Salzsäure gleichkommt, können Bartgeier die Kalksubstanz von Röhrenknochen auflösen und sich das fett- und eiweißreiche Knochenmark erschließen. Diese Ernährungsform ist eine Nische, die sich die Bartgeier im Laufe ihrer Evolution exklusiv erschlossen haben.
Brutbiologie
Bartgeier-Weibchen legen nur zwei Eier je Brut. Die Eier werden abwechselnd von Weibchen und Männchen bebrütet. Die Abwechslungen zur Bebrütung erfolgen unter den beiden Paarpartnern innerhalb von wenigen Sekunden, damit die Eier in der Winterkälte nicht erkalten. Die beiden Eier werden im Abstand von sieben Tagen gelegt, aber deren Bebrütung erfolgt schon vom ersten Ei an fest und nicht erst, wenn das Gelege voll ist. Wenn beide Eier befruchtet waren, schlüpft daher das erste Junge sieben Tage vor dem zweiten. Dieser Altersunterschied verschafft dem Erstgeschlüpften einen Entwicklungsvorsprung. Damit nicht genug: Das größere, weil ältere Junge hackt das kleinere, jüngere mit Schnabelhieben und tötet es. Dieser Geschwistermord wird in der Verhaltensforschung Kainismus genannt nach dem Bruderpaar Kain und Abel in der Bibel. Beim Bartgeier ist der Kainismus obligatorisch, beim Steinadler fakultativ: Auch Steinadler legen nur zwei Eier, in Jahren mit guter Futterversorgung ziehen die Steinadler aber beiden Jungen auf, in schlechten Futterjahren nur eines. Bei den Bartgeiern wird unabhängig vom Nahrungsangebot immer nur ein Junges aufgezogen.
Die Bartgeier in Südtirol
Für 2024 gibt es zu den Bartgeiern in Südtirol Erfreuliches zu berichten: In Laas und im Passeiertal haben sich zwei neue Brutpaare gebildet. Beide Paare sind 2024 auch zur Brut geschritten. Ihre jeweils erste Brut war aber leider noch nicht vom Erfolg belohnt. Auch im benachbarten trentiner Rabbital hat sich 2024 ein neues Paar gebildet. Dieses hat gleich auch im ersten Versuch erfolgreich gebrütet.
Somit gibt es in Südtirol (Stand 2024) jetzt 7 brütende Bartgeier-Paare. Die Paare Reschen, Planeil, Trafoi, Schnals und Martell haben 2024 allesamt erfolgreich gebrütet. Das Marteller Paar brütet seit 2015 und hat seither aus allen 10 Bruten sein Junges erfolgreich zum Ausfliegen gebracht.