Ausgabe 8/2020

Ausgabe 8/2020 (41)

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Kolping im Vinschgau - Vor zehn Jahren, wie schon mehrmals berichtet, wurde die Kolpingsfamilie Vinschgau gegründet. Ende des Monats am 25.04. – wäre eine größere Feierstunde geplant gewesen. Aufgrund der derzeitigen Corona Pandemie muss sie vorerst abgesagt werden.
Es stellt sich aber in diesem Zusammenhang aber auch die Frage: Was kann das Feiern eines Jubiläums- wenngleich eines sehr kurzen – bewirken? Eine entscheidende Antwort darauf ist sicher jene, ob Kolping und seine Ideen heute noch aktuell sind und ob sie umgesetzt werden. Es ist sicherunsere heutige Aufgabe die Botschaft und die Ideen in die Zeit von heute zu tragen, s14sp1 Jubilaumsfeiern FOTOgenerationsübergreifend zu handeln und Mut für die Zukunft zu machen. Durch unser aller Tun bleibt Adolph Kolping mit seinen Zielen lebendig und aktuell. Jeder, der durch sein Handeln Kolping heute sein Gesicht gibt, wird ein Hoffnungsträger- auch in unserer derzeitigen schwierigen Zeit. So kann ein Jubiläum Kraft, Zuversicht und Mut geben.
Gerade der Mut war für Kolping ein Markenzeichen. Zukunft und Mut sind für unseren Verbandsgründer Adolph Kolping die beiden wichtigsten und zukunftsweisenden Geschwisterpaare- und das auch über 160 Jahre Verbandsgeschichte hinaus! Angesichts der gegenwärtigen Krisen in Gesellschaft, aber auch in der Kirche, braucht es gehörigen Mut, um allen Arten und Un-Arten von Missständen und Missmut, Misstrauen und Missverständnissen und Missverhältnissen wahrhaft mutig entgegenzutreten. Jetzt ist Mut angesagt.“ Wer Mut zeigt, macht Mut“.( Kolping)

Otto von Dellemann

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Der Einzelhandel ist jener Bereich, der mitunter am stärksten von der Corona -Krise betroffen ist. Der Vinschgerwind hat mit dem hds-Bezirkspräsidenten Dietmar Spechtenhauser gesprochen.

 

Vinschgerwind: Die Corona-Krise trifft den Handel – Lebensmittel ausgenommen – sehr stark. Was ist Ihrer Meinung nach das Gebot der Stunde?
Dietmar Spechtenhauser: Die Situation ist sehr hart für uns. Niemand kennt Vergleichbares. Wir müssen uns, wie alle anderen auch, der sozialen Verantwortung stellen und die verordneten Pflichtschließungen akzeptieren. Ich denke, wir tun gut daran die Zeit für positive Gedanken zu nutzen, die bisherigen Abläufe neu zu definieren und eventuell, wo möglich auch neue Wege zu gehen.

Vinschgerwind: Was erwarten Sie sich von der Politik? Wie kann den Kaufleuten konkret unter die Arme gegriffen werden?
Spechtenhauser: Am meisten ist uns sicherlich geholfen, wenn wir sobald es irgendwie möglich ist, wieder aufsperren können. Der Druck wächst von Tag zu Tag und das in jeglicher Hinsicht. Waren, die bezahlt werden müssen und nicht verkauft werden können, Mieten die zu zahlen sind, sonstige Fixkosten wie Strom, Heizung, Telefon, Internet, Verwaltung usw. Besonders den kleinen Betrieben direkt zu helfen, was die Landesregierung nun auch mit Verlustbeiträgen für Betriebe bis zu 5 Vollzeitbeschäftigte zugesagt hat, ist in dieser Phase sicherlich sehr, sehr wichtig. Die schnelle Auszahlung derselben ebenso. Für die größeren Betriebe gibt es für zwei Jahre zinsfreie Überbrückungskredite und weitere Unterstützungsmaßnahmen. Damit werden die größten Sorgen etwas abgefedert, aber es beseitigt nicht das Problem.

Vinschgerwind: Was ist Ihre größte Sorge? Welche Geschäfte sind die Sorgenkinder?
Spechtenhauser: Besonders betroffen sind natürlich junge Unternehmen, die noch keine oder nur eine schwache Eigenkapitalisierung haben, ebenso peripher gelegene Betriebe, welche es bereits zu „normalen Zeiten“ schwer hatten. Natürlich auch Betriebe, die vor kurzem erst investiert oder an die junge Generation übergeben haben. Alle modeunterworfenen Branchen sind stark von dieser Schließung betroffen – ihre Produkte „altern“ in den Geschäften, ohne je von Kunden gesehen worden zu sein.

Vinschgerwind: Bei allem Leid: Gibt es etwas Positives. Stichwort Nahversorgung.
Spechtenhauser: Ja, es gibt auch durchaus Positives in der Wahrnehmung der Bevölkerung. Wir merken eine sehr starke Wertschätzung der flächendeckenden Versorgung durch unsere großteils familiengeführten Geschäfte mit Gütern des täglichen Gebrauchs, wie Lebensmitteln und medizinische Produkte durch Apotheken u.v.m. Der Einkauf wäre in dieser besonderen Zeit viel komplizierter, wenn wir nur mehr in den größten Ortschaften des Tales Geschäfte hätten, wie es in benachbarten Regionen der Fall ist.
Neben den vielen, vielen negativen Aspekten, kann es für den Einzelnen positiv sein, dass man sich Dingen widmen kann, die in Vergangenheit vielfach vernachlässigt wurden und viele merken auch, dass es nicht immer schneller, besser, höher oder billiger gehen kann. Manchmal täte uns Menschen sowieso etwas Entschleunigung gut. Wir werden uns auch bewusst, dass die Gesundheit das höchste Gut ist, das wir besitzen.

Vinschgerwind: Was unterscheidet den Handel im Vinschgau vom restlichen Südtirol?
Spechtenhauser: Ich denke nicht, dass sich der Handel im Vinschgau, wesentlich vom restlichen Land unterscheidet. Vielleicht hat sich einiges durch die periphere Lage erhalten, was andernorts bereits verschwunden ist. Nachdem es bei uns eigentlich keine vergleichbaren Tourismushochburgen wie Gröden oder das Burggrafenamt gibt, ist es der Handel von jeher gewohnt, vorwiegend von einheimischen Kunden zu leben. So gesehen, leiden wir vielleicht etwas weniger, weil wir auch weniger gewohnt sind. Was uns noch unterscheidet, dass wir aktuell im ganzen Vinschgau von Reschen bis Schnals nur 12 Infizierte haben und „Gott sei Dank“ keinen Corona-Todesfall. Trotzdem müssen wir alle Restriktionen mitmachen, das ist schon sehr hart für uns.
Vielen Dank, dass ich dieses Interview geben durfte und ich wünsche allen VinschgerInnen, dass sie gesund und so gut wie möglich durch diese Zeit kommen.
Interview: Angelika Ploner

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Robert Zampieri, Geschäftsführer der Genossenschaft „Bergmilch Südtirol“
Er ist aufgewachsen in Gries/Bozen. Von 1999 bis 2004 war er Geschäftsführer Bio-Vinschgau und Marketingleiter VI.P, ab 2004 Geschäftsführer der Milkon, seit 2013 Geschäftsführer der Bergmilch Südtirol und seit 2010 der Tochterfirma Stella Bianca in Lodi. Er ist Obmann der Raiffeisenkasse Unterland, seit 2015 zweiter Obmann-Stellvertreter des Raiffeisenverbandes Südtirol. Er ist verheiratet, Vater von zwei Kindern (18 u 20), und er lebt auf dem „Aschmüllerhof“ in Leifers.

 

Vinschgerwind: Herr Zampieri, was macht Ihnen als Geschäftsführer von „Bergmilch Südtirol“ derzeit die größten Sorgen?
Robert Zampieri: Die größten Sorgen sind, dass die Mitarbeiter gesund bleiben, jene die Maschinen bedienen, die die Sammelwagen fahren usw. Wir sorgen uns um die Arbeitskräfte für alle Schritte, die es braucht, dass die Milch innerhalb 24 Stunden verarbeitet werden kann. Viele Kleinigkeiten müssen stimmen, damit das Produkt in kürzester Zeit im Lager bzw. im Geschäft ist. Die Facharbeiter sind also extrem wichtig für die Versorgungskette.

Vinschgerwind: Die Milch durfte immer geliefert werden. Zu Beginn der Corona Krise haben sie über fehlendes Verpackungsmaterial geklagt.
Zampieri: Ja, wir hatten am Anfang große Schwierigkeiten. So wie einzelne Länder mit dieser Krise umgegangen sind, haben wir alles Mögliche erlebt: LKW Fahrer, die nicht fahren durften, die verspätet ankamen, Fahrer die nicht wussten, ob sie in die Quarantäne mussten. Die Koordination in der EU hat völlig gefehlt. Wir haben auch keine großen Taten der Europa Region Tirol erlebt. Als die Nordtiroler noch Touristen aus Südtirol auf dem roten Teppich empfangen haben, wurde bei unseren Fahrern an den Grenzen Fieber gemessen. Ein besonderes Problem war das Verpackungsmaterial (zum Beispiel Joghurtbecher), das nicht aus einem EU Land, sondern aus Serbien kommt. Wir beziehen es über ein österreichisches Unternehmen, das in Serbien ein Werk hat. Die Einfuhr war lange Zeit sehr problematisch.

Vinschgerwind: Stimmt es, dass Sie die Bauern deshalb aufgefordert haben, weniger Milch zu produzieren? Wenn ja, wie haben diese reagiert?
Zampieri: Ja, wir haben die Bauern aufgefordert, wenn möglich weniger Milch zu produzieren, mit Kraftfuttereinsatz zu bremsen, oder den Kälbern statt Milchpulver eine gute Muttermilch zu geben. Die Bauern haben sehr gut reagiert. Die meisten haben weniger Milch geliefert. Es ist uns weder darum gegangen, ein Mitglied zu strafen, noch die Milchmengen sofort nach unten zu drücken. Sondern wir wollten die Mitglieder sensibilisieren und ihnen sagen, dass es für uns hilfreich ist, weniger zu produzieren, weil es derzeit keinen Überschussmarkt gibt. Denn das könnte für die ganze Genossenschaft mangels Absatz ein größeres Problem werden. Vieles hängt in Krisenzeiten an einem seidenen Faden, wenn eines der ineinander greifenden Zahnräder ausfällt. Es ist jedoch jeden Tag extrem spannend, im negativen Sinne, weil immer wieder neue Probleme auftauchen und wir oft den Atem anhalten.

Vinschgerwind: Die Haupt-Absatzmärkte sind Italien und Deutschland. Wie reagieren die Märkte derzeit?
Zampieri: Nun, unsere Hauptabsatzmärkte sind die Region und Italien. In der Regel geht alles gut bei den Produkten, die länger haltbar sind, zum Beispiel die H-Milch und das Joghurt. Andere Produkte leiden sehr. Der Verkauf von Frischmilch ist eingebrochen, genauso wie das Skyr-Yogurt, das sonst sehr gut lief. Wir vermuten, dass dieses proteinhaltige Produkt vor allem von Sportlern konsumiert wurde und von Menschen im Büro als Mahlzeitersatz. Zu Hause in der Quarantäne ist dieses Produkt jetzt weniger gefragt, mehr das klassische Joghurt. Auch der Export leidet. Unser Marcarpone wird weltweit vermarktet und ist zum Teil weggebrochen. In Deutschland merken wir, dass unsere Thekenware (Käse), abnimmt. Die Konsumenten wollen nun alles abgepackt. Das Verpackungsmaterial war vorher die größte Sorge, denn die Forderung der Konsumenten auf Plastik zu verzichten war spürbar. Jetzt, mitten in der Krise ist das Thema rund um Kunststoffverpackung kein Thema mehr. Umso mehr Verpackung, desto sicherer fühlen sich die Kunden. So schnell kann sich etwas ändern.


Vinschgerwind: Stillstand im Tourismus und bei Gastrofresh, wie spürbar ist das?
Zampieri: Das ist extrem spürbar, Gastrofresh ist nach guten Absätzen im Jänner und Februar innerhalb März von 100 auf Null abgestürzt. Die Lager waren voll, die LKW’s stehen alle auf dem Parkplatz und mehr als 130 Mitarbeiter haben keine Arbeit. Die Mitarbeiter befinden sich nun im Lohnausgleich oder wurden ins Home Office geschickt. Das Lager musste abgebaut werden. Lieferanten haben Waren zum Teil zurück genommen. Vieles wurde verschenkt, an Altersheime, an die Vinzenzgemeinschaft, an den Banco Alimentare. Einiges musste auch vernichtet werden, was sehr schmerzhaft ist. Den mangelnden Absatzkanal Tourismus, den spüren wir ganz deutlich beim Konsum. Beispielsweise braucht es keine Frischsahne in den Eisdielen.

Vinschgerwind: 93.000 kg Milch kommen täglich vom Vinschgau nach Bozen. Wird diese Milch zur Gänze verarbeitet?
Zampieri: Ja. Die Milch aus dem Westen wird zur Gänze in Bozen verarbeitet. Durch die vollständige Veredelung erreichen wir Wertschöpfung, die sich positiv auf den Auszahlungspreis auswirkt. Milch-Überschüsse kommen noch aus dem Pustertal, weil das Werk dort nicht die gesamte Milch des Einzugsgebiet verarbeitet. Die dort übrige Milch kommt zum Großteil nach Bozen und in kleineren Mengen auf den Versandmilchmarkt.

Vinschgerwind: Wird sich die Corona-Krise im Milch-Auszahlungspreis niederschlagen?
Zampieri: Alles hängt jetzt davon ab, wie lange die Situation anhält und wie rasch wir wieder zum Normalzustand zurückkehren. Die Bergmilch hat natürlich Reserven und ist ein starkes Unternehmen. Ein paar Wochen halten wir aus. Natürlich, wenn die ganze Sache vier, fünf Monate andauert, muss es eine Auswirkung habe, weil vieles nicht mehr stimmt. Alles, was bisher so perfekt ausbalanciert war, würde dann aus dem Ruder laufen und würde je nach Tiefe der Krise auch Auswirkungen auf den Auszahlungspreis 2020 haben. Wir bemühen uns jedoch, das zu verhindern.

Vinschgerwind: Welche Unterstützungsmaßnahmen erwarten Sie sich von der Politik?
Zampieri: Ich glaube, dass die Politik uns als Betriebe richtig einschneidend kaum helfen kann. Wichtig ist jetzt, dass die Konsumenten nicht verzweifelt sind, dass sie genügend zum Leben haben. Es gibt so viele Menschen, die Liquiditätsschwierigkeiten haben, oder Angst haben ihren Job zu verlieren, die im Lohnausgleich sind und mit 600-700 Euro leben müssen. Die Politik muss dafür sorgen, dass diese Menschen keine Ängste haben, dass sie ihren Verpflichtungen nachkommen können und sich auch weiterhin vor Ort Lebensmittel leisten können. Was die Politik noch tun kann, ist die lokalen Wirtschaftkreisläufe zu unterstützen. Sie sollte den Wert der Nahversorgung, den Wert der einheimischen Produkte erkennen. Vielleicht sollten wir nachdenken, woher wir unsere Waren und Dienstleistungen holen und dass es wichtig ist, unsere eigenen Strukturen zu stärken, auch wenn es manchmal mehr kostet. Ausschreibungen zum Beispiel sind vorwiegend preisorientiert. Vielleicht kommt ein radikaes Umdenken?!

Vinschgerwind: Sie haben in Vergangenheit bereits einiges in die Wege geleitet, um die „Bergmilch Südtirol“ zukunftsfähig zu machen, mit Projekten wie Heumilch und Bio- Heumilch. Haben die Bauern verstanden, um was es bei all den Projekten geht?
Zampieri: Die Bauern produzieren grundsätzlich alle eine tolle Milch und ein hochwertiges Produkt. Da wir es mit einem Überflussmarkt zu tun haben, ist es immer wieder wichtig, zu differenzieren und sich von anderen abzuheben. Südtirol muss deshalb Geschichten finden und erzählen, um nicht in einen Topf mit der großen Masse geworfen zu werden. Südtirol hat die wunderschönen Berge, Almen, Wiesen, wertvolle Traditionen und daher vielfältige Möglichkeiten. Die Heumilch passt zu Südtirol wie die Faust auf’s Auge. Es ist ein tolles Produkt zum Kommunizieren. Und ich glaube, die Heumilch tut dem Image Südtirols gut, genauso wie die Biomilch. Ich glaube, dass eine so große Genossenschaft wie die Bergmilch alle diese Schienen bedienen muss, denn nur so bekommt man die großen Milchmengen auch bestens verkauft. Ob’s die Bauern verstanden haben? Ich glaube ja, denn es reicht nicht zu sagen, meine Milch ist weiß und gut. Sondern es braucht dazu auch die Geschichten. Und diese sind Geschichten der Herkunft. Denn es gibt nichts Stärkeres als Herkunft und Tradition in unserem kleinen Land. Und natürlich muss das Lebensmittel gesund sein und nachhaltig produziert werden.

Vinschgerwind: Neuerdings wird über das Projekt „Almmilch“ nachgedacht?
Zampieri: Die Almen haben im Vinschgau eine sehr lange Tradition. Sie sind wichtig und produzieren einen tollen Almkäse und guten Almbutter. Wir sind immer etwas eifersüchtig auf die Almen, weil uns die gute Milch fehlt. Wir möchten mit dem Projekt Almmilch den Almen nicht Konkurrenz machen, wir möchten nur die Möglichkeit schaffen, dass den Konsumenten auch Almmilch zur Verfügung steht. Auch das würde dem Image der Bergmilch gut tun. Es sollte ein sehr elitäres Projekt werden, hochpreisig im Verkauf und mit einem Preis von 70 Cent pro Liter dem Bauern vergütet werden. Wir würden die Milch direkt auf den Almen holen. Die Mitglieder sind aber noch etwas skeptisch. Wir versuchen jedoch zu erklären, warum die Bergmilch das tun möchte und hoffen, dass es sich langsam in den Köpfen breit macht und dass verstanden wird, das das nur Chancen sind und keine Risiken - Chancen die man wahr nehmen muss. Wenn auch nur 100 Liter verkauft werden, sind es 100 Liter mit hoher Wertschöpfung. Mir kommt vor, dass das Paket sehr attraktiv wäre. Es gilt Traditionen zu durchbrechen, sich entsprechend zu organisieren und es möglich zu machen, dass dieses Experiment durchgeführt werden kann. Angesichts der derzeitigen Krise könnte das Projekts erst im Sommer 2021 starten.

Vinschgerwind: Zurück zu den Verpackungen: Viele Konsumenten stören sich daran, dass der Großteil im Restmüll entsorgt werden muss. Was kann Bergmilch dagegen tun? Was ist mit Glasflaschen?
Zampieri: Die Bergmilch kann grundsätzlich nur das tun, was die Verpackungsindustrie anbietet. Wir haben selbst kein Forschungszentrum für Verpackungsmaterialien. Und zudem haben wir in Bozen sehr beengte Verhältnisse und keinen Platz für großräumige Verpackungsmaschinen. Wir müssen mit dem, was wir haben, das Bestmögliche machen. Die Glasflasche ist keine Option. Im gesamten Umgang mit Glasflaschen haben wir bereits viele Jahre Erfahrung und es war eine Katastrophe. Die Flaschen immer wieder in den Betrieb zurückholen, das Auswaschen mit starken Laugen, dann wieder in Zirkulation bringen, war für uns sehr aufwändig. Und Experten haben uns auch bescheinigt, dass es von der so genannten Ökobilanz her unsinnig ist. Glas ist allerdings ein sympathisches Verpackungsmaterial für unsere Konsumenten. Ein Mitbewerber von uns fährt auch recht gut damit, aber wir hätten in Bozen beim besten Willen keinen Platz. Wir halten jedoch laufend Ausschau, um unseren Konsumenten nachhaltige Verpackungen anbieten zu können.

Vinschgerwind: Es wird eine Zeit nach Corona geben. Welche Lehren aus der Krise lassen sich ziehen?
Zampieri: Die größte Lehre ist auch die größte Freude, weil ganz viele Menschen verstanden haben, wie wichtig die Bauern sind, die Lebensmittel herstellen, und wie wichtig es ist, diese lokal zu finden und dass diese auch etwas mehr kosten können. Die neu entdeckte Wertschätzung für kleine Wirtschaftkreisläufe hält hoffentlich an. Vielleicht schätzen es die Leute, dass sie vor Ort alles bekommen und zwar in der besten und sichersten Qualität.
Vielleicht hat diese Krise auch gezeigt, dass wir im Grunde genommen großteils Egoisten sind, weil jeder von uns schaut so viel wie möglich zu erreichen, soviel wie möglich Geld zu verdienen, so groß wie möglich zu werden mit den billigsten Mitteln. Vielleicht hat uns diese Krise aufgezeigt, dass es in jeglicher Hinsicht Grenzen gibt. Wir tun gut daran, diese Grenzen auszuloten, aber wir sollten nicht dem Glauben unterliegen, dass die grenzenlose Globalisierung das Allheilmittel für Wohlstand wäre. Viele Menschen haben mittlerweile eine gewisse Antipathie gegen Waren entwickelt, die von weither kommen. Das könnte der regionalen Wirtschaft umgehend viel helfen. Seien wir stolz auf unsere Lebensmittel, seien wir stolz auf unsere Bauern. Nörgeln wir nicht ständig herum. Wir leben in einer der schönsten Ecken der Welt. Schützen wir sie gemeinsam mit unseren Bauern!

Interview: Magdalena Dietl Sapelza

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Vinschgau - Die Grünen wollen in einer Anfrage den Fahrplan für die Elektrifizierung der Vinschgerbahn, die Inbetriebnahme und die Kosten für die Infrastrukturen und für die neuen Züge wissen. Die Antwort von Landesrat Daniel Alfreider mutet in einem Satz seltsam an.

von Erwin Bernhart

Da mit dem Ministerium/ANSF die Zuständigkeit für die Zulassung der Systeme noch nicht geklärt ist, könnte sich der obgenannte Zeitplan verzögern.“ Mit diesem Satz hat Landesrat Daniel Alfreider seine eigenen Antworten auf eine Anfrage der Grünen quasi pulverisiert. Die Fraktion der Grünen wollte mit der Anfrage vom 17. Februar 2020 von Alfreider wissen, wie dennn der Fahrplan für die Elektrifizierung aussschaue, wann die neuen E-Loks fahren würden und was das Ganze koste. „Aufgrund der Elektrifizierungsarbeiten sind einige Unterbrechungen zu erwarten“, antwortete Alfreider am 2. April 2020. „Voraussichtlich wird es für den Abschnitt Meran-Töll im Jahr 2021 eine mehrmonatige Vollsperre für die Erweiterung des Joseftunnels geben. Vor Inbetriebnahme wird es auch auf dem Abschnitt Laas-Mals zu einer mehrmonatigen Sperre kommen, um dort alle Systeme zu testen und zuzulassen. Alle Sperren sind jedoch noch nicht festgelegt und werden unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren (Bauzeit, Baukosten, Busersatzverkehr, Möglichkeit Nacht-, Wochenend oder Vollsperren) geplant.“
Voraussichtlich im Februar 2021 werde es den Zuschlag der Arbeiten geben. Mit August 2022 rechen man mit dem Bauende.
Für das Signalsystem soll der Zuschlag der Arbeiten Ende Januar 2021 erfolgen. Im November 2022 rechne man mit dem Bauende.
„Am Bahnhof in Meran sollen zusätzlich zu den schon vorgesehenen Arbeiten weitere Anpassungen durchgeführt werden (schnellere Weichen, Erhöhung Streckengeschwindigkeit auf der Malser Seite). Diese Anpassungen sollten Ende 2021/Anfang 2022 durchgeführt und abgeschlossen werden. Zurzeit laufen die Arbeiten für die Verlängerung der Remise und der Abstellgleise am Bahnhof Mals. Sie sollten 2020 abgeschlossen sein.“ Und dann folgt der Satz: „Da mit dem Ministerium/ANSF die Zuständigkeit für die Zulassung der Systeme noch nicht geklärt ist,könnte sich der obgenannte Zeitplan verzögern.“ Alles in der Luft also?
„Sieben neue elektrische Mehrsystem-Triebzüge werden erworben. Der Vertrag mit dem Fahrzeughersteller Bombardier wurde nach einer europäischen Ausschreibung im August 2019
abgeschlossen. Die Lieferung der neuen Züge wird 2023 erfolgen. Die Gesamtkosten für die Realisierung der elektrifizierten Infrastruktur und für die Anpassung von 5 STA-FLIRT Zügen werden sich auf ca. 86 Mio. Euro belaufen. Die Kosten für die Beschaffung der sieben neuen Züge betragen ca. 66 Mio. Euro.“

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Schlanders/Göflan - Für das Jahr 2019 hat der Göflaner Marmor für die beteiligten Institutionen einen Nettoerlös von rund 368.000 Euro eingebracht. Dies geht aus dem Ausschussbeschluss der Gemeinde Schlanders vom 10. März 2020 hervor. In diesem Betrag ist auch die letzte Rate aus dem Jahr 2018 enthalten, deshalb ist der Betrag heuer üppiger ausgefallen. Diesen Nettoerlös teilen sich die Fraktion Göflan, die Marktgemeinde Schlanders und die Agrargemeinschaft „Göflaner Alm“. Laut Vertrag aus dem Jahr 2003 erhält die Fraktion Göflan 75% der Nettoerlöse (rund 276.000 Euro, die Agrargemeinschaft Göflan 15% (rund 55.000 Euro) und die Gemeinde Schlanders 10% (rund 36.800 Euro).
Der Schlüssel für die Auszahlung wurde im damaligen Vertrag auf 15 Jahre ausgelegt. Dann wird das Pendel zugunsten der Fraktion Göflan, die in der Marmorumbruchzeit vor knapp 20 Jahren mit Weitsicht verhandelt hat, ausschlagen. Die Erlöse aus dem laufenden Jahr 2020 werden demnach etwas anders verteilt werden. Die Gemeinde Schlanders wird davon 5 und die Fraktion Göflan 80 Prozent erhalten.
Im Nettobetrag von 368.000 Euro enthalten sind auch die Erlöse aus dem Marmortransport. Den Marmortransport organisiert die Gemeinde Schlanders. Für den Abtransport hat die Gemeinde vom Pächter des Marmorbruches, der Göflaner Marmor GmbH, rund 200.000 Euro kassiert. Für die Transportfirma ausgegeben hat die Gemeinde rund 67.000 Euro. 122.000 Euro sind also aus dem Transport an Überschuss in der Gemeindekassa geblieben. Die Gemeinde hat nun von diesem Überschuss ihren Anteil von 36.800 Euro abgesogen und die restlichen 85.000 Euro an die Fraktion Göflan überwiesen. Die Fraktion ihrerseits soll den der Agrargemeinschaft „Göflaner Alm“ zustehenden Teil ausbezahlen. (eb)

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Vom wind gefunden - Der Ausnahmezustand wird zur neuen Normalität, Covid19 die neue Weltmacht. Shutdown (Stillstand) und Lockdown (Ausgangssperre), soziale Distanz, Schutzmasken und Händewaschen bestimmen unser Leben. Ichbleibzuhause, Homeoffice und die täglichen Statistiken über Infizierte, Tote und Genesene füllen unseren Alltag. Über Videokonferenzen und soziale Medien kommunizieren wir mit der Außenwelt. Es wird gehamstert: die Deutschen kaufen Klopapier, die Amerikaner Waffen, die Franzosen Rotwein. Selbstdisziplin und Eigenverantwortung wird eingefordert. Das erstaunlichste aller möglichen Horrorszenarien ist eingetreten. Wir sind planlos, machtlos, hilflos. Gestern galt vieles als alternativlos. Die Corona-Pandemie macht Schluss mit diesem Märchen. Es entsteht ein globales Bewusstsein, weltweite Kooperation, Solidarität, Hilfsbereitschaft. Wir haben Zeit zum Innehalten, Nachdenken, Umdenken. Ist es das Ende der alten Zeit und der Beginn einer neuen Zeit? Kommt der Überwachungsstaat? Stehen wir am Rande des Abgrunds, mit Betriebsschließungen, vielen Arbeitslosen? Milliardenschwere Hilfspläne werden geschmiedet, vielleicht ein Marshallplan für die Welt. Populismus, Schuldzuweisungen und Alleingänge helfen nicht weiter. Uns wird bewusst, was wirklich zählt und wer die wahren Helden sind. Das Virus hat die Frontlinien der Politik verschoben. Balkonkonzerte werden zum größten Konzert der Welt. Wir leben im Ausnahmezustand und viele fragen sich: wie finden wir zurück zur Normalität, wo ist die Exit-Strategie? Aber wichtig bleibt: vieles ist ganz normal, z.B. der Ruf des Kuckucks und die frischen Frühlingsblüten. (hzg)

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Mals - In der „Hoache“ in Mals ist ein Feld mehr als unordentlich. Plastikplanen und Zubehör für den Erdbeeranbau liegen seit längerer Zeit ungenutzt am Feldrand. Das sei „schiach“, mehr als störend, das sei ein Skandal, sagen uns Vinschgerwind-Leser aus Mals. Denn gerade die „Hoache“, windgeschützt am Fuße der Spitzigen Lun geschmiegt, sei ein sensibles Gebiet für Pflanzen und Tiere, eine Naherholungszone auch. Der Anrainer Günther Kreidl sagt, dass die Gemeinde Mals und die Forststation den Bauer bereits aufgefordert habe, das Feld aufzuräumen. Gefruchtet habe das bislang nicht. (eb)

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Schlanders - Die Aktion entstand aus anfänglichen Einzelinitiativen: Hobbynäherinnen haben in Schlanders freiwillig und ehrenamtlich Schutzmasken aus Stoffspenden und Stoffvorräten genäht, die vor allem ältere Bürgerinnen und Bürger in Schlanders erreicht haben. Still und ohne viel Aufsehens wollte man helfen, die Schwächsten in der Gesellschaft - die Corona-Risikogruppen - schützen und unterstützen. Vor kurzem hat sich Sozialreferentin Dunja Tassiello dazwischen geschaltet. „Die Gemeinde übernimmt seit kurzem die Kosten für die Stoffe und Gummizüge in der Schneiderei Tumler und im Stoffladen Barbara in Kortsch“, sagt Tassiello. Der Rest ist Eigenregie und dient dem Gemeinwohl der Bürgerinnen. Genäht werden die Schutzmasken von mindestens zwei Dutzend verschiedenen Hobbynäherinnen mit einem gemeinsamen Ziel: Einfach zu helfen. „In erster Linie werden die Schutzmasken an die älteren Bürgerinnen und Bürger von Schlanders verteilt“, sagt Tassiello. Hunderte Schutzmasken sind bereits genäht worden, der Bedarf ist groß, kaum genäht, sind die Masken bereits wieder vergriffen. (ap)

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Schlanders/Vinschgau - Gerade in dieser Krisenzeit sind die Gemeinden vor Ort gefordert, den Kleinbetrieben, die ihre Arbeiten für die Gemeinde erbracht haben, die geschuldeten Beträge so rasch wie möglich auszubezahlen. Dies geschieht offenbar nicht immer, wie uns ein Fall in Schlanders, der nicht genannt werden will, zugetragen worden ist. Kleinbetriebe warten auf das dringend benötigte Geld von den Gemeinden, gerade in der Zeit, in der keine anderweitigen Arbeiten aufgrund der verordneten Betriebsschließungen mehr möglich sind und auch die Handwerker keine Einkünfte mehr generieren können. Der Schlanderser BM Dieter Pinggera, auf diese Problematik angesprochen, sagt zum Vinscherwind, dass ihm kein solcher Fall bekannt sei und es seien keine diesbezüglichen Lamentelen in die Gemeindestube gebracht worden. Die Gemeindeverwaltung ist auf den meisten Ebenen (außer die Bibliothek) operativ und der Gemeindeausschuss hat nach anfänglicher zweiwöchiger Pause seine Arbeit voll aufgenommen und Beschlüsse, die sich angestaut haben, abgearbeitet und nachgeholt. Ebenso operativ sind die Buchhaltung und das Bauamt. Handwerker, denen die Gemeinde Geld schuldet, sollten sich in der Gemeinde melden. (eb)

Publiziert in Ausgabe 8/2020

s4 BN WF024 SARTWE P 20171117163938Die Bürgermeistern auch im Vinschgau werden täglich des öfteren mit einem Phänomen konfrontiert, das man „Denunziantentum“ nennt. Denunzierende BürgerInnen schicken den Bürgermeistern Fotos von Mitbürgern, von denen „man“ der Meinung ist, dass sie sich nicht an die Verordnungen halten. Angesichts der grundsätzlichen Akzeptanz der Maßnahmen und der Disziplin der Bürger ist das „Denunzieren“ ein verwerfliches Unding. Es sei, so formuliert es der Schlanderser BM Dieter Pinggera, ein „besorgniserregender Gradmesser über die Spannungen in der Gesellschaft“. (eb)

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Die Berufskammer der Berg- und Skiführer ruft dazu auf, die geltenden Ausgangsbeschränkungen strengstens einzuhalten und von Touren jeglicher Art Abstand zu nehmen.

Publiziert in Ausgabe 8/2020

s2 erwin 2854Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Wenn LH Arno Kompatscher von Rom fordert, dass Öffnung und Entspannung für Regionen und Provinzen in Italien unterschiedlich gehandhabt werden soll, dann muss er - konsequent - auch unterschiedliche Geschwindigkeiten in der Provinz ins Auge fassen. Betrachtet man nämlich die Infektionszahlen in Südtirol, muss man seit langem feststellen, dass der Vinschgau weitgehend verschont geblieben ist, dass es sehr wenige positive Fälle gibt. Der Vinschgau erlebt jene Phase, auf die Südtirol und Italien zusteuern möchte: eine Phase des „Containment“. Also laut Robert Koch Institut „einzelne Infektionen so früh wie möglich zu erkennen und die weitere Ausbreitung des Virus dadurch so weit wie möglich zu verhindern.“ „Containment“ ist der Zustand im Vinschgau, die einzelnen Krankheitsfälle sind dem Sanitätsbetrieb bekannt, die Leute sind in Quarantäne, jene, die mit positiv getesteten Personen Kontakt hatten, sind vorgewarnt - im besten Fall ebenfalls getestet oder in Quarantäne. Das ist der Idealzustand zu Beginn einer jeden Epidemie. In Italien und in Südtirols Osten konnte dieser Zustand nicht aufrecht erhalten werden, die Epidemie ist unkontrollierbar geworden, deshalb die Ausgangssperren, das Schließen von Schulen und Betrieben - deshalb der Lockdown. Weil es nun in Richtung Lockerung der Bestimmungen geht, ist es eine Überlegung wert, für den Vinschgau einen rascheren Übergang in Richtung Normalität- mit allen Vorsichtsmaßnahmen - zu fordern. Also Herr Landeshauptmann?

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Vinschgau/Südtirol - Die „Sportgruppe für Körperbehinderte Südtirols“ gibt es seit 1990. Die Gruppe feiert heuer also das 35. Jubiläum.
Gegründet wurde die Sportgruppe einst auf Initiative des Referenten für Behindertensport im Verein Südtiroler Sportvereine VSS, Herbert Alber. „Das Ziel war es, auch den körperbehinderten Sportlerinnen und Sportlern eine sportliche Heimat zu bieten“, erklärt der Vorsitzende Markus Kompatscher. Er war Mitglied des Gründungsausschusses 1990, bei dem Burgi Walter als Vorsitzende gewählt wurde. Zwei Jahre später übernahm Kompatscher das Amt und hat es bis heute als Vorsitzender inne.
Der Verein hat rund 140 Mitglieder in ganz Südtirol und betreut 60 bis 70 aktive Sportlerinnen und Sportler. Im Vinschgau sind dies: Roland Ruepp (Schluderns), Konrad Stecher (Graun), Karl Tappeiner (Laas) und Konrad Angerer (Laas/ Val Müstair). Die Sportlern betreiben Langlauf, Handbike und Ski Alpin. Ein Zugpferd der Gruppe im Vinschgau ist der zweifache Langlauf-Paralympics Olympiasieger von Lake Placid, Roland Ruepp. Er motiviert seine Kollegen und bringt sie mit dem Bus zu Trainings und Wettkämpfen. Diese finden normalerweise regelmäßig in der Region Südtirol Trentino und in Österreich und Deutschland statt. Eingependelt hat sich, dass sich die Gruppe einmal wöchentlich zum Austausch in der „Pizzeria Wieseheim“ in Eppan trifft. Mittlerweile ist Warten angesagt. Auch die 35-Jahr-Jubiläumsfeier muss warten
Nun hoffen alle, dass die sportlichen Aktivitäten und die geselligen Treffen nach der Corona Krise wieder stattfinden können. Hauptsponsor der Sportgruppe ist die VI.P Vinschgau.
Der Dank gilt dem ehemaligen Geschäftsführer und FördererSepp Wielander und dem amtierenden Geschäftsführer Martin Pintzger, die beide ein großes Herz für den Behindertensport gezeigt haben beziehungsweise zeigen. (mds)

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Bergauf und bergab laufen, so schnell wie möglich ans Ziel kommen und seinen Körper immer wieder an neue Grenzen bringen. Genau das macht Daniel Jung. Für den Trailrunner ist das Laufen durch die Natur nicht bloß irgendein Hobby, sondern viel mehr. Sein Weg zum Trailrunning war eher ein Zufall, doch dieser entwickelte sich ganz schnell zu seiner ganz großen Leidenschaft.

Von Sarah Mitterer

Es war das Jahr 2015, in dem Daniel Jung eine Entscheidung traf, die sein Leben veränderte. Damals war der Latscher, der schon seit längerer Zeit in Naturns lebt, noch im Radsport aktiv, doch nach acht Jahren Mountainbikesport merkte er, dass seine Leidenschaft dafür immer mehr abkühlte und er entschied sich, weniger Wettkämpfe zu bestreiten. Um sich dennoch weiterhin fithalten zu können, begann er mit dem Laufsport. „Ich habe sofort viel Freude und Spaß daran gefunden und gemerkt, dass dieser Sport mir sehr gut liegt“, erzählt Jung. Schließlich wurde er so sehr davon in den Bann gezogen, dass er mit einer neuen Extremsportart begann: dem Trailrunning. Hierbei geht es nicht nur darum, den Berg hinauf und herab zulaufen. Es ist ein Lauf durch die unberührte Natur, der den ganzen Körper beansprucht. Es benötigt unter anderem viel Kondition, eine gute Koordination, Trittsicherheit und jede Menge Konzentration. Die Möglichkeiten, ans Ziel zu kommen, sind vielfältig, denn es gibt nicht einen „richtigen“ Weg, der Sportler sucht sich seinen Weg quer durchs Gelände. Darauf angesprochen, was Jung an dieser Sportart fasziniere, gerät dieser ins Schwärmen: „Ich bin bei jedem Trainingslauf, Wettkampf oder auch nur bei einer normalen Bergtour ständig davon fasziniert, welch ein Geschenk – die schöne Natur, Ruhe und Entspannung in den Bergen zu finden - wir bekommen haben.“
Natürlich gehört sehr viel Training dazu, um diese Sportart auf professioneller Ebene auszuüben. Aktuell sieht das Training des 36-Jährigen – aufgrund der Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus - wie bei den meisten Sportlern anders aus als gewohnt. Da jedoch bis Juli keine Wettkämpfe auf dem Programm stehen, „ist dies kein Grund, verrückt zu werden“. So hält sich Jung aktuell zu Hause fit und versucht, auf verschiedenste Art und Weise, im eigenen Garten zu trainieren. Nur an den Wochenenden verzichtet der Vinschger soweit es geht auf das Training. Diese Zeit verbringt er normalerweise am liebsten gemütlich oder auf tollen Bergtouren mit seiner Partnerin und seiner Familie.
Angesprochen auf seine Erfolge und schönsten Erlebnisse zeigt sich Jung bescheiden: „Für mich sind die schönsten Erlebnisse das Bereisen von neuen Ländern und das dort Erlebte. Es sind dadurch so viele tolle Freundschaften entstanden, die mein Leben auf sehr positive Weise verändert haben.“ Was seine Ziele betrifft, so wünscht er sich, gesund zu bleiben und so lange wie möglich diesen Sport ausüben zu können.

Publiziert in Ausgabe 8/2020

17:34.37 Stunden
In dieser Zeit absolvierte Jung im Jahr 2016 das Südtirol Ultra Skyrace-Rennen (121 Kilometer und 7554 Höhenmeter). Bis heute ist dieser Rekord immer noch unangetastet. (sam)

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Trailrunning
Trail stammt aus dem Englischen und bedeutet Pfad oder Weg. Beim Trailrunning handelt es sich um eine Form des Langstreckenlaufs auf nicht-asphaltierten Wegen. (sam)

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Vor einigen Monaten, noch bevor die Corona Pandemie alles zu beherrschen begonnen hatte, begleiteten uns zwei Frauen auf unserer Fahrt nach Nürnberg. Es war der 23. Februar 2020, als uns österreichische Grenzpolizisten auf englisch nach unserem Reiseziel befragten. Da wir ihnen image1 3deutsch antworteten und die alte Reichsstadt als Ziel angaben, konnten wir gleich weiterfahren. Das uns folgende Auto mit italienischem Nummernschild aber wurde länger durchsucht.
Was war geschehen? Im März konnten wir noch in Ruhe im historischen Zentrum von Nürnberg, im Hotel zu den „Drei Raben“, wohnen und in einem kleinen Reiseführer über „Nürnberger Mythen“ lesen. Darunter befindet sich auch die Geschichte von Kaspar Hauser, der 1828 in einem alten Frack auf dem „Unschlittplatz“ in Nürnberg auftauchte und seitdem immer wieder Erzähler, Theater- und Filmemacher, Psychologen, Historiker und Künstler beschäftigte. Er war Forschungsobjekt für alle, die über die menschliche Seele und den Körper nachdachten.
Kaspar Hauser aus dem Nichts, darin vergleichbar der jungen Rosa Unterweger, die von den Nationalsozialisten für medizinische Forschung missbraucht und 1943 ermordet wurde. Geboren wurde die kleine Rosa 1931 im alten Spital von Schlanders; „Barmherzige Schwestern“ waren ihre ersten Betreuer.
Am 27. August 1942 wurde Rosa Unterweger vom St. Josefsinstitut Mils in die Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren (Bayern) überstellt. Dort wurde „angeborener Schwachsinn erheblichen Grades“ diagnostiziert. Wie andere Kinder aus schwierigen Verhältnissen und mit geistigen und körperlichen Behinderungen wurde auch Rosa für medizinische Experimente herangezogen.
Eine andere Frau war die hochintelligente Edith Stein aus Polen, deren Leben 1942, also ein Jahr vor Rosas Tod, in Auschwitz ausgelöscht wurde. Die Erinnerung an diese zwei Frauen begleitete unser Gespräch auf der Fahrt zur alten Reichsstadt Nürnberg. Aus Schutt und Trümmern wieder erstanden, zeigt sie aber noch schmerzhafte Spuren der Hitlervergangenheit. Noch steht das riesige Reichstagsgebäude, ähnlich hierin dem protzigen Bozner Siegesdenkmal. Noch weniger als die deutschen Neonazis können sich die italienischen Faschisten von ihrer Vergangenheit lösen, zumal sie nicht einmal ein schlechtes Gewissen haben.
P1020962Aber hier in Bayern wird überall versucht, alte Wunden zu heilen. Die Frauenkirche wurde auf der Stelle einer ehemaligen Synagoge neu errichtet. Darin befindet sich auch eine lebensgroße Statue der gelehrten und ermorderten Karmeliterin Edith Stein. Sie gilt als Märtyrerin und wurde 1987 vom Papst Johannes II., Woityla, heilig gesprochen. Die katholisch-jüdische Frauenrechtlerin hat eine ergreifende, nicht nur akademische, Vergangenheit. Als Karmeliterin bekam sie den Ordensnamen Teresia Benedicta a Cruce OCD oder „Teresia Benedicta vom Kreuz“; 1922 wurde sie durch die Taufe in die katholische Kirche aufgenommen. Sie landete am Ende ihres Lebens nach zahlreichen Wegen und Irrwegen im Schoß der katholischen Kirche. In ihrer Vita kann man lesen, dass sie ihren ungewöhnlichen Glaubensweg einst als Atheistin begonnen hatte.
„Es gibt kein richtiges Leben im Falschen“ schreibt der jüdische Denker Theodor Adorno (1903-1969), der ebenfalls von den Nazis verfolgt image1 4wurde; er hieß eigentlich Wiesengrund und war ein wichtiger Musiktheoretiker. Seine Namensänderung verbindet ihn mit dem Schicksal vieler Verfolgter, so auch der Südtiroler, deren Familiennamen nach dem Willen Mussolinis italianisiert, also ebenfalls geändert werden mussten.
Also grüße ich jetzt die Leser als Giovanni Villandri (= Hans Wielander) und freue mich trotz beengter Bewegungsfreiheit (wegen der gefährlichen Seuche) darüber, dass ich zumindest meinen Namen behalten darf.
Hans Wielander

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Buchtipp

Georg Lembergh und Brigitte M. Pircher:
Das versunkene Dorf
(Edition Raetia, Bozen 2019, 256 S.)

Früher gab es einzelne Bücher, die waren in den Regalen der meisten Tiroler Stuben vertreten. Das kürzlich erschienene Sachbuch hat das Zeug dazu, wieder so ein Buch zu werden. Nachdem der gleichnamige Dokumentarfilm von Georg Lembergh und dem Historiker Hansjörg Stecher seit 2018 ein großer Erfolg ist, gibt es jetzt zusätzlich ein Buch. Damit lässt sich in Ruhe und nach individuellem Tempo die tragische Geschichte der Seestauung erfahren, begleitet von erklärenden Texten aus der Feder von Historikerin Brigitte M. Pircher. Sie ordnen die Geschehnisse verständlich ein und zeichnen in Kombination mit vielen beeindruckenden Originalaufnahmen den brutalen Prozess der Sprengung und Flutung der Dörfer Graun und Reschen nach.
Untergegangen sind florierende Dörfer mit geschichtsträchtigen Gebäuden, fruchtbaren Feldern und intakten Dorfgemeinschaften. Darauf besinnen sich die Zeitzeugen, sie ergänzen die Fakten und halten durch Anekdoten und Kommentare die Erinnerung wach. Viele sind bereits verstorben, in Auszügen aus dem Interviewmaterial besprechen sie die Probestauung von 1949, den wirkungslosen Widerstand unter Pfarrer Rieper, die letzte Prozession und dann im Juli 1950 – vor 70 Jahren! – das endgültige „Aussiwassern“. An die 120 Familien waren betroffen und standen vor einem leidvollen Neubeginn. Einige blieben in den neu errichteten Häusern von Neu-Graun und Neu-Reschen, ein Großteil kam mit der Plünderfuhre in die Fremde.
Die Autoren fächern das Thema breit auf und beachten auch die jüngeren Entwicklungen rund um den See. Sie erklären, wie dem Staubproblem Einhalt geboten und wie die von Albrecht Plangger erstrittene Beteiligung an der Wassernutzung erreicht wurde. Heute ist das Seeareal ein Touristenmagnet, 1 Million Menschen tummelt sich jährlich dort. Ein neu konzipiertes Museum könnte in Zukunft mithelfen, den Turm im See samt Vorgeschichten besser zu begreifen. Inzwischen tun es der Dokumentarfilm und dieses weit über den Vinschgau hinaus wertvolle Buch.
Maria Raffeiner

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Vinschgau - Home-Schooling, zu Deutsch Heimunterricht, ist eine Form der Bildung und Erziehung, bei der Kinder und Jugendliche von zuhause aus oder an anderen Orten außerhalb der Schule entweder von ihren Eltern oder von Privatlehrern/innen unterrichtet werden. In Ländern, in denen Schulpflicht herrscht, wie bei uns in Südtirol, ist Home-Schooling in der Regel nicht erlaubt, außer in bestimmten Ausnahmefällen und wenn von der Regierung erlaubt.

Der Ausbruch in China und die weltweite Verbreitung des COVID-19 veranlagte seit Anfang März 2020 die Schließung aller Bildungseinrichtungen in Südtirol. Die Schulpflicht wird nun vorübergehend über das Home-Schooling weitergeführt. Wie sieht das aber konkret aus?
Die Lehrer/innen aller Grund-, Mittel-, Berufs- und Oberschulen und Universitäten in Südtirol unterrichten ihre Schüler/innen derzeit via Fernunterricht: Sie bereiten schriftliche Arbeitsaufträge, Vorschläge für Lektüren, Anregungen zur kreativen und sportlichen Entwicklung aber auch Lernzielkontrollen vor. Dieses vorbereitete didaktische Material wird entweder den Eltern oder aber auch den Schülern/innen selbst per E-Mail, WhatsApp, die Homepage der jeweiligen Schule oder, wenn vorhanden, über das Digitale Register übermittelt. In einem vorgegebenen Zeitraum müssen alle Aufgaben erledigt und wieder über das bevorzugte Medium zurückgeschickt werden. Die Lehrer/innen können sie dann verbessern und den Schülern/innen eine Rückmeldung dazu geben.
Nicht selten wählt das unterrichtende Personal auch den Weg, direkt mit den Schülern/innen in Kontakt zu treten. Dies bietet sich vor allem in den Sprachfächern und bei Prüfungen an. Solche besonderen Unterrichtseinheiten verlaufen zum Beispiel über Skype, Microsoft Teams, Zoom oder Ähnlichem.

Diese Übergangslösung verlangt natürlich viel Disziplin und eine gute Zusammenarbeit zwischen den Schulen und den Familien. Nicht selten zerrt das an den Nerven der Beteiligten, besonders Eltern und Erziehungsberechtigte fühlen sich oftmals überfordert von dieser Ausnahmesituation. Sie müssen ihren Vollzeitjob nachhause verlegen, wo ihre Kinder ständig um Hilfe bei den Hausaufgaben bitten. Anderen wurde sogar gekündigt, sie sorgen sich beispielsweise zusätzlich um die Bezahlung der nächsten Monatsmiete.

Einige Fragen stehen natürlich ständig im Raum: Wie und vor allem wie lange geht das Ganze jetzt noch weiter? Und wie wirkt sich die momentane Situation auf alle Schüler/innen aus, die heuer vor der Mittelschulabschlussprüfung, der Matura oder dem Universitätsabschluss stehen?
Auf diese Fragen gibt es leider noch keine offiziellen endgültigen Antworten. Die Pädagogische Abteilung der Landesverwaltung in Bozen bietet allen Lehrern/innen, allen Schülern/innen aber auch den Erziehungsberechtigten eine Anlaufstelle für alle Fragen und Unklarheiten.

Jacqueline Kneissl

Publiziert in Ausgabe 8/2020

A kloane Idee fir zu Hause fir enk!
Enker Jugendtreff #bleibsgsund

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Wir treffen uns nun „online“
Auch die beiden Jugendtreffs im Oberland sind seit Do. 05.03.2020 leider geschlossen.
Nichtsdestotrotz bleiben wir weiterhin in Kontakt. Mit einer Foto-Challenge, online backen, Rätsel verschicken, Videos zum Nachmachen erstellen und dem persönlichen Kontakt über bekannte Message-Dienste und Apps, können Jugendliche und Jugendarbeiterin den Treffalltag über diese Medien gestalten. Denn neben Fernunterricht, Ausgangssperre, Familienleben und Hausaufgaben können sich die Jugendlichen auch auf diesem Weg mit Freunden treffen und austauschen.

Publiziert in Ausgabe 8/2020

ANALOG gesehen, bleiben die Türen geschlossen und der Raum ist leise und leer.
DIGITAL gesehen, sind die Kanäle offen und die sozialen Netzwerke sind gefüllt und boomen. Hier treffen auch wir uns mal öffentlich und informativ, mal privat und unterhaltsam.
Hier planen, zeichnen und malen wir den Mädelsraum den wir dann, wenn sich die analogen Türen wieder öffnen, in Angriff nehmen werden. Hier beschäftigen wir uns über Actionbounds mit lustigen Fakten und „batteln“ uns gleichzeitig mit Freunden, um den ersten Platz in der Rangliste.
Es ist immer was los und wir bleiben dran, denn wir sind nicht umsonst wild und frech und wunderbar.

Publiziert in Ausgabe 8/2020

In den Faschingsferien sind Schludernser Jugendliche und die Jugendarbeiterin gemeinsam mit dem Zug nach Neumarkt in die Trampolinhalle gefahren. Die Jugendlichen durften eine Stunde lang viele verschiedene Trampolins testen. Es wurde gesprungen, gehüpft und eifrig Tricks gemacht. Auch ein Basketballfeld aus Trampolins und ein Luftkissen mit Kletterwand gehörten zu den Attraktionen. Auf dem Rückweg wünschten die Jugendlichen noch einen Stopp im mc Donalds zu machen. Anschließend ging es wieder mit dem Zug nach Schluderns.

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Putzen, kochen und aufräumen: Damit haben die meisten die vergangenen Wochen verbracht. Auf die perfekte Ordnung in den eigenen vier Wänden legen wir deshalb in diesem Sonderthema besonderes Augenmerk.

von Angelika Ploner, aus „Marie Kondo Magic cleaning“

 

Perfekte Ordnung – für immer: Das verspricht Aufräumexpertin und Bestsellerautorin Marie Kondo mit ihrer KonMari-Methode. Zwei Drittel der Sachen in einem Haushalt oder am Arbeitsplatz können entsorgt werden, ist Kondo überzeugt, wenn man nur das behält, was „Freude bereitet“. Und das macht glücklich. Ein ordentliches Zuhause sieht nicht nur schöner aus, laut der Japanerin bildet Ordnung die Basis für innere Aufgeräumtheit und ein glücklicheres Leben. Aufräumen wird also zur Lebensphilosophie.

Was ist die KonMari-Methode?
Marie Kondo hat die nach ihr benannte Methode darauf ausgelegt, dass „in einem Rutsch, in kurzer Zeit und perfekt“ aufgeräumt wird – und danach nie wieder. Dabei wird der eigene Besitz in Kategorien eingeteilt.

Die fünf Kategorien der KonMari-Methode
Laut Marie Kondo lässt sich der Besitz am besten entrümpeln, wenn man sich an eine bestimmte Reihenfolge hält:
Kleidung, Taschen und Schuhe,
Bücher,
Unterlagen und Dokumente,
restlicher Kleinkram wie Haushaltsgeräte und
Erinnerungsstücke.
Die Reihenfolge ist laut Marie Kondo wichtig, da man sich von Kleidung hinarbeitet zu Erinnerungsstücken, mit denen wichtige Erlebnisse verbunden werden. Die folgenden drei Schritte werden mit allen fünf Kategorien wiederholt. Begonnen wird – wie bereits erwähnt – mit der Kleidung.

1. Schritt: Alles auf einen Haufen
Alles auf einen Haufen werfen, das ist - salopp gesagt - der erste Schritt der KonMari-Methode. Das bedeutet, dass die gesamte Kleidung aus allen Schränken und Räumen – die Betonung liegt auf allen - rausgeholt und auf einen Haufen gelegt wird. Warum es wichtig ist, die Dinge an einer Stelle auf einen Haufen zu schmeißen? Weil einem nur dadurch bewusst wird, wie viel man eigentlich besitzt. Gleichzeitig wird es einfacher die Sachen zu vergleichen und Entscheidungen zu treffen, was man behalten möchte und was entsorgt wird.

2. Schritt: Die Glücksfrage
Stichwort Entsorgen. Der zentrale Baustein der KonMari-Methode beim Entsorgen ist das Glücksgefühl: „Macht es mich glücklich, wenn ich den Gegenstand/die Kleidung in die Hand nehme?“ Manche werden nun den Kopf schütteln. Marie Kondo schreibt in ihrem Buch: „Manche werden jetzt sagen: Was soll ein so vages Kriterium? Ich gebe zu es klingt ein wenig abgehoben.... insofern würde ich bitten, dieses Vorgehen in der Praxis zu testen, um besser zu verstehen, was ich meine.“ Laut der KonMari-Methode ist es wichtig, jedes Teil zu berühren, es vom Bügel zu nehmen, zu halten und genau auf die Reaktionen des Körpers zu achten. „Versuchen Sie es mit mehreren Stücken hintereinander. Sie werden feststellen, dass die Reaktionen sehr wohl unterschiedlich ausfallen.“ Der Dreh- und Angelpunkt dieser Herangehensweise ist, dass man tatsächlich jeden Gegenstand in die Hand nimmt. In der Praxis heißt das: Jedes Teil, das kein Glücksgefühl hervorruft, wird gespendet oder entsorgt.
Zwei Drittel aller Dinge im Haushalt, so die Aufräum-Expertin, können auf diese Weise entsorgt werden. Und wer sich nur noch mit Dingen umgibt, die ihn glücklich machen, ist selber glücklich und aufgeräumt. Natürlich hadert man mit manchen Dingen mehr und mit manchen Dingen weniger. Marie Kondo: „Nicht jedes Kleidungsstück kommt in Ihr Leben, um Ihr neues Lieblingsteil zu werden.... Das ist genauso wie in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Nicht jeder Mensch, den wir kennenlernen, wird ein enger Freund oder gar ein Geliebter. Gerade weil es Menschen gibt, die wir nicht so gerne mögen oder mit denen wir nicht so gut zurechtkommen, sind wir in der Lage, bei anderen Menschen mit ganzem Herzen zu spüren, wie sympathisch, wie reizend, wie nett oder wie klasse wir ihn oder sie finden.“
Bewährt beim Entsorgen der Kleidung haben sich Unterkategorien: Erst die Oberteile aussortieren, dann die Unterteile, die aufzuhängenden Sachen (Jacken, Kostüme, Mäntel z.B.), Strumpfwaren, Unterwäsche, Taschen, Kleinteile (Schals, Mützen, Gürtel usw.), Bekleidung für bestimmte Aktivitäten, Taschen und zum Schluss: die Schuhe.

Abseits vom Glücksgefühl ein Tipp: Zeigen Sie nie Ihrer Familie, was Sie wegwerfen wollen. Denn das führt einzig und allein zum Anhäufen der Dinge innerhalb der Familie. Und vor allem: Nichts verschenken, nur weil man es selbst nicht mehr haben will. Denn „es ist kein schöner Zug und auch kein Zeichen von Großzügigkeit, anderen Menschen Dinge aufzudrücken, die diese in Wirklichkeit gar nicht gebrauchen können.“

3. Richtig aufbewahren und falten
s22sp23 westwingIst alles aussortiert und sind nur mehr jene Kleidungsstücke oder Gegenstände übrig, die man behalten will, dann bekommt alles einen festen Platz in der Wohnung zugewiesen. Marie Kondo: „Dinge einer Kategorie müssen allesamt an einem Ort wohnen. Sie dürfen nicht auf verschiedene Stellen verteilt werden.“ So geht man sicher, dass die Wohnung immer ordentlich und aufgeräumt bleibt, denn nach jedem Benutzen kommt ein Ding wieder zurück an seinen Platz.
Für den Kleiderschrank gilt: die Konmari-Faltmethode, die Grundlage für effizientes und platzsparendes Verstauen. Marie Kondo faltet alles so, dass es ein Paket ergibt und alleine stehen kann. Das heißt von jedem Teil ist nur soviel zu sehen wie bei Büchern der Buchrücken. Dieses „Aufstellen“ ist die Grundlage für effizientes und platzsparendes Verstauen. Viele glauben, dass man die Anzahl der Falze so gering wie möglich halten sollte, weil ansonsten zu viel Geknitter entsteht. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Das Geknitter und die scharfen Knickkanten, die unschön ins Auge fallen, entstehen nicht durch das Zusammenlegen, sondern durch den Druck, den die oben liegenden auf die unten liegenden Teile ausüben. Wenn es etwas gibt, worauf Marie Kondo absolut besteht, so ist es die Forderung, dass alle Dinge – wann immer möglich – nebeneinander „stehend“ und nicht übereinanderliegend aufbewahrt werden. Beispiel T-Shirt: „Zunächst falten Sie den Rumpf (also den mittleren Teil ohne Ärmel und Kragen) an den Seiten etwas nach innen (dabei ist es egal, wie Sie die Ärmel dabei mit zusammenlegen). Wenn Sie dann eine längliche Form haben, können Sie diese je nach Länge des Teils vier- oder sechsmal falten, um die Höhe festzulegen.“
Grundsätzlich empfiehlt Marie Kondo alles zusammenzulegen, was man irgendwie zusammenlegen kann. Denn: Wenn man Dinge stapelt, verliert man mit der Zeit das Gefühl für die Existenz der unteren Sachen, und irgendwann vergessen wir sie ganz. Das gilt auch für Schriftstücke zum Beispiel. Sobald darauf ein anderes Blatt Papier gelegt wird, schwindet unser Bewusstsein für die Existenz des unteren Blattes.
Schubladen sollten am besten nur zu 90 Prozent befüllt werden. So ist genug Platz zum Aus- und Einräumen und die Kleidung bleibt dennoch als Päckchen stehen. Übrigens gehören dunklere Farben nach hinten und hellere nach vorne. Und: Dinge, die auf Bügel aufgehängt werden, sollten eine aufsteigende Linie bilden. Hängen Sie also schwere Jacken und Mäntel nach links und leichte Blusen und Röcke nach rechts. In die Mitte kommen Kleider, Cardigans und Co. Genauso gehören schwere Schuhe nach unten und leichtere nach oben.

Sommersachen – Wintersachen
Wenn - wie in diesen Tagen und Wochen - die ersten sommerlichen Temperaturen da sind, spätestens dann fangen die meisten an ihre Garderobe zu organisieren. Geht es nach der Aufräumexpertin, dann „ist nichts lästiger, als alle sechs Monate die Ordnung im Kleiderschrank umzukrempeln, Wintersachen – wohin auch immer – wegzuräumen und Sommersachen hervorzukramen.“ Ein Problem beim Garderobenwechsel ist die Unberechenbarkeit des Wetters. Kaum hat man die Garderobe ordentlich eingerichtet, wird es im Herbst noch einmal richtig warm und im Frühling sinken plötzlich die Temperaturen. Für Marie Kondo gibt es da nur eine Lösung: die Ganzjahresgarderobe. Der Trick besteht darin, nur noch in „baumwollartige“ und „wollartige“ Stoffe zu unterscheiden. Lediglich die Kleinteile, bei der Winterkleidung zum Beispiel der Schal oder die Handschuhe, sollten weggeräumt werden. Und: Dicke Wintermäntel, denn diese beanspruchen wirklich sehr viel Platz in einem Schrank.

Stichwort Bücher
Darf man Bücher wegwerfen? Ja, man kann und muss. Und auch hier entscheidet nach Marie Kondo das Kriterium des Glücksgefühls. Der Grund, warum ausgelesene Bücher nicht weggeworfen werden, lautet: Vielleicht möchte ich es ja irgendwann noch einmal lesen. Auch wenn es desillusionierend ist – irgendwann kommt nie.

Schnickschnack kommt weg
Es gibt Dinge, die einfach sofort im Müll landen sollten. Beispiel Geschenke, die nicht unseren Geschmack getroffen haben und die teilweise ungeöffnet aufbewahrt wurden. Einfach wegwerfen. Beispiel: Handy-Verpackung und Zubehör. Marie Kondo: „Lassen Sie Verpackungen wenn möglich direkt im Laden oder entsorgen Sie sie spätestens daheim. Gleich zusammen mit der Bedienungsanleitung, die brauchen Sie nämlich auch nicht.“ Weitere Beispiele sind: Kabel unbekannter Zugehörigkeit, Ersatzknöpfe für Kleidung, kaputte Fernseher und Radios, Kosmetikproben oder Werbegeschenke. Das alles einfach sofort in den Müll werfen. Und noch etwas: Münzen gehören ins Portemonnaie und sonst nirgendwo hin. In vielen Haushalten finden sich Münzen überall, ganz unten in der Handtasche oder hinten in der Schublade.

Spannend, aber etwas gewöhnungsbedürftig ist der folgende, etwas spirituelle Ansatz der KonMari-Methode: Bei allen Dingen, die Sie aussortieren, sollten Sie sich bedanken. Sagen Sie Danke zu einem alten T-Shirt und Danke zum Diercke Atlas, dass er Teil Ihres Lebens war – und sortieren Sie ihn aus. Aber nicht nur bei den unliebsam gewordenen Teilen soll man sich bedanken. Marie Kondo rät auch dazu, sich bei Haus und Wohnung zu bedanken, dass sie einen beherbergen und bei den Socken, dass sie den ganzen Tag so harte Arbeit für uns leisten. Was zunächst lustig klingt ist eigentlich nichts anderes, als achtsam mit seinem Besitz umzugehen: Wer die Dinge um sich herum bewusst wertschätzt, geht pfleglicher mit ihnen um und hat so länger was davon.

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Schlanders

Aufgezeichnet von Christine Weithaler

 

Christine Weithaler, Laas

s24 Christine Foto PrivatDas Café, in dem Christine Weithaler arbeitet, ist seit dem 11.03.2020 geschlossen. Viele Kunden vermissen den täglichen Treffpunkt. Auch sie vermisst Kunden, ArbeitskollegInnen, Arbeitgeber und die doch oft fordernde Arbeit. Christine hat eine Jahresstelle im Gastgewerbe und befindet sich momentan in der Lohnausgleichskasse. Die langfristigen wirtschaftlichen Folgen der CoronaCOVID19-Krise beschäftigen sie mehr als die eventuelle Erkrankung. Zwar hat sie ihre Eltern seit Anfang März nicht mehr besucht, um diese vor einer Ansteckung zu schützen, aber sie hat mit ihnen Videotelefonie über Whatsapp entdeckt. Das war neu und unterhaltsam. Gerne würde sie die Zeit mit Spaziergängen in der freien Natur verbringen, damit ihr die Decke zuhause nicht auf den Kopf fällt, was durch die Ausgangssperre nicht möglich ist. So schreibt sie viel am Computer und am Handy. Sie hört Musik, tanzt, kocht und führt den Haushalt. Dankbar genießt sie ihre helle geräumige Wohnung und ist sich bewusst, dass dies in dieser Zeit Gold wert ist. Christine versucht seit mehreren Jahren aus dem Hamsterrad der heutigen Konsumgesellschaft auszusteigen. Sie achtet vermehrt auf die Natur und deren Kreisläufe, schöpft daraus Kraft für den hektischen Alltag. Sie wünscht sich ein Umdenken für die termingeplagte leistungsorientierte Gesellschaft und dass wir alle gesund und bewusster aus dem jetzigen Stillstand herausgehen.

 

Walter Gurschler, Nördersberg

s24 walter gurschlerWalter Gurschler ist Landwirt am Schlanderser Nördersberg. Er erlebte das Leben im Tal noch nie in einer solchen Ruhe, wie in der Zeit seit der Ausgangsperre verordnet durch die CoronaCOVID-19 Pandemie. Walter findet, das wäre das wahre Leben für den Menschen und die Natur. Um den heutigen Standard seines Betriebes in dieser Größenordnung zu erhalten, sind er und seine Frau gezwungen, einer Nebentätigkeit nachzugehen. Dieser bringt viel Zeitdruck mit sich. So fehlt ihm oft die Freizeit um das Leben zu genießen. Er fühlt sich vom heutigen Wirtschaftsdruck diktiert. Er ist dankbar, dass er momentan daheim bleiben darf. Er genießt es, frei von Terminen zu sein. So kann er sich voll auf seine Frau, seine Eltern und auf die Arbeit am Hof konzentrieren. Mit seinen drei Söhnen, die nicht Zuhause sind, ist er ständig in Kontakt. Kraft, für die momentane Zeit schöpft Walter aus dem Wissen, dass es ihnen allen gut geht, sie zufrieden und gesund sind. Er hofft, dass die Menschen diesen Stillstand als Chance nutzen um auf das Wesentliche zurückzukommen und Reichtum, Macht und den Neid auf den Nächsten zu vergessen. Er wünscht sich, dass die Politik, durch die Krise von der überbürokratisierten Welt wegkommt. Es wird heutzutage fast nur noch auf Bildung, Wissen und Studium ohne eigenen Hausverstand und Praxiserfahrung gesetzt. Bergbauernhöfe, kleine und Kleinstbetriebe bringt diese Politik an ihre existenziellen Grenzen. Die Wahrheit, die hinter dieser Pandemie steckt, werden wir wohl nie erfahren, meint Walter. Es ist auf jeden Fall schlimm, wenn Menschen daran sterben. Walter wünscht sich, dass die vom Virus Betroffenen wieder gesund werden und alle übrigen gesund bleiben und viel aus dieser Krise lernen.

 

Nadja Schwienbacher, Schlanders

s24 Nadia Foto Marja KoflerNadia Schwienbacher schildert als Koordinatorin die Sicht der IVHS - Integrierten Volkshochschule Vinschgau (ein fixer Bestandteil der GWR, Spondinig) in der Zeit des COVID-19 Virus. Die ReferentInnen des IVHS hatten das Gefühl, dass die Weiterführung begonnener Kurse sinnvoll wäre. Gemeinsam mit den TeilnehmerInnen wurden nach Möglichkeiten gesucht, die von allen genutzt werden können.
So werden vier Kurse über Zoom, Whatsapp und E-Mail digital weitergeführt und beendet. Vorwiegend geht es um den Kontakt untereinander und den Austausch in dieser Zeit. Der Impuls weiterzumachen kam von den ReferentInnen und wurde von den Bildungsverantwortlichen der IVHS positiv aufgenommen und zusammen umgesetzt. Es handelt sich hierbei um eine vorübergehende Lösung, da online nur Theorie vermittelt und der Input für kreative Arbeit gegeben werden können. Für die IVHS stehen die zwischenmenschlichen Beziehungen und das soziale Lernen im Vordergrund. Die sozialen und künstlerischen Kompetenzen können nicht über längere Zeit über diesen Weg gefördert werden. Inklusive Projekte und ein Austausch zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung sind online schwer möglich. Dafür benötigt man reale Interaktion. So ist diese vorübergehende Lösung nur eine willkommene Abwechslung in dieser krisengezeichneten Zeit.

Publiziert in Ausgabe 8/2020

pr-info VION - Der Vinschger Stromanbieter VION bietet grundsätzlich individuelle Lösungen an. Das wissen die Mitglieder und die Kunden in den Gemeinden zwischen Graun und Schlanders sehr zu schätzen. Als Genossenschaft sind zudem Wünsche und Anregungen der Genossenschaftsmitglieder willkommen und werden, soweit es die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die Genossenschaftsziele zulassen, berücksichtigt.

In den schwierigen Zeiten der Corona-Krise geht VION nun auch den umgekehrten Weg und bietet seinen Genossenschaftsmitgliedern individuelle Lösungen bei den Stromrechnungen an. Einem Genossenschaftsmitglied kann geholfen sein, wenn es die Rechnungen erst später bezahlen möchte. Wann die Bezahlung erfolgen kann, kann in einem Gespräch mit VION geklärt und ausgemacht werden.

Dieser Wunsch kann der wirtschaftlichen Situation geschuldet sein, die durch die derzeitige Krise hervorgerufen worden ist. Ob im Hotel- oder im Handwerksbereich oder auch im Privatbereich: VION berät sich mit seinen Kunden auf individueller Ebene. Es ist klar, dass die Bedürfnisse eines Mitgliedes ganz anders sein können als die eines anderen Mitgliedes. Ziel ist es, gemeinsam diese Krise bewältigen zu können. Dazu ist VION ein verlässlicher Partner, der mit seinen Kunden und Mitgliedern auf seriöser Basis Probleme zu lösen versucht. Deshalb der Aufruf an unsere Mitglieder: Setzen Sie sich mit uns in Verbindung, legen Sie uns Ihre Vorstellungen und Wünsche vor, damit wir gemeinsam Lösungen erarbeiten können.

Unseren Mitgliedern und Kunden wünschen wir, gut und gesund aus dieser Krise zu kommen.

 

VION Info: Kontakt / Erklärung VEK/VION - Das Vinschgauer Energie Konsortium, kurz VEK, ist der lokale Netzanbieter Vorort und die Strommarke nennt sich, Vinschgau On, kurz VION. Sie erreichen uns während den Bürozeiten unter 0473 057300. Gerne können Sie uns jederzeit mit Ihren Anliegen eine Mail an info@vion.bz.it senden.

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Vinschgau - Ursula von der Leyen, die Präsidentin der EU-Kommission, wird demnächst einen Brief aus dem Vinschgau erhalten. Absender: der Präsident der Eisbärengesellschaft, Martin Trafoier. Dieser wird auch in den Zeiten der Coronapandemie nicht müde, auf die Bedrohung der Eisbären durch die globale Erwärmung hinzuweisen. Virusbedingt wird derzeit zwar viel weniger Kohlendioxid ausgestoßen, das Schmelzen des Polareises und der Gletscher schreitet dennoch weiter voran.
„Wir alle, die keine Experten sind, haben das Virus unterschätzt“, hat Ursula von der Leyen kürzlich in einem Zeitungsinterview bekannt. Im Schreiben an die EU-Kommissionspräsidentin, in das der Vinschgerwind vorab exklusiv Einblick nehmen konnte, fordert Trafoier die EU-Kommission auf, die Warnungen der Klimaschützer ernst zu nehmen und wirksam zu handeln.
„Seit Jahren warnen Wissenschaftler und Klimaforscher eindringlich vor einer Klimakatastrophe, wenn der Ausstoß von Treibhausgasen nicht umgehend und drastisch gedrosselt wird,“ heißt es in Trafoiers Brief. Das Erfüllen von Klimazielen auf 2035 oder 2050 hinauszuschieben, entbinde die derzeit Mächtigen von der Notwendigkeit, jetzt zu handeln, heißt es weiter.
„Es ist notwendig, dass Klimaziele für 2020 und 2021 festgelegt und erfüllt werden,“ betont der Eisbärenpräsident auch in einem Interview mit Claudia Mayrhofer von Radio Grüne Welle, das am Montag, 20. April um 19 Uhr gesendet wird. Das öffentliche Verkehrsnetz sollte beispielsweise ausgebaut und Bahn- und Busfahrten in der gesamten EU kostenlos angeboten werden; die Kosten für den Individual- und Luftverkehr könnten dann im Gegenzug schmerzhaft angehoben werden.
Was der weltweite Eisbärenpräsident in diesen Coranazeiten bedauert: Das Eisbärenbaumfest, bei dem bisher im Mai zusammen mit der Forststation Mals stets Laub- und Nadelbäume gepflanzt wurden, musste heuer erstmals abgesagt werden. Ausgangs- und Abstandsvorschriften lassen diesen Beitrag zum Klimaschutz noch nicht zu. (mds)

Publiziert in Ausgabe 8/2020

„Ritzen, schnitzen, auf der Wurzel sitzen, Erde an den Händen und im Haar,
Eins, zwei, drei, Matschebrei, das ist wunderbar!
Feuer, Wasser, Erde, Luft und im Frühjahr Blumenduft,
Wir sammeln Kräuter, Knospen, Wurzeln, sie helfen uns, gesund durchs Jahr zu purzeln!“
So begrüßen sich die Kinder des Waldkindergartens Birkenwald in Partschins jeden Morgen, um anschließend in einen abenteuerlichen Kindergartentag zu starten.

von Jacqueline Kneissl

Waldpädagogik ist eine Art der Umweltbildung, die Bezug auf die Natur, den Wald und die Forstwirtschaft nimmt. Diese Bildungsarbeit fördert wichtige Werte wie beispielsweise das Verständnis, die Akzeptanz und den Respekt für die nachhaltige Waldnutzung und den verantwortungsvollen Umgang mit den uns überlassenen Ressourcen. Waldpädagogik bedeutet aber vor allem das Lernen durch aktives Erleben mit allen Sinnen, denn je archaischer der Urstoff ist, desto mehr entzündet sich der schöpferische Geist. Der Wald gibt einem Kind alles, was es für eine gesunde Entwicklung braucht, dafür muss keine künstlerisch gestaltete Lernumgebung geschaffen werden. Wichtig dabei ist nur, dem Kind Zeit und Raum zum Entdecken, Nachfragen und Verstehen zu schenken.
Den ganzen Tag im Freien verbringen, dabei Purzelbäume auf einer blühenden Wiese schlagen, Kräuter und andere Pflanzen entdecken, den Geräuschen der Natur lauschen, selbstgebaute Schiffchen auf einem Bach auf die Reise schicken, urige Höhlen erkunden, Feuer ohne Feuerzeug machen: Nach dieser Philosophie lebt der Waldkindergarten Birkenwald oberhalb von Partschins, der im Herbst 2016 eröffnet wurde. Seine Geschichte beginnt allerdings schon im Jahr 2010, in welchem sich die drei Waldpädagoginnen Miriam Schaiter, Maria Jocher und Andrea Bernhart dazu entschlossen, die Vision eines Waldkindergartens zu verwirklichen.
Nach vielen Bemühungen und Gesprächen wurden im Bürgermeister von Algund Ulrich Gamper und dem Direktor des Forstinspektorats Meran Peter Klotz wichtige Unterstützer zur Realisierung des Projekts gefunden. Da die Gemeinde Partschins von Beginn an sehr offen gegenüber einem Waldkindergarten war, klappte diese Kooperation zwischen ihr, Algund und Meran hervorragend und die Idee konnte verwirklicht werden. Der Waldkindergarten Birkenwald in Partschins, ein Ort voller Herz und Lachen, ist nun der erste öffentliche Waldkindergarten in Südtirol, die anderen in Naturns, Eppan, Brixen, Sterzing und auf dem Ritten sind privat.
Im freien Raum des Waldkindergartens sind auch soziale Kompetenzen von großer Bedeutung. Ältere Kinder achten automatisch auf jüngere und sind ein Vorbild für diese. So wird vor allem das Gefühl von Gemeinschaft erlebt, trotzdem steht die Individualität jedes einzelnen Kindes im Vordergrund, denn jedes Kind ist richtig, so wie es ist.
Auch die Zusammenarbeit zwischen den Waldpädagogen/innen und den Eltern ist ein großes Anliegen. Es werden viele Feste und Elternabende organisiert, um im ständigen Austausch zu bleiben. So kommt es, dass die Familien beim Aufbau der neuen Jurte und anderen allfälligen Arbeiten auf dem Waldkindergartenareal mithalfen.
Derzeit zählt der Waldkindergarten Birkenwald 25 lachende Gesichter, davon zwei Waldpädagoginnen und ein Waldpädagoge. Eingeschrieben werden dürfen alle Kinder zwischen drei und sechs Jahren der Gemeinden Partschins, Algund und Meran. Um den Transport dieser so nachhaltig wie möglich zu gestalten, hat der Förderverein der Waldkindergärten einen Shuttle für die 22 Kinder organisiert. Mit diesem werden sie zur Saltenrast gebracht und wieder abgeholt. Der restliche Weg wird zu Fuß gemeistert. Das Mittagessen wird von den Eltern in der Küche des Kindergartens Partschins abgeholt und zu den Waldkindergartenkindern gebracht.
Momentan ist das Bestreben von vielen Eltern und (Wald)pädagogen/innen in Südtirol groß, weitere Waldkindergärten zu errichten. Dazu gibt es bereits Initiativen mehrerer Gemeinden. Nicht nur Waldkindergärten sind begehrt, auch der Aufbau von Waldschulen will gefördert werden. Hierbei will man dem Beispiel der Waldschule auf dem Ritten folgen.

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Müstair - Seit 2017 kann die Kirche des Klosters St. Johann in Müstair mit ihren weltberühmten Fresken in Google Street View besichtigt werden. Dadurch wurde das zum Weltkulturerbe zählende Kunstwerk weltweit von zu Hause aus zugänglich. Jetzt ist die Stiftung Pro Kloster St. Johann in Müstair einen Schritt weiter gegangen und hat eine erweiterte Version ins Netz gestellt.
Die virtuelle Tour der Klosterkirche, welche neu auf der Webseite des Klosters Müstair aufgeschaltet ist, enthält zusätzlich Nahaufnahmen von allen Szenen sowie weiterführende Informationen zur Kirche, den Wandmalereien und den dargestellten Bildern. Damit möchten die Stiftung, das Klostermuseum und der Konvent der Benediktinerinnen einen kulturellen Beitrag in dieser derzeit schwierigen Situation leisten. Als UNESCO Welterbe ist es nicht nur eine Verpflichtung sondern auch eine wunderbare Aufgabe, das Weltkulturerbe an die Menschheit zu vermitteln und ihr zugänglich zu machen. Die derzeitige Situation lässt einen physischen Besuch nicht zu, eröffnet aber die Möglichkeit, die digitale Vermittlung zu nutzen und auszubauen.
Mit der 3D-Tour, welche die Firma Spherea3D erstellt hat, kann die Klosterkirche von Müstair von jedem Winkel der Welt aus „besucht“ werden. Mit vielen Detailbildern, ausführlicher Informationen zur Kirchenausstattung, Architektur und zu den Malereien auch in den unzugänglichen Räumlichkeiten der Kirche, wie Empore und Dachstuhl, wird die Klosterkirche auf dem Bildschirm erlebbar. Auf der Empore befindet sich eine monumentale freskale Darstellung des Jüngsten Gerichts und auf dem Dachraum wurden im Jahr 1894 die karolingischen Fresken von Josef Zemp und Robert Durrer im Schein einer Laternenlampe entdeckt. Man kann dank der virtuellen Tour durch das Heiliggeistloch gleichsam hinauffliegen.
Die Navigation erlaubt das Hineinzoomen in jedes einzelne Bild aus dem weltweit größten und best erhaltenen Freskenzyklus des Frühmittelalters. Die 1200-jährige Geschichte der Klosterkirche wird so durch einfaches Klicken virtuell erlebbar. Auch wenn sich die besondere Atmosphäre des Raumes und der Lichtführung digital nur begrenzt einfangen lassen, so sind die Verantwortlichen der Stiftung Pro Kloster St. Johann in Müstair davon überzeugt, dass dieser virtuelle Rundgang eine einmalige Möglichkeit bietet, die Klosterkirche von Müstair ins Wohnzimmer vieler Menschen zu bringen.

 

Zu finden ist die Tour auf
www.muestair.ch

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Prad/Vinschgau - Mittlerweile sind viele Kunstwerke eingetroffen und die Firma Ortler ist überwältigt. Geschäftsführer Arnold Ortler freut sich über den Zuspruch. Valentin Wallnöfer und Simone Ortler von der Prader Ortler Gmbh und Ortler Beton GmbH sind erfinderisch und haben am 24.03. in einem Post auf Facebook (Ortler GmbH & Ortler Beton GmbH) Eltern und Kinder zu einem Kunstwettbewerb geladen. Eine innovative und charmante Idee von seiten eines Betriebes, die sogleich gezündet hat: „Hallo liebe Freunde, da wir zurzeit alle zu Hause sind, laden wir euch ein, mit euren Kindern etwas zu basteln oder zu malen. Lasst eurer Kreativität freien Lauf! Ob auf Papier, Holz oder Karton, ob mit Öl-, Holz- oder Wasserfarben und ob LKW, Bagger oder Radlader spielt keine Rolle! Schickt uns ein Foto eurer Kunstwerke am besten per Whatsapp und Namen an 333 7539119 (Valentin). Wir werden dann alle Namen in einen Glückstopf werfen und die Gewinner ziehen. Die drei Gewinner können sobald sich die Lage normalisiert hat an einem Samstag zu uns kommen und mit uns eine Runde im Bagger, LKW oder Radlader machen. Wir freuen uns auf jedes Kunstwerk.“ Dem Post angehängt sind einige Bilder aus der Arbeitswelt der Ortler Beton GmbH, mit Bagger, Lastwägen, Kipper, Kräne. Welches Kind hat nicht den Traum, einmal mit einem großen Bagger oder LKW mitfahren zu dürfen.
Die junge Prader Unternehmerin freut sich über den unerwartet hohen Zuspruch fast aus dem gesamten Vinschgau und sie hat das Foyer des Firmensitzes in der Prader Sand mit den bisher eingelangten Werken geziert.
Der Wettbwerb soll noch mindestens bis 30. April 2020 laufen und Simone Ortler freut sich über weitere Kunstwerke junger „Baggerfahrer“ und „Baggerfahrerinnen“. Dafür könne sich die Gewinner des Wettbewerbs über die Aussicht freuen, mit einem Bagger oder LKW oder mit einem Radlager mitfahren zu dürfen.

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Rabland - Die Katholische Frauenbewegung von Rabland wurde im Jahr 1975 unter Luise Laimer und ihrer geistigen Unterstützung durch Herrn Pfarrer Paul Tratter gegründet. Anlässlich ihres 45-jährigen Bestehens organisierte sie am Mittwoch, den 05. Februar 2020, eine Jubiläumsfeier.
Um 9:00 Uhr morgens ging es mit dem Jubiläumsgottesdienst in der Pfarrkirche von Rabland los. Hierzu war ein ganz besonderer Gast geladen, der ehemalige Herr Pfarrer von Rabland, Hochwürden Richard Hofer. Gemeinsam mit Herrn Pfarrer Josef Schwienbacher führte er durch die Messe, bei welcher vor allem von den beiden ungleichen biblischen Schwestern Maria und Marta erzählt wurde.
Nach dem Gottesdienst waren alle Messbesucher und Interessierte zur Jubiläumsfeier im Geroldsaal von Rabland eingeladen. Dort wurde die Gemeinschaft von Frauen in Kirche und Gesellschaft noch einmal richtig gefeiert. Die Diözesansverantwortliche der KFB Irene Vieider war auch anwesend und unterstreichte in ihrer Rede, dass dieser Verein von der Vielfalt der Frauen lebt und bedankte sich bei allen Mitgliederinnen für ihren ganz besonderen und bemerkenswerten Einsatz.
Abgerundet wurde die Feier mit einem gemütlichen Beisammensein bei Speis und Trank.
Jacqueline Kneissl

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Südtirol/Vinschgau - Das hilft - Bei eingeschränkter Bewegungsfreiheit, häuslicher Isolation oder Quarantäne: Die Psychologenkammer Bozen hat mit dem Forum Prävention und dem Südtiroler Sanitätsbetrieb im Rahmen des landesweiten Hilfsnetzwerkes Psyhelp Covid-19 Anregungen gesammelt, um Sie darin zu unterstützen, die aktuell herausfordernde Zeit gut zu überstehen. Diese Empfehlungen ersetzen kein professionelles Hilfsangebot.
Anregungen für den Alltag:
1.) Konsumieren Sie Medien bewusst und gezielt: Verlässliche Informationsquellen vermindern Stress. Vermeiden sie zwanghafte Suche nach In-formationen und schützen sie sich vor „die auf uns einprasselnden“ neuen Nachrichten. Halten sie sich nur an zuverlässige Quellen und leiten sie nur zuverlässige Informationen weiter. So gewinnen sie die Informationen, welche für Ihre Sicherheit notwendig sind und schützen sich gleichzeitig vor einem ununterbrochenen „Fluss“ aus beängstigenden Meldungen.
2.) Bewahren Sie ihre Tagesstruktur und Planen Sie Ihren Tag: Versuchen Sie auch in dieser Ausnahmesituation so weit möglich in ihrem gewohnten Ablauf zu bleiben, das gibt Sicherheit und Struktur. Stehen Sie zu gewohnten Zeiten auf, erledigen Sie zu-nächst Ihre Aufgaben, um dann Freizeit zu haben. Auch sollen Sie zu üblichen Zeiten essen und zu Bett gehen. Das ist vor allem für Kinder sehr wich-tig. Planen Sie ihr Handeln, dies beugt Kontrollverlust und Hilflosigkeit vor. Durch geplantes Handeln hat man das Gefühl, einer Situation nicht hilflos ausgeliefert zu sein, sondern diese aktiv zu gestalten.

 

Notfalldienste: 112;
Notfallpsychologie: rund um die Uhr 366 6209403
Caritas Beratungsstelle Schlanders 0473 621237; Mo bis Frei 8–12 Uhr

Publiziert in Ausgabe 8/2020

#Ichbleibezuhause. Um mich und andere nicht zu gefährden, bleibe ich (widerwillig) zuhause. Ich greife in meinem Archiv nach vorhandenen Bildern. Sie dürfen im Freien sein und bald dürfen wir hoffentlich auch wieder ins Freie.

Foto und Text: Gianni Bodini - www.fotobybodini.it

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Preisliche Gleichstellung
In dieser, für uns alle schwierigen Zeit müsste es doch machbar sein, dass die kleinen Dorfläden (wichtige Nahversorger!) die wichtigsten Waren des täglichen Lebens wie Nudel, Reis, Mehl usw. zu den selben Bedingungen einkaufen und weitergeben können wie die großen Supermärkte (Interspar, Iperpoli, Lidl usw.) in den Städten, somit würden auch Einkaufsfahrten wie momentan zu beobachten sind ausbleiben.
Ich denke das würde der Dorfbevölkerung in der Krisenzeit finanziell sehr entgegenkommen, zumal es vielen per Dekret nicht erlaubt ist außerhalb der Wohngemeinde ihre Einkäufe zu erledigen und auch viele Mitbürger/innen, besonders ältere Personen somit keinen Zugang zu den günstigen Supermärkten haben und gezwungen sind die teuren Preise zu bezahlen.
Eine diesbezügliche Übergangsregelung wäre in der momentanen Situation sicherlich eine finanzielle Erleichterung für die betroffene Landbevölkerung und die kleinen Dorfläden hätten ein leichteres Überleben bei einer preislichen Gleichstellung mit der großen Konkurrenz aus der Stadt.
Ich denke wo ein politischer Wille da auch ein Weg.
Alois Kaneider, Eppan

 

Denunzianten brauchen wir keine
Schon wieder hat es Mals in die Medien geschafft. Die neue Südtiroler Tageszeitung und der Vinschgerwind haben es berichtet. Hollawind hat es wieder mal geschafft, das ganze Land blickt auf Mals, die Leute fragen sich, was ist da los?
Mit so dummen, kindischen Aktionen, die schlecht überlegt und zum Gegenteil führen. Es wurde wieder Hass und Neid verbreitet, wieso macht Hollawind solche Aktionen? Ich hätte Hollawind ein bisschen intelligenter eingeschätzt.
Auch Entschuldigungen bringen nichts mehr, Hollawind hat sein wahres Gesicht gezeigt.
Allen konventionellen Bauern, welche ihre Produkte verkaufen, wird mit diesen Aufrufen geschadet. Hollawind prangert Bauern an, welche sich größtenteils an die gesetzlichen Vorgaben halten. Ein nebeneinander wird es mit solchen Aufrufen nicht geben, denn den Dialog suchen, das heißt bei euch wohl sich und eurem Diktat und euren Maximen jederzeit unterzuordnen. Es ist leider so, dass der Hass unter den Hollawind-Mitgliedern jeden Tag wächst, wenn sie einen Bauern sehen, der nicht ihren Lebensideen nachkommt.
Ein Miteinander geht nur gemeinsam und daran muss gearbeitet werden. Ich hoffe, dass sich auch die Verwalter von Mals für den sozialen Frieden einsetzen.
Denunzianten brauchen wir keine.

Hansjörg Bernhart, Burgeis

 

Offener Brief
S.g. Bürgermeister/innen,
die Menschen sind jetzt seit mehr als 4 Wochen zu Hause eingesperrt.
Spürbar steigen Ängste, Spannungen und Konflikte. Menschen beginnen sich gegenseitig zu denunzieren. Die häusliche Gewalt steigt.
Sie spielen als Bürgermeister/innen eine wichtige Rolle.
Es geht um mehr als ein Virus einzudämmen. Gesundheit hat mehrere Aspekte, die soziale und psychische Komponente haben einen maßgeblichen Einfluss. Als Präventionsexperten haben wir die Pflicht Sie darauf hinzuweisen.
Die gesellschaftliche Struktur bekommt Risse, Spaltungsdynamiken sind jetzt schon offensichtlich.
Es gibt mehr als Überwachen und Strafen. Menschen bleiben schon von sich auf Distanz und tragen den Mundschutz. Erlauben Sie eine Entfernung von Haus ohne mit dem Meterstab zu messen. Setzen Sie auf eine gute Information, auf die Selbstverantwortung der Bürger, auf den Zusammenhalt. Das geht nicht nur mit Kontrolle.
Wir sollten nicht einen sozialen Scherbenhaufen mit Misstrauen, Vertrauensverlust und Neid haben, wenn es in die bald anstehende Phase 2 geht.
Wir brauchen Perspektiven, Hoffnung und Zuversicht.
Dazu können Sie jetzt beitragen.
Mit freundlichen Grüßen.

Peter Koler
Direktor Forum Prävention

 

Partschins trauert um seinen Ehrenbürger
Ganz leise, jedoch nicht ohne Spuren zu hinterlassen, ist Ewald Lassnig, nach längerer Krankheit, am 25. März von uns gegangen.
Er war einer jener immer seltener werdenden Charakterköpfe, welche ein Dorf nachhaltig prägen. Er war ein Teil von Partschins, ein Stück seines historischen Gedächtnisses.
Die Erschaffung des Schreibmaschinenmuseums - seine größte Herzensangelegenheit - hat der 1938 in Schlanders geborene Partschinser zu seinem Lebenswerk gemacht! Schon in jungen Jahren, als Grundschullehrer und später auch Schulleiter in Rabland begann er seine Forschungen zum Schreibmaschinenpionier Peter Mitterhofer, wirkte bei den verschiedenen Jubiläumsfeiern zu Ehren des Erfinders mit, bis schließlich im Jahr 1993 – Lassnig war damals bereits jahrzehntelang in der Gemeindepolitik tätig - durch die Stiftung des Schreibmaschinensammlers Kurt Ryba sein größter Traum, die Errichtung eines eigenen, dem großen Partschinser Erfinder gewidmetes Museum in Erfüllung ging. Auch die darauf folgenden Jahre galt seine ganze Kraft als Kulturreferent dem Schreibmaschinenmuseum und dessen Neubau im Herzen von Partschins. Mit dem Teisenhaus, 1997 in Betrieb genommen, hatte Ewald Lassnig schließlich nicht nur eine definitive Heimat für sein geliebtes Museum geschaffen, sondern gleichzeitig der gesamten Dorfbevölkerung ein großes Geschenk gemacht: mit einer Arztpraxis, der öffentlichen Bibliothek und nicht zuletzt mit einem großen Musikprobelokal, welche allesamt in dem neuen Mehrzweckgebäude untergebracht waren. So kam es nicht von ungefähr, dass er im Jahr 2017, anlässlich der Feier zum 20jährigen Jubiläum des Teisenhaus, die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Partschins verliehen bekam.
Wenngleich seine Aufmerksamkeit stets dem Museum galt, dessen Tätigkeit er durch zahlreiche Impulse und Ideen bereicherte, und für welches er bis zu Beginn seiner Krankheit vor einem Jahr ehrenamtlich tätig war, so war er als sozial denkender Mensch doch ein Leben lang stets auch für das Wohl seiner Mitmenschen da.
Angefangen in seiner Zeit als Lehrer, welche nach seiner Ausbildung bei der LBA 1960 mit einer Stelle in der Bergschule in Schlinig beginnen, und später an der Grundschule Rabland fortgesetzt werden sollte, aber vor allem in seiner Zeit als Politiker – 51 Jahre als Gemeinderat, davon 46 Jahre als Referent für Kultur und Schule, Soziales, Tourismus…, 20 Jahre als Vizebürgermeister an der Seite von Altbürgermeister Robert Tappeiner – er hatte für jedes Anliegen ein offenes Ohr!
Als Kriegswaiser – sein Vater war als Soldat der Wehrmacht 1942 im Afrikafeldzug bei Tobruk gefallen – und aufgrund der Rückoption lange Zeit als „Staatenloser“ in der eigenen Heimat, hatte Lassnig bereits in seinen Jugendjahren mit vielen Problemen und Ungerechtigkeiten zu kämpfen. So hat er auch später, als Politiker, verstanden kompromisslos für eine gerechte Sache zu kämpfen, und Probleme mit Herz und Hausverstand zu lösen. Eingebracht hat er sich auch in zahlreichen Vereinen, wie AVS, KVW, Frontkämpfer, Kirchenchor: er war durch und durch eine öffentliche Person, ein nicht wegzudenkender Teil von Partschins geworden.
Seine Spuren hat er weit über Partschins hinaus hinterlassen und wurde für sein soziales und kulturelles Engagement mit dem Verdienstorden des Landes Tirol geehrt. Sein umfangreiches und wertvolles Wissen hat er in zahlreichen Publikationen, zuletzt über die Flurnamen in Partschins und vor allem in Form eines beachtenswerten, große Aufmerksamkeit erregenden Dorfbuches der Nachwelt hinterlassen. Am von ihm initiierten Kulturwanderweg Peter Mitterhofer und Sagenweg ging er bis zuletzt noch spazieren.
Mit seiner Tochter und Schwester und allen anderen Angehörigen trauert die gesamte Gemeinde Partschins um einen Großen, der viel Gutes bewirkt hat.
Maria Mayr

 

Gemeinde Glurns:
Verwaltungsgericht bekräftigt Rechtmäßigkeit des Biotops Obere Au
Rekurs Wargher/Prieth/Weideinteressentschaft Glurns vs. Autonome Provinz Bozen, Gemeinde Glurns Heimatpflegeverband Südtirol: Urteil Nr. 69/2020 - 11.03.2020
An der Seite des Landes-Rechtsamtes (RA Cavallar) hat der Heimatpflegeverband (RA Benedikter) die Ausweisung des Biotops “Obere Au” gegen einen Rekurs der Weideinteressentschaft Glurns erfolgreich verteidigt:
Mit kürzlich veröffentlichtem Urteil hat das VWG den Rekurs gegen den entsprechenden Beschluss der Landesregierung in allen 7 Punkten als unbegründet abgewiesen.
Die wichtigsten Entscheidungsgründe:
1. in merito: Die urbanistische Umwidmung in Biotop und der damit verbundene strengere Schutzstatus verletzen nicht die bestehenden Interessenschaftsrechte;
2. Die verfahrensrechtliche Kritik an der Initiative von Heimatpflegeverband, Gemeinde Glurns und Landesämtern ist unbegründet: Das Amt für Landschaftsökologie hat den präzisen Unterschutzstellungsvorschlag des Heimatpflegeverbandes vollkommen korrekt aufgegriffen und umgesetzt;
3. Keine Befangenheit von BM Frank (und seines Sohnes Thomas) beim Bauleitplanumwidmungsbeschluss des Gemeinderates: Die urbanistische Massnahme hat für keinen von ihnen vorteilhaftere Änderungen im Vergleich zur Bestandsituation gebracht. Im Gegenteil.
RA Rudolf Benedikter, Bozen

Publiziert in Ausgabe 8/2020

lorin wallnGesunder Schlaf ist so wichtig,
„Störenfriede“ ausmachen!

Der Schlaf ist eine wundersame Einrichtung der Natur: die Seele erholt sich, der Körper wird wieder fit gemacht, Wichtiges wird zur Erinnerung abgespeichert, am Tag Erlebtes verarbeitet und erlöst. Dieses Wunder wird in der technisierten Welt allzu oft gestört. Damit Leicht-, Tiefschlaf- und Traumphasen gut durchlaufen werden können, hier einige Tipps:

- Keine Synthetik im Bett: oftmals werden mehrere 1.000Volt an Bettlaken, Polsterfüllungen, Matratzenbezügen, Kuscheltieren gemessen; wenn es beim Abziehen zischt, weiß man Bescheid; diese sind mitunter die stärksten und häufigsten Störenfriede am Schlafplatz!
- Handys und funkende Geräte ausschalten oder Flugmodus aktivieren, wer erreichbar sein muss. Zumindest die mobilen Daten, WLan, Bluetooth ausschalten.
- WLan beim Internet-Router nur anschalten, wenn unbedingt notwendig! Dasselbe gilt für die Endgeräte Smartphone, Tablet, Laptop: verwenden Sie Kabelverbindungen, es gibt Adapter; nachts immer aus: das mit 10Hz periodische Pulsen der Funkwellen wirkt stark auf das Nervensystem und stört den Biorhythmus.
- Ebenso Schnurlostelefone: hier wirken 100Hz Pulsungen störend.
- etwas Frischluft beim Schlafen, nicht erst morgens die abgestandene Luft ersetzen!
- Dunkelheit fördert die Melatonin-Ausschüttung der Zirbeldrüse und induziert Müdigkeit und tiefen Schlaf, Stille ist genauso wichtig!
- Elektrosmog vermeiden: eine Netzfreischaltung oder Abschaltung von Sicherungen reduziert elektrische Felder, Vermeidung und Abschirmung von Funkbelastungen; Elektrosensible sollten ein einfaches Messgerät besitzen.
- Sehr wichtig auch die abendliche Essgewohnheit: nicht spät essen, Rohkost, Leguminosen und Zwiebelgemüse, sowie Alkohol und Milchprodukte meiden, beobachten Sie es, machen Sie einen Versuch!

Für weitere Informationen besuchen Sie
unsere Webseite: www.baubiologie.bz.it

Publiziert in Ausgabe 8/2020

 Vinschgerwind – Interview

Verena Massl aus Vetzan, geboren 1989, Sozialpädagogin & Jugendcoach, Bachelorstudium Psychologie und Sozialpädagogik, Masterstudium „IRIS – Innovation in Forschung und Praxis der Sozialen Arbeit“, arbeitet derzeit bei „netz – Offene Jugendarbeit“, dem Dachverband für die Offene Jugendarbeit in Bozen. Sie hat ihre Masterarbeit über die Erfahrungen in einem Dorf in Israel geschrieben, in welchem jüdische und palästinensische Familien miteinander leben und sich für Frieden im Land sowie zwischen den Religionen einsetzen. 2020 erhielt Verena Massl für ihre Masterarbeit den „Bischof-Karl-Golser-Preis“. Am 6. März wollte sie über ihre Erfahrungen in Israel in der Bibliothek Schlandersburg berichten. Die Veranstaltung wurde wegen dem Coronavirus abgesagt. Wir haben mit Verena Massl gesprochen.

Vinschgerwind: Sie haben im Jahre 2016 ein Praktikum in einem Dorf in Israel gemacht und darüber ihre Masterarbeit geschrieben. Wie ist es dazu gekommen?
Verena Massl: In den Jahren 2014 und 2015 war ich bereits zwei Mal über die Freie Universität Bozen dort und habe gemerkt, dass mich das Land sehr fasziniert. Im Oktober 2015 bin ich zufällig über eine Ausschreibung der italienischen Partnerorganisation des Dorfes gestoßen, welche ein Stipendium für ein Praktikum in Neve Shalom – Wahat al-Salam ausgeschrieben hatte. Ich habe mich dann sprichwörtlich in letzter Sekunde beworben, denn die Frist war genau an dem Tag, als ich auf die Ausschreibung gestoßen bin. Zwei Monate nach dem ersten Auswahlgespräch in Mailand habe ich erfahren, dass ich unter die letzten drei Kandidaten gekommen bin und schlussendlich von der Kommission im Dorf für das Praktikum ausgesucht wurde. Innerhalb von zwei Wochen musste ich entscheiden, ob ich das Stipendium annehme und im Februar für ein halbes Jahr nach Israel ziehe. Ich habe aber nicht lange überlegen müssen und gleich zugesagt.

Vinschgerwind: Das Dorf Neve Shalom, auch Wahat al-Salam genannt, was so viel wie „Oase des Friedens“ bedeutet, ist ein besonderes Dorf mit einer besonderen Einrichtung.
Verena Massl: Das Besondere ist, dass es die erste und bisher einzige bewusst gemeinsam aufgebaute Gemeinschaft in Israel ist, in welcher jüdische Israelis mit Palästinensern, also Muslime und Christen, friedlich miteinander leben. In diesem Dorf wurde auch die erste zweisprachige und interreligiöse Schule Israels gegründet. Heute besuchen diese Grundschule mehr als 300 Kinder. Außerdem gibt es im Dorf noch eine Schule des Friedens für Erwachsene, in welcher Begegnungen zwischen Juden und Palästinensern stattfinden. Die Teilnehmer sollen ein größeres Bewusstsein für den Konflikt und ihre eigene Rolle darin entwickeln. Seit ihrer Gründung haben mehr als 25.000 Menschen an diesen Begegnungen teilgenommen.

Vinschgerwind: Wie kam es zu dieser Einrichtung?
Verena Massl: Gegründet wurde das Dorf 1972 vom Dominikanerpriester Bruno Hussar. Er hat die Erlaubnis vom nahegelegenen Kloster Latroun erhalten, auf ihrem Grundstück ein Dorf aufzubauen, in welchem jüdische und palästinensische Familien in Frieden miteinander leben würden. Es war nicht einfach, Menschen für dieses Vorhaben zu gewinnen, denn der Konflikt hat einen tiefen Graben zwischen Juden und Palästinenser im Land geschaffen. Nach 3-4 Jahren kamen die ersten Familien, welche von dieser Idee überzeugt waren und schlossen sich Bruno Hussar an.

Vinschgerwind: Was waren Ihre Aufgaben und Ihre Erfahrungen?
Verena Massl: Ich war im Kommunikationsbüro als Praktikantin zuständig für die Berichterstattung im Dorf und für die Kommunikation nach außen d.h. ich habe den internationalen Partnerorganisationen über die vielfältigen Aktivitäten im Dorf berichtet, Fundraising-Kampagnen konzipiert, sowie internationale Besuchergruppen empfangen und ihnen die Institutionen des Dorfes gezeigt. Außerdem war ich bei Begegnungen von Jugendlichen aus verschiedenen Oberschulen dabei, sowie in die Aktivitäten der Grundschule im Dorf involviert. Meine Erfahrung über das Leben im Dorf war eine sehr positive. Wir Praktikanten wurden sehr gut aufgenommen und ich war häufig zu Gast bei Familien an verschiedenen Feiertagen oder anderen Anlässen. Wenn man bedenkt, dass ich dort jüdische, christliche und muslimische Feiertage mitbekommen habe, war eigentlich immer etwas los. Ich war bisher in meinem Leben auf 6 Hochzeiten eingeladen, 3 davon fanden in meiner Zeit in Israel statt. Teilweise kannte ich die Brautleute nur flüchtig oder gar nicht und war über Bekannte vom Dorf mit eingeladen. Die Gastfreundschaft ist dort der höchste Wert und es kann sehr schnell als Beleidigung gelten, wenn man eine Einladung ablehnt.

Vinschgerwind: Warum ist es so schwierig im Nahen Osten Frieden zu schaffen, welche Rolle spielt die Religion und der Nationalismus?
Verena Massl: In diesem Konflikt geht es neben Religion und Nationalismus, welche sicherlich einen starken Einfluss haben, auch um einen materiellen Konflikt. Die Ressourcen in Israel und Palästina sind sehr ungleich verteilt. Obwohl die Palästinenser allein innerhalb des Staates Israel rund 20% der Bevölkerung ausmachen, sind sie kaum in wichtigen Ämtern vertreten und erleben erschwerten Zugang zu Bildung und ökonomischen Ressourcen. Warum es schwierig ist Frieden zu schaffen, merkt man, wenn man mit den Menschen spricht. Viele geben dabei dem Anderen die Schuld und meinen, dass es die Anderen sind, die keinen Frieden wollten.

Vinschgerwind: Haben Sie noch Kontakte mit den Menschen in Israel?
Verena Massl: Ja, Kontakt halte ich hauptsächlich über Facebook und Instagram. Seit dem Ausbruch der Corona-Krise haben sich auch einige von ihnen gemeldet, um zu fragen wie es uns hier geht. 2018 war ich wieder zu Besuch und habe mich schnell wieder in die Gemeinschaft aufgenommen gefühlt. Seit drei Jahren bin ich auch im Vorstand der italienischen Partnerorganisation von Neve Shalom – Wahat al-Salam in Mailand. So bekomme ich auch regelmäßig Einblicke in die Projekte und habe die Möglichkeit, mich auch weiterhin für das Dorfes einzusetzen.

Vinschgerwind: Sie sind auch Mitglied beim Club Alpbach, dem Europäischen Forum Alpbach. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht, welche Persönlichkeiten kennen gelernt?
Verena Massl: Die zwei Wochen beim Europäischen Forum Alpbach im Jahr 2017 waren sehr intensiv und abwechslungsreich. Das Thema war „Konflikt und Kooperation“. Es waren wichtige Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft vor Ort, wobei ich mich hauptsächlich an eine bewegende Ansprache von Jeffrey Sachs, dem Ökonomen und UN-Sonderberater erinnern kann. Die Tiroltage waren aufgrund ihrer besonderen Atmosphäre eines der Highlights beim EFA 2017. Besonders in Erinnerung bleiben wird mir der Vortrag des im Jahr 2019 verunglückten Sportkletterers und Alpinisten David Lama, welcher auf der „Alpbacher Denkerwiese“ von seiner Motivation, vom Unterschied zwischen Erfolg und bedingungsloser Hingabe und dem Umgang mit Scheitern und dem Risiko erzählte. Dabei hat er auch darüber gesprochen, wie er und seine Familie mit dem Risiko umgehen, welchen er auf seinen Expeditionen ausgesetzt ist. Sein natürlicher Umgang mit diesem Thema hat mich sehr beeindruckt, aber auch stark beschäftigt, als die Nachricht vom Tod der drei Bergsteiger bei einer Expedition in Kanada bekannt wurde.

Vinschgerwind: Für die Abschlussarbeit über die „Oase des Friedens“ in Israel haben Sie im Jänner 2020 den „Karl-Golser-Preis“ erhalten. Was bedeutet für Sie diese Auszeichnung und was haben Sie durch die Erfahrung in Israel persönlich und für die Arbeit als Jugencoach gelernt bzw. profitiert?
Verena Massl: Ich bin sehr dankbar über die Möglichkeiten, die sich durch meine Zeit in Israel und Palästina eröffnet haben. Bei allen Entscheidungen bin ich meinem Bauchgefühl gefolgt und habe mich dabei nicht von Ängsten und Zweifeln von außen beunruhigen lassen. Was meine Ideen anbelangt, bin ich ziemlich stur und wenn ich von etwas überzeugt bin, dann mache ich das mit sehr viel Hingabe. Umso mehr habe ich mich über die Anerkennung durch den „Bischof-Karl-Golser-Preis“ gefreut. Diese Anerkennung möchte ich jedoch gerne auch weitergeben, an die Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Dorf, welche an meiner Abschlussarbeit beteiligt waren und ohne deren Unterstützung meine Forschung in dieser Form nicht möglich gewesen wäre. Aus diesem Grund habe ich auch die Hälfte des Preisgeldes für die Erneuerung des Spielplatzes der Grundschule von Neve Shalom – Wahat al-Salam gespendet. Persönlich habe ich das Gefühl, durch diese Erfahrung flexibler und offener geworden zu sein, sowie mehr Verständnis für das Zusammenleben verschiedener Gemeinschaften entwickelt zu haben. Bei meiner konkreten Arbeit als Jugendcoach hilft mir diese Erfahrung insofern, als dass auch dort viel Flexibilität und Offenheit gefragt ist. Als Jugendcoaches begleiten wir Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren in ganz Südtirol dabei, eine Arbeit, eine Lehrstelle, ein Praktikum oder einen für sie geeigneten Bildungsweg zu finden. Da ist es wichtig, dass man selbst auch auf vielfältige Erfahrungen zurückgreifen kann und sich mit der eigenen Bildungsbiografie auseinandergesetzt hat.

Interview: Heinrich Zoderer

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Mals - Die geplante Tankstelle in Mals ist eine politische Schwergeburt. Verwirrende Ausschussbeschlüsse und wechselnde Begünstigte legen einen seltsamen Zick-Zack-Kurs der Gemeindeverwalter an den Tag. Im Schriftlichen zumindest.

von Erwin Bernhart

Ursprünglich sollte die Tankstelle in Mals, an der Abzweigung nach Planeil, bereits seit 1.1.2020 in Betrieb sein. So wollte es der Gemeindeausschuss von Mals. So hat es der Ausschuss im Juli 2018 beschlossen (der Vinschgerwind hat im August 2018 darüber berichtet). Jessica Hofer von der Prader Tankstelle Tamoil hat zu einem Preis von 251.500,00 € das rund 2000 m2 große Grundstück herausgesteigert. Die Vahrner Kostner GmbH von Peter Kostner ging leer aus. Der BM solle den Kaufvertrag abschließen. „Innerhalb des Jahres 2018 muss das Genehmigungsverfahren für die Errichtung abgewickelt werden, die Arbeiten sind innerhalb des Jahres 2019 auszuführen, die Tankstelle muss mit 01.01.2020 in Betrieb gehen“, hat der Malser Ausschuss damals beschlossen, ansonsten werde der Vertrag aufgelöst.
Jessica Hofer hat den Grund zwar ersteigert, war aber mit dem Datum der Inbetriebnahme keineswegs einverstanden und hat den Vertrag deshalb nicht unterschrieben. Hofer hat mit ihrem Anwalt Meinhard Niederl erwirkt, dass der Gemeindeausschuss sowohl das Inbetriebnahmedatum geändert und sogar die vertragsauflösende Klausel gestrichen hat. Beschlossen worden ist das vom Malser Ausschuss im September 2018. Man habe sich, so steht es im Beschluss, „darauf geeinigt (...), dass der Baubeginn mit 01.10.2018 festgeschrieben wird und die Inbetriebnahme spätestens innerhalb von 3 Jahren ab Zuschlag (also ab 16.07.2018) erfolgen muss.“ Einige Tage später wurde dieser Beschluss widerrufen. Grund war die „Behebung eines materiellen Fehlers“. Man habe den Baubeginn mit 1.10.2019 vereinbart und nicht, wie im vorhergehenden Beschluss am 1.10.2018.
Am 23. März 2020 kam ein weiterer Beschluss und zwar - verwirrend - die „Ermächtigung zur Errichtung von zwei Tankstellenzufahrten“. Diese Ermächtigung erhielt die Firma Kostner GmbH mit Sitz in Vahrn. Wie? Die Kostner GmbH hat 2018 nicht den Zuschlag für das Grundstück erhalten. Aufklärung findet man bei einer verwunderten Jessica Hofer. Der Grund gehört Hofer. Die Tankstelle selbst sei, so Hofer zum „Vinschgerwind“, ein Gemeinschaftsprojekt zwischen ihr und Kostner. Kostner habe deshalb um die Zufahrten angesucht. Hofer hofft, dass die Tankstelle, die dann den Namen „Kostner“ tragen werde, bis zum Wintereinbruch 2020 stehen werde.

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Laas/Nordtirol - Der Nordtiroler Bildhauermeister und Künstler Mario Gasser aus Ehrwald bekam Ende 2019 den Auftrag für eine Skulptur. Der Kunde, ein Händler aus der Nachbargemeinde Leermoos, wünschte sich für sein Geschäft einen Globus. Mario Gasser hatte Gestaltungsspielraum und wollte dem Auftrag einen tieferen Sinn geben.
In die Zeit der Auftragserteilung fielen erste Nachrichten zur Ausbreitung eines neuen Virus in China. Zwar auf der anderen Seite des Globus aber wie wir heute wissen durch die Globalisierung doch nur einen Steinwurf entfernt. „Es führt uns vor Augen, wie wir mit der Natur und damit unserem Schicksal spielen. Unbekümmert bis zu dem Moment in der wir die Situation nicht mehr unter s9sp4 erdeKontrolle haben. Leider erst dann wird uns die Verletzlichkeit klar. Unsere und die der Welt in der wir leben“, bringt der Künstler den Hintergrund seines Kunstwerks auf den Punkt.
Das Thema der „globalen Bedrohung“ die wir uns selbst zuzuschreiben haben, setzte Mario Gasser um in einer von Gotteshand getragener Erdkugel. Beides aus Bronze. Ein filigraner Globus um die Zerbrechlichkeit zu unterstreichen. Auf einem aus Laaser Marmor gefertigten massiven Spielwürfel als Symbol dafür, wie unbedenklich und brachial der Mensch mit der Schöpfung und damit seinem eigenen Schicksal spielt.

Publiziert in Ausgabe 8/2020

Sehnsucht nach Halt - Wanderexerzitien mit benediktinischen Impulsen mit Prior P. Philipp OSB u. Wanderführer Siegfried Tappeiner
In diesen Tagen wollen wir neben den Wanderungen innehalten und auf die Wurzeln unseres Lebens schauen. Unsere Wurzeln geben uns auch die Sicherheit vertrauensvoll in die Zukunft zu Blicken. Infos und Anmeldung: Tel. +39 0473 843980,
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Publiziert in Ausgabe 8/2020

von Albrecht Plangger - Im Senat feilen die Senatoren am Gesetzesdekret „Cura Italia“, welches die wirtschaftlichen Abfederungsmaßnahmen der Corona Krise im Ausmaß von € 25 Milliarden festlegt, während wir in der Abgeordnetenkammer mit dem sog. Gesetzesdekret „DL Nr. 19 (Covid 19)“ begonnen haben, welches die persönlichen Rechte der Bürger wie Reisefreiheit und Versammlungsfreiheit einschränkt, so wie wir es zur Zeit ja schon praktizieren. Das Dekret wird auf eine Vorzugsschiene gebracht und soll die von der Regierung beschlossenen Maßnahmen so schnell als möglich „ratifizieren“. Nachgebessert kann später werden, wenn nach Überstehen der Krise wissenschaftlich und politisch untersucht wurde, welche persönlichen Einschränkungen für die Bürger „effektiv“ waren oder welche umsonst oder übertrieben waren. Jetzt gilt es vor allem der Regierung den Rücken zu stärken. Die Kommissionen sind für nach Ostern einberufen und das Gesetzesdekret wird seinen Lauf nehmen. Ihm folgt dann das Gesetzesdekret zu den Schulen („DL Scuola“) und ein weiteres Gesetzesdekret („DL Liquidita imprese“), welches den Wirtschaftsbetrieben die notwendige „finanzielle Liquidität“ sichern soll, um die Krise zu überstehen und langsam und schrittweise wieder in die Normalität zurückkehren zu können. Auch wir Südtiroler wollen bald eine nach Regionen gestaffelte Rückkehr zur Normalität, je nach Infektionslage. Dafür akzeptieren wir gerne die zahlreichen Auflagen, wie Mundschutz, Handschuhe, Schichtarbeit und eine eingeschränkte Mobilität. Nun rückt in unserer Arbeit in Rom auch die sog. Neutralitätsklausel (bei weniger Steuereinnahmen auch weniger Beteiligung an Tilgung Staatsverschuldung) überraschend in den Vordergrund. Seit Jahren versuchen wir schon mit der Regierung einen Kompromiss zu erarbeiten, dachten dabei aber immer an Steuersenkungen der Zentralregierung, welche auch uns in Bozen Steuerverluste eingebracht hatte, wie z.B. die sog. generelle Flattax von 15%. Nun sorgt der Corona-Virus für weniger Steuern und somit gewaltigen Mindereinnahmen für das Land, welches sich zur Zeit mit jährlich € 472 Millionen an der Staatsverschuldung beteiligt. Jetzt muss es zu einer Einigung kommen.
Frohe Ostern und gesund bleiben. Bald kommen „bessere Zeiten“...

Publiziert in Ausgabe 8/2020

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