Die Geschichte ist schnell erzählt und sie ist aufgrund einer Anfrage der Liste „Zukunft Naturns“ im Gemeinderat öffentlich geworden: Es geht um einen Abbruch, eine Verlegung und einen Neubau einer Hofstelle. Die Hofstelle ist neu errichtet, die alte Hofstelle steht noch. In der neuen Hofstelle wohnt der Sohn, in der alten Hofstelle seine Mutter. Die Bewohnbarkeitsbewilligung kann erst ausgestellt werden, wenn die alte Hofstelle abgerissen ist. Die Mutter will den alten Hof nicht verlassen, droht gar mit Selbstmord, sagt man in Naturns. Ein Dilemma, ein soziales und ein rechtliches.
Weil der ehemalige Gemeindearzt Hans Pöll die Anfrage seiner Kollegen nicht verhindern hat können, hat er in einem Schreiben an den BM Andreas Heidegger seinen Austritt aus der Gemeinderatsfraktion „Zukunft Naturns“ mit sofortiger Wirkung kundgetan. Er sei ab sofort „freier Gemeinderat“.
Heidegger schreibt in seiner Antwort an die Liste „Zukunft Naturns“, dass die Gemeindeverwaltung in Kenntnis der Situation sein, dass eine Strafe ausgestellt worden sei. Es sei eine heikle Situation. Die betroffene Familie Ruatti habe um Aufschub des Abbruches aufgrund einer sozialen Notsituation gebeten. Er habe die Bewohnbarkeitsbewilligung ausgestellt und die Familie Ruatti habe eine Bankgarantie von 10.000 Euro hinterlegen müssen - der Abbruch der alten Hofstelle müsse demnächst erfolgen. „Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass man Bürger ungleich behandelt“, sagt Heidegger. Nicht nur zwischen Pöll und seinen Mitstreitern hat es gekracht, es gibt auch innerhalb des Gemeindeausschusses ganz unterschiedlilche Standpunkte. In ihrer Stellungnahme war etwa die Sozialreferentin Christa Klotz Gruber klar - und damit gegensätzlicher Auffassung als BM Heidegger: Klotz: Für die Eltern sei im Neubau eine Kleinstwohnung miteingeplant worden,die Familie habe über Abbruch, Verlegung und Neubau genauestens Bescheid gewusst und sie müsse nun auch die soziale Verantwortung übernehmen.
Annelies Fliri, Kurt Fliri und Evi Prader von der Liste „Zukunft Naturns“ waren mit den schriftlichen Antworten zufrieden, Margot Tschager war bei der Ratssitzung am 12. September nicht anwesend.
Nur Zeno Christanell äußerte sich noch zum Fall: Der BM bewege sich in einer „grauen Zone“, was zwar verständlich sei, aber die Gesetze seien nicht dehnbar.
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