Was hat die Präsidentschaftswahl in Österreich mit uns zu tun? Einiges: Zum einen konnte man sich der aufgeblähten Politshow, welche auch zu uns herübergeschwappt ist, nicht entziehen. Auch wenn man die völlige Übertreibung dieser Wahlen in der Berichterstattung, also in der öffentlichen Wahrnehmung, irgendwann nicht mehr ertragen konnte. Man hat sich gefragt, ob denn in Österreich ein neuer Kaiser zur Wahl steht. Mit einigem Befremden musste man zur Kenntnis nehmen, wie die Alt-Parteien nur noch zu Randfiguren geschrumpft sind, wie diese Altparteien atemlos nach Luft geschnappt haben: Der Kanzler (Walter oder Werner?)Feymann musste gehen, Christian Kern - bei uns völlig unbekannt - wurde als neuer Kanzler installiert, einige Regierungsmitglieder ausgewechselt - Götterdämmerung in Austria. Da ist es von wenig Belang, wenn bislang treue ÖVP-Wähler jenen Alexander Van der Bellen aus den Reihen der Grünen gewählt haben, nur um den FPÖ-Mann Norbert Hofer zu verhindern. Österreich hat das Zerbröckeln alteingefahrener Wahl- und Politstrukturen vorgelebt. Und genau das hat auch mit uns zu tun. Da tauchen viele Fragen auf: Werden die Freiheitlichen in Südtirol durch den Wahlerfolg der FPÖ gestärkt? Die Süd-Tiroler Freiheit mit ihrer Selbstbestimmungsforderung in die Mitte der Gesellschaft gestellt? Wie wird sich unsere Alte Dame Südtiroler Volkspartei verhalten, um nicht einer plötzlichen Zerbröckelung anheimzufallen? Und die städtischen Grünen?
Vorerst ist Beruhigung angesagt: In Österreich hat - den Erwartungen vieler Auguren widersprechend - Alexander Van der Bellen gewonnen - aufgewachsen im Kaunertal - moderat, besonnen, europäisch. Vorerst beruhigend, auch für uns.
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