2020 hat in Latsch eine andere, eine konkretere Bedeutung. Im Jahr 2020 wird der Sportverein Latsch 100 Jahre alt. Es wäre schön, wenn der weit über den Vinschgau hinaus legendäre Sportverein diese Feier in angemessener Baulichkeit feiern könnte. So der Wunsch innerhalb des Sportvereines. Denn seit Jahren ist das Büro in einer umfunktionierten Umkleidekabine im Latscher Stadion untergebracht, ein eines 100-Jährigen würdiger Archivraum ist nicht vorhanden. Die Garagen für die Vereinsbusse sind baufällig.
Vor zwei Jahren hat man, so erzählt es Dolores Stecher, einen Anlauf genommen, die Räumlichkeiten umzuplanen und den Bedürfnissen anzupassen. Stecher ist seit 7 Jahren Präsidentin des Sportvereines Latsch, 2017 sind Neuwahlen und da will sie sich nicht mehr zur Verfügung stellen. In Absprache mit BM Helmut Fischer und dem Gemeindeausschuss hat der Sportverein die Sportlegende Franz Rinner um eine Überarbeitung der Baulichkeiten rund um das Latscher Stadion gebeten. Vor einem Jahr hat man mit Beschluss des Gemeindeausschusses das Vorhaben „Sanierung und Erweiterung des Sportstadion Latsch - Genehmigung des Projektes und des Finanzierungsplanes“, vorgelegt vom Architekten Uwe Rinner, genehmigt und nach Bozen geschickt. Der Hintergedanke: Man wollte eine Finanzierungsschiene über das Sportressort von Landesrätin Martha Stocker auftun. Auch weil es geheißen hat, dass es eine solche, wenn ein Projekt frühzeitig eingereicht werde, noch geben solle.
Es gab aber keine Finanzierung. Die Durnwalder’schen Sondertöpfe, in diesem Falle für Sportanlagen, gibt es nicht mehr. Die neue Landesregierung macht es anders. Die angegebenen Kosten von rund einer Million Euro blieben in Latsch in der Luft, ebenso das Projekt aus dem Hause Rinner. Ebenso die Kosten für die Projekterstellung.
Die Gemeinde Latsch hat nun einen erneuten Anlauf genommen um „Latsch 2020“ doch noch auf Schiene zu bringen. Eine Arbeitsgruppe aus Leuten vom Sportverein, aus der Reihe der Jugend, aus dem Katholischen Familienverband und aus Gemeindeverwaltern bestehend, hat ein Raumprogramm erarbeitet, welches als rigide Vorlage in Form eines Wettbewerbes für ein Vorprojekt ausgeschrieben worden ist. Aus dem Rinner’schen Projekt ist eine Zielvorgabe übriggeblieben, die BM Helmut Fischer als Leitplanke vorgegeben hat: Die reine Bausumme darf 1 Million Euro nicht überschreiten.
Gewonnen hat diesen Wettbewerb der junge Latscher Architekt Florian Holzknecht, begleitet von Thomas Stecher und dem renommierten Architekten Werner Tscholl. Holzknecht hat sein geniales Vorprojekt bei der jüngsten Latscher Gemeinderatssitzung erstmals öffentlich vorgestellt: ein Jugendzentrum ist demnach im Westen des Stadions geplant, mit Zugang in die Stadionräumlichkeiten, Archiv und Büro für den Sportverein, ein eigener Raum auch für die Aktivitäten des katholischen Familienverbandes, die Damenfußballerinnen von Red Lion werden einbezogen, die derzeitigen Garagen werden abgerissen und mit etwas Abstand im Osten des Stadions wiedererrichtet, die Bar wird am Stadion-Ostrand im Obergeschoss untergebracht mit einer Dacherweiterung - und ein Verbindungsweg zwischen Marktstraße und Moosweg ist geplant. Selten hat eine Projektvorstellung dermaßen viele Leute in eine Latscher Ratssitzung gebracht. Jugendliche und Sportler waren anwesend. Die Anwesenheit zeuge von großem Interesse, sagte BM Helmut Fischer einleitend. Und die Diskussion über das Vorprojekt, die Finanzierung des Vorhabens, über verunsicherte Gemeinderäte und letztlich über den Auftrag an Bürgermeister und Ausschuss war eine demokratische Lehrstunde in Latsch.
„Ein flottes Projekt“
Das Vorprojekt, die Architektenideen, das Aufräumen des derzeitig „städtebaulich unbefriedigenden Areals“ (Holzknecht) fand bei den Gemeinderäten durchwegs Wohlgefallen. Es gab Applaus. „Ein flottes Siegerprojekt“, sagte die für Jugend und Sport zuständige VizeBMin Sonja Platzer.
Aber: Woher soll das Geld kommen? Thomas Pichler, Gemeinderat für die Freiheitlichen aus Tarsch, brach als erster in die Freude über den geplanten Doppelschlag Jugend-Sportverein ein. Sonja Platzer lieferte Ungefähres: Eine Million Euro sollen die reinen Baukosten sein, eine genaue Berechnung werde nachgereicht.
Woher kommt das Geld?
Für das Jugendzentrum habe sie ein Mail vom zuständigen Landesrat Philipp Achammer mit der Zusage über 450.000 Euro, aufgeteilt zu je 150.000 Euro in den Jahren 2016, 2017 und 2018. Weil die Gemeinde Latsch bei den Ansuchen für ein Jugendzentrum seit dem Jahr 2009 ganz vorne sei. Damals sei ein Projekt mit einem Kostenvolumen von 900.000 Euro eingereicht worden. Die hälfte davon, jene 450.000 Euro würde das Land finanzieren. Für den Sport, so Platzer, sei kein Beitrag vorgesehen.
Wir hatten bisher tolle Projekte, die sind aber an der Finanzierung gescheitert, sagte die Gemeinderätin Verena Rinner. Wie sollen wir das finanzieren, wenn wir schon den Kindergarten in Planung haben, die Sanierung der Mittelschule, das Trinkwasserbecken in Tarsch, die Feuerwehrhalle, das Vereinshaus in Goldrain.
Die Gesamtsumme werde auf 1,6 Millionen Euro geschätzt, sagte Platzer. Darin seien, neben den reinen Baukosten, die Mehrwertsteuer, der Abriss der Garagen, die technischen Spesen (182.000 Euro) und der Grunderwerb (200.000 Euro) enthalten. Der Grund gehört der Fraktion Latsch, die grundsätzlich einem Verkauf zustimme. Dies teilte Hans Mitterer von der Fraktionsverwaltung mit. Es sei eine Schätzung unterwegs, man werde sich einigen können.Und die Einrichtung? Die Gestaltung des Außenbereiches?
Eine Aufteilung des Baues in zwei Baulose regte Christian Stricker an.
Jenes Projekt von Franz bzw. Uwe Rinner kam dann doch zur Sprache. Der Freiheitliche Sepp Kofler mahnte die Gemeindeverwalter, dass der Sportverein bei den Spesen nicht hängen gelassen werden dürfe. Der Sportverein werde mit Franz Rinner reden und man wird ein Lösung finden, entgegnete Platzer. Das werde man mit einem Beitrag lösen, sagt später BM Helmut Fischer zu diesem Thema. Es gehe nicht an, dass für den Sport keine Beiträge mehr vorhanden seine, sagte Fischer. Ob sich das Südtirol leisten könne? Die Umstellung der Finanzierungen in der Landesregierung habe auch ihre Tücken. Wenn der Gemeinderat sich für diesen Weg ausspreche, dann werde er sich um sämtliche Fördertöpfe bemühen, sagte Fischer.
Ein Aufbäumen noch von Thomas Pichler: „Wir haben kein Löschwasser in Tarsch. 15 Minuten rinnt es, dann ist fertig. Ich möchte, dass das Löschwasserbecken gemacht wird. Sonst stimme ich nichts mehr zu.“ Auch das undichte Trinkwasserbecken in Tarsch müsse saniert werden. Pichler wird seine Drohung nicht wahrmachen und stimmt dem Vorprojekt schließlich zu. Mit Ausnahme von Stefan Bauer, der sich enthält, stimmen schließlich alle Gemeinderäte dem Vorprojekt zu.
Kurz zuvor hat der Gemeindsekretär Georg Schuster noch erklärt, dass die neue Gemeindenfinanzierung vorsehe, dass ohne Ausführungsprojekt kein Geld fließe.
Seit Jahren, seit Jahrzehnten - es sind mehr als 20 Jahre - wird in Latsch über ein Jugendzentrum diskutiert, geplant, wurden Pläne wieder verworfen, neu geplant, wieder verworfen... Die an damaligen Diskussionen beteiligten Jugendlichen sind längst erwachsen. Und nun könnte eine Symbiose mit dem Sportverein auch dem Jugendzentrum zur Geburt verhelfen. Mit der konkreten Jahrzahl 2020 im Hintergrund.
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