Denn in vielen Diskussionen saßen sich Leute gegenüber, die ansonsten wohl kaum in einer derartigen Gruppenkonstellation zusammenkommen würden. 29 Themen waren von TeilnehmerInnen vorgeschlagen und über diese wurde in einer 45-minütigen Zeitspanne teils heftig, aber immer sachlich diskutiert. Die Meinungen sind in Protokollen festgehalten (abrufbar unter www.konvent.bz.it). Nicht gefragt waren Kompromisse oder Konsens. Eine Art Stimmungsbild über selbstverwaltete Themen aus dem Vinschgau ist so entsanden. Bildungsträger, Ärzte, Gemeindepolitiker, Schützenvertreter, Jugendliche, Interessierte nahmen am erprobten System des „open space“ teil und äußerten Meinungen über Direkte Demokratie, über Politikergehälter, über friedliches Zusammenleben, über eine Europaregion Tirol, über Armut und Familie, über das Schulsystem, über das bedingungslose Grundeinkommen, über Kultur und Gesundheit, und vieles mehr. Die Veranstalter konstatierten, dass im Vinschgau mehr soziale und gesellschaftspolitische Themen zur Sprache gekommen sind, als in den bisherigen open spaces.
In der Schlussrunde wurde von Teilnehmern die Hoffnung geäußert, dass möglichst viele Themen bei der Ausformulierung eines neuen Autonomiestatutes eingearbeitet werden sollen. Von mehreren Seiten wurde bemängelt, dass die Aufforderung bzw. die Einladung zu dieser Veranstaltung zu wenig publik gemacht worden sei.
Helmuth Renzler, der als Vertreter des Landtagspräsidiums bei der Veranstaltung zugegen war, konnte zwar eine Berücksichtigung aller Meinungen im Vorfeld versprechen, was allerdings am Ende übrig bliebe, wisse er nicht.
Die „open spaces“ im Lande bilden den Auftakt für die „Überarbeitung des geltenden Autonomiestatutes mittels Bürgerbeteiligung“. Ein nächstes Gremium wird das „Forum der 100“ bilden, zu dem sich bis 6. März alle in Südtirol Ansässigen ab 16 Jahren anmelden können (konvent.bz.it). Der „Konvent der 33“ soll für den Landtag ein Abschlussdokument erstellen. Ein endgültiger Text wird, wenn überhaupt, dann vom Regionalrat (Landtage von Bozen und Trient) verabschiedet.
Was auch immer dann vom Inhalt der open spaces übrig bleiben wird, schmälert nicht die Tatsache, dass auch aufgrund perfekter Organisation von Seiten der Eurac eine für Südtirol neuartige Form intensiver Kommunikation erprobt werden konnte.
{jcomments on}