Doch da, wo einst sein Heimathof stand, haben sich nun immense Wassermassen ausgebreitet: der Reschensee. „Van Houf hobmr in die 50er Johr gean gmiast, weget dr Seestauung. Do hobmr nicht drrichtet, ba dr walschen Politik“, bemerkt Walter betrübt und zeigt mir ein Bild, auf welchem sein prächtiger Heimathof noch vor der Seestauung zu sehen ist.
Mit seinem Heimatdorf verbindet er dennoch positive Erinnerungen, vor allem mit dem Skilehrerdasein. „I erinnr mi sogor nu onnen Klapoarlift“, einem Lift der von Reschen ins nahegelegene Klopair führte. „Sell sein nu Zeitn gwesen“, schwelgt er freudig in Erinnerung. Damals kamen vor allem deutsche Touristen nach Reschen, um Skifahren zu lernen, aber noch deutlich weniger wie in der heutigen Zeit. „Skifohrn isch tuir gwesen, sell hot sich nit jedr drleistn kennt und mit die Holzski wors nu schwierigr zu learnen.“, begründet Walter diese Begebenheit.
Um 10 Uhr fing der Skikurs immer an und „um 11e hommr schun die erste Pause gmocht“, erzählt Herr Schöpf schmunzelnd. Die Skilehrer nahmen früher alles locker und gemütlich. So manches Mal wurde der Skiunterricht bei einer Marende oder im Gasthaus „ba an Schnapsl“ fortgesetzt. „Jo a Skilearer, sell bini gwesn“, sagt Walter besinnlich – „und nia huamkemmen ischr“, fügt seine Frau Hilda scherzeshalber hinzu.
Der sympathische Rentner fuhr sein halbes Leben mit Holzski, in St. Moritz durfte er das erste Mal auf Metallski fahren. „S gonze Skifohrn hot sich schun verändert, heint mit di Carvingski kannt is epr nimmr“, gab Walter zu bedenken.
Seine Tätigkeit als Skilehrer wurde jäh unterbrochen, als der Zweite Weltkrieg seinen Anfang nahm: Walter musste einrücken und war vorerst in Rumänien stationiert. Dank seiner Italienischkenntnisse wurde er allerdings bald nach Italien versetzt. Walter erinnert sich noch, welche goldenen Regeln im Krieg beachtet werden mussten: „Erstens: Kuan Haus ounzindn. Und zweitns kuan unbewoffnetn Menschn erschiaßn.“
Der 92-jährige besinnt sich außerdem noch an die Zeit, in der die sogenannte „Option“ die Gemüter im Heimatdorf schied: „Wenn dr Nochbor sich ondersch entschiedn hot, isch ma nit amol mea int Kirch in dr gleichn Reih ghuckt“. Sein Vater entschied sich fürs „Dableiben“. Walter zitierte dazu teilweise ein Gedicht, welches ihm in dieser Zeit prägend in Erinnerung blieb:
„Wer sind die Dableiber?“
Falsche Christen – alte Weiber
Egoisten – Hurentreiber ....“
Der Option und dem Krieg schloss sich eine friedvollere Lebensphase an, in der er zurück in Reschen seine spätere Ehefrau Hilda Frank kennenlernte. Bald darauf folgte eine bodenständige Hochzeit mit anschließender Hochzeitsreise in Riva. Als das frisch verheiratete Ehepaar zurück nach Reschen fuhr, gelang es ihm fast nicht mehr, heimzukehren: „Friahr hots an Brauch gebn. Sem hot ma „gschronkt“. Sem hobm ins olle Leit, dei ins kennt hobn, in Weg vrsperrt.“, schildert er den amüsanten Willkommensgruß.
Nach der Heirat erwirbt das Ehepaar Schöpf-Frank einen günstigen Grund in Naturns, der bebaut wird. Seit dieser Zeit pendelt das glückliche Ehepaar zwischen Naturns und Reschen: „in Wintr seimr liabr af Reschn wegnen Schnea und in Summr liabr af Naturns, weils sem wermr isch.“, erzählt der Pensionist.
Fünf Kinder wachsen unter Walters und Hildas Fittichen auf, ein Mädchen verstarb. „Jo i hon viel erleb, guats wia a schlechtes, obr ma muas learnen, mit olls zufriedn zu sein“, zieht Walter Resonanz.
Zum Schluss verrät mir der findige Rentner noch ein Geheimnis: „Gschmugglt honi friahr. „Schun mit 13 Johr honi ounkeb.“ Auf die Frage, was und wie er denn geschmuggelt hat, verrät er nur so viel: „Es wor fost olls drbei. Va Tabak, Saccharin, Zigaretten bis zu Gwehrer, Kiah und Ski, obr wia i gschmugglt hon, sel vrrot i nit.“
Seinen Lebensabend verbringt Walter allerdings deutlich gemütlicher und weniger gefährlich: „am liabstn mochi heint an „Watter“ oder a Partie „Jassen“ und genieß die Ruah.“
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