Schlanders - Gänsehaut. Beklommenheit. Schauder. Das Schicksal von Rosa Unterweger berührt, mehr noch: bewegt tief. Rosa Unterweger, in Schlanders am 12. Mai 1931 geboren - die Mutter Dienstmagd, der Vater unbekannt – wird mit 11 Jahren in die Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren überstellt. Die Diagnose: „...angeborener Schwachsinn erheblichen Grades.“ Für medizinische Experimente – für eine Tuberkolose-Impfung – wurde Rosa herangezogen und starb fast auf den Tag genau ein Jahr später an den Folgen dieser.
Schlanders als Geburtsort ist nun Gedenkort. Der Primar der Psychiatrie Bozen Andreas Conca übergab die Krankenakte der Rosa Unterweger an Bürgermeister Dieter Pinggera, dieser wiederum seinerseits an das Realgymnasium Schlanders. Die letztjährige 4. Klasse desselben zeichnete das Unfassbare nach, fand Worte, wo letztlich Sprachlosigkeit überwiegt. Eine Ausstellung, die am 29. Jänner in der Bibliothek Schlandersburg eröffnet wurde, versammelte jene, die an der Aufarbeitung von Rosas Schicksal beteiligt waren.
Für Conca, dem Initiator, ist Rosa Unterweger und deren zehn Südtiroler Weg- und Schicksalsgefährten zur Herzensangelegenheit geworden: „Die Gemeinde gibt der Geschichte Raum, die jungen Leute hingegen haben dem Individuum ein Gesicht gegeben.“ Aus dem Kind hat das Nazi-Regime ein Objekt gemacht und aus diesem ist nun wieder ein Subjekt geworden. „Man hat das Kind wieder zurückgenommen.“ Thomas Simeaner, der das Thema Euthanasie künstlerisch aufbereitete, ist eine metaforische Spurensuche gelungen. Einen Namen, ein Gesicht und einen bleibenden Wert gibt dem NS-Opfer Rosa Unterweger eine Stele neben der Spitalskirche. (ap)
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