Leserbriefe haben Meinungen wiedergegeben, auch Widerreden gegen den Vinschgerwind. Längst nicht allen hat unser Tun gefallen. Aber: Wegzudenken sind wir von der Bildfläche nicht mehr, wenn uns auch hie und da der eine oder andere mit der Athesia-Konkurrenz verwechselt. Einige unserer Geschichten haben ganz unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen, einige unserer Titelbilder auch. Drei Beispiele: Etwa jenes, als wir den Sepp Noggler vor seiner ersten Wahl in den Landtag Rambo-mäßig schwer bewaffnet haben, oder jenes vom langjährigen und nicht gehen wollenden Präsidenten des Latscher Tourismusvereines Hansjörg Dietl, der den LeserInnen keck zugeblinzelt hat. Oder jene Geschichte der Radiologie am Krankenhaus Schlanders als Reform-Vorbote, welche uns einen fuchsteufelwilden Gesundheitslandesrat in der Redaktion bescherte.
Überrascht. Im Vorfeld der Wahlen war es tatsächlich im Bereich des Möglichen, dass nämlich Karl Bernhart von der Bürgerliste für Prad BM werden könnte. Es dürfte wohl Bernhart am meisten überrascht haben, dass es dann so gekommen ist. Die Wähler haben so die bislang fleißigste und aktivste Opposition im Tale auf die Regierungsbank gewählt. Die SVP hat mit zwei BM Kandidaten gepatzt und übernimmt als stärkste Fraktion im Gemeinderat Regierungsverantwortung, aber eben unter Bürgerlisten-BM Karl.
Katapult. Albert Gögele, Andreas Heidegger, Jürgen Klotz, Georg Altstätter, Hartwig Tschenett, Heinrich Noggler, Ulrich Veith, Gustav Tappeiner, Karl Josef Rainer, Dieter Pinggera und Andreas Tappeiner: Die Herren BM sind allesamt im Mai wiedergewählt und haben ihre Gemeindeausschüsse gediegen schmieden können. 2015 hat ihnen Wählergunst und Glück beschert. Neu gewählt wurden Karl Bernhart (Prad), Roselinde Gunsch Koch (Taufers) und Alois Frank (Glurns). Wählergunst und Glück auch für sie. 2015 war aber nicht das Jahr des Schludernser BM Erwin Wegmann. Der Rücktritt seiner VizeBM hat einen Super-GAU in Schluderns ausgelöst: Wegmann, weil unnachgiebig, hat sich aus dem BM-Amt hinauskatapultiert. Aus der ehemaligen 4-Koalition bleibt ein Scherbenhaufen: Neuwahlen im Mai 2016.
Getingelt. LH Arno Kompatscher tingelt heuer von Bürgerversammlung zu Bürgerversammlung. Auch im Vinschgau ist er unterwegs. Dabei legt er ein klares Bekenntnis zur Bahnverbindung in die Schweiz und auch zur Sanitätsreform ab. „Ein Krankenhaus, zwei Standorte“- will heißen Meran und Schlanders werden ein Krankenhausbetrieb.
Glorreich. Bei den Gemeinderatswahlen im Mai gibt es zwei große Wahlsieger: die Süd-Tiroler Freiheit und Ulrich Veith. Während die jungen Legionäre der Klotz-Partei um den umtriebigen Kastelbeller Benjamin Pixner je ein Mandat in Graun und Schnals, je zwei in Partschins, Naturns, Prad und Taufers und drei mandate in Kastelbell und Schlanders erringen konnte, konnte Veith auf Schützenhilfe von ganz anderer Seite rechnen: Das Promotorenkomitee für ein pestizidfreies Mals machte einen dermaßen fulminanten Wahlkampf, dass Veith auf mehr als 2000 Vorzugsstimmen kam und dass sogar die Wahlbeteiligung gegenüber 2010 zugenommen hat.
Hühnerhaufen. Taufers im Münstertal wird weiblich. Die Wählerherzen erobert hat Roselinde Koch-Gunsch zwar nicht, dafür den Bürgermeistersessel: Ihre eigene Stimme reichte bei den heurigen Gemeinderatswahlen, um Vinschgaus erste „First lady“ zu werden und das Zepter im Rathaus zu übernehmen. Von der ersten Geige in die zweite Reihe: Während Sonja Platzer im Latscher Rathaus auf dem Vize-Sessel Platz nimmt, muss diesen Sibille Tschenett, die ehemalige Malser Vizebürgermeisterin räumen. Die Pestizid-Causa hat ihr Verhältnis zu BM Ulrich Veith vergiftet. Die Wähler haben daraufhin Tschenett von der Regierungsbank in die Oppositionsreihe gewählt und gleichzeitig zur Buh-Frau im Malser Rathaus erklärt. Astrid Reinstadler, die Schludernser Vize-Bürgermeisterin hingegen räumt das Feld von alleine. Mit Ende des Jahres wirft sie das Handtuch. Der Grund für den Rücktritt: Reinstadler will weg von Bürgermeister Erwin Wegmann. Keine Überraschung. Für eine solche - eine weibliche Überraschung - sorgte hingegen Dunja Tassiello im Rathaus Schlanders. Der ehemaligen Oppositionspolitikerin wurde durch ein Regionalgesetz ein Referentenposten auf dem Silbertablett serviert.
Vorangetrieben. Während die Parlamentarier in Rom unter der Regie von Senator Karl Zeller die Übernahme der getrennten Verwaltung durch die Provinzen Bozen, Trient und der Lombardei des Nationalparkes Stilfserjoch vorangetrieben haben und mittlerweile konkrete Erfolgsmeldungen aufweisen können, hat Nationalparkdirektor Wolfgang Platter auch mit seinen Beiträgen im Vinschgerwind (seit Juni 2005) längst schon für die Qualitäten des Nationalparks geworben.
Männerangelegenheiten. Bekniet worden ist er, der Naturnser Gemeindesekretär Urban Rinner. Der Auserkorene hat den Karriereschritt nicht angestrebt, sich aber erweichen lassen und wechselt im kommenden Jahr vom Rathaus Naturns in das Generalsekretariat der Bezirksgemeinschaft Vinschgau. Rinner beerbt Konrad Raffeiner, der in den Ruhestand geht. Aus diesem - dem Ruhestand – zurück und in die Gemeinde Schluderns gerufen wurde Anton Patscheider, der ehemalige Malser Sekretär. Einen Sack voll Flöhe hüten heißt’s dort bis zu den Neuwahlen im Frühjahr. Dem Marteller Rathaus adieu sagte Elisabeth Puintner, die Marteller Sekretärin. Georg Schuster, der Latscher Sekretär soll in Zukunft auch die Erdbeergemeinde (verwaltungstechnisch) regieren.
Weggegangen. Erich Wallnöfer und Hermann Fliri waren bei den Gemeinderatswahlen im Mai mandatsbeschränkt und durften als BM nicht mehr antreten. Während Wallnöfer völlig von der politischen Bühne verschwindet, stellte sich Fliri als Gemeinderat der Wahl, wollte gar Königs- und Ausschussmacher sein, was völlig misslang. Freiwillig hat der Prader Amtstierarzt Hubert Pinggera nach 10 Jahren BM die politische Arena verlassen.
Verräumt - Groß war der Aufschrei in den Vinschger Tourismuskreisen nicht, als LH Arno Kompatscher die Neuorganisation ausrief. Der Vinschgau, so der Plan, soll mit Meran zu einer Einheit West zusammengeschweißt werden. „Bittere Schokolade“ titelte der Vinschgerwind dazu. In Tourismuskreisen im Vinschgau, in engsten Kreisen zumindest, wird nämlich anders gedacht: Den Aichner Thomas, derzeit Direktor vom Meraner Land, sieht man schon als neuen Direktor der Südtiroler Marketinggesellschaft SMG und den Kurt Sagmeister, derzeit Direktor von Vinschgau Marketing, dann als Direktor der neuen Tourismuseinheit West. Mit dieser Rochade, so der naive Glaube, würde der Vinschgau nur profitieren.
Unter Strom - Die Vorbereitungen und der Kauf des Stromnetzes stehen 2015 ganz oben auf der Agenda. Trotz Unkenrufen. Im Mai wird der Schludernser Alexander Telser Obmann des Vinschauer Energiekonsortiums (VEK) und löst damit Albrecht Plangger ab. Im Juni unterzeichnen die Gemeinden Laas, Prad, Stilfs, Schluderns, Glurns, Taufers, Mals und Graun erste Vorverträge und bekunden so den Willen zum Netzkauf. Im August wird der Malser Ingenieur Egon Alber als technischer Direktor angestellt. Alber verlässt damit die politische Opposition in Mals. Im Dezember ist dann gemeinsamer Notartermin in Schlanders: Die definitiven Kaufverträge werden unterschrieben. Weil die Vinschger wohl nicht imstande sein werden, das Stromnetz ab 1. Jänner 2016 eigenständig zu betreiben, wollte man einen Dienstleistungsvertrag mit der SELnet anstreben. Dieser scheiterte an den horrenden Forderungen und Vorstellungen von der SELnet. Die Bozner SELnet-Zentrale geriert sich als „Centrale di Bolzano“, also keine Hilfestellung. Deshalb haben die VEKler einen solchen Vertrag mit einer Firma aus dem Trentino abschließen müssen.
Gewonnen - Vinschgerinnen und Vinschger, das ist bekannt, lesen und schreiben gern. Das Lesen zuerst: Den mit 8.000 Euro dotierten 5. Franz-Tumler-Literaturpreis gewinnt heuer Kristine Bilkau mit ihrem Debütroman „Die Glücklichen“. Den Publikumspreis erhält Petra Hofmann mit dem Roman „Nie wieder Frühling“. Dann das Schreiben: Erstmals wurde heuer der Gabriel-Grüner-Schülerwettbewerb vergeben. OberschülerInnen aus den Oberschulzentren Mals und Schlanders haben sich mit Reportagen daran beteiligt. Als SiegerInnen gingen Hannah Lechner und Valentine Salutt mit ihrer Reportage „Hin und weg“ hervor. Der Vinschgerwind hat diese Reportage als Titelgeschichte im Juni veröffentlicht.
Verflixt - Albert Hutter und einige seiner Freunde aus der Obervinschger Wirtschaft kaufen das kleine Skigebiet Maseben vom Grödner Egon Maier-Hartmann. Der Zubringerlift soll stehen bleiben, dafür haben die neuen Besitzer einen „Hägglund“ angekauft. Das schneegängige, für zivile und militärische Einsätze geeignete Fahrzeug wurde schon in einem James-Bond-Film eingesetzt und soll Passagiere zum „Berghaus Maseben“ bringen.
Stürmisch - Seit den Gemeinderatswahlen im Mai geht es in der Gemeinde Graun rund. Tür und Tor werden den Kauntertalern mit Hans Rubatscher an der Spitze geöffnet. Im November wird die Katze aus dem Sack gelassen: Eine Aktiengesellschaft „Oberländer Gletscherbahn“ soll gegründet werden. Die Oberländer sollen die Geldtaschen zücken.
Jubiliert. 60 Jahre Firma Graber in Schlanders, 50 Jahre Sportverein Mals, 50 Jahre Volkstanzgruppe Schlanders, 40 Jahre Firma Alber in Eyrs, 20 Jahre Patscheider&Partner, 15 Jahre Schludernser Energiegenossenschaft SEG, 10 Jahre neue Vinschgerbahn, 10 Jahre Vinschgerwind: Das sind nur einige Beispiele für Jubiläen und Feierlichkeiten im heurigen Jahr im Vinschgau.
Abgeneigt. In herzlicher Abneignung zugeneigt bleiben die Verantwortlichen von Schöneben und jene der Bergbahnen Nauders. Eines haben beide gemeinsam: Es wird in die Skigebiete kräftig investiert. Während der Präsident der Schöneben AG Oswald Folie und sein Vorstand heuer rund 5 Millionen Euro in Wasserspeicher, Pistenerweiterung, Schneekanonen und Aprés-Ski-Lounge hineingesteckt haben, haben die Nauderer um ihren Direktor Heinz Pfeifer rund 10 Millionen in die Hand genommen und Seilbahncenter und Stieralm erneuert und Pisten verbreitert. Nicht zustande gekommen ist heuer eine Einigung zum gemeinsamen Skipass. Da geht’s auch ums Geld, aber um Geld, welches zwischen den Skigebieten fließen soll.
Expansionskurs. Auf Expansionskurs befinden sich heuer die zwei größten Unternehmen im Vinschgau: die HOPPE AG und die Recla GmbH. 118 Personen wurden in den beiden Werken der HOPPE in Schluderns und Laas neu aufgenommen. Auf über 600 Beschäftige wuchs daraufhin die Zahl der Arbeitsplätze in der HOPPE AG mit Christoph Hoppe an der Spitze (i. Bild links) im Jahr 2015 an. Auf Wachstumskurs ist auch die Recla GmbH in Vetzan. Die Erweiterungspläne gehen sogar soweit, dass die Recla-Brüder Franz (i. Bild rechts) und Gino dem Vinschger Ex-Senator Manfred Pinzger das Hotel Vinschgerhof abkaufen wollen.
Pohl, Pohl & Pohl - Kaum eine Straße, kaum eine Forststraße kam in der Vergangenheit ohne seine Planung aus: Der Nestor der Vinschger Ingenieure, Siegfried Pohl, wandelt sein seit 1977 bestehendes Büro „Ingenieurbüro Dr. Siegfried Pohl“ im September in „Pohl+Partner GmbH“ um. Siegfried Pohl, Nestor bleibt Nestor, bleibt „technischer Direktor“. Ein zweiter Ingenieurs-Nestor im Tal feiert auf höchster Ebene: Burkhard Pohl, der hemdsärmelige Marmorchef am Göflaner Wantl, lädt Freunde und Gäste in den Marmorbruch zur Geburtstagsfete: Burkhard Pohl ist im August, man glaubt es nicht, 80 geworden. Pohl nummero drei, Peter Paul, ist mit Pohl Immobilien höchst aktiv im Tal: als Beispiel - Baubeginn des Schülerheimes bei der Fürstenburg. Das Ansuchen um nachträgliche Kubaturerhöhung beim Mazadrohaus in Schlanders sorgt allerdings für Aufsehen und Gerüchte. Ein veritabler Aufstand der Schlanderser Bürgerschaft bleibt allerdings aus.
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