Den ersten Kontakt für Protest gegen eine Autobahn durch den Obervinschgau hatte ich mit 10 Jahren. Mein Bruder Valentin hatte eine Vespa mit einem Aufkleber drauf: „Ulm-Mailand - Nein Danke“. Viel später habe ich dann Fotomontagen zu dieser Autobahn gesehen - eine Autobahn am Kloster Marienberg vorbei. Um Gottes Willen! Mit einem Tunnel unterm Ortler hindurch. Vorzeitig konnten die Pläne für dieses Monster verhindert werden. Der Protest vieler im Alpenraum hat gewirkt. Unterm Ortler oder unterm Stilfserjoch einen Tunnel - dies wird mit zeitlichem Abstand immer wieder lebendig. Es ist gar nicht lange her, da wäre der Tunnel, laut einigen Träumern, in der Gegend von Trafoi herausgekommen. Eine Lächerlichkeit - gegen die zu protestieren sogar hartgesottenen Protestierern zuwider war. Es ist jetzt knapp 10 Jahre her, als man Untersuchungen und Überlegungen anstellte, mit einem Zugtunnel von Mals in die Schweiz zu kommen. 5 Varianten wurden definiert - und dann ad acta gelegt.
Wenn man alle bisherigen Pläne - von der Zugverbindung überm Reschenpass ins obere Innatal vor mehr als 100 Jahren ausgehend - übereinanderlegen würde - würde man sich vor lauter Strichen nicht mehr auskennen. Eines kann man konstatieren: Viel passiert ist - mit Ausnahme der erfolgreichen Wiederinbetriebnahme der Vinschgerbahn vor 10 Jahren - im Vinschgau nicht.
Damit das so bleibt, werden neue Pläne ersonnen (sh. Seite 4 und 5). Der Vinschgau lebt halt, so hat es den Anschein, überwiegend von Visionen: Tunneldurchstiche soweit das Auge reicht, Umfahrungen, dass es nur so kracht. Meist sogar von Visionen, die andere für das Tal ersinnen. Löbliche Ausnahme ist die Vinschgerbahn.
{jcomments on}