Der Firmensitz und die Führungsriege, die Headquarters, sind weiterhin in Schaan in Liechtenstein. Viele, vor allem Frauen aus Naturns und Umgebung, haben bei Ivoklar in Naturns ihr Arbeitsleben verbracht. Ivoklar stellt Zahnersatzprodukte und in der Zahnmedizin eingesetztes Instrumentarium her. Der weltweit mit 3.200 Angestellten operierende Industriekonzern hat im vorigen Jahr 761 Millionen Schweizer Franken umgesetzt. Ivoklar ist aus Naturns seit Anbeginn nicht mehr wegzudenken. Ein Arbeitsplatzgigant. Die auf dem internationalen Parkett innovativ und wendig auftretende Schweitzer AG ist der zweite große Betrieb in Naturns.
Insgesamt sind es 470 Arbeitsstätten in Naturns, vom verarbeitenden Gewerbe (38), zur Energieversorgung (3), hin zum Baugewerbe (74), vom Handel samt Kfz-Werkstätten (92), zum Gastgewerbe (107), Freiberufler (46), Betriebe im Gesundheits- und Sozialwesen (16), um nur die an der Anzahl wichtigsten zu nennen. Die Wirtschaft in Naturns ist breit aufgestellt und beruht im Wesentlichen auf den drei Säulen Landwirtschaft-Tourismus und Handwerk (sh. Interview mit BM Andreas Heidegger). Mehr als 2000 Leute finden innerhalb dieser Wirtschaftsbetriebe einen Arbeitsplatz.
Wichtig ist den politisch Verantwortlichen in Naturns, dass sich vor allem die angestammten Betriebe gedeihen und wenn nötig auch organisch wachsen können. Es mache keinen Sinn, alle möglichen Betriebe nach Naturns zu locken. Da muss man schon auf bestimmte Kriterien auch achten, auf heimische Betriebe, auf Nachhaltigkeit, auf kleine Kreisläufe.
Die oft diskutierte Umfahrung in Richtung Industrie- bzw. Handwerkerzone, die auch die Obstgenossenschaft Texel miteinbezogen hätte, sei, so sagt es BM Andreas Heidegger, auf der „politischen Bühne geparkt.“ Da müsse man realistisch sein. Aufgrund der Prioritätensetzung der neuen Landesregierung gerade im Bereich Straßenbau werde diese Anbindung des Gewerbegebietes mittelfristig sicher nicht zustande kommen. Es wäre auch eine Art zweite Umfahrung, sagt Heidegger. Froh ist man um die Arbeitsplätze in der Industrie. Man müsse aber achtsam sein und zwar auf die Landschaft, auf das Ortsbild. Denn die Gemeinde Naturns ist vor allem eine Tourismusgemeinde. Bisher, sagt Heidegger, sei dieser Spagat relativ gut gelungen. Als Beispiel führt er das Hochregallager der Obstgenossenschaft Texel an. Deren Oberfläche sei künstlerisch so gestaltet worden, dass sich der weit um sichtbare und relativ hohe Bau wieder etwas zurückgenommen habe. (eb)
Bodenlose Aussicht
16 Meter geht sie hinaus ins Bodenlose: die neue Plattform in der Nähe des Unterstellhofes am Naturnser Sonnenberg. Auf verzinktem Rost mit Durchblick nach unten scheint man über den Dächern von Naturns zu schweben. Atemberaubend der Ausblick. In Richtung Ifinger, in Richtung unterer Vinschgau. Die Leute, die von der Texelbahn nach den 1000 Stiegen etwas müde den Steig herunterkommen, kommen an der Plattform nicht vorbei. Magisch zieht das Werk an, die Neugier siegt schnell über das Schwindelgefühl. „Wunderschön“, sagt ein Gast, „ähnlich wie in Trauttmanssdorff.“ Die Idee zur Aussichtsplattform hatte der Untersteller Konrad Götsch und er war es, der es nicht bei einer Idee belassen hat. Diese neuestes Errungenschaft am Naturnser Sonnenberg scheidet auch die Geister in Naturns. Manche rümpfen die Nase. Da oben brauche es nicht solche Sachen, wird gesagt. Konrad Götsch kümmert das wenig. Gäste und Einheimische, die sich auf die Plattform vorwagen, sind fasziniert. Wegen der Aussicht die einen, wegen der Konstruktion andere, viele wegen beidem.
Am Sonnenberg ist ein „Landmark“ entstanden. Man wird sich schnelle daran gewöhnen. Wie man sich auch an die nützliche Kirchbachbrücke gewöhnt hat und die Kritiken darüber völlig verstummt sind.
Tatsache ist, dass die Unterstellbahn mehr als 100.000 Leute auf den Sonnenberg hinauftransportiert, welche als Wanderer, als Konsumenten, als Genießer, als Sportler willkommen sind und zur Wertschöpfung am Sonnenberg, zum Nebenerwerb einiger Bauernhöfe dort oben wesentlich beitragen. (eb)
BM Andreas Heidegger:
„Naturns ist wirtschaftlich gut aufgestellt“
Vinschgerwind: Hat die Tunneleröffnung im Jahr 2003 wesentliche Änderungen für die Wirtschaft von Naturns gebracht?
Andreas Heidegger: Durch die zwei Tunnels in Naturns und Staben hat Naturns ein hohes Maß an Lebensqualität zurückgewonnen. Im Dorfzentrum ist durch die Verkehrsberuhigung Aufenthaltsqualität gekommen. Dadurch hat Naturns als Einkaufsort einen großen Qualitätssprung gemacht. Naturns konnte sich viel stärker als Mittelpunktsgemeinde des unteren Vinschgaus entwickeln. Naturns, das muss man dazusagen, hat es verstanden, sich rechtzeitig auf die Zeit nach dem Tunnel vorzubereiten. Auch aufbauend auf die Leitbilder, die zu Beginn der 90er Jahre erstellt worden sind.
Seit 10 Jahren sind Sie Bürgermeister von Naturns. Was ist in diesen 10 Jahren im Hinblick auf die Wirtschaft gut gelungen?
Ich bin ja als Arbeitnehmerbürgermeister gekommen. Aber es war mir immer ein anliegen, dass ich die Wirtschaft organisch entwickeln kann. Auch weil man weiß, wenn die Wirtschaft funktioniert, dann hat man auch finanzielle Spielräume für die soziale und für die kulturelle Entwicklung. Ich habe immer diesen Ausgleich der Bevölkerung zu vermitteln versucht. Ich glaube, dass man als Gemeinde die Rahmenbedingungen schaffen muss, damit sich die Wirtschaft gut entfalten kann. Es braucht Unternehmer mit Weitsicht, aber es braucht auch die dazugehörige Gemeindeverwaltung. Wenn in den letzten Jahren in Naturns viel in die qualitative Entwicklung investiert worden ist, dann ist das auch darauf zurückzuführen, dass Vertrauen in die Gemeinde geherrscht hat. Wenn die Gemeinde das Umfeld parallel nicht genauso mitgestaltet, sind die Unternehmer auch nicht invesitions- oder risikofreudig.
Ein konkretes Beispiel?
Nehmen wir den Tourismus her: Wenn nicht der Gästebus gefördert würde, wenn nicht die Seilbahn nach Unterstell gebaut wäre, wenn wir nicht das Wandergebiet pflegen, wenn die Gemeinde nicht die Voraussetzungen schafft, für bestehende Betriebe qualitative und quantitativ erweitern zu können... Mit all diesen Dingen wird den Unternehmern Sicherheit geboten. Man kann ja alles bremsen. Da hindert man die Entwicklung.
Naturns zeichnet sich durch einen guten Branchen-Mix aus. Fehlt da noch etwas?
Nehmen wir den Lebensmittelbereich: Wir haben da ein gutes Angebot von Discountern bis zu hochwertigen Lebensmittelgeschäften. Dadurch konnten wir einen Großteil der Kaufkraft, die abgeflossen ist, zurückholen. Wir haben darauf geachtet, dass diese Lebensmittelgeschäfte im Dorf angesiedelt sind. Ich bin total gegen ein Einkaufszentrum auf der grünen Wiese. Ich sage, wenn die Lebensmittel im Dorf eingekauft werden können, dann kaufen die Leute auch andere Dinge im Dorf ein. Dass wir da einen guten Mix haben, ist auch ein bisschen ein Glücksfall.
In der Handwerkerzone hat Naturns große Betriebe, die viele Arbeitsplätze bieten. Ist Naturns eine Einpendlergemeinde?
Wir sind eher eine Einpendlerdorf, das heißt es kommen mehr Leute nach Naturns zum Arbeiten, als Naturnser auswärts arbeiten. Grundsätzlich ist Naturns wirtschaftlich gut aufgestellt, das heißt die Wirtschaft fußt auf mehreren Erwerbs-Standbeinen. Landwirtschaft, Tourismus, produzierendes Gewerbe, Dienstleistungen Handel und Handwerk. Wir haben das Glück, mit der Firma Schweitzer und der Firma Ivoklar weltweit agierende Betriebe zu haben. Die bieten innovative Arbeitsplätze für junge Leute an. In den letzten Jahren haben sich in Naturns keine neue Betriebe angesiedelt, aber die bestehenden sind in permanenter Entwicklung und sie sind für junge Leute attraktiv. Wichtig ist auch, dass gegenseitiges Vertrauen herrschen kann. Aber wichtig für uns sind natürlich die Kleinbetriebe, welche nicht vom internationalen Markt abhängig sind. Handwerk hat halt doch noch goldenen Boden.
Interview: Erwin Bernhart
Erfolgreiche Betriebe in Naturns -Jürgen Zerz von Elektro Zerz im Interview
Wir haben eine starke Hotelerie und Industrie und einen florierenden Handel
Vinschgerwind: Wieviele Mitarbeiter beschäftigt der Elektrobetrieb Zerz?
Jürgen Zerz: Die Firma Zerz OHG beschäftigt derzeit 6 Mitarbeiter.
Die Zerz OHG ist ein Familienbetrieb. Wie hat man 1971 angefangen?
Der Familienbetrieb wurde 1971 als Einzelunternehmen von Zerz Karl eröffnet. Man war in Miete und das Lager und das Werkzeugsegment waren dementsprechend klein. Da die Aufträge zunahmen, mussten schließlich Mitarbeiter angestellt und 1980 das Lager mit dem Wohnhaus gebaut werden. Beide wurden in den Jahren 2005 und 2007 erweitert.
Und heute: Auf welche Leistungen dürfen Kunden bei Ihnen vertrauen?
Wir erledigen die komplette Palette der Elektroinstallation und Wartung sowie die Reparaturen, die anfallen. Da das Elektrohandwerk so weitläufig geworden ist, ist eine kontinuierliche Aus- und Weiterbildung sehr wichtig. Nehmen wir nur als Beispiel den Bereich Beleuchtung, das, was sich mit der Ledtechnologie alles verändert hat. Das ist schon erstaunlich.
Sie legen Wert auf die Qualifikation Ihrer Mitarbeiter. Wovon hängt der Erfolg eines Unternehmens noch ab? Ihre persönliche Meinung.
Qualifizierte und ausgebildete Mitarbeiter sind der Grundstein eines Unternehmens. Ein Unternehmen sollte heute flexibel und zukunftsorientiert sein, um in der hektischen und schnelllebigen Welt bestehen zu können!
Mit welchen Schwierigkeiten kämpfen Firmen in Naturns und im Vinschgau überhaupt?
Im Allgemeinen glaube ich haben wir in Naturns eine starke Hotelerie, Industrie und einen florierenden Handel, die auch im momentan schwierigen Wirtschaftsumfeld noch investieren und bauen. Die überbordende Bürokratie ist natürlich für alle eine Belastung, die für jeden Betrieb viele Kosten verursacht.
Die Vor- und die Nachteile des Wirtschaftsstandorts Naturns sind …
Durch den starken Tourismus in Naturns ist die Wirtschaftslage vielleicht nicht so schlecht wie in anderen Gemeinden des Vinschgaus, dafür ist das Dorf vielleicht zu schnell zu groß gewachsen.
Interview: Angelika Ploner
In Naturns zählen Zusammenhalt und Gemeinschaftssinn
Günther Rechenmacher ist der Obmann von Naturns Aktiv, der Vinschgerwind hat mit ihm über Stärken, Probleme und Höhepunkte in Naturns gesprochen.
Vinschgerwind: Herr Rechenmacher, ist „Naturns aktiv“ ein Erfolgsmodell?
Günther Rechenmacher: Naturns aktiv wurde im Jahr 2002 gegründet und es wurde und ist ein Erfolgsmodell, da bis heute alle Wirtschaftszweige - Gemeinde, Tourismus, HGV, Kaufleute, Industrie, Vereine… - eng zusammenarbeiten, ihren finanziellen Beitrag leisten und so gewährleisten, dass das Dorf mit den verschiedensten Events attraktiv gestaltet werden kann.
Warum der Zusammenschluss?
Nach der Fertigstellung der Umfahrung hatte man zurecht Bedenken, dass der Besucherstrom nachlassen wird, da der Hauptverkehr nicht mehr durch den Ort führt. Diese Verkehrsberuhigung des Ortes galt es als Chance zu nutzen, um Naturns zu einem attraktiven, gemütlichen Dorf zu machen, in dem man gern bummelt, einkauft, die vielfältige Gastronomie genießt und die angebotenen Rahmenprogramme besuchen kann.
Die Initiative, eine Wirtschaftsgruppe zu bilden, stammt hauptsächlich vom Tourismusverein und den Kaufleuten. Positiv entwickelt haben sich die Gespräche zwischen den einzelnen Gruppen, (Wirtschaft, Kultur, Jugend, Sozialbereich, Landwirtschaft, Gemeindeverwaltung usw.) wobei alle erkannt haben, dass man mit verschiedenen Veranstaltungen, niveauvollen Events und Gemeinschaftsaktionen das Dorf beleben und attraktiv machen muss.
Worin liegen die Stärken von Naturns?
Der Zusammenhalt und der große Gemeinschaftssinn innerhalb aller Wirtschaftstreibenden und der Gemeindeverwaltung ermöglichen die Realisierung wichtiger Projekte für Naturns. Die gute Erreichbarkeit – auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln, der Vinschger Radweg und das verkehrsberuhigte Dorf sind weitere Stärken. Ein florierender und qualitativ hochwertiger Tourismus, viele attraktive öffentliche Einrichtungen (Erlebnisbad, Naturparkhaus, Prokulus Kirch und Museum, Seilbahn Unterstell, Ötzi Bike Academy, Klettersteig „Hoachwool“, Erlebnisbahnhof u.v.m.), die große Vielfalt an Geschäften und kaum leerstehende Lokale: Das alles zeichnet Naturns aus. Auch Kundenfreundlichkeit, ein umfangreiches Angebot und eine hohe Qualität im Einzelhandel sind Stärken von Naturns.
Mit welchen Problemen kämpft der Einzelhandel in Naturns.
Ich glaube, dass das die klassischen Probleme sind, mit denen der gesamte Einzelhandel im Tal zu kämpfen hat: Kaufkraftabfluss durch Großhandelsketten, rückläufige Kaufkraft, verfrühte Sommerschlussverkäufe (entstehen auch durch die Großhandelsketten), wachsende Betriebsauflagen und allgemeine Bürokratie, steigende Kosten.
Welche Höhepunkte stehen in Naturns für den bereits angelaufenen Sommer an?
Der Keramikmarkt ist bereits erfolgreich über die Bühne gegangen. Nun stehen die „Nacht der Lichter“ jeden Mittwochabend im Juli auf dem Programm. Des Weiteren: Blues one the street jeden Mittwoch ab 20:30 Uhr im August, Naturns Lacht (Dienstag und Freitag im August), Kinderlachen (Mittwoch im August), das Bluesfestival am 8. August, Herbert Pixner am 22. Oktober und Törggelen am Dorfbrunnen – jeden Mittwoch im Oktober ab 15 Uhr. Es stehen also wieder jede Menge Höhepunkte an, die Naturns besuchenswert machen.
Interview: Angelika Ploner
Bestmögliche Planung bei höchstmöglicher Flexibilität
Wir haben bereits die gesamte Ernte von 2014 sortiert und die meisten Äpfel sind verkauft“, sagt der Geschäftsführer Christoph Tappeiner. Im hochmodernen Hochregallager, 2012 fertiggestellt, befinden sind derzeit 2.700 Großkisten. In die jeweiligen Apfelgrößen sortiert. Das sind wenige, wenn man bedenkt, dass im Lager 15.000 Großkisten Platz haben. Die Sortieranlage steht seit dem 20. Mai still. Derzeit wird eine neue installiert und diese wird mit 1. September in Betrieb sein. Und seit 10. Juli wird die Verpackungsanlage in einen 5-wöchigen Urlaub geschickt.
Christoph Tappeiner ist mit seinen 41 Jahre ein junger Geschäftsführer, allerdings im Apfelgeschäft mit seiner 20-jährigen Erfahrung in der Genossenschaft in Naturns ein erfahrener. Er hat bei der NOG, bei der Naturnser Obstgenossenschaft begonnen, 1998 die Fusion mit Plaus mitbegleitet und 2008 die Fusion mit der Partschinser Obstgenossenschaft POG. Daraus ist die „Texel“ entstanden und zu einem wesentlichen Bestandteil der bäuerlichen Produktion und Kultur im unteren Vinschgau geworden. „Wir haben diese große Verantwortung übernommen“, sagt Tappeiner. Die Texel ist mit einer Lagerkapazität von 6.610 Waggon (in Naturns 2.720, in Plaus 1.675 und in Partschins bzw. auf der Töll 2.215) nach der Mivor in Latsch die zweitgrößte Obstgenossenschaft im Tal. Tappeiner betont, dass die gesamte Struktur von drei wesentlichen Säulen getragen werde: von den Mitarbeitern, von den Eigentümern und von den Kunden. Die jeweiligen Sichtweisen aufeinander können sehr unterschiedlich sein. Und damit umzugehen bzw. diese Sichtweisen im Lot zu halten, das sei seine Aufgabe und die sei oft auch eine Gratwanderung. „Wir sind ein attraktiver Arbeitsplatz“, davon ist Tappeiner überzeugt. Derzeit arbeiten 140 MitarbeiterInnen bei der Texel. „Bis 2020 werden wohl noch 20 Arbeitsplätze dazukommen“, so die Prognose von Tappeiner. In den letzen 2 Jahren wurden in der gesamten VI.P-Gruppe, bestehend aus den Obstgenossenschaften des Vinschgau, 50 neue Arbeitsplätze geschaffen. Tappeiner kann anhand einiger exemplarischen Beispiele die Entwicklung in der Obstwirtschaft aufzeigen: Hat es früher, also vor 20 Jahren, den klassischen Betriebstechniker und Kühlhaustechniker gegeben, gibt es heute 3 Kühlhaustechniker und 6 Techniker mit Mechatronikausbildung. Oder: Vor 20 Jahren hat man rund 50 Prozent der sortierten Ware verpackt; heute werden rund 80 Prozent verpackt und konfektioniert. „Ziel ist es, stufenweise auf 90 Prozent verpackte Ware zu kommen“, sagt Tappeiner. Oder: Hat man früher viel Ware an Grossisten verkauft, ist es heute so, dass die Handelsketten, wie es etwa die Aspiag bzw. die Despar macht, die Tafelware direkt kaufen und in ihren Filialen verteilen. Tappeiner ist im Verkaufsteam der VI.P, in dem alle Geschäftsführer der Obstgenossenschaften arbeiten, vor allem für den Handel in Italien zuständig. Sein Arbeitsplatz, wie auch der seiner Kollegen, ist die jeweils eigene Genossenschaft. Bestellungen über die gesamte Warenpalette der VI.P wickelt Tappeiner für den italienischen Markt ab. Erdbeeren aus Martell, Karfiol aus Eyrs, Golden aus Kortsch, Gala aus Partschins, Bio aus der Bioabteilung in Latsch: Was auch immer die italienischen Handelsriesen wollen, es geht über den Schreibtisch von Christoph Tappeiner. Schreibtisch ist gut - denn alles läuft natürlich elektronisch. Über seinen Computer kann Tappeiner in sein Hochregallager schauen, aber auch hinter die Türen aller Genossenschaften. 2006 ist mit VI.P-3 der zentrale Verkauf über die VI.P eingeführt worden. Die Märkte - national, international - werden von den Mitgliedsgenossenschaften gemeinsam bedient. „Diese Form des Verkaufes ist nicht mehr wegzudenken“, sagt Tappeiner. Auch vor allem damit sei man der Konkurrenz eine Nasenlänge voraus. Im Vorfeld von VI.P-3 habe es schon eine Art Verkaufsdisziplin zwischen den Geschäftsführern gegeben - mit unterschiedlicher Ausprägung, schmunzelt Tappeiner.
Tappeiner spricht sich intern mit dem Produktionsleiter, mit den Bereichsleitern immer wieder ab. Die MitarbeiterInnen sind, so Tappeiner, motiviert und gut drauf. Darauf aufbauend können die Abläufe innerhalb des Betriebes gut abgefedert werden. Auf der einen Seite ist eine bestmögliche Planung gerade bei Verpackung und Disposition gefragt, auf der anderen Seite muss auch rasch auf Kundenwünsche reagiert werden können - höchstmögliche Flexibilität. Es kann schon mal vorkommen, dass im Schichtbetrieb von 24 Stunden 6.000 Großkisten im Betrieb bewegt werden.
Für Tappeiner und wohl auch für die gesamte Texel bleibt jener schwarze Tag im März 2006 unvergessen. Damals hat es in der Kühlzelle von Plaus zwei Tote gegeben. Ein traumatisches Erlebnis, sagt Tappeiner.
Mit den 353 Eigentümern, den Bauern, pflegt Tappeiner das ehrliche Gespräch. Das beinhaltet auch, wie es heuer der Fall ist, die Bauern über die schwierige Marktlage, über den Preisdruck aufzuklären.
Bald schon beginnen die Erntebesprechungen. Im November, nach der Ernte, findet die Vollversammlung statt. Bei einer ersten Mitgliederversammlung im neuen Jahr, gewöhnlich im Februar, kommen die ersten offiziellen Rückmeldungen über die Marktlage zu den Bauern. Anfang Juni kann bereits ein Überblick über die Verkaufssaison gegeben werden.
Ob denn ab und an auch Lob vonseiten der Eigentümer kommen? „Natürlich tut Lob gut“, sagt Tappeiner. Auf Genossenschaftsebene ist Lob von den Eigentümern wie ein Ritterschlag. Tappeiner lacht. (eb)
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