Dienstag, 03 Mai 2011 00:00

Cervus elaphus Ausstellung zum Rotwild in naturatrafoi

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Wolfgang Platter, am Tag der Arbeit, 1.  Mai 2011

121B2Cervus elaphus ist der wissenschaftliche Name für den Rothirschen. Die diesjährige Wechselausstellung im Nationalparkhaus naturatrafoi ist dem Rotwild gewidmet. Nach dem Braunbären, dem Wolf, den Mooren und den Nachtgreifvögeln widmen wir uns im Trafoier Nationalparkhaus dem größten der einheimischen Huftiere unter den Wildtieren. Die ist kein Zufall, der Rothirsch ist wegen seiner hohen Dichte im Vinschgau und seiner raschen Ausbreitung in ganz Südtirol Thema. Mit Informationen zu seiner Biologie wollen wir zur Steigerung des Wissens beitragen und wir laden Sie herzlich ein, unsere neue Ausstellung im Nationalparkhaus naturatrafoi zu besuchen.

Eine rasante Entwicklung
Nach den massiven Verfolgungen in der Mitte des 19. Jahrhunderts hat nur im Vinschgau in der Gegend des Glurnser Köpfls eine kleine Restpopulation von Rotwild  überlebt, während das Rotwild im restlichen Südtirol nicht mehr vorkam.
Bei der im April  abgehaltenen Bezirkshegeschau Vinschgau 2011 ist vom Bezirksjägermeister Bertold Marx eine interessante Einordnung gemacht worden: Bei der ersten Bezirkshegeschau vor 50 Jahren war im Jahre 1961 kein einziger Hirsch erlegt worden. Im Jahre 2010 betrug die Jagdstrecke in den Vinschgauer Jagdrevieren hingegen 1.219 Stück Rotwild. Hinzu kommen noch die Abschüsse im Vinschgauer Teil des Nationalparks Stilfserjoch.
Das Rotwild hat sich in den letzten 100 Jahren im ganzen Alpenbogen stark vermehrt. Mancherorts kommt es ob der hohen Wilddichten zu Verbissschäden im Wald und in den landwirtschaftlichen Kulturflächen, so dass eine Regulierung mit erhöhten Abschusszahlen einsetzt.
Der heutige Bestand
In ganz Europa leben rund eine Million Rothirsche in etwa 300 Populationen. Im Alpenbogen Italiens leben ca. 40.000 Hirsche, davon im Nationalpark Stilfserjoch und seinen Nachbartälern ca. 10.000 Stück.
Im mittelvinschgauer Anteil des Nationalparks   gab es am Nörderberg im Jahre 1990 eine Dichte von 9,7 Stück Rotwild je 100 Hektar. In der Forstwirtschaft gilt eine Dichte von 4 St./100 ha als vertretbare Dichte, bei der noch eine Verjüngung des Waldes stattfindet und der Wald seine Schutzfunktion z.B. gegen Erosionen bewahrt. Zu hohe Rotwild-Dichten führen zu Verbiss-, Schäl- und Trittschäden. Diese zu hohen Rotwild-Dichten und das wissenschaftlich nachgewiesene Ungleichgewicht zwischen Lebensraum und Anzahl der Tiere sind der Grund für die herbstlichen Entnahmen durch Abschüsse auch innerhalb des Nationalparkgebietes. Ziel ist die Reduzierung des Rotwildbestandes im Vinschgauer Nationalparkanteil auf ca. 700 Stück, was einer Dichte von 4,0 St./100 ha entspricht.

Rothirsch wohin?
Wenn die angestrebte Dichte von 4 St./100 ha erreicht sein wird, sollte die Rothirsch-Dichte auf einem forstwirtschaftlich und landwirtschaftlich tragbaren und wildbiologisch sinnvollen Niveau gehalten werden. Dies bedeutet, dass weitere Entnahmen im ungefähren Ausmaß des jährlichen Nachwuchses erfolgen sollen. Grundlage müssen von den Vorgaben des staatlichen Rahmengesetzes über die geschützten Gebiete weiterhin Managementpläne zum Erhalt und zur Bewirtschaftung der Rotwildpopulation sein. In diese Managementpläne müssen neben den jährlichen  Zähldaten zum Rotwildbestand auch die Erhebung der Verbissschäden im Wald einfließen.

273B2Vorbereitungsarbeiten
Seit dem Jahre 2000 wurde im Vinschgauer Anteil des Nationalparks Stilfserjoch insgesamt 4.088 Stück Rotwild durch herbstliche Abschüsse entnommen. Wissenschaftliche Grundlage waren jeweils Dreijahrespläne für das Rotwildmanagement. Der letzte Dreijahresplan 200-2010 ist im vergangenen Herbst ausgelaufen. Nunmehr müssen mit den Frühjahrszählungen des Rotwildes 2011 und mit der neuerlichen Erhebung der Verbissschäden die Eckpunkte für einen neuen Managementplan definiert werden. Der Plan muss sodann dem fachlichen Gutachten des nationalen wildbiologischen Institutes als Referenzinstitut für das Umweltministerium unterzogen werden.

Telemetrie
Rothirsche sind erdgeschichtlich betrachtet ursprünglich Steppentiere und als solche Dauerläufer. In Mitteleuropa ist der Wald ihr Lebensraum geworden. Und der lernfähige Rothirsch ist in Anpassung an die menschliche Verfolgung vom tagaktiven zum nachtaktiven Tier gewechselt.
Wanderbewegungen gehören zur Ausbreitungsstrategie einer Tierart. Beim Rotwild gibt es zudem ausgesprochene Wanderungen zwischen den Sommer- und den Wintereinständen. Mittels Halsbandsendern an markierten Tieren verfolgen wir im Nationalpark Stilfserjoch die saisonalen Ortswechsel ausgewählter Tiere.

Rotwild in naturatrafoi
076B2Wie eingangs erwähnt widmen wir unsere nächste Ausstellung im Nationalparkhaus naturatrafoi dem Rotwild. Die Ausstellung zeigt viel Interessantes und Wissenswertes zur Biologie des Rotwildes, zu seinem Sozialverhalten mit Leittier und Platzhirsch oder zu den anatomischen, morphologischen  und physiologischen Anpassungen im Körperbau und Stoffwechsel an den Lebensraum und das Nahrungsangebot.
Wieder ist die Ausstellung ein Eigenbau unseres hausinternen Teams: Hanspeter Gunsch und Ilona Ortler haben das Regiebuch konzipiert und die Texte verfasst, Lukas Hofer, Anton Reinstadler, Ferdinand Wunderer und Gilbert Stillebacher haben die Ausstellungselemente gebaut und montiert.

Info: Die Ausstellung Rotwild wird am morgigen Freitag, 6. Mai 2011 um 17.00 Uhr im Natio-nalparkhaus naturatrafoi in Trafoi eröffnet. Das Nationalparkhaus naturatrafoi steht den kleinen und großen Besuchern jeden Tag außer am Montag (Ruhetag) in der Zeit von 09.00 – 12.00 und 14.30 – 18.00 Uhr offen. Der Eintritt ist für Kinder bis 6 Jahren kostenlos, Jugendliche bis 16.00 Jahren zahlen 2 €  Erwachsene 3 €. Für Familien, Gruppen ab 10 Personen und  Senioren ab 60 Jahren gibt es Ermäßigungen. Das Nationalpark-Team freut sich auf Ihren Besuch.


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