In Guss. Die Elfi erinnert sich an ihre Ausbildung an der Wiener Akademie für Angewandte Kunst. Inzwischen hat sie mit ihren Händen viele Formen entwickelt. Etwas herstellen, das man in Serie machen kann. Die Gipsform, auch Gussform genannt. Daran arbeitet die Künstlerin gerne.
Am Anfang war der Lehm, der sandhaltige Ton, der durch Eisenverbindungen gelb bis braun gefärbte Rohstoff für Töpferwaren.
Schon zur Erschaffung des Menschen diente der Lehm, wie es die Bibel weiß. Die Verwendung von Lehm gehört zu den ältesten Kulturzeugnissen. Lehm diente auch medizinischen Künsten, so etwa in der Behandlung von Knochenbrüchen. Was heute der Gipsverband leistet, wurde früher mit lehmgefüllten Tüchern erreicht. So kann vermutet werden, dass sich in der Ratitscher Lehmgrube auch Heilpraktiker betätigt haben.
Damit sind wir bei Elfis Apothekerfamilie in Schlanders. Die vielen Schubladen, die Töpfe, Gläser, Stampfer, Löffel und Siebe, die einst zur selbstverständlichen Einrichtung einer Apotheke gehörten, haben sich im Atelier eingenistet, als Erinnerung, als wären sie immer noch vom Dienst.
„Ich sehe fertige Arbeiten und Fotos. Eckig, spitzig, lang und wieder gekrümmt. Sehr helle und sehr dunkle Stellen und dünne Schatten. Wolkenkratzer, die aus dem Boden kommen“, lese ich in einer älteren Besprechung ihrer Kunst und weiter: „Fliesen als Wandgestaltung, neue Formen und Funktionen in der Keramik. Ohne Funktion, einen Kuss von Heinz, für Elfi“. Keramik und Fliesen verwandeln sich zum Kuss … ein Freund aus der Wiener Zeit hat diese Zeilen geschrieben.
Arbeiten aus Ton, mit „Vetzaner Luam“ haben auch andere Künstlerinnen versucht, so etwa für Ofenkacheln, reich geschmückt. Was früher üblich war, kommt jetzt wieder. Überhaupt schauen unsere Künstler immer mehr auf die heimischen Werkstoffe, unter denen der feine, der gewaschene, vom Sand befreite, im Wasser aufgeschwemmte, wolkenhauchige Lehm alle Kräfte unserer Erde in sich vereint. Die Elfi setzt die Tradition der Apotheker, die Kunst des Bewahrens in Gefäßen, fort.
Uraltes Gerät, Behälter, Vasen, Töpfe, Brotkörbe, Flaschen, alles leicht zerbrechlich … deshalb hat sich fast nichts erhalten, was in ältesten Zeiten entstanden ist. Es wird in Museen gezeigt, aber aus Vetzan ist nichts bekannt, was in die Frühgeschichte zurückreicht. Dabei hat sich gerade hier sehr viel abgespielt. Geblieben sind die weißen Lehmmauern, vom Regen und Wind gestaltet, gekerbt, gerillt und gestreichelt wie Elfis Keramik.
Der „Knotten Hans“, der Hans Kobler, erinnerte sich daran, dass auf einem Schleifweg zur Burg Schlandersberg zerbrochene Ziegel lagen, links und rechts vom alten Schlittenweg. Da wurden Ziegel transportiert, erzählte er, die hoch droben am Berghang in der Nähe von Lehmgruben hergestellt und auch ins Tal hinunter geliefert wurden. Sie wurden dort oben gebrannt, brauchten viel Holz, eine der möglichen Erklärungen für den rücksichtslos abgeholzten Sonnenberg.
Immer wieder neue Einfälle entstehen durch das Betrachten der Tonarbeiten. Woher kommt das Material? Welchen Weg hat es zurückgelegt? Was ist durch Feuer entstanden und wie klingt das Gefäß, wenn daran geklopft wird? Und wie klingen die zarten Wände, wenn sich der Wind darin vergreift?
Der Lehm muss erst geschwemmt, vom groben Sand befreit, an der Luft getrocknet und im Feuer gehärtet werden … Erde, Wasser, Luft und Feuer …alle Elemente helfen bei der TonKunst.
Hans Wielander
mittendrin
Ausstellung mit Tonarbeiten von Elfi Sommavilla im Weingarthäusl zwischen Schlanders und Vetzan: geöffnet nur am Freitag und Samstag 6. und 7. September 2014 von 11.00 bis 18.00h.
Wegbeschreibung: Schlanders Osteinfahrt > Schwimmbadstraße > Vogelsangstraße > Brücke > Parkplatz Sporthalle, weiter zu Fuß bis zum Weingarthäusl - ca. 10 Minuten.
Die Künstlerin (www.elfi-sommavilla.com T+39 3356054146) bedankt sich herzlich bei den Gastgebern Gerda und Leonhard Wellenzohn.
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