Diversicoltura – Biodiversität in der Kulturlandschaft
von Ludwig Fabi
Ein im Jahr 2009 begonnenes INTERREG-Projekt ITA-CH steht kurz vor dem Abschluss. Dieses Projekt mit der Bezeichnung „Diversicoltura – Biodiversität in der Kulturlandschaft“ wird mit INTERREG EU-Fördermitteln in Höhe von 703.740 Euro gefördert. Die restlichen Kosten bis zur Projektsumme von 1.066.520 Euro finanzieren die drei Projektpartner Gemeinde Val Müstair, Gemeinde Taufers i.M und Marktgemeinde Mals aus Eigenmitteln.
Inhalte des Projektes sind die Förderung der Artenvielfalt und die grenzüberschreitende Vernetzung der Lebensräume und gemeinsame Themenwege. Im Sinne der Stärkung der Biodiversität wurden in allen drei Gemeinden Informations-, Bildungs- und Kulturveranstaltungen abgehalten, ein Landschaftsinventar erstellt, Waalwege und Gebäude saniert und sogar neue Infrastrukturen gebaut. Dadurch wurde den Bewohnern und Gästen die Schönheit der Grenzregionen vom Matschertal bis zum Ofenpass vor Augen geführt, um sie zu einem tieferen Verständnis im Umgang mit ihr zu „ver“führen. Entstanden sind unter anderem gemeinsame Ansichtskarten für das Dreiländereck, die die Vielfalt des Lebensraumes und seiner tierischen, pflanzlichen und menschlichen Bewohner zeigen. Eine kleine Broschüre namens „Aussigean! Oiklaupn!“ enthielt gesammelte Rezepte von Konfitüren und Säften, Sirup und Salaten – alles gefertigt aus Wildkräutern und Beeren. Schulklassen und Kindergärten wurden eingebunden, die Ärmel wurden hochgekrempelt und auf allen Seiten der Grenze halfen Bewohnerinnen und Bewohner mit, die Landschaft aufzuräumen. Kinder, Erwachsene und Projektteilnehmer lernten viel dazu - nicht nur bei den vielen Führungen, Vorträgen oder Wanderungen. Viel Energie floss in dieses Projekt. Der Schutz der Artenvielfalt ist ein Thema, das auch in den kommenden Jahren weiterhin ernst genommen und tatkräftig unterstützt werden sollte. Aus Platzgründen werden in dieser Ausgabe einige Tätigkeiten in der Gemeinde Mals umrissen. In einer weiteren Ausgabe wird auf die Tätigkeiten in den Gemeinden Taufers i.M und Val Müstair eingegangen. In Kürze erscheint zudem eine umfangreiche Publikation über dieses einmalige Projekt, welche nicht Abschluss, sondern Initialzündung für weitere grenzüberschreitende Zusammenarbeit zur Erhaltung der Biodiversität sein soll.
Cooler geht es nicht – das kühle Innere lieben einige Tierarten an heißen Sommertagen besonders. Für die Malser hatte sich die neu errichtete Trockensteinmauer am Unterwaal doppelt gelohnt: Rund 15 Meter neues Mauerwerk ist nun Lebensraum für viele Tiere und Insekten. Gekoppelt war diese im November 2011 stattfindende Arbeit mit einem kostenlosen Kurs. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Zahlreiche Gemeindebewohner wissen nun, wie’s geht. Es wurden auch weitere Trockensteinmauern in der Kulturlandschaft „Hoache“ realisiert. Sehr zur Freude vieler Beobachter und einiger Protagonisten selbst: Die ersten Smaragdeidechsen zeigen sich dort bereits.
Waale
Der Vinschgau verfügt über dieses ausgeklügelte Waalsystem nachweislich seit dem 12. Jahrhundert, mit großer Wahrscheinlichkeit wurden Waale schon 15 v.Chr. hier errichtet. Der heutige Name Waal leitet sich vom lateinischen aquale ab. Die rätoromanische Bezeichnung für Bach ist ual oder aual, dementsprechend ist sein Name heute Aual. Wer auf intakte Waale in der Region verweist und sie anhand von Spazierwegen als Teil der atemberaubenden Landschaft in Szene zu setzen vermag, hat vieles, wovon eine Landschaft lebt: lebendige Geschichte, erlebbare Kultur und einen natürlichen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.
Einkehrstation „Pflanzgarten“
Oberhalb des Malser Oberwaales, unterhalb des alten Matscher Weges einen halben Kilometer vom Dorf Mals entfernt, entstand ein neues Gebäude im Malser Pflanzgarten. Einkehren, sich stärken und eine Rast einlegen, ist Sinn dieser neu gestalteten Einkehrmöglichkeit. Massives Holz aus dem gemeindeeigenen Wald, Naturstein und Kalkputz passen das Gebäude an die Umgebung an; die Trockensteinmauern und das schon bestehende ehemalige Gartenhäuschen wurden restauriert. Der sorgsame Umgang mit natürlichen Ressourcen und die leise Art, mitten in der Natur verweilen zu können, bieten dem Wanderer die Möglichkeit innezuhalten und die Umgebung auf sich wirken zu lassen.
Homepage: www.terraraetica.eu
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