Der EHB steht ein Beirat zur Seite, mit Vertretern der Stiftung Südtiroler Sparkasse, der Diözese, der Bestandsträger und der öffentlichen Verwaltung. Die Finanzierung hat von Anfang an und zur Gänze die Stiftung Sparkasse übernommen. Die bis heute erfassten Bestände sind über einen Onlinekatalog der Freien Universität Bozen abrufbar. Der Zugriff erfolgt über www.ehb.it. Aktuell befinden sich 650.000 Exemplarsätze in der Datenbank von EHB.
Erfasst wurden bereits die Bibliotheken der Benediktiner in Gries (als Pilotprojekt), der Franziskaner, der Kapuziner, der Augustiner Chorherren, einiger Museen, der Phil.-Theol. Hochschule Brixen, des Vinzentinums, verschiedene Pfarrbestände und andere.
Seit Oktober 2011 ist Bibliogamma in Marienberg mit den Erhebungen beschäftigt. Stiftsbibliothekar Prof. P. Ulrich Faust OSB steht dem Projekt wohlwollend und kooperativ zur Seite. Mittlerweile wurden über 45.000 Werke katalogisiert. Laut Schätzung des Konventes wäre somit die Hälfte des Bestandes erhoben. Benjamin Santer und Walter Garber veranschlagen hingegen 100 bis 110 Tsd. Katalogeinheiten und rechnen damit, dass sie mit der Eintragung noch 3 Jahre Arbeit haben. Marienberg würde somit über einen der umfangreichsten Buchbestände im Lande verfügen.
Die Erhebung ist in Marienberg aufgrund der verschiedenen Lagerorte nicht ganz einfach. Es gibt 6 verschiedene Standorte, wo die Bücher gelagert sind. Zum Teil sind die Standorte auch nicht geeignet, um Bücher zu deponieren. So ist z.B. der Raum 5 im zweiten Untergeschoss eher feucht. Deswegen ist Abt Markus Spanier dabei, das Büchereiprojekt, das er im Kopf hat, möglichst rasch umzusetzen.
In Marienberg finden sich unzählige Werke, die in anderen Bibliotheken bereits erhoben wurden. Es werden aber sehr viele Werke entdeckt, die in Südtirol bisher nicht katalogisiert wurden. Das zeigt, dass in Marienberg die Bildung des Konvents relativ hochstehend gewesen ist, weil, im Gegensatz zu anderen Bibliotheken, neben griechischen und lateinischen auch englische, französische, syrische, arabische und aramäische Werke vorhanden sind. Pater Zingerle hat in diesen Büchern, es handelt sich um einige hundert Werke, klugerweise handschriftlich dazugeschrieben, wer es geschrieben hat und was der Titel bedeutet.
Es wurde auch ein Exemplar der Schedel’schen Weltchronik, auch Nürnberger Chronik genannt, entdeckt. Diese erschien erstmals 1493 in Nürnberg in einer lateinischen und einer deutschen Fassung und ist ein bedeutendes Zeugnis deutscher Buchdruckkunst.
Santer und Garber sind sich sicher, dass sie noch einige interessante Funde machen werden. Zwischen den Beständen finden sie immer wieder Inkunabeln. Die Bibliothek ist nicht chronologisch, sondern eher thematisch geordnet. Da kann es schon passieren, dass neben einem Buch von 1850 ein kleines Werk aus dem Jahre 1480 oder 1500 zum Vorschein kommt. Immer wieder entpuppen sich im Nachhinein unscheinbare Werke bei der Katalogisierung als sehr wertvoll und sehr selten.
Warum mit der Katalogisierung des Marienberger-Buchbestandes erst 2011 begonnen wurde, begründen die Verantwortlichen mit der damaligen schlechten Internetverbindung zum entsprechenden Server in Bozen. Abt Markus hat daraufhin, noch als Prior, den Bürgermeister Ulrich Veith ersucht, über eine Funkverbindung zur Gemeinde in ihre schnelle Internetverbindung einsteigen zu dürfen. An dem Bibliotheksfenster wurde eine leistungsstarke Funkantenne, welche die Gemeinde Mals anpeilt, angebracht und einige Bäume geschlagen, um eine freie Sicht zur Gemeinde sicherzustellen. Die Verbindung läuft seitdem besser als anderswo. Dafür sei der Gemeinde und dem Gemeinden-Verband gedankt. Nur durch diese einwandfreie Verbindung war es möglich, in dieser kurzen Zeit 45.000 Erhebungen zu machen.
Über die Arbeit werden beim Abschluss Zusammenfassungen in Deutsch und Italienisch geschrieben. So wurden seit 2006 im Rahmen dieses Projektes 9 Bände veröffentlicht. Band 10 ist als Jubiläumsband in Vorbereitung.
Für Marienberg werden es vermutlich zwei Bände werden, in denen die Bibliothek, die entsprechende Geschichte, die Bestände und alle Exlibris beschrieben werden. Es werden Vorbesitzer, Stempel, Aufkleber und andere Vermerke gescannt und in einer eigenen Datei gesammelt. Dadurch können auch die Bestandsflüsse festgestellt werden. Man sieht so, von wem das Kloster größere oder kleinere Bestände erstanden oder bekommen hat.
Das Kloster Marienberg hat einen großen Stellenwert, nicht nur im Vinschgau, sondern auch darüber hinaus. „Wenn wir irgendwo hinkommen, werden wir gefragt, was wir arbeiten oder was wir tun“, erzählt Santer. „Wenn man das Kloster Marienberg erwähnt, ist gleich eine gewisse Ehrfurcht da und man merkt, dass Marienberg wirklich auch in der Gesellschaft tief verwurzelt ist“.