Das Thema des Kongresses
Das Überthema der wissenschaftlichen Tagung von Lecco waren die Gebirgsregionen unserer Erde und der Klimawandel. Insgesamt nehmen die Gebirgsregionen der Erde eine Fläche von 39,3 Mio. km² ein und machen damit etwa ein Viertel der Landmassen unseres Planeten aus. Das Thema Berge und Klimawandel wurde in den Vorträgen und Diskussionen an den drei Tagen von Lecco aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und in verschiedenen Fachbereichen abgehandelt:
• Klima
• Gebirgsökosysteme
• Kryosphäre (die Eismassen und Permafrostböden)
• Wasser
• Nationalparke in den Gebirgsregionen
• Auswirkungen der menschlichen Tätigkeiten auf das Klima
• Kohlenstoff-Kredite
• Entwicklung von Bonus-Malus-Systemen für Umwelt entlastende und belastende Maßnahmen
• Spezialfokus 1: Die Alpenschutzkonvention
• Spezialfokus 2: Die Rolle der Gebirgsregionen im Kontext der Weltausstellung EXPO 2015 Mailand
• Schlussfolgerungen
Die Organisatoren
Promotoren und Organisatoren des Kongresses von Lecco 2013 waren das nationale italienische Komitee für die wissenschaftliche Forschung CNR und Ev-K2. Die italienische Abkürzung CNR steht für Consiglio Nationale Ricerca. Diese italienische Forschungseinrichtung betreibt unter anderem seit Jahren am K2 im Karakorum eine meteorologische Forschungsstation. Weitere Mitträger des Kongresses waren die Universität Mailand „Politecnico di Milano“ mit ihrem Universitätspool in Lecco, die Abteilung Erdwissenschaften und Umwelttechnologien des CNR und die Handelskammer von Lecco.
Die Schirmherren
Die Gipfelkonferenz von Lecco stand unter angesehenen Schirmherren: dem italienischen Staatspräsidenten, dem Ministerpräsidenten, dem Umweltminister, dem Minister für Bildung, Universität und Forschung, der Region Lombardei, der Gemeinde und der Provinz Lecco, der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen F.A.O. mit Sitz in Rom, der internationalen Universität Karakorum K.I.U. in Pakistan, der Nepalesischen Akademie der Wissenschaften N.A.S.T.. Über 400 Teilnehmer waren zur Konferenz registriert. Referenten und Diskussionsteilnehmer rekrutierten sich aus einem internationalen Publikum von Wissenschaftlern, Forschern, Universitätslehrern. Kongress-Sprachen waren Englisch und Italienisch.
Vortragsession Gebirgsnationalparke
Im Rahmen dieser Vortragsabfolge am zweiten von drei Kongresstagen konnten sich sechs Nationalparke der Berggebiete in Europa, Afrika und Asien vorstellen. Diese Schutzgebiete waren vom wissenschaftlichen Beirat der Kongress-Organisation vorgeschlagen worden. Die Session über die Nationalparke wurde von Prof. Franco Mari moderiert. Dr. Mari ist auch wissenschaftlicher Koordinator im Projekt Ev-K2-CNR. Folgende Nationalparke sind vorgestellt worden:
• Teodoro Andrisano stellte als wissenschaftlicher Koordinator in diesem Park den mittelitalienischen Nationalpark Majella in der Region Abruzzen vor. Dieser Nationalpark ist mit dem Ausweisungsjahr 1995 einer der jüngeren von insgesamt derzeit 24 italienischen Nationalparken. Er umfasst eine Fläche von 740 km². Damit ist er ungefähr halb so groß wie der Nationalpark Stilfserjoch.
• Ich durfte auf dem Kongress in Lecco den Nationalpark Stilfserjoch vorstellen. Der Vergleich mit anderen Schutzgebieten in unterschiedlichen sozial- und volkswirtschaftlichen Realitäten und Gegebenheiten ist wichtig für die Reflexion der eigenen Ansätze und der eigenen Arbeit. Als eine Erkenntnis habe ich aus Lecco mitgenommen, dass es die heikle Frage von Kompromissen zwischen den Schutz- und Nutzansprüchen in allen Schutzgebieten gibt. Dabei sind die Fragestellungen unterschiedlich nach Gebieten und die Antworten darauf differenziert.
• Prof. Ashiq Ahmad Khan aus Pakistan präsentierte den Nationalpark Zentralkarakorum. In Bezug auf die Biodiversität der Lebensräume und der vorkommenden Pflanzen- und Tierarten könne der Nationalpark als repräsentativ für das Gebirgsmassiv Zentralkarakorum angesehen werden. Als eine der negativen Folgen des Klimawandels mit Erhöhung der Jahresdurchschnitts-Temperatur der Luft, welche derzeit schon absehbar ist, nannte Prof. Khan im Zusammenhang mit der Bio-diversität der Tiere die Verschiebung der Lebensräume verschiedener Tierarten in größere Höhenlagen. So würde beispielsweise der Leopard als Großkatze aus tieferen Höhenstufen in größere Höhenlagen vordringen und dem Schneeleoparden seinen angestammten Lebensraum streitig machen. Der Schneeleopard kann nicht in noch größere Höhenlagen ausweichen und ist mittelfristig auch wegen des Klimawandels bedroht.
• Dr. Andrew Seguya aus Uganda ist in seinem Heimatland Direktor der Abteilung Naturschutz. Er hat den ugandischen Nationalpark an den Ruwenzori-Bergen vorgestellt. Dieser afrikanische Nationalpark wurde im Jahre 1995 eingerichtet und umfasst eine Fläche von 995 km². In Punkto Biodiversität der Wirbeltiere kommen in diesem Schutzgebiet 18 Säugetier-Arten (z. Vgl. Nationalpark Stilfserjoch: 59 Arten), 217 Vogel-Arten (Nationalpark Stilfserjoch: 178) und 9 Reptilien-Arten (NPS: ebenfalls 9 Arten) vor. Aus dem Vergleich der Satellitenbilder von 1997 und 2009 stellte Dr. Seguya auch für die Gletscher der afrikanischen Tropenzonen einen dramatischen und besorgniserregenden Massen- und Flächenverlust fest.
• Dr. Mukunda Raj Prakash Ghimire vom nepalesischen Ministerium für Forste und Bodenschutz präsentierte den Sagarmatha-Nationalpark Nepals. In seinem Artenspektrum beherbergt dieser Gebirgspark 28 Säugetier- und 118 Vogelarten. Im Jahre 1981 wurde der erste Managementplan erstellt, der inzwischen mehrmals überarbeitet und nach dem Zweizonen-Modell mit einer Kernzone und einer Pufferzone konzipiert worden ist. Aus der Mehrjahresstatistik der Gästeankünfte aus dem Ausland ist ersichtlich, dass der Nationalpark zur ökonomischen Wertschätzung aus dem Naturtourismus beiträgt.
• Dr. Abdulawahid Gwany hat den Halgard Sakran-Nationalpark in seiner Heimat Kurdistan vorgestellt. Das 1.100 km² umfassende Schutzgebiet in Höhenlagen zwischen 900 und 3.700 Metern Seehöhe geht auf den Großvater des heutigen Präsidenten der Region Kurdistan Barzani als einen großen Freund der Tiere zurück, wie es Dr. Gwany formulierte. Aus den im Rahmen des Referates gezeigten Bildern zu den Lebensräumen waren auch die Landschaftsschäden zu erkennen, welche die Bombenabwürfe des diktatorischen Regimes im Kurdengebiet Nordiraks hinterlassen haben. Kurdistan will den Nationalpark als Tourismusdestination bewerben.
Info: Wussten Sie, dass in Italien derzeit 24 und in Österreich 6 Nationalparke ausgewiesen sind? Im Alpenbogen zwischen Frankreich und Slowenien gibt es derzeit 13 Nationalparks und weltweit sind es ca. 4300.