Die mehrheitliche Zustimmung im Gemeinderat hat einen wesentlichen Haken: Von 15 Gemeinderäten haben 7 zugestimmt, zwei Neinstimmen und zwei Enthaltungen gab es. Vier Gemeinderäte haben bei dieser Sitzung gefehlt. Mehrheiten für einen solch einschneidenden Beschluss sehen anders aus.
Was vor allem der Glurnser Stadtrat (Gemeindeausschuss) als „erste Schritte für eine Verkehrsberuhigung“ ansieht, stößt bei vielen Glurnsern auf wenig Verständnis. Da ist zum einen der ungeheure Eingriff auf der bisher unverbauten Westseite von Glurns. Eine Brücke, vier Meter hoch über den Radweg und über die Etsch, würde, so die Befürchtungen in Glurns, das malerische Ensemble an den Westtürmen völlig zerstören. Die Idylle der Gärten, die die Stadt vor nicht langer Zeit an Glurnser Bürger veräußert hat, wäre dahin. Dies würde in keinem Verhältnis zu einer erwarteten Verkehrsberuhigung stehen. Denn der eigentliche Durchzugsverkehr gehe eben nicht durch das Malser Tor und durch die Malser Gasse. Die große Verkehrsachse ist jene durch das Schludernser Tor zum Tauferer Tor hin. Zudem wolle man nicht zulassen, dass einfach über die Köpfe der Glurnser hinweg entschieden werde.
Hinter vorgehaltener Hand wird die Vermutung geäußert, dass diese Westumfahrung für einen einzelnen Betrieb gebaut werden soll: für Walter Rizzi. Vor allem Rizzis landwirtschaftliches Magazin, beim Bau vor drei Jahren wegen der hohen Mauer in die Kritik geraten (Vinschgerwind Nr. 22/2010), wird von Sattelschleppern und LKWs angefahren und die müssen von der Kreuzung in Mals nach Glurns und dann wieder zurück. Eine Umfahrung käme da gerade recht. „Eines kann ich sagen: Ich bin mit der Ausfahrt in die Hauptstraße in Mals nicht glücklich“, sagte Rizzi beim damaligen Streitgespräch.
Andererseits könnte die kleine Umfahrung von Glurns auch von findigen Autofahrern als Vorstufe für eine große Umfahrung genutzt werden - über die Prader Handwerkerzone nach Glurns und Mals. Ein Verkehrsaufkommen, so wird es in Glurns befürchtet, welches das Nadelöhr zuballern wird.
Und noch einen Widerspruch ortet die Initiativgruppe: „Eine Bannzone um die Stadtmauern macht keinen Sinn, wenn anstatt von Betonsäulen Straßen asphaltiert werden.“ (eb)