Karl Felderer. Eine Gratwanderung

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Karl Felderer. Eine Gratwanderung; Autoren: Alex Lamprecht, Manuel Maringgele, Ivan Stecher; 456 Seiten; oben:  St. Valentin auf der Haide, Alpenverein Südtirol (AVS NL 1.19.141) Karl Felderer. Eine Gratwanderung; Autoren: Alex Lamprecht, Manuel Maringgele, Ivan Stecher; 456 Seiten; oben: St. Valentin auf der Haide, Alpenverein Südtirol (AVS NL 1.19.141)

Buchbesprechung - Karl Felderer (1895–1989) war ein Südtiroler Grenzgänger und Gratwanderer auf oft ausgesetzten Positionen. In der Zeit des italienischen Faschismus wurden die Berge für Städter wie Felderer immer mehr zur Rückzugsheimat. So verwundert es nicht, dass die ersten Worte seines berühmten Südtiroler Heimatliedes ausgerechnet nach einer Wanderung am Ritten 1926 entstanden. Als flammendes Bekenntnis zur Heimat geschrieben, sah der passionierte Bergsteiger und Landschaftsfotograf diese durch den Faschismus in Gefahr, weshalb er sich in den 1920er und 1930er Jahren politisch immer stärker radikalisierte und dem Nationalsozialismus zuwandte. In der Optionszeit setzte sich Felderer lautstark für die Umsiedlung ein und war schließlich sogar bereit, seine geliebte Heimat zu verlassen und ins Deutsche Reich auszuwandern. Nach dem Zweiten Weltkrieg entschloss er sich zur Rückoption und baute sich als Gastwirt in Gröden ein neues Leben auf.
Politisch beschränkte Felderer sein Engagement in der Nachkriegszeit auf Heimat- und Umweltschutz, trat für das Deutschtum in Südtirol ein und übte Kritik an den Auswüchsen des Tourismus. Karl Felderers Biografie ist eine Gratwanderung über Abgründe von Ideologien, Kriegen und Diktaturen. Berge und Heimat waren seine großen Lebensthemen. Ein Leben, in dem sich die wechselvolle Geschichte Südtirols im 20. Jahrhundert spiegelt und das zeigt, wie widersprüchlich kulturelle Identitäten sein können.
Berge und Fotografie waren Karl Felderers große Leidenschaft. Gemeinsam mit seinen Kameraden entfloh er durch Bergtouren den Sorgen und Nöten im Tal – immer mit im Schlepptau: seine Kamera. Die Bilder, die Felderer dabei festhielt, zeigen Landschaften, Dörfer, hin und wieder Menschen, vor allem aber Berge. Fasziniert von ihrer archaischen Schönheit, erstellte er monumentale Aufnahmen. Ein Jahrhundert nach ihrer Entstehung stellen die bisher größtenteils unveröffentlichten Lichtbilder heute ein einzigartiges Geschenk an die Nachwelt dar, dokumentieren sie doch eine versunkene Welt, die sich in vielerlei Hinsicht gewandelt hat, aber in ihren Wesenszügen unverändert scheint.
Die vom Alpenverein Südtirol herausgegeben Biografie „Karl Felderer - Eine Gratwanderung“ ist eine Produktion mit großteils Vinschger Beteiligung. Mit Manuel Maringgele (Kastelbell) und Ivan Stecher (St. Valentin a.d.H.) stammen zwei (der drei) Autoren ebenso wie Hansjörg Stecher als Verleger (St. Valentin) aus dem Vinschgau. Das Buch ist die erste Publikation, die im neugegründeten Verlag „Menschen Bilder“ von Hansjörg Stecher mit Sitz in Innsbruck erschienen ist.

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