Nachtrag zum „Tag der Demokratie“ am 4. Mai 13 in Schlanders.
Tag der Demokratie. Ein Tag unter Tagen. Muttertag. Tag der Pandabären, Allerseelentag, Aids-Tag… Fast ein jeder Tag ist ein „Tag“. Die Staaten und die Staatengemeinschaften produzieren eifrig solche Tage, mit gezieltem Leerlauf: Der Tag der Leberzirrhose so wirksam wie ein Denkmal für das Denken.
Das Wort Demokratie ist eine Inflationsleiche. In der demokratischen Volksrepublik Nordkorea zum Beispiel haben Funktionäre der Demokratie den Hals umgedreht, indem sie ihr Volk in Gleichschritt zwangen, mit Patronenhülsen in den aufgepflanzten Gewehren und Worthülsen in den abgeplatteten Gehirnen. Liegt es an ihrem Alter, dass der Begriff „Demokratie“ hohl geworden ist?
Die altgriechische Kaufherrenstadt Athen soll die Volksherrschaft erfunden haben, lernen wir in der Schule, und ist das Wort dafür, edel und menschenfreundlich. Bei näherem Zusehen verblasst der Glanz, denn in Athen hatten nur besitzende Bürger Anteil am staatlichen Leben: Es gab, wie im heutigen Europa, eine Menge rechtloser Ausländer, die die Wirtschaft stützten, und es gab, wie im heutigen Europa Schwarzmarktprodukte, rechtlose Sklaven, die den demokratischen Dreck aufräumen.
Die edle Dame, eine Tochter der menschlichen Vernunft, ist zerbrechlich. In Athen hat sie der reichen Gerber und Lederhändler Kleon vergewaltigt. Kleon, lesen wir, habe als erster auf dem Rednerpult gebrüllt und geschimpft und gestampft, grob und unflätig, mitreißend komisch.
2500 Jahre später ist es ein Ansichtskartenmaler, der in Mikrophone brüllt und schimpft, grob aber nicht unflätig, sondern blutrünstig und überhaupt nicht komisch. Ich habe aus fernster Kindheit Hitlers Tonfall im Ohr, aus dem kleinen Radio, das Volksempfänger hieß, ein demokratisches Zwangsprodukt. Und im Jänner 2013 brüllte ein italienischer Komiker auf dem Rathausplatz in Bozen; ich habe keine Silbe verstanden, außer dass dieser Rübezahl brüllte, wahrscheinlich grob, vielleicht komisch, er ist ja ein gelernter Wurstel. Dass acht Millionen Italiener auf ihn hörten, ist nicht komisch. In diesem Land scheint es eine Sonderform der Demokratie zu geben. Die klassische ist gestorben.
Hat sie überhaupt gelebt? Oder ist sie eine Wunschtraum der menschlichen Vernunft?
Ist es nicht verdächtig, dass, wie für den Pandabären, ein Tag ausgerufen werden muss, um ihr Überleben zu beweisen?
Demokratie, erklärt das Wörterbuch, heißt Herrschaft des Volkes. Direkt, durch Abstimmung, indirekt, durch Wahl von Vertretern und Parteien. Wenn ich Fußballfans in einem zivilisierten christlichen Dorf sehe und höre und gleichzeitig denke, dass dieses Volk die Macht im Staate ausüben soll, steigen Zweifel in mir auf. Und ich wünsche mir.. dreimal verflucht!.. ich wünsche mir einen Bändiger, einen starken Kerl. Aus den verdeckten Untiefen meines Bewusstseins taucht der Diktator auf.
Das sind tirolische Gene. Tiroler sind Untertanen, seit Jahrhunderten, Ein katholischer Provinzherrgott, mit dem man Verträge schließen kann, ein Kaiser von seinen Gnaden, eine Partei unter seinem persönlichen Schutz, ein Hauptmann im Land, ein Gemeindefürst, ein Chef im Betrieb, ein Familienvater: der vervielfältigte Herrgott.
Tiroler sind eine solide Basis, stark im Gebirgsland verwurzelt, wie Lieblingssprüche der Landhäusler heißen, stolz auf ihre Unfreiheit im freien Bergland.
Importierte Ansätze zu Demokratisierung wie Basiswahlen sind ungeschickte Versuche, eine Basis zu beunruhigen, die gar nicht befragt werden will. So wenig, wie sie Demokratie will. Wenn auch der Glaubensinhalt so verwischt ist wie die Himmelfahrt Christi, der Tag wird trotzdem gefeiert, der Tag der Demokratie!
04.05.2013 Pepi Feichtinger
Das Maß aller Dinge
In der letzten Ausgabe des Vinschgerwind haben Leserbriefe gegen den Pestizideinsatz eine ganze Seite eingenommen. Wie eine Mauer stellen sich diese Briefe vor den Leser und machen deutlich: So kann es nicht
weitergehen. Dieses Engagement ist in jeder Hinsicht beachtenswert! Jedoch liegt das Hauptaugenmerk dieser Briefe, wie auch in der bisherigen Diskussion um den Pestizideinsatz, stets auf dem Menschen und dessen Gesundheit. Es mag moralisch richtig und notwendig sein, in erster Linie um die Gesundheit der Bevölkerung besorgt zu sein, aber ich halte diesen Ansatz für kurzsichtig. Denn der Mensch hält im Vergleich zu Insekten, Würmern, Vögeln etc. eine viel größere Schadstoffbelastung aus. Was den Pestizideinsatz betrifft, ist nicht der Mensch das Maß der Dinge, sondern Kleinstlebewesen! Das Bienensterben und der Rückgang der Artenvielfalt schreiten deshalb voran, weil wir als Menschen in erster Linie um unseren Zustand besorgt sind und dabei vergessen haben, dass wir eigentlich von der Natur abhängig sind. Eine gute und gesunde Landwirtschaft besteht aus der Zusammenarbeit von Mensch UND Tier. Wir müssen daher schleunigst umdenken und eine neue Richtung einschlagen, die das Wohl aller
Lebewesen und nicht nur die Gesundheit des Menschen allein in den Mittelpunkt stellt. Oder möchten die Landwirte abwarten, bis die Blüten von Hand bestäubt werden müssen...?
Hartmann Raffeiner, Naturns/Innsbruck
Rassismus
In was für einen Staat „müssen“ wir Leben? Kein geringerer als der Süd-Tiroler Chef des PDL, Alessandro Bertoldi, der die Bundesdeutschen als „Barbaren und Läuse“ beschimpft, und sich, und somit auch seine Berlusconi Partei auf ein Ebene stellt, die vor Jahrzehnten aktuell war. Auch trifft er uns Süd-Tiroler, Deutsch seit über 1200 Jahren! Haben Politiker Narrenfreiheit? Für solche Aussagen MUSS ein Bertoldi von all seinen Ämter ausgeschlossen werden, ohne wenn und aber. Ich schäme mich Italiener sein zu müssen, und distanziere mich von solchen Beleidigungen. Süd-Tirol muss das Faschistisch, Nationalistisch und Rassistisch geprägte Italien verlassen, und das sehr, sehr schnell!
Gerhard Pali, Prad
Warum?
Warum breitet sich der Obstbau im Obervinschgau so rasant aus? Warum wird dem Bauern, der 6 Kühe im Stall stehen hat, aber keinen PC und Internetanschluss besitzt, von der Handelskammer, der er jährlich 80€ überweisen muss, ein zertifiziertes E-Mail aufgezwungen? (Die örtliche Bank, die sich einmal der benachteiligten Bevölkerung gewidmet hat, würde es dem Bauern um 80€ besorgen. Die öffentlich Angestellten bekommen den Zugang über die Bürgerkarte kostenlos.)
Warum muss fast jeder Viehbauer einer zweiten Arbeit nachgehen, um z.B. den Kindern die Zahnspangen zu bezahlen, obwohl diese bei der Bewirtschaftung des Hofes mithelfen, der Ertrag des Hofes aber nicht ausreicht, um solche Ausgaben zu bezahlen? Warum werden die Förderungen in der Viehwirtschaft gekürzt, die Millionen Beiträge an die Obstgenossenschaften fließen aber weiterhin reichlich? Warum lässt sich die Berglandwirtschaft seit 30 Jahren von der Politik auf immer neue Zuerwerbsmöglichkeiten vertrösten und wehrt sich nicht um das Recht auf ein bisschen Freizeit? Warum asphaltiert die Gemeinde Mals den Feldweg im Obstbaugebiet „Hoache“ und die öffentlichen Feldwege im Grünland werden sich selbst überlassen? Warum wird dem Bauern, der beim Düngen der Felder eine Gabel Mist auf der Straße verliert, die Carabinieri auf den Hals gehetzt, der Obstbauer darf aber ohne Konsequenzen Spritzmittel in angrenzende Grundstücke spritzen?
Warum wehren sich die Viehbauernfunktionäre in der Einparteienorganisation nicht?
Vielleicht weil die, die das Geld haben, die Macht haben und bekanntlich Geld nicht stinkt, Mist hingegen schon.
Ein Sympathisant des Bauernrebellen Michael Gaißmair, dem es nicht um Neid, sondern um soziale Gerechtigkeit gegangen ist, aber in die Schweiz flüchten musste
Hartz IV für Südtirol?
Meine Gedanken zur Veranstaltung mit dem Thema „Reformagenda für Südtirol“ durchgeführt vom SWR Vortrag am 2. Mai in Schlanders:
1. Spending Review: Der SWR und der Ebner-Clan kommen mit einem Konzept in Anlehnung an die Agenda 2010 (Verarmung durch Hartz IV) der SPD vom ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder daher, während ganz Europa bereits wieder von Wachstumsimpulsen statt von Sparzwängen spricht!
2. Stellenabbau: Der SWR schlägt einen massiven Stellenabbau im öffentlichen Dienst vor. Da ist die Rede von 3.500 Lehrern, von Kleingemeinden, die aufgelöst werden sollen, von Bezirken, Diensten die zusammengelegt werden sollen … überall sollen Stellen abgebaut werden. Dieses Konzept bewirkt einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen von derzeit 10.000 auf bis zu 20.000 Menschen, aber keine erkennbare Entlastung für die Bürger oder Unternehmen!
3. Liberalisierung: Die Privatisierung der Energie, der Telekommunikation in den 90er Jahren hat diesen Unternehmen enorme Gewinne beschert, die Preise sind aber nicht zurückgegangen und viele Leute wurden entlassen – Gesund schrumpfen was das Motto! Der SWR will weiter liberalisieren; das Land gibt nur mehr das Geld, die Arbeiten machen Private – so das Konzept des SWR; z.B. soll die Wildbachverbauung nur mehr ausschreiben, Kultur soll von privaten Anbietern angeboten werden usw.. Aktuelles Thema ist ja auch die Liberalisierung der Wasserversorgung – Schaffung von Arbeitsplätzen durch Privatisierung bei gleichzeitiger Entlassung von Landesangestellten?
Fazit: Der Handelskammerpräsident Dr. Ebner und der SWR wollen mit Konzepten aus den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts die Probleme des 21. Jahrhunderts lösen!
Horst Gemassmer, Kortsch
Wachsen muss nicht Weichen bedeuten
Zusammenarbeit und Zusammenhalt ist das Gebot der Stunde. Dies gilt vorrangig in der Umsetzung aller land-und landwirtschaftlichen Richtlinien. Dem modernen Landwirt wird bei der Erzeugung seiner Produkte ein sehr großes Aufgabenspektrum auferlegt. Gerade aus dem Obstbereich kommen derzeit viele Beschwerden. Leider entsteht in der medialen Berichterstattung und in den Pressemitteilungen immer wieder ein falscher Eindruck. Bei den wesentlichen Dingen wie gerechte Einkommensgestaltung und soziale Rahmenbedingungen für Landwirte und deren Familien herrscht eine gewisse öffentliche Lethargie. Der gezielte Umgang mit Pflanzenschutzmitteln und in Folge die Gefahren für die menschliche Gesundheit und für die Umwelt dürfen den Produzenten nicht als lästige „Nebensache“ angekreidet werden. Natürlich fällt es dem Bauern bei einer zusehends sich spezialisierenden und diversifizierenden Landwirtschaft immer schwerer „es allen Recht zu machen“, das ist unmöglich. Alle, aucwh jene die im schönsten Beruf, den die Natur bietet arbeiten, sollte ein Grundsatz vereinen;“ Qualitativ wachsen ohne andere zu verdrängen. Denn wir brauchen einander!“
Weithaler Dietmar, Partschins