Kaum ein anderer Wirtschaftsraum im Vinschgau ist so lebendig und ausgewogen wie Prad am Stilfserjoch. Das Gewerbegebiet Kiefernhain beherbergt eine bunte Mischung an Betrieben und sucht seinesgleichen im Vinschgau. Arbeitskräfte sind gesucht und gefragt. Abseits davon ist die Lebens- und Wohnqualität in Prad eine hohe.
Text & Fotos: Angelika Ploner
Prad genießt Wertschätzung: als Lebens- und als Wirtschaftsraum. Die Wirtschaft hier ist ausgewogen und gut gewichtet. Vielfältig. Florierend. Prosperierend. Vorbildlich aufgestellt. Prad am Stilfserjoch zählt im Vinschgau zu jenen Gemeinden, die in den vergangenen Jahren am stärksten gewachsen sind. Viele Bauprojekte sind realisiert worden, Raum zum Wohnen und Leben ist entstanden. Das hat viele Familien bewogen, Prad als Wohnort und Lebensmittelpunkt zu wählen.
Arbeitskräfte sind - wie bereits eingangs erwähnt - in Prad gefragt und gesucht. Wer eine neue Arbeit, eine Herausforderung oder Perspektive sucht, der wird in den verschiedenen Betrieben in Prad am Stilfserjoch mit Sicherheit fündig. 1.323 Arbeitsplätze scheinen in der Statistik des Arbeitsmarktes im Jahr 2021 auf, im vergangenen Jahr ist die Zahl der Arbeitsplätze auf 1.367 angewachsen. Viele Unternehmen bieten hochwertige und krisensichere Arbeitsplätze. Das Angebot ist breitgefächert - wie Prad als Wirtschaftsort selbst. In der Marktgemeinde herrscht unternehmerische Vielfalt bunt gemixt. Zusammen zeichnen die Betriebe ein interessantes Bild und sind das Rückgrat der Wirtschaft. Manche sind bereits seit Generationen hier Zuhause, andere haben sich erst vor wenigen Jahren angesiedelt. Vom Kleinen bis zum Großen: Die Bandbreite der Prader Wirtschaftsstruktur reicht von kleinen Handwerksbetrieben bis hin zu Firmen mit internationaler Bedeutung. Fleiß, Ehrgeiz und Herz stecken in jedem Betrieb. Dass die Mitarbeiter das Kapital eines Unternehmens sind, das weiß man in Prad mehr als in anderen Gemeinden. Vor dem Hintergrund der Abwanderung in benachbarte Gebiete, ist die Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern eine große. Die meisten Betriebe finden sich im Gewerbegebiet im Kiefernhainweg. Das Gewerbegebiet ist zweifelsohne der wirtschaftliche Motor für die Marktgemeinde. Rund 27 Hektar misst die Fläche, die es einnimmt. Damit ist es das größte Gewerbegebiet nicht nur im Obervinschgau, sondern im gesamten Vinschgau. Geballte Kompetenz ist hier zu finden:
Unternehmen aus den Branchen Bau, Holz, Dienstleistung, Metall, Industrie, Transporte oder Handel - um nur einige wenige zu nennen - haben ihren Sitz hier im Kiefernhainweg und sichern weit über 500 Menschen einen Arbeitsplatz. Das ist eine stolze Zahl. Vielfalt ist hier Zuhause. Wie Perlen reihen sich die Unternehmen linker und rechter Hand auf und beeindrucken mit dem, was sie aufbieten. Unternehmen unterschiedlicher Couleurs haben ihen festen Platz hier. Auffallend: In Prad haben sich viele Betriebe dem Bau- und Werkstoff Holz verschrieben.
1968 wurden mit der Ausweisung der Gewerbezone die politischen Weichen gestellt, 1971 die erste Baukonzession vergeben. Seit einigen Jahren bindet die Umfahrungsstraße das Gewerbegebiet Prad direkt an die Vinschgauer Staatsstraße an. Dadurch ist dieses optimal erreichbar und hat natürlich deutlich an Attraktivität gewonnen.
Hier im Gewerbegebiet sind auch die größten Arbeitgeber der Gemeinde Prad zu finden. Die OVEG ist mit 109 MitarbeiterInnen einer davon. Die OVEG ist vor allem für viele Frauen ein wichtiger Arbeitgeber. „Wir haben einen hohen Anteil an Mitarbeiterinnen in Teilzeit“, bestätigt Markus Niederegger, der Geschäftsführer. Die OVEG spielt im Wirtschaftsgefüge in Prad eine große Rolle.
Die größten Arbeitgeber.
Zu den größten privaten Arbeitgebern in Prad zählt die Mair Josef & CO KG. Das seit über 40 Jahren bestehende Tiefbauunternehmen mit Hauptsitz in Prad unterhält noch einen Standort in der Gemeinde Schlanders. Insgesamt arbeiten bei der Mair Josef & CO. KG „140 Mitarbeiter“, sagt Jasmin Mair auf Nachfrage vom Vinschgerwind. Zu den größten Arbeitgebern in der Gemeinde Prad zählt auch die Polyfaser. „101 qualifizierte Mitarbeiter sind bei uns beschäftigt“, erklärt Elke Wagmeister, unter anderem für das Marketing dort zuständig. Polyfaser ist international unterwegs und ist führendes Unternehmen für hochwertige Schwimmbecken aus glasfaserverstärktem Kunststoff und Poolüberdachungen. Ein Vorzeigebetrieb zweifelsohne. Eine beeindruckende Erfolgsgeschichte ist auch jene von Hofer Tiefbau. Das Tiefbauunternehmen ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und beschäftigt „zurzeit genau 58 Mitarbeiter“, sagt Michael Hofer, der Firmenchef. Vor zwei Jahren wurde der neue Firmensitz im Prader Gewerbegebiet fertig gestellt.
„Interfama und Interfama Rent beschäftigen zusammen 58 Mitarbeiter“, sagt Max Ohrwalder dem Vinschgerwind. Die Interfama Formwork ist einer der führenden europäischen Unternehmen im Schalungssektor. In die Reihe der größeren Arbeitgeber stellt sich auch Holzbau Lechner. 47 Mitarbeiter sind bei Holzbau Lechner beschäftigt. Holzbau Lechner ist eines der Prader Traditionsunternehmen, das in den Bereichen Zimmerei-Holzbau, Spenglerarbeiten, Tischlerei, Innenausbau und Dachdeckerei tätig ist.
35 Angestellte verteilen sich auf die Ortler Beton GmbH, welche Fertigbeton liefert und die Ortler GmbH, die Abbruch-, Aushubarbeiten, Transporte sowie Bauschuttrecycling anbietet und ein Schotterwerk führt. 21 Angestellte in der Ortler Beton GmbH und 14 Angestellte in der Ortler GmbH machen zusammen 35 Arbeitsplätze. Damit zählen beide Firmen zu den größeren Arbeitgebern, wie die Internform GmbH. „Wir haben aufgeteilt auf die verschiedenen Bereiche 3 Angestellte“, sagt Barbara Koch Waldner.
Fliesen, Öfen und Natursteine sind das Repertoire des Prader Betriebs.
22 Mitarbeiter arbeiten in den beiden Betrieben Samatec und Gritsch Metall. Samatec ist vor allem für seine exklusiven Hebebühnen bekannt. Doch nicht nur: Erntewagen, Raupen, Rodezangen entwickelt und produziert Samatec. Das Spezialgebiet von Gritsch Metall sind Präzisionsanfertigungen aus Stahl, Inox und Aluminium sowie Blech- und Rohrbiegearbeiten. 1987 von den Inhabern Max Gritsch und Edith Prugger gegründet, hat sich Gritsch Metall zu einem wichtigen Betrieb im Prader Wirtschaftsgefüge entwickelt. Seit 60 Jahren erfolgreich unterwegs ist das Bauunternehmen Zoderer Bau. „Wir haben zur Zeit 17 Mitarbeiter in unserem Betrieb“, erklärt Elke Zoderer, die Geschäftsführerin. Das mehrfach zertifizierte Unternehmen hat sich auch bei schlüsselfertigen Immobilienprojekten einen Namen gemacht.
Die Landwirtschaft.
Auf 7 Hektar Fläche breitet sich die OVEG aus, 3 Hektar davon sind verbaut. „Wir sind im Vinschgau der größte Produzent, was Gemüse anbelangt“, erklärt Markus Niederegger auf Nachfrage vom Vinschgerwind. Beim Sommerblumenkohl etwa ist man Spitzenreiter. Im vergangenen Jahr wurden 1.349 Tonnen Blumenkohl geerntet, davon 24 Tonnen in Bio-Qualität. Im breitgefächerten Sortiment hinzu kommen Kopf- und Spitzkohl, Kürbis, Eisbergsalat, Kartoffel, Spargel, Pak Choi, Tomaten, Sellerie, Rote Rüben, Melanzane, Fenchel, Zwiebel. Sogar 392 Kilogramm Nüsse wurden im vergangenen Jahr angeliefert. Zum anderen ist die OVEG auch der größte Kirschenproduzent im Vinschgau. Die Ernte 2022: stolze 294Tonnen. Das entspricht 29 Waggon. Dahinter reiht sich die Kartoffel: Insgesamt 11 Waggon Kartoffeln wurden 2022 angeliefert, 4 Waggon davon in Bio-Qualität. Beeren - Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren oder Heidelbeeren - wurden im vergangenen Jahr insgesamt 3 Waggon geerntet. Auch auf die Marillen entfielen rund 3 Waggon Ernte.
Natürlich ist der Apfel das Hauptprodukt. 2022 wurde insgesamt eine Ernte von 49.849 Tonnen oder 4.985 Waggon eingefahren, davon entfallen 47.705 Tonnen allein auf Äpfel, 4.665 Tonnen in Bio-Qualität. Birnen wurden im vergangenen Jahr 82 Tonnen geerntet.
Die OVEG in Prad steht für Vielfalt. Die 236 Mitglieder bauen auf insgesamt 868 Hektar Obst und Gemüse an: auf 804 Hektar Obst und auf 64 Hekatar Gemüse. 2009 wurden die ersten Äpfel im neu gebauten Zellentrakt in Prad eingelagert. 2013 begann man die Verarbeitungsstruktur samt Bürogebäude hier zu bauen. Man verfügt über eine Sortierhalle, einen Emballagenraum und eine Verpackungshalle mit dazugehörigem Maschinenpark. Insgesamt können in den Zellen am Standort Prad 3.000 – 3.200 Waggon und nochmal 600 im neuen Hochregallager eingelagert werden. Die gesamte angelieferte Tafelware läuft über die Sortieranlage, welche über 64 Kanäle verfügt. Die sortierte Ware geht anschließend in die Umschlagzellen und dann in das Hochregallager. Die OVEG verfügt insgesamt über 8 Verpackungslinien mit denen man unterschiedliche Verpackungsarten bedienen kann: gelegte Ware, lose Ware, Fruchtschalen, Beutel und Taschen. Kommt ein Auftrag herein, so wird dieser einer Verpackungslinie virtuell zugewiesen und über eine Rutsche wird die Linie mit dem Verpackungsmaterial beschickt. Das heißt es landet auf dem Packtisch. Über die Entleerstation wird die Linie mit dem entsprechenden Apfel-Artikel beschickt. Im Verpackungsraum warten die Verpackerinnen. Während ansonsten der Ablauf hochtechnologisch abläuft und automatisiert ist, muss hier viel Handarbeit geleistet werden. Die verpackte Ware wird etikettiert und auf der Palettierstation - entsprechend den Vorgaben des Kunden - palettiert. Anschließend erreicht die fertig palettierte Ware den Verpackungs- und Versandbereich, wo der LKW wartet. Zusätzlich gibt es an der OVEG eine Halle, wo die saisonalen Produkte gelagert werden.
Aber: In Prad spielt auch traditionelle Viehwirtschaft eine große Rolle. Und das nicht zu knapp. 58 Mitglieder zählt die Bergmilch Südtirol. „Durchschnittlich lieferte jedes Mitglied 2021 71.473 kg an Milch an“, erklärt Reinhard Schuster von der Bergmilch Südtirol auf Nachfrage vom Vinschgerwind.
Markus Joos vom Bezirksamt für Landwirtschaft West liefert ausführliches Zahlenmaterial zur Viehwirtschaft in der Gemeinde Prad. „Die 74 Viehhaltungsbetriebe mit mindestens 3 Großvieheinheiten halten in Summe 1.208 Großvieheinheiten (alle Viehgattungen gerechnet, Kleinvieh wurde entsprechend umgerechnet). Im Schnitt sind das gut 16 Großvieheinheiten pro Viehhaltungsbetrieb. 37 Betriebe halten zwar Vieh, aber weniger als 3 Großvieheinheiten. 42 Viehhaltungsbetriebe halten mindestens 10 Großvieheinheiten. 18 Viehhaltungsbetriebe hingegen mindestens 20 Großvieheinheiten. Von den 74 Viehhaltungsbetrieben sind 13 Betriebe, die parallel zur Viehhaltung auch Obstbau (mind. 0,1 ha) haben.
Die Viehhaltungsbetrieben bewirtschaften zusammen 533 Hektar Wiesen. Obstbaubetriebe scheinen in Prad 63 auf (gezählt ab mindestens 1000 m²); zusammen bewirtschaften diese 160 Hektar (im Schnitt also 2,5 Hektar). Zusätzlich scheinen bei den Betrieben in Prad noch 6 Hektar Getreide, 30 Hektar Feldgemüse und Beerenobst sowie 3 Hektar Marillen auf. Die beiden Fraktionen Prad und Lichtenberg bewirtschaften zusammen rund 680 Hektar Almfläche (als Nettofläche berechnet).
Die Dorfsennerei Prad am Hauptplatz in Prad ist eine Besonderheit im Vinschgau. Es sind Momentan zwei Prader Bauern, die Milch an die Dorfsennerei liefern. Von insgesamt vier. „Letztes Jahr haben wir 200.000 kg Milch verarbeitet. Zu ca. 18.000 kg Käse“, sagt Sigrid Sparer zum Vinschgerwind.
Tourismus in Prad.
Das Segment Camping spielt im Tourismus in Prad die Hauptrolle. In Prad gibt es zwei Campingplätze, die den Hauptteil der Nächtigungszahlen stellen. Der deutsche Gast ist auch hier die Nummer eins, gefolgt von den italienischen Urlaubern und - und das unterscheidet sich von anderen Gemeinden - dem niederländischen Gast. Die Niederländer sind die Campingnation in Europa und Prad deshalb beliebtes Uralubsziel.
Der Prader Ortskern.
Als Ortsmittelpunkt ist der Hauptplatz bis heute ein wichtiger Bezugspunkt im Dorf. Umschlossen wird er von zahlreichen historischen Gebäuden. Zu erwähnen gilt vor allem das ehemalige, westlich des Hauptplatzes gelegene Posthaus aus dem 19. Jhd. Hier hielten bis Anfang des 20. Jhd. Sämtliche Postkutschen auf ihrem Weg über das Stilfser Joch. Zu den weiteren historischen Dorfpunkten zählen das Sonnenwirtsgut, das Haus der Englischen Fräulein, Gânderegg, das Vöstlhaus, das Kronenwirtsgut in Agums oder das Schmölzschmiedhaus.
Hier im Ortskern bietet der Einzelhandel ein gut sortiertes Warenangebot. Optiker, Eisenwarengeschäft, Parfümerie, Mode- und Textilfachgeschäfte oder ein großes Lebensmittelangebot: Zusammen bilden die verschiedenen Geschäfte ein attraktives Einzelhandelsangebot. Auch ein Einkaufszentrum hat Prad – das kann nicht jede Gemeinde von sich bahaupten. Das PREZ, das Prader Einkaufszentrum, beherbergt ganz unterschiedliche Geschäfte und Dienstleister. Aus der Vogelperspektive betrachtet, hat das PREZ die Form eines Schlüssels. Das nur am Rande erwähnt.
Insgesamt ist in Prad viel Unternehmergeist und -willen Zuhause. Das wird die Marktgemeinde am Tor zum Stilfserjoch auch in Zukunft wachsen und gedeihen lassen.
Auch ein starkes traditionsbewusstes Vereinsleben zeichnet Prad aus.
Vereine wie die Goaßlschnöller Prad zählen dazu. Oder der Schachverein Lichtenberg. Auch das Kuratorium Schloss Lichtenberg, das sich der ulturhistorische und touristische Aufwertung von Schloss Lichtenberg verschrieben hat, ist eine Besonderheit Prad am Stilfserjoch. Insgesamt betrachtet, zeichnet sich Prad durch ein starkes Dorfleben und gelebtes Brauchtum aus. Prad am Stilfserjoch ist, wie kein anderer Ort im Vinschgau oder gar Südtirol reich an den unterschiedlichsten Bräuchen, die im Laufe eines Jahres gelebt werden. Beim traditionellen „Zusslrennen“ etwa sollen Winter und Kälte vertrieben werden und der Frühling mit einem lärmenden Krawallkonzert aufgeweckt werden. Dieser Prader Fastnachtsbrauch findet jedes Jahr am Unsinnigen Donnerstag statt und wird jedes Jahr aufs Neue leidenschaftlich gepflegt. Auch den Maschgertanz oder das Honterlerennen gibt es nur in Prad.
Zudem ist Prad Bildungszentrum im Vinschgau.
In Prad, genauer gesagt in Spondinig laufen die Bildungsfäden zusammen. Am Bahnhof in Spondinig haben folgende Einrichtungen und Betriebe ihren Sitz: der Jugenddienst Obervinschgau, die Genossenschaft für Weiterbildung und Regionalentwicklung G.m.b.H., die Sozialgenossenschaft VISO Plus, die Bezirksservicestelle für die Bildungsausschüsse von Reschen bis Kastelbell und das Informationsbüro für den EU-INTERREG-RAT Terra Raetica. Fazit: Prad ist eine sehr lebenswerte Gemeinde mit großen Zukunftsperspektiven.
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