„Was mich interessiert ist die Struktur der Erde, die Struktur des Staubes, der Felswände, der Böden …..... Ich komme nicht mehr davon los! Die Malerei ist für mich ein Weg, mich den Naturgewalten zu nähern und meine intensive Verbindung mit ihr zum Ausdruck zu bringen“.
(Jörg Hofer 2022)
Frühes Leben
Jörg Hofer wurde 1953 in Laas geboren, seine Familie betrieb dort ein Gasthaus mit Metzgerei. „Ich war ein früh die Unabhängigkeit liebendes Kind. Mein Vater starb als ich 13 Jahre alt war und ich war gezwungen nach der Handelsschule die Berufsschule für Metzger zu besuchen, da ich die Lizenz auf die Metzgerei übernehmen sollte. Damit war mein Weg vorgezeichnet. Das war aber nicht meine Welt. Obwohl ich sagen muss, dass gewisse Dinge aus dem Ambiente mich auch geprägt haben, die Farbe des Blutes im Schlachthaus, ihre Rinnsale am Boden beflügelten meine Gedanken“.
Neues Leben
„Ich hatte eine Großtante Dr. Maria Tinzl, Kinderärztin in Meran. Diese war eine Förderin der Künste, kaufte Bilder und brachte auch welche ins Haus. Vor allem jene von Hans Ebensperger faszinierten mich schon als Kind. Auch mit Karl Grasser verband mich bereits als Jugendlicher die Leidenschaft fürs Zeichnen. Er war es auch, der mir riet mich sofort auf der Akademie zu bewerben ohne Kunstschule. Er war mein Mentor. So ließ ich den heimatlichen Betrieb hinter mir und fuhr mit 2 Zeichenmappen nach Wien und als ich bei der Aufnahmeprüfung gefragt wurde, welche Vorbildung ich hätte antwortete ich: „Keine, ich bin Metzger“. Überraschenderweise zeigten sich die Professoren erstaunt und meinten: „Endlich kommt einer, der arbeiten kann“.
„Ich wurde in die Meisterklasse für Malerei bei Prof. Max Weiler aufgenommen. Weiler hat mich schon geprägt. Er hatte eine ganz neue Sichtweise auf die herkömmliche Tiroler Malerei und ging ganz andere Wege“.
Ein großer Förderer des jungen Weiler war der ehemalige Bauernbundobmann und spätere Landeshauptmann von Nordtirol Eduard Wallnöfer. Dies hat Weilers Karriere losgetreten.
Interessant auch, Hans Ebensperger durfte 1947 als junger Maler bei den großen umstrittenen Fresken auf der Hungerburg in der Theresienkirche den blauen Hund zu Füßen des Tiroler Lanzenstechers malen. Die Fresken wurden nach dem Skandal jahrelang verhängt. Fünfundzwanzig Jahre später, Weiler war inzwischen Professor an der Wiener Akademie, kam ich daher und er nahm mich sofort als Schüler auf.
Mit Ebensperger verband mich sicher eine Geistesverwandschaft, obwohl ich ihn nie persönlich kennenlernte.
Hofers Werdegang
Nach dem Studium mit dem Diplom in der Hand nach Hause gekehrt, war der Anfang sehr ernüchternd. Hofer begab sich auf verschiedene Reisen, Griechenland, Spanien, Sizilien …... Bei einer Reise nach Pompei hatte er ein Schlüsselerlebnis, das sein Leben prägte. Die Farben in den Fresken hatten eine besondere Leuchtkraft und eine andere Reflexion und unterschieden sich von den Fresken in den romanischen Kirchen des Vinschgau. Nach vielen Recherchen kam die Erkenntnis, es war die kristalline Strahlkraft im Marmorsand!
Die Idee war da: „Ich habe den Marmorsand vor der Haustür, ein Abfallprodukt der Steinmetze und kann ihn mir nur holen. So begann alles“.
Jörg Hofer war also der erste Künstler in der Umgebung, der Laaser Marmorsand in seinen Werken verarbeitete. Diese Technik begleitete ihn fortan für seine gesamte künstlerische Laufbahn. Früher malte Hofer lebensgroße Akte, expressiv und gewaltvoll, heute sind seine Werke oft transparenter, eine Art „Schleierbilder“.
Hofer ist kein Landschaftsmaler im klassischen Sinne. Er spricht vom Klang der Farben und von Schwingungsbildern. Erst wenn es ihm gelingt ein Bild zum Vibrieren zu bringen, einen Raum in Bewegung zu versetzen, ist seine Malerei gelungen.
Für seinen unermüdlichen Einsatz für die Kunst und die Konsequenz in der Malerei verlieh ihm der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer 2014 den Professorentitel.
Haus 59 Stilfs
Heuer geht das kleine Kunstprojekt von Karin Dalla Torre und Thomas Pichler in die 5. Ausgabe. Nach Anna Wielander, Michael Niederegger, Christian Stecher und Annemarie Laner wird in diesem Jahr Jörg Hofer einige Werke in den Räumen des alten Bäckerhauses ausstellen.
„Meistens arbeite ich mit großen Formaten. Gerade deshalb habe ich die Einladung gerne angenommen mich mit einem kleinen Ambiente auseinanderzusetzen. Qualität hat mit der Größe des Formats nichts zu tun. Auch ein kleines Bild kann, wenn es gelungen ist, monumental sein“.
Peter Tscholl
Die Ausstellung „Stilfs ist nichts“ (Thomas Bernhard) im Haus 59 wird am 03.09.2022 um 18:00 Uhr mit der Musik von David Frank eröffnet.
Ausstellungsdauer 04.09. – 10.09.2022
Öffnungszeiten täglich
10.00 – 12.30 / 14.30 – 18.30 Uhr