Kolping im Vinschgau - „Wie es jetzt geht und steht in der Welt, so kann es nicht mehr weitergehen“! Dieses Kolpingzitat aus dem Jahre 1858 hat in den letzten Wochen und Monaten drastisch an Bedeutung gewonnen. Wir lesen es heute mit anderen Augen und Empfindungen, vielleicht auch Ängsten. Dass es um unsere Welt nicht überall gut steht, das wussten wir schon lange, nicht erst seit dem aktuellen Krieg Putins, der sich nun auch gegen unsere Kolpingschwestern und -brüder in der Ukraine richtet.
Wer das Zitat liest, wird Parallelen zur Zeit der Industrialisierung im 18. Jahrhundert suchen. Die Zeit, in der Adolph Kolping lebte und er in seinem Umfeld hautnah die soziale Ungerechtigkeit miterleben musste. Für Kolping war klar, dass es damals so nicht weitergehen konnte. Sein Rezept dagegen war die Gründung der katholischen Gesellenvereine – heute Kolpingsfamilien. Für die positive Entwicklung der Gesellschaft hatte seine Vision und Mission weitreichende Folgen auch als Basis unserer demokratischen und sozialen Grundwerte von heute.
Wie sieht unser Rezept heute aus? Die soziale Veredelung von einst, das starke soziale Gefälle von Arm und Reich, scheint bei uns in Europa nicht mehr existent zu sein oder ist zumindest aus unserem unmittelbaren Blickwinkel verschwunden. Wir leben in einer modernen Gesellschaft mit gelebter Demokratie und vielen sozialen Errungenschaften. Unser Blick richtet sich daher vermehrt auf die eine Welt und prägt seit 50 Jahren unser soziales Engagement. Tun wir es als Kolpinger?? Darüber mehr in der nächsten Ausgabe……
Otto von Delleman