Der Modefotograf Markus Pritzi aus Tartsch zählt zu den international besten seines Fachs. Er erhält Aufträge aus aller Welt. Kürzlich wählte er den Laaser Weißwasserbruch als Kulisse für ein exklusives Foto-Shooting.
Von Magdalena Dietl Sapelza
Mit der Kamera in der Hand lässt Markus die Blicke durch die Hallen im Marmorbruch schweifen und wählt die Hintergrundmotive. Er positioniert das Model und mit ihr die Kleider der Luxus-Label Gucci, Bottega Veneta, Balenciaga und Miu Miu. Dann fotografiert er aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Unterstützt wird er von seiner Crew und von Kollegen aus dem Vinschgau. Die Stylistin ist aus Paris angereist, das amerikanische Model aus Rom, die Visagisten und die Assistenten aus Berlin beziehungsweise München. Je nachdem mit wem Markus gerade spricht, wechselt er wie selbstverständlich vom Hochdeutschen ins Englische, ins Französische, ins Italienische und in den Vinschger Dialekt. Er fotografiert für Abdrucke im italienischen Magazin CAP 74024 und für sein Portfolio.
Bei Aufträgen für Magazine geht es nicht um finanzielle Interessen, sondern darum, sich und seine Bildsprache uneingeschränkt zu präsentieren. Markus bereist die Welt, ist aber mit Tartsch stark verwurzelt, wo er mit zwei Brüdern aufgewachsen ist. Seine Mutter ist 2018 gestorben. „Mit dr Mama hon i a gonz wichtige Bezugsperson verlorn“, meint er. Nachdem sie an Alzheimer erkrankt war, erlebte Markus eine schwere emotionale Zeit. Heute freut sich sein Vater, wenn er zu Besuch kommt. Seinen Eltern ist Markus sehr dankbar. „Ohne meine Eltern hat i sichr vieles nit gmeischtert“, betont er.
Seine Weichen zum Fotografen hatte einst die Techniklehrerin in der Mittelschule Mals mit einem Foto-Projekt gestellt. Jeder Schüler durfte fotografieren und ein Bild auf dem Film belichten. Gemeinsam entwickelten sie dann den Negativfilm und machten Abzüge in schwarz weiß. Markus hatte Kirschblüten fotografiert. Das Ganze faszinierte ihn so sehr, dass er entschied, Fotograf zu werden. Mit dem Geld, das er sich beim Himbeerpflücken verdient hatte, kaufte er sich eine eigene Kodak. Er lichtete Landschaften, Blumen und Vogelnester ab. „I hon Dias gmocht, weil sel billiger isch“, meint er. Auf sein Drängen hin kaufte ihm der Vater eine Spiegelreflex-Kamera. „I bin ihm schun long gnua af di Nerven gongan“, lacht er. Glücklich war er, als er mit 14 Jahren einen Sommerjob bei Foto Wieser in Schlanders antreten konnte. Dort machte er dann auch die Lehre. Er fotografierte Hochzeiten, Erstkommunionen, Portraits von Freunden … „Pan Wieser Kurt hon i gonz viel glearnt“, unterstreicht er. Auch als Geselle arbeitete er bei seinem Lehrmeister. In der Mittagspause studierte er oft die Fotos in Modezeitschriften. „I hon mi a bissl in dia Ästhetik verschossn“, verrät er.
Als 19-Jähriger wechselte er nach München zu einem Modefotografen. Mit ihm trat er schon kurz darauf als Assistent die Reise nach Los Angeles an. Alles war neu für ihn, er hatte Flugangst und sprach kein Englisch. Diese Sprache eignete er sich erst nach und nach an. Eigentlich entsprach die Arbeit für den damaligen Kunden nicht seiner Vorstellung, denn er wollte seinen Idolen Irving Penn und Helmut Newton nacheifern und etwas Besonderes schaffen. Mit seinem Chef reiste er um die halbe Welt. Von Barbados wäre er beinahe nicht mehr zurückgekehrt. Nach einem Sturz über die Klippen erlitt er Knochenbrüche, die ihn monatelang außer Gefecht setzten. „Drhoam hon i lei gsogg, dass i kuglt bin“, verrät er. Zu groß war seine Sorge, dass ihm die Mutter sagen würde, jetzt reichts. Zurück in München suchte er neue Herausforderungen. Er arbeitet für mehrere Fotografen, ehe er sich 28-jährig selbständig machte. Mit einer Imagekampagne für die Modemarke Escada schaffte er seinen Durchbruch. Er fotografierte fortan für die Modemarken wie Fendi, Valentino, Calvin Klein... Er stellte Charlotte Gainsbourg ins richtige Licht, genauso wie die Sängerin Dua Lipa und den Fußballer Xavier Alonso. Auch die Swiss Air verpflichtete ihn für ihren Werbeauftritt. Gebucht wird er nun über eine Agentur.
Mittlerweile ist er nach Paris gezogen. „In München isch miar gach di Inspiration ausgongen“, verrät er. Doch auch in Paris ist er selten anzutreffen. Meist ist er irgendwo auf der Welt unterwegs. „Reisen bring di beschtn Inspirationen unt Ideen“ bekräftigt er. „Wenn ma amol nimmr nuigierig unt a a bissl kindisch isch, nor isches vorbei“, erklärt er. Sein Job sei ein harter aber ein spannender. Das Schwierigste sei die Auswahl der Modelle und das richtige Casting innerhalb der gegebenen Möglichkeiten. Markus hält auch immer Ausschau nach besonderen Plätzen. Jüngst hat er einige in Südtirol gewählt. Nach einem Fotoshooting auf dem Stilfser Joch im vergangenen Sommer dachte er an den Marmorbruch als Kulisse und knüpfte Kontakt zum Geschäftsführer der Lasa Marmor, Kurt Ratschiller. Dieser öffnete ihm in der Werkspause anfangs Jänner die Tore. Es entstanden außergewöhnliche Bilder. Möglicherweise sind diese schon bald in Modemagazinen zu sehen und machen Werbung nicht nur für Markus, sondern auch für den Marmor aus dem Weißwasserbruch.