Bauplatz: Die Voliere in Schlanders

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Vinschgerwind: Das neue avimundus in Schlanders erinnert an eine Voliere. Ist es ein Vogelkäfig?
Stephan Marx: Das ist ein Vogelkäfig im positiven Sinne. Der Begriff ist negativ behaftet, weil man da an ein Gehege denkt. Das ist aus Sicht des Tierschutzes negativ behaftet. Für mich ist eine Voliere etwas Luftiges etwas Leichtes und hat daher viel mit dem Fliegen zu tun. Das Fliegen ist ja s35 IMG 5519Thema im Vogelmuseum avimundus. Ich habe deshalb bewusst keinen hermetisch abgeschlossenen Bau gewählt, sondern etwas Leichtes.

Vinschgerwind: Sie sind einer, der architektonisch selbstbewusst auftritt. Auf der anderen Seite reagieren Sie sehr sensibel auf architektonische Umgebungen. Wie erklären Sie das Einpflegen des avimundus in die Häuserzeile in der Schlanderser Fußgängerzone?
Stephan Marx: Das ist eine Paradoxon. Eine Voliere ist eigentlich auf allen vier Seiten frei, in einem Park etwa. Der paradoxe Fall ist, dass wir in einer dichtesten Gebäudeansammlung planen mussten. Die Frage für mich war: Geht das überhaupt? Wissen dass man anbauen muss. Ich hab’s trotzdem probiert. Natürlich musste man das neue Gebäude an einer Seite an ein bestehendes angrenzen. Dort sind die gesamten Erschließungen eingeplant, die kaum Licht benötigen. Die anderen drei Seiten ist eine Glasfassade mit einem Gerüst überdeckt, das auch als Sonnenschutz dient. Vogelkäfige oder Voliere sind in der Regel rund und hier ist es ein polygonaler Körper geworden, der die Grundstücksform aufnimmt. Urprünglich wollte ich das Gebäude in einem Zeltdach enden lassen, so dass die Form der umgebenden Bauten aufgenommen wäre.

Vinschgerwind: Oben ist dann eine flache Terrasse geworden...
Stephan Marx: Genau. Eine Verglasung über Dach haben wir uns dann auch wegen der Sonneneinstrahlung doch nicht getraut. Für mich war der flache Teil oben ein Dachstuhl, alle anderen haben eine Terrasse gesehen. Auf einen offenen Dachstuhl kann man sich auch bewegen. Man wollte dann aber eine offene Terrasse haben, die vom Gerüst nicht überdeckt sein sollte. Den Kompromiss bin ich dann eingegangen.

Vinschgerwind: Welche Freiheiten bzw. welche Beengtheiten haben Sie bei der Planung vorgefunden?
Stephan Marx: Das Thema war klar. Eine gewisse Vorarbeit war da, aber aus meiner Sicht mangelhaft. Denn das gesamte Konzept der Ausstellung wurde erst nachträglich in die architektonische Form gebracht. Es war also nicht so, dass ich von vornherein ein bestimmtes Raumprogramm vordefiniert bekommen habe. Natürlich habe ich mich dann für Vogelmuseen informiert. Man findet allerdings fast gar nichts zu einem Vogelmuseum. Was ich gefunden habe, waren alles kombinierte Museen. Dann habe ich eine Hülle entworfen, schlussendlich hat es gepasst. Aber zurück zu Ihrer Frage: Das Grundstück war definiert, viel war da nicht möglich. Man hat überlegt, unter die Fußgängerzone hineinzubauen mit einem Fenster zum Hineinschauen. Wir haben dann die Zugangsrampe bekommen. Architektonisch hatte ich freie Hand sowohl bei der Frage der Hülle als auch beim Raumprogramm.

Interview: Erwin Bernhart

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