Bozen/Südtirol - Die Ankündigung, dass der Sanitätsbetrieb Gratis-Nasenflügeltests für Erntehelfer zur Verfügung stellt, stößt auf heftige Kritik. Es geht nicht um eine Neiddebatte, sondern zumindest um Gleichbehandlung.
von Erwin Bernhart
Bei den Angestellten in der Privatwirtschaft und vor allem bei den Erntehelfern besteht eine Covid-Sicherheitslücke. Diese Lücke hat nun der Ministerrat in Rom geschlossen: Ab 15. Oktober sollen auch in der Privatwirtschaft die „Green-Pass“ Regelung gelten. Für das beim Staat angestellte Lehrpersonal gilt der „Green Pass“ seit Schulbeginn. Und für die Angestellten im Gesundheitswesen gilt die Impfpflicht.
Das Land, sagt Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler, habe im Arbeitsrecht keine Zuständigkeit. Der HGV habe für die Angestellten im Gastgewerbe seit Längerem eine Konvention mit dem Sanitätsbetrieb abgeschlossen, sodass kostenlose und freiwillige Nasen-Flügel-Tests für die Gastgewerbe- und Hotelangestellten gemacht werden können. Der Bauernbund hat diese Konvention mit dem Sanitätsbetrieb für die Erntehelfer sehr lange hinausgezögert und erst letzte Woche abgeschlossen, nachdem schon längst viele Erntehelfer im Lande waren. Und dies, obwohl LR Arnold Schuler bereits im Sommer angemahnt hatte, diese kostenlosen Tests vorzusehen. Bis die staatliche Regelung ab Mitte Oktober greifen wird, behilft man sich für diese kurze Zeit mit kostenlosen Nasen-Flügel-Tests für die Klauber. Die Kostenlosigkeit hat zu heftigen Protestreaktionen vor allem vonseiten der Gewerkschaften geführt. In einer Aussendung sagt der Vorsitzenden des Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes (ASGB), Tony Tschenett: „Eigentlich müssten in allen Bereichen dieselben Regeln gelten. Sprich: Voraussetzung für die Einreise ist der Grüne Pass – egal ob es sich um Touristen oder Erntehelfer handelt. Die zuständigen Behörden müssten die Erntehelfer also rigide kontrollieren. Es kann nicht sein, dass wir möglicherweise infizierte Personen einreisen lassen, die Ausbreitung von Covid-19 riskieren und schlussendlich die gesamte Wirtschaft draufzahlt.“ Das sehr späte Reagieren des Bauernbundes und vor allem die kostenlosen Tests sind auch der einheimischen Bevölkerung schwer vermittelbar. Zum einen sind die Nasen-Flügel-Tests für einen „Green Pass“ gar nicht gültig und zum anderen muss die heimische Bevölkerung für einen Antigen- oder PCR-Test selbst bezahlen, um in den Genuss eines „Green Pass“ zu kommen. Nicht zuletzt wird von vielen hinter vorgehaltener Hand darauf hingewiesen, dass die Apfelbauern eh schon steuerlich privilegiert sind und sich diese Nasen-Flügel-Tests ohne Weiteres leisten könnten.