Tartsch - Grundsätzlich gehören Wildtiere in ihr natürliches Umfeld. Das unterstreicht Albert Pritzi. Er möchte nicht dazu anregen, Nester zu plündern und Tiere mit nach Hause zu nehmen. „Obr dia zwoa Oacherlan hattns suscht nit pockt“, erklärt er.
Der Reihe nach: Am 21. Juli 2021 kam Frau Maria König aufgeregt zu Albert: „Afn Steig in Wold liegn vier Viechlan, bitte kimm schaugn, i woas nit wos es isch.“ Albert erkannte sofort, dass es sich um Eichhörnchen handelte. Möglicherweise hatte die Mutter versucht, sie umzubetten, oder der Sturm hatte sie aus dem Nest geschüttelt. Albert wusste, die Mutter der Eichhörnchen würde versuchen, die Kleinen zu holen. Eine Chance zu überleben hätten nur die zwei größeren. Albert bettete diese auf ein Taschentuch und legte sie neben dem Steig ins Moos. Die Mutter holte sie dann auch. Die zwei Winzlinge in der Größe seines kleinen Fingers und 47 Gramm schwer nahm er mit nach Hause, um sie aufzupäppeln. Dass es nicht einfach sein würde, war ihm bewusst. Er legte die „Findelkinder“ in einen kleinen Korb und wärmte sie mit einer Bettflasche. Mit einer Spritze träufelte er ihnen verdünnte, handwarme Babymilch ins Mäulchen und massierte dann sanft den Bauch, um ihre Verdauung zu stimulieren. Wochenlang stand dieses Ritual alle drei Stunden rund um die Uhr auf dem Programm. Alberts Frau Zita half mit und hie und da auch Martina Ferrai. „Tschuppi“ und „Tschoppi“, wie die zwei männlichen Tierchen genannt wurden, öffneten am 2. August die Augen. Sie wurden beim Trinken immer geschickter. Schon bald hielten sie die Spritze selbst fest, schleckten Babybrei und begannen Nüsse und Obst zu fressen. Albert führte über alles genau Buch.
Er zimmerte ihnen eine kleine Voliere für die Nacht im Wohnzimmer und eine größere für tagsüber im Garten, wo sie sich austoben und Muskeln aufbauen konnten. Denn es war immer klar, die Eichhörnchen würden wieder in den Wald zurückkehren. Anfangs September war es dann so weit. Um ihnen Sicherheit zu geben, stellte er ihnen auch die Schlafvoliere in den Wald. „I hon a morts Freid, dass i si aufbrocht hon“, meint er. Seine Schützlinge lässt Albert auch weiterhin nicht aus den Augen. Mit Genugtuung erfüllt ihn, dass sich die Aufzucht mit einem Zeitaufwand von sechs bis sieben Stunden täglich gelohnt hat. Und für seine Eichhörnchen hat er auch gerne auf den Sommerurlaub verzichtet. „Deis konn ma lai tian, wenn ma in Pension isch und an Egg aweck hot“, lacht er. (mds)