Der Papst aus Deutschland ist zurückgetreten und hat damit ein vermeintliches innerkirchliches Tabu gebrochen. Versteht man diesen Abgang als menschlichen Schritt, dann wird wohl vieles in der Kirche menschlicher betrachtet werden müssen. Ehescheidungen etwa, Schwule und Lesben etwa, der Ruf nach weiblichen Priesterinnen etwa, und und und. Jedenfalls könnte der Rücktritt des Papstes einer dogmatischen und inhaltlichen Erosion in der katholischen Kirche gleichkommen. Wie wird die Kirche, wie wird ein nächster Papst mit den kircheninternen Problemen umgehen? Lassen wir uns überraschen.
Einem anderen, einem weltlichen, einem provinziellen „Papst“ war und ist der Gedanke an einen Rücktritt ein Gräuel: Landeshauptmann Luis Durnwalder. Seit vergangenem Sommer hat sich Durnwalder selbst ein Ablaufdatum gegeben, nachdem er von der SVP-Landesversammlung mit der Einführung von Vorwahlen für einen „Spitzenkandidaten“ dazu gezwungen worden war. Seither ist Durnwalder so etwas wie vogelfrei: Zuerst der aufkochende SEL-Skandal, dem die Durnwalder-Vasallen Laimer, Stocker und Rainer zum Opfer gefallen sind. Und nun, kurz vor den Parlamentswahlen der Sonderfonds des Landeshauptmannes. Durnwalder wird vom Rechnungshof vorgeworfen, in den letzten Jahren Ausgaben von mehr als 1,5 Millionen Euro nicht rechtmäßig ausgegeben zu haben. Durnwalder wehrt sich: „Die Mittel aus dem Fonds sind ausschließlich ausgegeben worden, um Spesen zu begleichen, die in Zusammenhang mit der Ausübung meines Amtes stehen.“ Eines ist klar: Die Affären sind eine Vivisektion eines Systems mit dem möglichen Ergebnis: Operation gelungen, Patient tot.
Der Papst hat, wie man umgangssprachlich sagt, Recht gehabt und ist gegangen.