Pfiati Burgl

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Burgl Dietl Stocker, Plawenn, war leidenschaftliche Bäuerin  und passionierte Züchterin. Nach dem frühen Tod ihres Mannes lenkte sie die Geschicke auf dem Hof allein mit ihren drei Kindern Burgl Dietl Stocker, Plawenn, war leidenschaftliche Bäuerin und passionierte Züchterin. Nach dem frühen Tod ihres Mannes lenkte sie die Geschicke auf dem Hof allein mit ihren drei Kindern

Alles ist noch so unwirklich, so als ob es nicht wahr wäre. Es ist schwer zu begreifen. Meine Schwester Burgl hat sich nach einem plötzlichen Herzstillstand bei Holzarbeiten ganz plötzlich und unerwartet am 17. August 2021 aus dem Leben verabschiedet.

von Magdalena Dietl Sapelza

Wie gerne möchte ich den Anrufknopf drücken und mit Burgl reden, mit ihr diskutieren, mit ihr „poorrechtn“, oder sie fragen, ob sie mir einen Alp-Butter besorgen kann. In Gedanken sehe ich sie vor mir, mit der aufgesteckten Lesebrille im Haar, mit ihrem gewinnenden Lachen. Und weil sie wieder einmal zu spät gekommen ist, höre ich sie schmunzelnd sagen: „Ma dertuat schun decht olz, ma muaßas lei nit sou genau nemman“. Sie hatte nicht auf die Uhr geschaut, oder es hatte bei der Stallarbeit „gefuchst“.
Die Liebe zu den Tieren war ihr in die Wiege gelegt. In ihrem Heimatort Taufers i. M. hütete sie schon als Volksschulkind allein die Kälber. Sie wünschte sich sehnlichst ein Pferd. Doch das hätte die niedrige Raumhöhe des Stalles gesprengt.
Nach Abschluss der Handelsoberschule in Mals überlegte sie, in Wien Tiermedizin zu studieren. Das Heimweh war jedoch der Bremsklotz. In der entfernten Großstadt hätte sie es nie ausgehalten.
Zögerlich nahm sie im Gasthaus „Chrusch Alba“ in Zernez eine Stelle als Kellnerin an, weil keine in einem Büro frei war. Sie sorgte sich anfangs, dass ihr die Knödel durch den Saal rollen könnten. Diese Sorge war bald verflogen. Mit ihrer offenen, herzlichen Art zog sie die Gäste an. Auch Vinschger Grenzpendler kehrten bei ihr ein. Wenn es ihr in Zernez auch an nichts fehlte, so plagte sie doch das Heimweh. In der Zimmerstunde fuhr sie oft mit ihrem Fiat 127 für einen Sprung nach Taufers. „Wer Hoamweah nit kennt, woaß nit, wia weah deis tuat“, betonte sie oft.
Von Zernez wechselte sie zur Firma HOPPE nach Schluderns. „Miar hobm iatz a Sekretärin, dia redet olm lei fa di Kiah unt fa dr Baurschoft“, so beschrieb sie ein Schlosser, der selbst Bauer war. In der HOPPE arbeitete auch ihr späterer Mann Richard Stocker aus Plawenn. Mit ihm teilte sie die Passion für das Braunvieh. Augenzwinkernd ließ sie jedoch immer auch andere Rassen gelten.
Nach der Hochzeit 1987 wohnte sie mit Richard zuerst in Taufers und übersiedelte dann mit ihm nach Plawenn. Tochter Miriam war bereits geboren, Stefan und Manuela kamen dazu. Burgl gab die Arbeit in der Fabrik auf, um bei ihren Kindern sein zu können. Sie konzentrierte sich auf die „Baur-
schaft“ und auf den Bau des Eigenheimes. Anfangs 1998 stand der Rohbau. Dann überstürzten sich die Ereignisse. Im Mai 1998 war Richard mit der Diagnose Krebs konfrontiert. Im Juni starb er. Burgl stand mit ihren drei Kindern im Alter von zehn, acht und fünf Jahren allein da. Mutig krempelte sie die Ärmel hoch. Mit Unterstützung vieler Menschen schaffte sie es, die schwere Zeit zu überwinden und die Lebensfreude wiederzufinden. Sie bewies ein gutes Händchen bei der Zucht. Mit hochwertigen Zuchttieren machte sie sich einen Namen über die Grenzen Südtirols hinaus. Versteigerungen und Viehausstellungen zählten zu ihren Fixterminen. Das empfand sie als Urlaub. Für andere Urlaubstage nahm sie sich selten Zeit. Eine Reise nach Amerika gönnte sie sich jedoch, wo sie 2018 mit ihren Töchtern samt Anhang New York, San Francisco, Fresno und Las Vegas besuchte.
Burgl liebte es, stundenlang mit Züchtern:innen zu diskutieren, mit ihnen zu scherzen und mit ihnen ein „Wienerschnitzl“ zu essen. Sie nahm sich selbst nie wichtig und hatte ein offenes Ohr für alle. Mit Rat und Tat stand sie Kollegen:innen zur Seite, wenn‘s beim „Kälbern“ Probleme gab oder beim „Belegen“. Oft setzte sie erfolgreich Naturheilmittel ein. Sohn Stefan arbeitete mit ihr im Team. Einmal war sie sein Chef, einmal war er der ihre. Burgl war offen für neue Ideen. Sie war dabei einen Laufstall zu planen. „Dassas di Viecher fein hobm“, erklärte sie. Ehrenamtlich engagierte sie sich im Jungzüchterclub, in der Interessentschaft Plawenn, im Meliorierungskonsortium Obervinschgau, im Delegiertenrat der Mila-Bergmilch, als Kassiererin der FF Plawenn und einiges mehr. Burgl hinterlässt eine große Lücke.
Manchmal habe ich mit ihr über den Tod gesprochen. „Wenn’s soweit isch, mechat i umfolln unt aweck sein“, meinte sie. Und genau das hat sie geschafft. Es war jedoch viel zu früh. Burgl ist 59 Jahre alt geworden. Es bleiben nur noch Erinnerungen an ihre offene, unkomplizierte Art, an ihren unverwechselbaren Humor, an ihr herzliches Lachen und an die oft langen Telefonate mit ihr.

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