Politik und Preiswatten
Folgende Aussagen sagen eigentlich alles darüber aus, wie ernst viele Südtiroler ihre Politiker und – man staune – sich die Politiker jetzt auch selbst nehmen (vgl. Interview Vinschgerwind Nr. 3/2013, S. 6):
Pius Leitner: „Ich bin schon etwas länger in der Politik. Wahlkämpfe unterscheiden sich vom politischen Alltag. Ich vergleiche das mit dem Watten. Eine Wahl ist das Preiswatten. Da strengt man sich mehr an, weil ein sichtbares Ergebnis herauskommen muss. Parteien werden bei Wahlen gemessen.“ Danach nicht mehr Herr Leitner? Mehr Anstrengung für welches sichtbare Ergebnis? Die eigene Stimmenanzahl? Politik und Preiswatten?
Kronbichler setzt noch eines drauf: „Es ist wie ein Schauspiel und das Volk hat, mindestens in dieser Zeit, das Recht seine Vertreter vorzuführen. Bis zur Demütigung. Es ist bisher noch erträglich.“ Schauspiel, erträglich? Für wen Herr Kronbichler? Die, die zuschauen, sind schon lange keine „Schaulustigen“ mehr, sondern Politikverdrossene.
Zugegeben ist es nicht nur diese, Ihre sehr zweifelhafte Einstellung zur Politik - die stellvertretend für viele andere Politiker steht - die die Autonomie gefährdet. Gefährdend ist auch das daraus resultierende politische Desinteresse einer großen Wählerschaft, die sich immer öfter fragt, von welchen Leuten sie da vertreten wird oder ob es völlig egal ist, wer beim nächs-ten politischen Schwank mitspielt. Also frei nach Bismarck „Jede Politik ist besser als eine schwankende“.
Kurt Ratschiller, Kastelbell
Glurns: Heikle Balance zwischen Schutz und Nutzung
Zur Freude der Bevölkerung und der Gäste hat die Gemeinde Glurns eine Bannzone von 100 m um ihr Städtchen ausgewiesen, in der keine neuen Intensivkulturen erlaubt sind und keine Hagel- oder sonstigen Schutznetze angebracht werden dürfen.
In einer Zeit übermäßiger Landschaftsveränderungen ist es wichtig, Grenzen zu setzen, denn es gilt die heikle Balance zwischen Nutzung und Schutz von Landschaft zu finden. Die Identität eines Raumes und die ökologischen Ausgleichsfunktionen sind zu stärken und es ist ein verträgliches Miteinander aller Landschaftsnutzenden anzustreben.
Giftige Pestizide und hässliche Schutznetze in unmittelbarer Wohnumgebung sind mit der Gesundheit und dem Wohlbefinden der Menschen nicht vereinbar.
Die Bannzone um das Städtchen Glurns ist ein positives Zeichen gegen die unmäßige Landschaftsveränderung und es ist zu hoffen, dass auch andere Gemeinden diesem Beispiel folgen.
Joachim Winkler, Mals
Straftat beobachten - Was nun?
Viele Menschen,die in ihrem Leben schon einmal Opfer einer Straftat wurden,wissen was es heißt, unerwartet Hilfe zu bekommen. Nicht immer und überall kann die Polizei diese Aufgabe von Beginn an übernehmen. Meist dauert es einige Minuten,bis die Beamten am Tatort eintreffen-ein paar Minuten, in denen es an Zeugen und unbeteiligten Dritten liegt, mit Bedacht ins Geschehen einzugreifen und eine aus dem Ruder laufende Situation vielleicht frühzeitig wieder in die richtige Bahn zu lenken.
Tatsache ist, dass viele Straftaten nur mit Hilfe der Bevölkerung verhindert oder aufgeklärt werden können. Deshalb ist es wichtig, dass Menschen Zivilcourage zeigen und in brenzligen Situationen nicht wegschauen, sondern sich einmischen. Dabei muss und soll man sich nicht selbst gefährden, schon gar nicht wird Heldentum verlangt. Ganz im Gegenteil- oftmals genügen bereits Kleinigkeiten, um ein große Wirkung zu erzielen. So kann schon eine rechtzeitige Verständigung der Polizei über das heute allgegenwärtige Mobiltelefon oder auch ein lautstarker Protest Schlimmeres verhindern. Der Wunsch zu helfen ist bei vielen Menschen vorhanden. Allein die Unsicherheit über die Möglichkeit, wie man sich in kritischen Situationen verhalten soll, hält viele davon ab, überhaupt etwas zu unternehmen.
Grundsätzlich gilt: Helfen ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Andere Unbeteiligte aktiv auf- und deren Mithilfe einfordern. Das Geschehen genau beobachten - eine detaillierte Beschreibung dessen, was geschah, erleichtert der Polizei die Täterermittlung. Professionelle Hilfe organisieren-der Notruf ist rund um die Uhr besetzt. Erstversorgung von Opfern. Sich als Zeuge zur Verfügung stellen.
Hansjörg Bernhart, Burgeis
Gut beraten
Für die deutschen Südtiroler ist es normal, zu den Städten Trento „Trient“, zu Milano „Mailand“, zu Venezia „Venedig“ zu sagen. Dabei finden sie es aber auch richtig, dass diese Städte amtlich Trento, Milano und Venezia heißen. Aber wie verhält es sich bei den landeseigenen Ortsnamen? Kann unterschieden werden zwischen Exonym und Endonym? Sind die Südtiroler, egal welcher Sprachgruppe, in der Lage, zwischen historisch gewachsenen Ortsnamen und den Pseudoortsnamen zu differieren? Richtige Ortsnamen dürfen nicht aus Gleichgültigkeit, Kulturlosigkeit oder Gewinnsucht heraus auf eine Stufe mit den Fläschungen aus Faschistenzeit gestellt werden. Demokratie und Ortsnamen brauchen keinen Mussolini und keinen Tolomei. Jeder, der in dieser Angelegenheit im Bilde sein will, ist mit dem Besuch der Internetseite http://www.toponomastik.com/ gut beraten.
Weithaler Dietmar, Partschins
„Schludernser Rebellen“
In ihrem Artikel in der Ausgabe 1 vom 10.01.2013 bezeichnet Frau Dietl Sapelza einige Gemeinderäte von Schluderns als „Rebellen“. Wer nun aber den Artikel im Ganzen liest, muss sich am Ende fragen, ob denn nun die gesamte SVP-Fraktion aus „Rebellen“ besteht! Wie sonst ist es zu erklären, dass letztlich das eindeutige Abstimmungsergebnis mit nur einer Gegenstimme (BM Wegmann) und 2 Enthaltungen (VizeBM Stecher und Referent Hauser) ausfallen kann! Als steuerzahlender Bürger der Gemeinde Schluderns brennt mir nun eine Frage unter den Nägeln: Welche der beiden Seiten arbeitet nun eigentlich für die Anliegen und Interessen der Bevölkerung und wird ihrem Wählerauftrag gerecht?
Roman Koch, Schluderns
Wenn...
Weil wir vergessen haben, dass wir eins sind mit der Schöpfung
Wenn durch das letzte Tal eine Schnellstraße führt,
wenn zur höchsten Alm jeder mit dem Auto fährt,
wenn der letzte Feldweg asphaltiert ist,
wenn das letzte Biotop melioriert ist,
wenn der letzte natürliche Steinwall entfernt ist,
wenn der letzte Boden verseucht ist,
wenn die letzte Hecke gerodet ist,
wenn der letzte Singvogel tot ist,
wenn der letzte Falter am Boden bleibt,
wenn die Artenvielfalt der Einfalt gewichen ist,
wenn der letzte Fluss verschmutzt ist,
wenn die letzte Quelle vergiftet ist,
wenn der letzte Bach zu Geld gemacht ist,
dann werden wir feststellen, dass man Geld nicht essen kann.
Hanns Fliri, Naturns